Extra-Service für Schreiber

Unsere sechsundsechzig alltäglichen Fehler

(Den noch fehlenden Fehler bitte selbst ergänzen. Dann ausdrucken und neben dem Computer an die Wand pinnen!)

  1. Die Aktivität genau wie die Alternative gibt es nur in der Einzahl. Wer sie im Plural benutzt, wird zwar auch verstanden, verrät damit aber, dass es ihm an Bildung fehlt (übrigens in diesem Sinne auch so ein Einzahl-Wort).
  2. Das gleiche ist nicht dasselbe. Da gleicht nur eins dem anderen. Zum Vergleich gehören immer mehrere, dasselbe dagegen gibt es nur ein einziges Mal. Deshalb kann etwas nicht am gleichen Tag oder am gleichen Ort passiert sein. Nicht einmal die Formulierung ein und das gleiche hilft da weiter. Andererseits kann einer niemals dasselbe essen wie sein Tischnachbar.
  3. Mal Fahne und mal Flagge zu schreiben ist kein geschickter Wechsel im Ausdruck, sondern Unsinn. Weil die Flagge gemäß Flaggengesetz nur als Hoheitszeichen Bedeutung hat, aber als ein Fetzen Stoff beliebig ersetzbar ist, während die Fahne einen Verein, ein Regiment oder dergleichen repräsentiert und als Einzelstück ihren besonderen Wert hat. Leicht zu merken: Die Alkoholfahne kann niemals eine Flagge sein.
  4. Die Mehrzahl von Wort heißt Wörter. Aber Worte schreibt man, wenn man Aussprüche meint i. S. von „Worte des großen Vorsitzenden“ oder „Goethes letzte Worte“.
  5. Das Zünglein an der Waage entscheidet nichts, es zeigt nur die Neigung der Waagschale an, und das schon bei kleinster Zugabe oder Wegnahme an Gewicht. Wer ihm mehr Bedeutung beimisst, verrät damit einen Mangel an Gehirnmasse.
  6. Eine Aktion, die einem selbst Schaden zufügt, ist niemals ein Bumerang, denn der kommt in die Hand des Werfers zurück, wenn er sein Ziel verfehlt hat. Also Bumerang streichen und stattdessen Eigentor schreiben oder Grube, in die selbst hineinfällt, wer sie für andere gegraben hat.
  7. Nur scheinbar ist es so schwierig, scheinbar und anscheinend zu unterscheiden. Leicht zu merken: Was mit Schein anfängt, ist halt nur Schein.
  8. Eigentümer und Besitzer kann ein und dieselbe Person, können aber auch verschiedene Personen sein. Der Besitzer hat eine Sache gerade nur in der Hand oder unterm Hintern, der Eigentümer hat mehr als den bloßen Besitz, er hat das volle Verfügungsrecht über die Sache, sogar wenn er einem anderen den Besitz überlassen hat, z. B. seinem Mieter. Deshalb ist der sogenannte Hausbesitzer im allgemeinen sogar der Hauseigentümer.
  9. Ein Mietwagen ist etwas anderes als ein Leihwagen. Denn für die Miete muß man bekanntlich bezahlen, die Leihe ist kostenlos. Deshalb ist auch jedes Leihmutter-Geschäft in Wahrheit ein Mietmutter-Geschäft.
  10. Schon heißt soviel wie bereits, und bereits heißt soviel wie schon. Deshalb ist die Schreibweise bereits schon so sinnvoll wie die Schreibweise auch auch. Beides hintereinander zu setzen ist Unsinn.
  11. Man schreibt nicht: Er entschuldigte sich. Das ist eine Unverschämtheit; denn so einfach wird man seine Schuld nicht los. Von der kann nur der Geschädigte einen lossprechen. Deshalb kann man nur um Entschuldigung bitten. Noch besser wäre, um Verzeihung zu bitten.
  12. Einen neuen Satz mit der Erklärung zum Vorhergehenden niemals so beginnen: Es war der Trainer … Das ist unmöglich, denn auch Trainer sind Männer, also nicht mit es zu bezeichnen. Richtig muß es heißen: Er war der Trainer. Oder aber: Es war das der Trainer … Entsprechendes gilt, wenn es sich um eine Trainerin handelt.
  13. Die ersten beiden Läufer und die beiden ersten Läufer, das sind keine austauschbaren Begriffe. Denn bei der ersten Formulierung sind der erste und der zweite Läufer gemeint, bei der zweiten Formulierung sind zwei Läufer gleichzeitig als erste durchs Zieltor gelaufen.
  14. Das Wort grundsätzlich zu einer Aussage gesetzt heißt, dass es auch Ausnahmen gibt. Wer etwas als ausnahmslos geltend bezeichnen will, sollte das sagen. Oder er sollte das Wort generell verwenden.
  15. Ein ehemaliger Ministerpräsident, Kanzler oder Minister ist nur immer der ehemalige oder der Ex-Ministerpräsident, Ex-Kanzler bzw. Ex-Minister. Die Bezeichnung a. D. passt dafür nicht, denn das ist ein nach Beamtenrecht geschützter Titel für ehemalige Beamte, also Staatsbedienstete. Ministerpräsidenten, Kanzler und Minister sind aber Staatsorgane und nicht Staatsbedienstete. Somit sind sie nicht Beamte, sie haben bloß Beamte unter sich.
  16. Bei jedem Überfall mit Rauben und Brennen von Brandschatzung zu sprechen, ist ein Unsinn. Denn Brandschatzung liegt vor, wenn nichts abgebrannt wurde, weil die bloße Drohung mit dem Anzünden von Gebäuden schon genügt hat, die geforderten Abgaben (den geschätzten Gegenwert der Gebäude) zu erpressen.
  17. Grund und Anlass sind keine beliebig austauschbaren Begriffe. Meine heutige Zeitungslektüre gibt den Anlass zu dieser Bemerkung, der dahinter stehende Grund aber ist, dass ich die Verständlichkeit der deutschen Sprache erhalten möchte.
  18. Ich lese: Schreiben ist eine der schönsten Gelegenheiten, um sich einem Menschen mitzuteilen. Ja, dann aber richtig. Ohne das Um, das etwas Zielgerichtetes ausdrückt. Richtig muss es heißen: Schreiben ist eine der schönsten Gelegenheiten, sich einem Menschen mitzuteilen.
  19. Er hat die Absicht (den Wunsch, den Plan usw.), einen guten Satz schreiben zu wollen. Na, dann sollte er sich kürzer fassen und seine Intention nicht doppelt servieren. Richtig wäre: Er hat die Absicht, einen guten Satz zu schreiben.
  20. Keine Angst. Wenn die Bewohner eines einsturzgefährdeten Hauses evakuiert werden, wird ihnen nicht der Magen ausgepumpt. Eine dumme Objektverwechslung, inzwischen vom Duden zur Quasi-Norm erhoben und damit noch störender. Besser schlicht gesagt: Das Haus wird geräumt.
  21. Der Ausdruck „Nichtsdestotrotz“ kommt immer öfter in ernsthaften Artikeln vor. Dabei ist er eigentlich ein Juxbegriff, der für „Trotzdem“ oder „Dennoch“ steht.
  22. Letztendlich ist ein so scheußlich zusammengeschusterter Begriff, dass man als Leser für jedes nur halb so scheußliche „Letztlich“ oder „Letzten Endes“ dankbar ist.
  23. Wer eine negative Rezension schreibt, der zerreißt das Buch oder das Stück nicht, nein, er verreißt es. Denn das Ergebnis seiner Besprechung ist ein Verriss und kein Zerriss.
  24. Bitte nicht immer wieder: Das kostet der Stadt zehn Millionen. Sondern: Das kostet die Stadt zehn Millionen. Bei den Kosten kommt es doch auf Genauigkeit an.
  25. Beide sollen an einem Strang ziehen, das klingt gut. Aber da jeder Strang zwei Enden hat, kann an beiden Enden gleichzeitig gezogen werden. Was dann nichts bringt. Gemeint ist und sollte deshalb auch geschrieben werden: Beide sollen am selben Ende des Strangs ziehen.
  26. Das sollte man den Toten nicht antun, dass man den Opfern gedenkt statt der Opfer zu gedenken. Und man pflegt das Gedenken an die Toten und das Andenken der Toten.
  27. Wer über das Schutzschild schreibt statt über den Schutzschild, ist kein gutes Aushängeschild für die schreibende Zunft, und man wird ihn nicht als den Helden der Presse auf den Schild heben, schon gar nicht seinen Namen auf das Firmenschild schreiben.
  28. Ein Schreiber, wo jeden Nebensatz mit dem Wörtchen wo anbindet, statt die jeweils richtige Anbindung mit der, an dem, während usw. zu verwenden, der kann mich mal wo lecken!
  29. Machen Sie den so behindert klingenden modischen Quatsch mit des statt dem nicht mit! Es heißt richtig: entgegen dem Rat …, gegenüber dem Bahnhof und entsprechend dem Beschluss.
  30. Nach der Präposition laut folgt der Genitiv und nicht der Dativ. Also bitte: Laut der leisen Hinweise im Laufenberg NETzine … Und genau so schreiben Sie: Entlang der Autobahn und gemäß der Vorschrift …
  31. Warum alles doppelt sagen? Nicht neurenoviert und vorprogrammiert und aufoktroyiert oder volksdemokratisch, sondern renoviert, programmiert, oktroyiert und demokratisch ist richtig.
  32. Ach, senden Sie doch nicht immer alles in der Anlage! Dem Adressaten könnte der Weg zu weit sein bis zur nächsten Parkanlage.
  33. Hoch, hoch, hoch und niedrig, niedrig, niedrig: Es gibt keine teuren Preise und keine billigen, wie es keine kühlen Temperaturen gibt und keine heißen, es gibt keine große Belohnung und keine starke Belastung, es gibt nur viel zu viele Leute ohne jedes Sprachgefühl, die sich das Schreiben nicht verkneifen können.
  34. Die immer brauchen und gebrauchen verwechseln, sollten sich der Ersatzwörter bedienen: Statt brauchen besser benötigen, fängt ja auch mit b an, und statt gebrauchen lieber genießen, fängt ja auch mit ge an. Im Übrigen hilft der Merksatz: Wer brauchen ohne zu gebraucht, sollte brauchen überhaupt nicht gebrauchen.
  35. Schreiben Sie nicht über den Treffpunkt des guten Geschmack’s. Denn das schmeckt all denen nicht, die noch wissen, dass der Genitiv im Deutschen einfach durch ein angehängtes S gebildet wird. Also bitte schlicht Treffpunkt des guten Geschmacks. Und genauso einfach wird im Deutschen bei vielen Wörtern der Plural durch ein angehängtes S gebildet, also bitte nicht diese schwachsinnige Schreibweise mit dem Deppen-Apostroph: Nicht die Park’s, sondern die Parks.
  36. An’s, durch’s, in’s, um’s zu schreiben ist Unsinn, weil der Apostroph immer nur ein weggelassenes E anzeigt, nichts sonst. Hier geht es aber um Kontraktionen, bei denen ein Das eingespart wird, so dass es kurz und klar heißt: ans, durchs, ins, ums.
  37. Schreiben Sie nicht, man habe sich leider bloß auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können. Es genügt zu sagen: auf einen gemeinsamen Nenner. Denn das ist die Zahl, die bei Brüchen unter dem Bruchstrich steht. Eine Addition von Brüchen ist nur möglich, wenn sie gemeinsame Nenner haben. Aber schreiben Sie erst recht nichts von einem größten gemeinsamen Nenner, denn den gibt es nicht, ist doch immer noch ein größerer vorstellbar.
  38. Wenn Sie Ihren Artikel mit Fremdwörtern spicken wollen, um Ihre Bildung zu zeigen, sollten sie nicht von Internas sprechen, sondern nur immer von Interna, sonst widerlegen Sie sich selbst.
  39. Begeistern Sie sich niemals für den Musikchor der Bundeswehr, sondern höchstens für das Musikkorps. Denn das ist ganz was anderes als der Männerchor, in dem Sie singen.
  40. Das macht Sinn ist zwar die direkte Übersetzung des Englischen Ausdrucks that makes sense, dennoch ein Unsinn. Denn im Deutschen kann man Sinn nicht machen, also erschaffen oder herstellen. Man kann zwar Blödsinn machen, also dummes Gerede verzapfen, aber Sinn kann man nur suchen und finden. Und wenn man glaubt, den Sinn gefunden zu haben, sagt man: Das ist sinnvoll oder das erscheint mir als sinnvoll.
  41. Ich erinnere das nicht ist die direkte Übersetzung des Englischen I don’t remember that. Trotzdem peinlich falsch, denn im Deutschen verlangt das Wort erinnern, wenn es nicht darum geht, einen anderen an seine Schulden zu erinnern, es vielmehr reflexiv gebraucht wird, die Verbindung mit sich. Also kann es nur heißen: Daran kann ich mich nicht erinnern.
  42. Haben Sie das realisiert? Eine falsche Frage, obwohl die direkte Übernahme des Englischen: Did you realize that? Zwar bedeutet das Englische to realize erkennen oder sich klarmachen. Im Deutschen haben wir aber das Wort realisieren, und das heißt etwas ganz anderes, nämlich verwirklichen. Deshalb muß die Frage lauten: Haben Sie sich das klargemacht?
  43. Ich denke. Das ist eine Verlegenheitseinleitung, die ebenfalls aus dem Englischen (I think) eingeschleppt wurde, aber genauso überflüssig ist wie die Einleitungen: Ich meine, ich möchte meinen, ich würde sagen, sagen wir mal so und dergleichen mehr. Besser weglassen!
  44. Nicht wirklich. Wer so in der feinen englischen Art (not really) verneint, erweist sich damit als modebewusst und dämlich. Denn zur Verneinung genügt das schlichte Wörtchen nicht. Und wo man eine leichte Einschränkung, eine Unsicherheit oder ein Bedenken andeuten will, hilft die gute alte Formulierung: Eigentlich nicht.
  45. Auch die Formulierung einmal mehr ist bloß ein plumpes Nachplappern des once more im Englischen. Im Deutschen klingt besser: Noch einmal.
  46. Und noch eine üble Übernahme aus dem Englischen, die einem auf die Nerven geht: In 2001 kam der …, statt in richtigem Deutsch zu schreiben: Im Jahre 2001 kam der …, wenn man es nicht noch kürzer machen will: 2001 kam der …
  47. Herein und heraus, hinein und hinaus genau wie herauf und herab, hinauf und hinab, alles nicht so schwierig, dass ständig das falsche Wort gewählt werden muss. Es kommt einfach immer auf die Beziehung zum Subjekt an: Von ihm aus gesehen zu ihm hin beginnt alles mit her, von ihm aus gesehen von ihm weg beginnt alles mit hin.
  48. Überflüssigen Zierat vermeiden! Statt in etwa zu schreiben, genügt das Wörtchen etwa, und statt von daher zu schreiben, sollte man sich mit dem Wort daher begnügen, das klingt ernsthafter.
  49. Wenn ich in der Zeitung lese, dass ein Unternehmer dem Marktführer das Fürchten lehrt, kriege ich das Grausen. Dabei muss ich schon über das Wort lehrt statt lernt froh sein. Richtig glücklich wäre ich, wenn ich lesen würde: Er lehrt den Marktführer das Fürchten.
  50. Schreiben Sie nicht: Am 1. diesen Monats, sondern lassen Sie dem Genetiv gefälligst sein Recht und schreiben sie: Am 1. dieses Monats.
  51. Machen Sie nicht mit bei dem dummen Quantensprung-Gequassel der Politiker und Journalisten. Der Quantensprung ist nichts Großes. Er ist im Gegenteil eine extrem kleine Änderung in der Mikrophysik, von uns kaum noch wahrnehmbar. Wer wenigstens ein Quentschen Verstand hat, vermeidet deshalb so einen Sprung in die falsche Richtung.
  52. Wer ansonsten schreibt, überpudert seinen Text mit dickem Aktenstaub, denn der Begriff aus dem Kanzleideutsch hat längst die ewige Ruhe verdient. Das Wörtchen sonst reicht. Wer es stärker ausdrücken will, kann andernfalls schreiben.
  53. Mit der heute gelesenen doppeldeutigen Zeitungsmeldung kann niemand etwas anfangen:  Die polnische Regierung warnte Merkel vor einem Bruch der Zusagen. Wenn Subjekt und Objekt den gleichen Artikel erfordern  – hier ein Die -, obwohl einmal Nominativ und einmal Akkusativ, hilft kein Umstellen des Satzes, sondern nur ein mutiger Geschlechtswechsel bei der Bezeichnung von Subjekt oder Objekt, z. B.: Der polnische Regierungschef warnte Merkel … beziehungsweise: Der Sprecher der Bundeskanzlerin Merkel warnte die polnische Regierung …
  54. Ich lese: Friss Vogel oder stirb! Falsch, hier gehört der Plural hin. Denn wenn der Hunger so groß ist, dass man kurz vor dem Sterben ist,  kann ich nur raten: Friss Vögel! Es sei denn, man meint den klassischen Ausspruch für eine ausweglose Entscheidungssituation, dann aber gehört die Anrede Vogel zwischen Kommas: Friss, Vogel, oder stirb!
  55. Hier der Satz, der fast gleichlautend immer am Ende eines Geschäftsbriefes steht und in dem so gut wie stets das zweite Komma fehlt: Wir hoffen, wir haben mit diesem Angebot Ihr Interesse geweckt, und verbleiben mit freundlichem Gruß …
  56. Im Englischen gibt es kaum zusammengesetzte Begriffe, deshalb bringt Ihr Computerprogramm sie einzeln und ohne Bindestrich dazwischen. Das Deutsche aber ist voll von diesen Komposita und verlangt Bindestriche. Meiden Sie also die Deppen-Leertaste. Denn es heißt Uni-Halle, weil Uni Halle Ihre Leser in eine andere Stadt entführt. Und es heißt Max-Weber-Platz und nicht Max Weber-Platz, weil Max dann den sehr ungewöhnlichen Familiennamen Weber-Platz führen würde.
  57. Vermeiden Sie die dumme Floskel: Vielen Dank. Die hat sich zwar eingebürgert, entlarvt Sie aber als gedankenlosen Nachschwätzer, der sich nicht klargemacht hat: Sowohl der Nominativ als auch der Akkusativ von viel heißt in der Einzahl viel.
  58. Leute, die sich modern geben wollen, haben bei jedem Post ihrer facebookenden Freunde etwas zu posten. Man sollte ihnen zur Auswanderung in ein englischsprachiges Land raten. Im Deutschen macht man Bemerkungen, gibt Hinweise, äußert sich oder schreibt einfach.
  59. Und Bilder teilt man mit der Schere, aber nicht durch Weitergeben. Das ist eine zu peinlich blöde Übersetzung des englischen Verbs to share.
  60. Nachmittags und am Nachmittag meint nicht dasselbe. Die Sprache leistet sich nur selten Doppelungen, dafür liebt sie es viel zu sehr, die feinen Unterschiede auszudrücken. Wenn etwas jeden Nachmittag passiert, dann nachmittags, passierte es nur gerade einmal zu dieser Tageszeit, dann am Nachmittag. Das gilt entsprechend für morgens, vormittags, mittags, abends, tags und nachts.
  61. Bitte mehr Zurückhaltung bei superlativischen Zusätzen wie höchst, meist, lautest, bestens, einsamst usw., denn sie verleiten zu doppelter Steigerung: Höchst vollendetste Kunst, meist gelesenstes Buch, lautest gespielteste Musik, bestens versichertste Immobilie, einsamst gelegendste Insel. Damit erzeugt man nur ein müdes Lächeln. Einfach und richtig heißt es: Höchst vollendete Musik, meistgelesenes Buch, lautest gespielte Musik,  bestversicherte Immobilie, einsamst gelegene Insel.
  62. Es brennt einem nicht unter den Nägeln. Gar nicht möglich. Es brennt einem auf den Nägeln, wie den Mönchen und Nonnen in früheren Jahrhunderten, die sich bei den nächtlichen Gebeten dünne, kleine Kerzen als Leselichter auf die Daumennägel klebten und darauf achten mussten, fertig zu werden, bevor die Kerzen ganz heruntergebrannt waren.
  63. Wer über Unkosten oder Unkraut oder Unmenschen schreibt, verrät sich als ungebildet. Denn es gibt nur Kosten und Kraut und Menschen, anderes ist unbedachte Wertung.
  64. Schwer und schwierig zu unterscheiden, fällt manch einem schwer. Dabei ist das gar nicht schwierig. Nur immer sich klarmachen, dass ein Dicker zwar immer ein schwerer Mensch ist, meist aber alles andere als ein schwieriger Mensch, weil er ein Genüssling ist.
  65. Wer das bis hierher Gelesene beherzigt, läuft Gefahr, der Einzige zu sein, der sich wirklich auf Deutsch ausdrückt. Immerhin ist er nicht der Einzigste, weil sich das Einzigartigsein nicht steigern lässt.