Gesichter Australiens

Book Cover: Gesichter Australiens
Editionen:Paperback: € 16,00 EUR
ISBN: ‎ 978-3945961247
Größe: 12,00 x 20,00 cm
Seiten: 130

LESEPROBE

Es war 1988, als Australien das 200. Jahr der Besiedlung feierte. Das Jubiläumsjahr hatte mit dem Nationalfeiertag begonnen, dem 26. Januar, weil an diesem Tag im Jahre 1788 eine Flotte mit den ersten europäischen Siedlern da gelandet war, wo heute die Stadt Sydney ist.Die ersten Siedler, das hört sich an, als hätten sich Menschen entschlossen, einen unbewohnten Mond zu ihrer neuen Heimat zu machen. Dabei waren die sogenannten ersten Siedler bekanntlich vor allem britische Sträflinge, die möglichst weit abgeschoben werden sollten. Zu ihrer Bewachung abkommandiert kamen mit ihnen Briten, die sich nicht viel anders fühlten als die Verbannten. Weshalb sie sich damit hervortaten, die Ureinwohner, diese so ungewöhnlich anders aussehenden Aborigines, wie Freiwild zu behandeln. Denn Ureinwohner passten nicht in ihr Weltbild als Herrscher in einem neuen, rechtsfreien Raum. So die Überzeugung der weißen Eroberer von damals. Ein Weltbild, mit dem sich Australien bis heute abquält. Immerhin ist man um seine Überwindung bemüht.

Dieses zweifelhafte Großereignis, den Beginn der Eroberung eines neuen Kontinents vor zweihundert Jahren, galt es groß zu feiern. Wer ist man denn. Das Jubiläum wurde tatsächlich mit allem Pomp inszeniert. Und mit wohltönenden Reden, mit Musik und Feuerwerk und allerlei Ehrungen. Ich aber, ich habe das offizielle Feierprogramm des Jubiläumsjahres kühl beiseite gelegt und mich für keine einzige der vielen Veranstaltungen angemeldet. Ich wollte stattdessen die Menschen näher kennenlernen, die dieses problematische Jubiäum feiern konnten. Also die Menschen von gegenüber auf dem Globus oder von down under, wie sie selbst ihr Versteck auf der anderen Seite des Erdballs nennen. Also die Menschen unter uns, die – von uns aus gesehen – auf dem Kopf stehen. Dass ich bei meinem Besuch manches Mal den Eindruck haben würde, selbst auf dem Kopf zu stehen, das konnte ich ja nicht ahnen.

Veröffentlicht:
Verlag: edition karo
Genres:
Rezensionen:Lisa Meienhofer, Lausanne/Schweiz 20. 4. 2022 schreibt:

Das Buch von Walter Laufenberg gefällt mir. Er hat eine lässige und trotzdem sehr intelligente literarische Art, die Menschen, die Natur und Situationen zu beschreiben, manchmal Dinge, die man gar nicht beachten würde. Ausserdem ist er sehr sprachgewandt, clever, lustig, spritzig, poetisch und geht auf das Wesentliche zu in seinen Beobachtungen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 9. April 2022 schreibt:

Die Idee, einen Kontinent zu erkunden, um die Vielfalt der Menschen, die ihn bewohnen, kennenzulernen und sie in den unterschiedlichsten Formen wahrzunehmen, ist in meisterhafter Sprache intoniert. Das ist ja nichts Neues bei Laufenbergs Büchern, und doch bin ich jedes Mal wieder fasziniert.


Verlag Edition Karo, Berlin, 2022
ISBN 978-3-945961-24-7
Umfang 132 Seiten, Klappenbroschur
Preis 16,00 €
Kategorie Reiseerzählung
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.