732. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Auch das ist Klimawandel: Weil sich die Gewässer auf der Erde erwärmt haben, dreht die Erde sich etwas langsamer. Das verlängert das Jahr 2016 um eine ganze Sekunde, so lese ich. Was ja nicht ohne Wirkung ist. Viele tausend Menschen werden dadurch das Jahr 2016 als Geburtsjahr oder als Sterbejahr haben statt des Jahres 2017. Also ein bleibender Schaden – oder Vorteil?

 

Afrikanische Rinderhirten haben eine neue Taktik zum Schutz ihrer Rinder vor hungrigen Löwen entwickelt. Sie malen ihren Rindern ein deutlich erkennbares Augenpaar aufs Hinterteil. Ein anschleichender Löwe, so hat man festgestellt, fühlt sich entdeckt und bricht den Angriff ab.

 

In den USA zeichnet sich eine radikale Lösung des Rassenproblems ab. Es gibt jetzt den Vorschlag, nur noch Farbige zu Polizisten zu machen und alle weißen Polizisten vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen oder zu Sanitätern umzuschulen. Wenn es nur noch farbige Polizisten gibt, muss kein farbiger Bürger mehr befürchten, von weißen Polizisten umgebracht zu werden, und kein farbiger Bürger hat einen Anlass, weiße Polizisten umzubringen, ja, er hat überhaupt keine Möglichkeit mehr zu solch einer Rache.

 

Attentate gehören inzwischen zum Frühstückserlebnis. Denn die Presse schenkt jedem Attentätern zuverlässig, um was es ihm geht: Sie macht seinen Namen und sein Gesicht weltbekannt. So unterstützt sie die hybriden Egos. Herostrat ist bei uns nur noch ein Fremdwort, mit dem niemand was anfangen kann.

 

Englisch ist neben Französisch und Deutsch eine der drei Arbeitssprachen der EU-Kommission, also der Quasi-Regierung der Europäischen Union. Das Ausscheiden der Briten aus der EU wird auch im Sprachendienst Veränderungen bringen, hört man jetzt. Zehn Prozent der 120 Deutsch-Übersetzer werden vor die Tür gesetzt, während die 130 Englisch-Übersetzer nicht um ihren Job fürchten müssen. Das muss ich weitergeben, damit unsere Spitzenpolitiker merken, dass auch sie sich Sorgen um ihren Job machen müssen.

 

Der Tod eines Toreros in der Arena hat zu allerlei Häme im Internet geführt – und zu großartigem Geschreibsel über die edle alte Kultur der Corrida in anderen Medien. Dabei ist  kurz und abschließend unter dem Stichwort Stierkampf alles gesagt in Laufenbergs Läster-Lexikon. Hier im Netzine nachzuschlagen.

 

Viereinhalb Millionen Deutsche machen Arbeiten, die angeblich zu mindestens 70 % auch von Automaten erledigt werden könnten. Na schön, ich werde jedenfalls zu den letzten gehören, die so ersetzt werden können.

 

Wie stark das Automobil unser Leben prägt, zeigte mir jetzt die eMail-Korrespondenz von Freunden. Herr A schrieb an Familie B: „Navi gut habt Ihr denn Euer Urlaubsziel gefunden?“ Woraufhin Herr B antwortete: „Wir haben uns einfach auf die angenehme Fordbewegung verlassen.“ Was Herrn A zu der erstaunten Bemerkung brachte: „Ich dachte, Ihr seid immer noch in Eurem Ervolkswagen.“

 

Jetzt hat der Untersuchungsbericht der britischen Chilcot-Kommission festgestellt, dass der Einfall der Amerikaner und Briten im März 2003 in den Irak unnötig und falsch war, weil vom Irak keine Bedrohung ausging. Ich war in den letzten Tagen vor dieser Aggression im Irak und habe schon vom Pressebüro meines Hotels in Bagdad aus eine dringende Warnung ins Internet gegeben: Lasst Saddam Husseins an der Macht. Der Mann ist zwar alles andere als ein Engel, aber er hält mit starker Hand den Deckel auf dem Topf, der sonst wegen der heftigen religiösen und ethnischen Differenzen sofort überkochen würde. Natürlich haben weder George W. Bush noch Tony Blair auf mich gehört. Damit haben sie sich schuldig gemacht an den vielen Todesopfern, die seitdem und auch jetzt noch täglich aus dem unregierbar gewordenen Irak gemeldet werden. Doch sind die beiden immer noch nicht vor Gericht gestellt worden. Ich habe meine Irak-Exkursion in einem Buch mit Fotos festgehalten. Diese hoch aktuelle und einmal nicht von politischen Interessen verfärbte Hintergrundinformation ist bei allen Buchhändlern und Bücherversendern zu bekommen: „Denk ich an Bagdad in der Nacht – Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn“ (edition karo, Berlin, 14,- €).

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