730. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Ob die Fußballer richtig das Maul aufreißen und mitsingen bei der Nationalhymne, das ist doch nicht die Frage. Das eigentliche Problem zeigt sich an den Krawallen der Fußballfans: Diese traditionelle Flaggen schwingende Art von Länderwettbewerb fördert den dumm-stolzen Nationalismus, von dem die Menschen in Europa durch schrecklichste Kriegserfahrungen und durch die europäischen Vereinigungen schon weitgehend geheilt waren. Jetzt liest man, die gesperrten russischen Leichtathleten könnten bei den Olympischen Spielen unter neutraler Flagge starten. Das wäre der Beginn der Abkehr von dem Dumpfbacken-Patriotismus.

 

Brexit ja oder nein? Dass eine Entscheidung mit einfacher Mehrheit in einer Frage von so weitreichender Bedeutung genügt, ist ein Unding. Aber egal, die cleveren britischen Politiker werden so oder so – als Mitgliedsland mit weniger Verpflichtungen oder als außenstehendes Land mit Sonderrechten – weiterhin eine Sondervergünstigung nach der anderen für England herausschinden.

 

Wenn es um den Austritt aus der EU geht, dann hätte Deutschland am ehesten Grund dazu. Wir zahlen am meisten in die Gemeinschaftskasse, und wir nehmen die meisten Migranten auf, wir mussten die starke Währung D-Mark und den zuverlässigen Schutz durch die Deutsche Bundesbank für den Euro opfern, und jetzt soll uns auch noch die renommierte Deutsche Börse genommen werden. Gleichzeitig wird die deutsche Sprache, die von den meisten Menschen in Europa gesprochen wird, von den europäischen Institutionen systematisch zurückgedrängt, genau wie auch deutsches Personal. Trotzdem bleiben wir.

 

Koinzidenzen. Am Sonntagabend, den 12. 6. 2016, während die Masse der Deutschen dem Straßenkampf zwischen russischen und britischen Hooligans und dann dem Fußballspiel Deutschland gegen Ukraine zuschaute, lief auf dem Kontrastprogramm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens eine Uraltfolge vom „Traumschiff“. Und gerade als darin Satchmos Jubel ertönte „What a wonderful world“, kam als Laufzeile die Nachricht: „Mindestens 50 Tote bei Schießerei in Orlando, Florida“, mit Hinweis auf ausführliche Berichterstattung nach Traumschiff-Ende.

 

Kam mir jetzt wieder einer mit dem Begriff Toleranz. Da musste ich ihn von seiner Wolke auf den Boden der Tatsachen herunterholen mit der Feststellung: Toleranz ist ein hoher Wert, zweifellos, aber auch einer der gefährlichsten unserer Werte. Weil Toleranz dazu geeignet ist, Tür und Tor zu öffnen für die Abschaffung aller anderen Werte – und das guten Gewissens.

 

Gebranntes Kind scheut das Feuer. Für diese uns geläufige Lebensweisheit gibt es offenbar keine Übersetzung ins Japanische. Denn Japans Atomaufsicht hat jetzt für zwei westlich der Hauptstadt Tokio stehende und bereits mehr als 40 Jahre alte Kernkraftwerke einer Laufzeitverlängerung um 20 Jahre zugestimmt. Ein neuer Kamikaze-Einsatz der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Industrienation Japan?

 

Der Blick aus meinem Arbeitszimmer auf die Rheinschiffe. Lebhafter Massengutfrachtverkehr: Vor allem Kohle rauf, Sand runter. Und ich fühle mit dem Wasser, weil alles nicht nur auf seinem Buckel … : Sand in die Augen, Kohle weg.

 

Das alte Ehepaar, das jeden Tag auf dem Balkon sitzt und sich unterhält, Stunde um Stunde. Dass ihr euch immer noch was zu sagen habt, wunderte ich mich. Wir haben zwei Fernsehapparate, sagte er, und sehen viel fern – und natürlich jeder ein anderes Programm.

 

Immer wieder höre ich von Lesern, die ihre Sammlung von Laufenberg-Büchern komplettieren möchten. Was nicht einfach ist, tauchen doch manche ältere Titel nur noch selten im Antiquariatshandel auf. Deshalb mein Angebot an die Sammler: Wer mir ein Foto seiner Sammlung von 15 oder mehr Buchrücken meiner Bücher schickt, dabei zählen die Gemeinschaftsromane mit, der erhält von mir postwendend ein ihm fehlendes Buch geschenkt. Bei 20 vorhandenen Büchern gibt es zwei geschenkte. Die Postanschrift nicht vergessen!

 

 

 

 

 

 

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