Passiertes! – Passierte es?
Wenn man jetzt den vollmundigen und dummstolzen Bericht des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand über seine weltweiten Reisen liest, in dem er sich als passionierter Tierschlächter und totalen Ignoranten zeigt, erfährt man: Kein Mensch hat mehr Tiere getötet, gleich ob waidgerecht oder brutal, und kein Mensch hat sich verständnisloser über andere Völker und Kulturen geäußert als er. Da ist man dem Attentäter Gavrilo Princip schon dankbar, der den hochadeligen Schmock 1914 in Sarajewo erschossen hat. Damit hat der mutige Schütze die Welt vor einem schrecklichen Herrscher bewahrt. Zu dumm nur, dass damals andere europäische Herrscher die Beseitigung des österreichischen Thronfolgers statt seinen Tod zu feiern zum Anlass genommen haben, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen, der zur bis dahin größten Menschenschlächterei der Geschichte wurde.
Wie ich hörte, veranstaltet in Tschechien eine Reiseagentur neuerdings sogenannte Corrupttouren. Das sind geführte Rundfahrten zu Baustellen, die ungewöhnlich hohe Beträge an Steuergeldern verschlungen haben, zu Traumvillen zwielichtiger Geschäftemacher und zu öffentlichen Gebäuden, bei denen die Bauaufträge gegen Schmiergeldzahlungen vergeben wurden, wie beim Palast der Prager Polizei. Zur Nachahmung empfohlen, da und dort und überall.
Der Fall Gustl Mollath zeigt, aus welcher Ecke dem deutschen Bürger eine Gefahr droht, der gegenüber er macht- und rechtlos ist: Nicht der Totalitarismus der Ausspähung ist der größte Horror, sondern der Totalitarismus der Psychiatrie. Wenn ich nun für diese Feststellung eingesperrt und medikamentös ruhiggestellt werde, was Ihr spätestens in zwei Wochen bemerken werdet, wenn die 656. Ausgabe des NETZINE nicht erscheint, dann macht bitte solange Rabatz, Freunde, bis Ihr mich genau wie den armen Herrn Mollath befreit habt.
So absurd es ist, es ist doch wahr: Privathäuser in unmittelbarer Nähe von Atomkraftwerken gewinnen nicht an Wert, wenn die Atommeiler stillgelegt werden und damit die Gefahr der Verseuchung bei einem Atomunfall geringer wird. Nein, die Häuser in der Nähe der Überraschungseier verlieren an Wert. Weil die Gemeinden durch wegfallende Gewerbesteuern und Arbeitsplätze ärmer werden. Was lehrt uns dies? Baut einen, zwei oder hundert neue Atommeiler, damit unsere Häuser wertvoller werden!
Verdammt schwieriger Umgang mit den Werten. Da stellt ein Meinungsforschungsinstitut mit einer Umfrage unter Bürgern und Politikern fest, dass für die Bürger der Wert der Ehrlichkeit einen höheren Rang einnimmt als für die Politiker. Ja, wo käme man denn hin, wenn die Politiker plötzlich ehrlich würden? Dann wäre doch überhaupt keine Politik mehr möglich. Umgekehrt sah es bei dieser Befragung bei dem Wert Toleranz aus. Die Toleranz rangiert bei Politikern weit höher als bei den Bürgern. Damit verrät diese Befragung den Hauptmangel einer solchen Erhebung nach Holzhackerart: Es wurde vergessen, danach zu unterscheiden, ob man den Wert, um den es ging, für sich selbst so wichtig hält oder ob man ihn gern bei den anderen mehr beachtet sähe. Aber mit dieser Differenzierung wäre die ganze Befragung überflüssig geworden. Ist doch allgemein bekannt, dass die Bürger sich mehr Ehrlichkeit der Politiker wünschen und dass die Politiker auf mehr Toleranz der Bürger für ihr politisches Handeln hoffen.
Die Deutsche Bahn, die im Personenverkehr neuerdings die Konkurrenz der Fernbusse zu spüren kriegt, macht nun zum Ausgleich der internationalen Schifffahrt im Frachtverkehr Konkurrenz. Der erste Containerzug ist von China nach Hamburg gefahren und hat für diese gewaltige Tour durch Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen nur fünfzehn Tage gebraucht. Per Seeweg dauert es doppelt so lange. Ein neuer Triumph der deutschen Tüchtigkeit, so heißt es in der Presse. Was in den Containern transportiert wurde – Produkte chinesischer Tüchtigkeit -, ist jedoch nirgendwo zu lesen. Und meine Anfrage bei der NSA ist noch nicht beantwortet.
Die sogenannte gelbe Gefahr: Mein Ulmer Freund Horst ist stolz auf seine vier Kinder. Aber nach dem Vierten habe er aufgehört, sagt er. Und auf meine Frage, warum, klärt er mich auf: Jeder fünfte Neugeborene ist doch ein Chinese.
So löchrig der Schweizer Käse ist, so löchrig ist auch der Boden unter den Füßen der Schweizer. Denn dort gilt immer noch das Gebot des Bunkerbaus für Mehrfamilienhäuser mit mehr als 38 Zimmern. Und viele Bauherren bauen ohnehin ihren atomsicheren Bunker, von Großunternehmen, vor allem den Geldinstituten und dem Militär einmal ganz abgesehen. Rund 300.000 Bunker soll es in der Schweiz geben. Damit kann die gesamte Bevölkerung des Landes auf einen Schlag in Bunkern in Sicherheit gebracht werden. Inzwischen ist sogar ein Deckungsgrad von 114 % erreicht. Das ist weltweit einmalig. In Deutschland haben wir einen Deckungsgrad von nicht einmal 5 %. Zu komisch, dass trotzdem keine Massenauswanderung in die Schweiz stattfindet. Es gibt halt noch ein Leben diesseits aller Bunkerseligkeit.
In Irland beim Herumfahren erlebt, dass da und dort und immer mal wieder ein Schild am Straßenrand stand, das den Befehl gab: Slow. Beim fünfzehnten Schild waren wir so langsam, dass wir nur noch den Wagen neben der Straße abstellen und zu Fuß heimgehen konnten.
Wer am Freitag, den 23. August in der Lüneburger Heide oder in der Nähe ist, egal ob zu Fuß oder motorisiert oder per Fahrrad, der kann – und sollte bitte sehr – zu meiner Lesung in Soltau kommen: Im wunderschönen Gartenlokal Breidingsgarten 1, Beginn 20 Uhr, Eintritt frei. Herzlich willkommen!