Passiertes! – Passierte es?
Absolut lächerlich, wie unsere Spitzenpolitiker sich jetzt gegenseitig beschuldigen, nichts gegen unsere Totalbespitzelung getan zu haben und sich dummzustellen. Den jetzt Regierenden wie allen zuvor Regierenden blieb nichts anderes übrig, weil in Deutschland bestimmte Vorschriften des Besatzungsrechts zugunsten der westlichen Besatzungsmächte USA, England und Frankreich noch in Kraft sind. So festgelegt im sogenannten Überleitungsvertrag zu dem 1954 unterzeichneten Protokoll über die Beendigung des Besatzungsregimes. Diese Einschränkungen unserer Souveränität im Überleitungsvertrag sind bei der Vereinbarung zur Wiedervereinigung von 1990 ausdrücklich als weitergeltend festgelegt worden. Sie können nur mit Zustimmung der drei Westalliierten abgeschafft werden. Das wussten und wissen unsere Politiker. Statt uns ihr albernes Gezänk im parteipolitischen Sandkasten zu bieten, müssten sie sich eigentlich gemeinsam um die Abschaffung dieser Reste des Besatzungsrechts bemühen.
Was in etlichen Regionen der Welt die unselige Vermählung von Staat und Religion an Problemen gebiert, das bringt in anderen Regionen die nicht minder unselige Verquickung von Staat und Kapital. Denn Gott Mammon und seine Hohen Priester in den Banken sind nicht schwächer als die klassischen Götter mit ihren Anhängerschaften.
Das von der Wirtschaftskrise besonders arg gebeutelte Spanien hat zur Stützung seiner Banken dringend benötigte 40 Milliarden Euro von den anderen Euroländern bekommen. Das ist noch nicht vergessen. Doch jetzt kann man in der Zeitung lesen, dass die spanischen Bankmanager die Topverdiener Europas sind, mit ihren Millionengehältern noch vor den Engländern, Deutschen und Franzosen rangierend. Wem das Spanisch vorkommt, der hat den falschen Beruf ergriffen: Banker hätte er werden sollen. Denn wer sich ins Fäustchen lacht, lacht am besten.
Es geht aufwärts. In einer Wochenendausgabe der Zeitung „Mannheimer Morgen“ sah ich 48 Todesanzeigen, von denen nur noch neun ein Kreuz zeigten. In anderen Todesanzeigen war es von Bäumen oder Blumen oder Vögeln verdrängt worden. Oder von gar nichts. Diese Mini-Erhebung zeigt, wie wenig vom christlichen Glauben in Mitteleuropa übrig geblieben ist.
Interessante Kunde von den Europa-Statistikern: Arbeitslosigkeit drückt die Geburtenrate runter. Das heißt, das Kinderzeugen wird nicht als eine besonders schöne Form von Arbeit empfunden. Erstaunlich. Andererseits zeigt das aber auch: Das Kinderzeugen wird nicht als der ideale Ersatz fürs Malochen gesehen.
Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat entschieden: Eine exklusive Fernsehübertragung in Privatsendern von Ereignissen mit „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ (sic!) ist nicht rechtens. Worum es ging? Es ging um Endspiele bei Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften. Da frage ich mich: Wo bin ich nur hingeraten?
Ich bin ein Flexitarier. Fast 12 % der Deutschen essen bewusst wenig Fleisch, so das Ergebnis einer Universitätsstudie mit 1200 Probanden, deren Abkehr vom Fleischgenuss allerdings mehr der eigenen Gesundheit als dem Tierschutz diente. Bei diesen 12 %, den sogenannten Flexitariern, nimmt der Fleischkonsum mit steigendem Bildungsgrad und höherem Einkommen ab, so heißt es. Nun hoffe ich, dass diese Automatik auch in der Umkehrung funktioniert und mein Einkommen bei weiterer Reduzierung des Fleischkonsums steigt. Mein Bildungsgrad hat sich ja schon mit dem Kennenlernen des schönen neuen Fremdworts Flexitarier erhöht.
In der Weimarer Verfassung von 1919 wurde für Deutschland der Adel als eine privilegierte Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft abgeschafft. Es dürfen seitdem keine neuen Adelstitel mehr vergeben werden, und die alten Adelsbezeichnungen sind keine Titel mehr, sondern bloß noch Namensbestandteile. Doch fast hundert Jahre nach diesem Schlussstrich prangen in unseren Zeitungskiosken bunte Blätter, die den Adel im Titel führen und nichts anderes kennen als adeliges Leben, von speziellen Hofberichterstattern geknipst und beschrieben. Und mangels Königlicher Hoheiten in Deutschland präsentieren diese Blättchen unentwegt und in buntem Reigen die zur Tourismusförderung in unseren Nachbarländern am Leben gehaltenen Königlichen Hoheiten nebst all ihren mehr oder weniger verschrobenen Ablegern. Mit Recht. Denn was der Mensch braucht, soll er haben.
Im Lustgarten: Hibiscus, – sowas von exhibitionistisch, schon fast ordinär schön. Aber erschreckend zu sehen, zu was alles die Natur sich hinreißen lässt, wenn es um die Apparaturen der Fortpflanzung geht. Dazu passt der Feigenbaum dahinter, der uns Blatt für Blatt das Notkleid bietet, wenn wir nackt sind. Das Feigenblatt ist das Wappen unserer Männlichkeit: In der Mitte das Langhängende, zu beiden Seiten die kürzer Hängenden, wobei das eine ein wenig länger herabhängt als das andere. Nur die ganz jungen Blätter stehen noch aufrecht.
Bin eingeladen, ab 1. August für einen Monat die Künstlerwohnung Soltau in der Lüneburger Heide zu beziehen. Die Wohnung direkt über der Stadtbücherei soll sehr schön sein, hörte ich. Jedenfalls liegt sie goldrichtig von wegen Genius loci. Ich werde im NETZINE darüber berichten, wie ich alter Heide mit der Heide zurechtkomme – und die Heide mit mir.