Eine kleine Glaskaraffe, die beim Weinen unter das Auge gedrückt wurde, idealerweise gleich zwei Karaffen gleichzeitig für beide Augen, um alle Tränen aufzufangen. Dass im Altertum ein Fläschchen mit den darin gesammelten Tränen der nächsten Angehörigen dem Toten mit ins Grab gegeben wurde, wird heute als Irrtum angesehen. Das T. war in römischer Zeit und im Mittelalter im Gebrauch, einerseits weil es an Tempotüchern fehlte, andererseits weil damals Salz noch wertvoller war als Gold. So konnte man aus der Neigung der Frauen, sich bei vielerlei Anlässen so richtig auszuweinen, Gewinn ziehen, indem man die salzigen Tränen im Glas trocknen ließ, wobei sich das Salz in kristalliner Form niederschlug. Erst bei akutem Kapitalbedarf brach man das T. auf, wie man ein Sparschwein aufzubrechen pflegte. Weswegen die Archäologen sich heute meist mit Glasscherben zufrieden geben müssen, und die sind immer auch noch des letzten Krümels Salz beraubt (vgl. Harem, Salz, Spekulantentum, Trauerarbeit).
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