727. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die westlichen Demokratien haben Schwierigkeiten damit, einen allgemeinen Vertrauensverlust zu verkraften. Die Menschen fühlen sich offensichtlich nicht mehr von den etablierten Parteien vertreten, da können die sich noch so oft Volkspartei nennen. Die Bürger übernehmen nicht mehr brav die Meinung ihrer Tageszeitung und ihres Fernsehens, weil sie wissen, dass die Medien weitgehend von Parteileuten gesteuert werden. Das neue Medium, mit dem man heute lebt, ist das Internet. Das aber bringt eine Meinungsvielfalt, die sich nicht regulieren lässt, wenn das auch vielfach unerträglich ist.

 

Ohne auf den weltweiten islamistischen Terror zu achten, sollen wir die weitere Islamisierung unseres Landes gut finden. So verlangen es die Gutmenschen. Wenn die darauf spekulieren, dass neben einem mit Rücksicht auf die Christen arbeitsfreien Sonntag und einem mit Rücksicht auf die Juden arbeitsfreien Samstag jetzt auch noch ein mit Rücksicht auf die Moslems arbeitsfreier Freitag kommt, dann kann ich nur sagen: Prima. Ein paar zusätzliche arbeitsfreie religiöse Feiertage sollten auch noch drin sein. Und wie steht es mit dem Buddhismus und dem Hinduismus und …?

 

Bei der Hauptversammlung der BASF, die in Mannheims guter Stube, dem Rosengarten, stattfand, zeigten sich die Effekte der vor vielen Jahren eingeführten Mitarbeiterbeteiligung mittels Belegschaftsaktien. Durch die breite Streuung der Aktien ist der weltgrößte Chemiekonzern zwar vor Übernahmeversuchen geschützt, für die vielen von auswärts angereisten Aktionäre bedeutete das aber eine Dreiviertelstunde vor dem Eingang in der Rentnerschlange stehen zu müssen und am Mittag noch einmal langes Schlangestehen um Würstchen und Frikadellen zwischen mehr als sechstausend Konkurrenten. Immerhin rücksichtsvoll, dass der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsratsvorsitzende ihre Reden in Deutsch vorgelesen haben, und das bis auf den Begriff Devestition sogar ohne schwieriges Fachvokabular. Von Millionen-Boni war nicht die Rede. Mit so großen Zahlen kommt der Kleine Mann ohnehin nicht zurecht.

 

Am Montag, den 9. Mai zur besten Sendezeit den Film „Der Bankraub“ gesehen. Im ZDF ein Film über die menschenverachtenden Praktiken der Banken, mit denen sie uns in die große Finanzkrise von 2008 geführt haben, das ist schon was Ungewöhnliches. Die Erfindung von immer neuen obskuren Finanzprodukten und die Verarschung des Kleinen Mannes durch die Bankberater, das hat Millionen braver Bürger um ihre Ersparnisse und unsere Spitzenpolitiker zu der Dreistigkeit gebracht, mit Hunderten Milliarden unserer Steuergelder die ins Wanken geratenen Banken zu sanieren. In der Zeitung las ich dazu, dem Film fehle Stil. – Ja, so kann man einen Aufklärungsfilm natürlich auch sehen.

 

Eine Tragödie: Die Regierung von Kenia hat im Kampf gegen die Wilderei viele tausend beschlagnahmte Stoßzähne von Elefanten und Nashörnern, die insgesamt einen Schwarzmarktwert von 150 Millionen Dollar darstellten, öffentlich verbrannt. Mit dieser Verknappung des Angebots hat sie den Weltmarktpreis von Elfenbein, das vor allem in Asien gefragt ist, noch angehoben. Der Effekt ist, dass sich dadurch für die Wilderer die riskante Jagd auf die unter Naturschutz stehenden Tiere umso mehr lohnt, genauso wie für die Zwischenhändler der illegale Handel. Diese unvermeidliche Rückwirkung ist schon aus dem Abwehrkampf gegen illegale Drogen bekannt, bisher aber nur bei Alkohol und Nikotin weitgehend ausgehebelt, und zwar durch staatliche Monopolisierung und Besteuerung.

 

Mannheim, Deutschlands heimliche Technik-Hauptstadt, weil in Mannheim das Auto, das Fahrrad und der Traktor erfunden wurden, hat ein riesiges Museum für Technik und Arbeit, das Technoseum. So voll von wunderbaren Dingen, dass ich einem der Wächter gestehen musste: „Ich beneide Sie, weil Sie sich jeden Tag was anderes in Ruhe ansehen können.“ Da meinte der Mann: „Können Sie doch auch. Jeden Tag von 9-17 Uhr geöffnet.“

 

Die beiden Arten, was für den Kopf zu tun. Wenn dir auffällt, dass in deiner Stadt die Buchhandlungen immer weniger werden und die Friseure immer mehr, merkst du, dass du im falschen Land lebst  – oder zumindest in der falschen Zeit.

 

Ist die Städtelobby zu stark? Vor wenigen Jahren hat die Deutsche Bahn ihre Züge umbenannt. Plötzlich schmückten nicht mehr die Namen berühmter Deutscher die Züge, sondern Städtenamen. Was manchen Ausländer schon dazu verführt haben soll, in den falschen Zug zu steigen. Das war bloß Dummheit. Inzwischen aber nervt es, dass die diversen Sportvereine stets den Namen einer Stadt tragen und so tun, als ob Städte gegeneinander anträten. Dabei sind stets nur wenige Sportler des Vereins Bürger dieser Stadt. Das ist mehr als Dummheit, nämlich Täuschung. Und ein Lokalpatriotismus, der damit gefördert wird und manchmal zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führt, schreit nach grundsätzlichen Änderungen. Weg mit den Städten im Vereinsnamen! Dabei könnten die spätmittelalterlichen Turniergesellschaften der Ritter ein Vorbild sein, die sich durch Tiernamen unterschieden. Da kämpften die Ritter unter dem Zeichen des Fisches gegen die unter dem Zeichen des Falken, die vom Windhund gegen die vom Esel.

 

Man muss nicht jede Dummheit der Regierenden mitmachen. Ich habe den Dieselmotor vermieden, der Jahrzehnte lang gefördert wurde, und ich werde jetzt den Elektromotor nicht dem Benzinmotor vorziehen. Weil der Strom überwiegend ein schmutziges Geschäft ist und mehr Stromverbrauch mehr Umweltschädigung bedeutet. Unsere Regierung fördert mit unserem Geld die nur eingeschränkt akzeptable Zwischenlösung E-Mobil, statt auf die längst erprobte Alternative Brennstoffzelle zu setzen.

 

Kürzlich sagte mir eine Leserin, es sei ein intellektueller Spaß ohnegleichen, sich von den Verweisungen in meinem „Läster-Lexikon“ endlos hin und her zerren zu lassen, dabei immer neue Zusammenhänge zu entdecken und das Lachen zu lernen über die Probleme und Kuriositäten unserer Zeit. Da schien mir fast, die Frau nimmt mich nicht ernst. Nun frage ich mich: Wie ist das bei den vielen anderen Lesern, die jeden Tag im „Läster-Lexikon“ herumwühlen?

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