731. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Dass das Prinzip Demokratie kein Schutz vor der Ruinierung eines Staates durch eine zu ehrgeizige Einzelperson ist, wissen wir Deutschen längst. Für die Briten wie die Türken ist das ein neues Erlebnis.

 

Ist mehr direkte Demokratie das richtige Rezept? Eine Volksabstimmung mit der Frage, ob etwas bleiben soll, wie es ist, oder geändert werden soll, ist ein gefährliches Spiel. Es ist das nicht die Spitze der Gerechtigkeit, sondern genau das Gegenteil, nämlich eine asymmetrische Wahl. Weil der Bleiben-Partei praktisch auch alle nicht abgegebenen Stimmen zugute kommen – die Situation ist ja schon wie gewünscht –, während die Ändern-Partei nur die Stimmen hat, von denen sie angekreuzt wurde. Im aktuellen Fall Brexit heißt das, dass den errechneten rund 52 % der abgegebenen Stimmen fürs Ändern nicht bloß die rund 48 % der abgegebenen Stimmen fürs Bleiben gegenüber stehen, sondern auch die rund 30 % aller Wahlberechtigten, die nicht gewählt haben, also offensichtlich nichts ändern wollten. Das Ergebnis der asymmetrischen Brexit-Wahl zeigt sich jetzt: Katzenjammer.

 

Alle Wahlergebnisse in Prozent sind irreführend, weil sie suggerieren, das seien Prozente der Bevölkerung oder zumindest der Wahlberechtigten. Dabei handelt es sich bloß um Prozente der gültig abgegebenen Stimmen, also einer viel kleineren Gruppe. Das aber sieht schlecht aus, weil es die erreichte Legitimität der Gewählten dünner zeigt als erwünscht, und wird deshalb nach Möglichkeit nicht ausgesprochen.

 

Deutschland im Umbruch. Polygamie, Ehe mit Minderjährigen, Mord wegen der Familienehre, in solchen und anderen Fällen haben deutsche Gerichte die Meinung vertreten, das islamische Recht stehe über dem deutschen Recht. Im Zivilrecht wie im Strafrecht eine Entwicklung, die beunruhigender ist als Randale von Migranten. Zumal in den muslimischen Ländern kein Mensch auf die Idee käme, unseren Rechtsvorstellungen Vorrang vor dem eigenen Rechtssystem zu gewähren.

 

Im Radio hörte ich: „Bei der Computerarbeit haben User und Userinnen …“. Da musste ich doch einen empörten Hörerbrief schreiben. Denn wo bleiben bei so einer lässig unvollständigen Aufzählung die Homouser und die Biuser, die Transsexuser, die Ambivalentuser und die Nosexuser, ganz abgesehen von all den Userexoten, die mir gerade nicht einfallen.

 

Der Bundestagvizepräsident Singhammer fordert, das faktische Monopol der englischen Sprache in der EU-Bürokratie zu beenden, weil es nach der Brexit-Entscheidung noch weniger Berechtigung hat als zuvor. Ist Englisch in der EU demnächst doch nur noch auf Malta und in Irland Amtssprache. Doch die Vertreter der Europäischen Kommission haben sich prompt für die Beibehaltung des Englischen als Amtssprache ausgesprochen. Man müsste mit diesen Leuten, die immer noch im Vorgestern leben, als Britannien die Weltmeere beherrschte, wohl mal ein deutliches Wort sprechen, selbstverständlich in der Sprache der größten europäischen Sprachgruppe, dem Deutschen.

 

Der Bachmann-Literatur-Wettbewerb in Klagenfurt hat es diesmal mit Deutsch als Fremdsprache versucht. Man hätte bloß in Facebook zu lesen brauchen, wo Deutsch fast nur noch wie eine Fremdsprache daherhoppelt.

 

Bei der als so wichtig hochgespielten Fußball-Europa-Meisterschaft hat mich gewundert, dass die Briten mit vier Mannschaften beteiligt sind, die aus England, Wales, Schottland und Nordirland kommen. Müssten dann nicht die Spanier mit mindestens fünf Mannschaften antreten, die für die Ehre Kataloniens, des Baskenlandes, der Balearen und der Kanaren sowie des restlichen Königreichs spielen. Und was ist mit Belgien und seiner Flämischen und Wallonischen Region sowie der Region Brüssel? Und unseren stolzen Freistaat Bayern müsste man auch endlich selbständig antreten lassen.

 

Rassismus gibt es negativ, was generell verwerflich ist, weil schrecklich dumm. Aber es gibt auch einen positiven Rassismus. Sportler anderer Hautfarbe werden zum modernen Männerbild hochgestylt, und Models anderer Hautfarbe prägen das neue Frauenbild. Nach dem Motto: Farbig ist schön. Zum Glück ist es bisher noch wurscht, ob man als Schriftsteller weiß oder andersfarbig ist. Man sollte nur nicht westdeutsch, heterosexuell und ohne Vorstrafen sein, auch nicht ohne Skandale und Drogenvergangenheit. Ich bin die Ausnahme, denn ich setze mich erstaunlicherweise trotzdem auf dem Buchmarkt durch. Mein Buch über die Ursprünge der Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam, der große historische Dokumentarroman „Favoritin zweier Herren“, ist ein echter Longseller, wie mir mein Verleger jetzt am Telefon verriet, weil dieses Buch so was wie ein Standardwerk zu dieser Thematik ist.

 

 

 

 

 

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