Morgenstern, Christian

Der Lyriker, Aphoristiker und Übersetzer (1871-1914), der scheinbar das Glück hatte,    Scan0052exakt die Friedensjahre zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg als seine Lebenszeit zu haben, war das genaue Gegenteil von einem Glückskind und auch alles andere als der lustige Vogel, als den ihn seine Ulk-Gedichte (Galgenlieder, Palmström, Korf und Kunkel) zeigen. Dass sein Nachruhm sich fast ausschließlich auf diese von ihm selbst als „Beiwerkchen“ und „Nebensachen“ bezeichneten Sprach- und Gedankenspiele bezieht, die in der 9-bändigen Gesamtausgabe seiner Werke bloß einen Band füllen, ist eine böse Ironie des Schicksals. Von dem er ohnehin geschlagen war: Körper und Gemüt viel zu zart besaitet, mit neun Jahren die tuberkulosekranke Mutter verloren, bald mit dem ignoranten Vater total zerstritten, immer in Geldnot, harmoniesüchtig, lungenkrank und schließlich nur noch von Sanatorium zu Sanatorium pilgernd – ist er schon mit 42 Jahren gestorben. Sechs Jahre zuvor hatte er seine Frau gefunden, Margareta Gosebruch von Liechtenstern, mit der zusammen er dann den Weg ins Glück in der Wirr-Philosophie Rudolf Steiners suchte und auch endlich gefunden zu haben glaubte. – Friede, Freude, Eierkuchen (vgl. Glauben, Steiner).

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