679. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Man mag zu dem jetzt bei uns eingeführten Mindestlohn stehen wie man will, mir als freiem Autor bringt er eh nichts, mich fasziniert nur seine literarische Verkleidung: Das Gesetz, das den Mindestlohn einführt und insoweit unbestritten die Tarifautonomie der Tarifpartner beseitigt, heißt offiziell: Tarifautonomiestärkungsgesetz. Kaum zu glauben, aber wahr. Das ist Newspeak, die Neusprache, die George Orwell in seinem Roman „Nineteen Eighty-Four“ (deutsch „1984“) als Erfolg der Gleichsetzung von Wahrheit und Lüge und als Kennzeichen unserer Zukunft angekündigt hatte. Wir können unserer Großen Koalition gratulieren!

Ehe mit Bußcharakter, ist das was Neues? Die Katholische Kirche will dem Kirchenvolk entgegenkommen und Geschiedenen eine zweite oder dritte Ehe erlauben, wenn diese Ehe Bußcharakter hat, das heißt in Enthaltsamkeit gelebt wird. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen.

Ich wurde gefragt: Was unterscheidet das NETZINE von BILD? Meine Antwort war: Das NETZINE ist zum Hinternabwischen nicht geeignet, zugegeben, das ist ein Nachteil, ansonsten aber ist es überlegen, besonders in den Überlegungen.

Die grün-alternativ regierte Stadt Konstanz feiert in diesem Jahr und in den nächsten drei Jahren das 600-Jährige des größten Konzils der Kirchengeschichte, das von 1414 – 1418 in ihren Mauern stattgefunden hat. Dabei wird jedoch der Mann totgeschwiegen, der das Konzil einberufen und eröffnet hat, nämlich der erste Papst Johannes XXIII., genau wie die kritische Romanbiografie dieses Mannes, die ich in diesem Frühjahr unter dem Titel „Der Papst im Kerker“ im Salon Literatur Verlag München veröffentlicht habe. Fazit: Die Stadt Konstanz ist nach wie vor in der Hand der Kirche.

Die Bemühungen, aus den so unterschiedlichen europäischen Ländern etwas Einheitliches zu bilden, das sich Europa nennt, werden hilfreich begleitet und gefördert von dem unseligen Geschehen im Vorderen Orient. Denn dort läuft etwas ab, das wir als Dreißigjährigen Krieg erschreckend verlustreich hinter uns gebracht haben: Zwei Versionen ein und derselben Religion in einem rechthaberischen Streit, der mit größter Brutalität ausgetragen wird, weil alles erlaubt ist. Es geht dabei ja um die ewige Seligkeit, zumindest für den Kleinen Mann. Die Großen haben ganz andere Interessen, was immer mehr Herrscher aus Nachbarländern dazu verleitet, in diesen Krieg einzugreifen, um ebenfalls ihre Interessen wahrzunehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass man im Vorderen Orient nicht wie wir fünfhundert Jahre braucht, bis man sich als Einheit begreift und wechselseitig akzeptiert.

Die fixe Idee der CSU, eine PKW-Maut für alle Autos auf allen Straßen einzuführen, aber mit einem Ausgleich für Deutsche über eine Ermäßigung der KFZ-Steuer, die ist natürlich ein schöner Trick. Ist diese Jedermann-Maut erst einmal eingeführt, bleibt sie auch, und die Bundesregierung kann in Ruhe abwarten, bis Brüssel ihr die Ausgleichsermäßigung aus der Hand schlägt, so dass sie nur noch mit schönen Worten zu bedauern braucht, dass sie noch mehr Geld einnimmt.

Riesige Bauprojekte, ob das der Hauptstadtflughafen in Berlin ist oder der Hauptbahnhof Stuttgart oder die Elbphilharmonie in Hamburg, sind Riesenprobleme. Doch in Hamburg hat man jetzt einen Trick entdeckt, mit dem von dem Riesenproblem abgelenkt wird: Man startet einfach das nächste Riesenprojekt, die Verlegung des Bahnhofs Altona.

Dem ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel wurde der Dienstwagen entzogen, weil er wegen Alter und Erkrankung nicht mehr fährt und fahren kann. Also nichts mehr mit Erster Klasse im VW Phaeton, heißt es in der Presse. Das ist bedauerlich, erinnert man sich doch gern an den fröhlichen Repräsentanten unseres Staates hoch auf dem gelben Wagen.

In Facebook immer wieder diese Aufforderungen zu neckischen Tests: Welcher Typ bin ich, welche Stadt würde am besten zu mir passen, welche Musik entspricht mir, in welchem Jahrhundert möchte ich leben, oder welches Tier möchte ich in einem anderen Leben sein? So und so ähnlich kommen die Spielchen daher, meist betont irreal, wobei ich nur sehr wenige, einfache Fragen zu beantworten brauche. Nur ein nettes Spielchen. Und schon habe ich Facebook dabei geholfen, mein Persönlichkeitsprofil zu komplettieren. Nicht zu meinem Nutzen, im Gegenteil.

Danken möchte ich einmal ganz generell für die vielen eMails, Anrufe und Briefe, die ich bekomme. Immer wieder Anerkennung, Ergänzungen und freundliche Bemerkungen zu meinem NETZINE. Ich kann das gar nicht alles in die Rubrik Leserreaktionen einstellen. Deshalb hier: Ich freue mich über die positive Aufnahme und danke dafür! Dabei muss ich aber anfügen: Die Texte im NETZINE sind bloß Appetithäppchen, als Festessen empfehle ich, mal wieder eins meiner Bücher zu kaufen und zu lesen.

 

 

 

 

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