653. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?


Mal NSU, mal NSA, mal BSE oder HIV, mal FJP und IWF oder DAX. Die Aufregungen in der Presse wechseln mit zunehmender Geschwindigkeit, und dagegen helfen weder CDU noch SPD noch FDP und schon gar nicht HSV oder FCK. Allmählich kriege ich immer mehr Verständnis für die Leute, die auf TUI umschalten.

Wilde Massenproteste in Brasilien gegen die Fußballweltmeisterschaft. Das in Gott Fußballs eigenem Land. Wie ist das zu verstehen? Die Proteste zeigen, dass die Menschen dort anfangen zu durchschauen, wie sie mit dem Sportspektakel nur abgelenkt werden sollen vom Versagen der Politiker und Wirtschaftler, das ihr Leben vermasselt.

Den Regierenden werden die Plätze zu groß. Was mit dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking begann, das wiederholt sich immer öfter, gleich ob auf dem Roten Platz in Moskau oder auf dem Taksim-Platz in Istanbul oder auf dem Tahrir-Platz in Kairo, und es geht so weiter. Die großen Plätze übernehmen im demokratischen Geschehen die Funktion der Wahlkabinen. Durch Präsenz auf den Plätzen und nicht mehr mit dem Wahlzettel wird über die Herrschenden entschieden. Kein Wunder, dass schon an Plänen gearbeitet wird, die Versammlungsplätze der Hunderttausende und Millionen durch neue Bauten rigoros zu verkleinern oder sogar ganz zu beseitigen.

Angesichts der blutigen Auseinandersetzungen, die in Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas immer wieder ausbrechen, empfiehlt die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine neue Form der Hilfe für diese Länder, nämlich einen europäischen Marshallplan. Dabei soll die Hilfe nicht in Geld geleistet werden, sondern in der Abordnung von Professoren der Philosophie, die sich mit dem Thema Aufklärung beschäftigen. Verdankt Europa doch nur der Aufklärung, dass es die Zeit der blutigen Auseinandersetzungen überwunden hat, zugunsten von Interessenabstimmung und Zusammenarbeit.

Wieder viele Tote und Verletzte bei der Beschneidung von jungen Männern in Südafrika. Die Genitalverstümmelung wird in Deutschland in Zukunft mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft, jedoch nur, wenn sie bei Frauen und Mädchen vorgenommen wurde. Die Genitalverstümmelung bei Jungen bleibt bei uns straffrei. Wie schon bei der Wehrpflicht vorexerziert, wird der Gleichheitsgrundsatz gern zu Lasten des männlichen Geschlechts ausgehebelt. Ob sich das Problem eines Tages ohnehin erledigt, wie die Wehrpflicht, ist eine offene Frage.

Westliche Gesellschaften, in denen Konzerne viele Millionen Gewinn machen mit dem Vertrieb von Handtaschen, die sich durch nichts von Tausenden anderer Handtaschen unterscheiden als durch einen auffälligen Namenszug, stinken mir. Da müsste dringend was für die Köpfe der Käuferinnen (und der Käufer jedes anderen Geschlechts) getan werden. Vielleicht Zwangsernährung mit künstlicher Intelligenz.

Wenn man sich die in Massen produzierte und in den Buchhandlungen stapelweise angebotene Krimi- und Unterhaltungsliteratur ansieht, hat man den Eindruck, dass die beiden literarischen Gattungen Roman und Drama sich annähern. Die Bücher bestehen hauptsächlich aus wörtlicher Rede. Die Personen erfahren ihre Kennzeichnung durch ihre Äußerungen, daneben beschränkt sich der Text auf wenig mehr als die unverzichtbaren Hinweise zu Ort, Zeit und Aussehen der Personen und der jeweiligen Szene. Was das Charakteristikum des Dramas ist, dort gut und schön, das ist jedoch beim Roman das untrügliche Zeichen, dass es sich um bloße Trivialliteratur handelt, weder gut noch schön, nur leicht zu schreiben und leicht an ein anspruchsloses Käuferpublikum zu bringen.

Die steigenden Preise beim Einkauf auf dem Wochenmarkt zahlen wir achselzuckend. Dass der Strom immer teurer wird, erst recht in den nächsten Jahren, ahnen die meisten von uns dagegen noch nicht. Obwohl klar ist, dass wir immer mehr zahlen müssen für die ausfallenden Netzentgelte von besonders bevorzugten Stromkunden, die befreit wurden oder deren Verpflichtungen zumindest reduziert wurden. Das sind neben Kühlhäusern, Rechenzentren und dem Braunkohleabbau auch Golfplätze, Discounter, Metzgereien, Krankenhäuser und das Berliner Revuetheater Friedrichstadtpalast. Bei der Bundesnetzagentur trudeln immer mehr Anträge auf Befreiungen und Kostenreduzierungen ein. Nur ich Döskopp habe meinen Antrag auf Befreiung noch nicht gestellt.

Hat man einmal für den Verein „Aktion Deutschland Hilft“ gespendet, bekommt man irgendwann den nächsten Spendenaufruf, in DIN A 4, 130 Gramm schwer. Man fingert an dem Prospekt herum, weil man glaubt, die Seiten nicht auseinander zu kriegen, bis man merkt: Die Seiten sind nicht doppelt, die sind so ungewöhnlich dick und schwer. Da weiß man doch endlich, wofür man gespendet hat.

Dem an Kehlkopfkrebs erkrankten Schauspieler Michael Douglas war ein großer Tumor aus der Mundhöhle entfernt worden, den er sich nach eigenen Angaben durch Oralsex zugezogen hatte. Jetzt brachte der Endsechziger sich erneut mit Verbalsex ins Gespräch, als er empfahl, diesen Krebs mit dem zu bekämpfen, wodurch man ihn bekommen hat: Cunnilingus. Prompt kamen Mediziner mit der Feststellung, diese Therapieempfehlung sei wissenschaftlich nicht haltbar. Die so ernsthaft reagierenden Medizinmänner hatten offenbar noch nichts von der überlegenen Lebensweisheit der Franzosen gehört, die lautet: Wir haben das Paradies durch die Sünde verloren, also müssen wir es auch durch die Sünde wiederfinden können.

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