Laufenbergs Läster-Lexikon
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Archiv der Kategorie: N
Nachdenken
N. ist die Form des Engagements, an die am wenigsten gedacht ist, wenn gefordert wird, die Köpfe der Nation sollten sich engagieren. Gedacht ist dabei mehr ans Kopf-Hinhalten als ans Denken (vgl. Dichter, Ignoranz, Intellektueller, Vordenker).
Nachdenklichkeit
Der in der bildenden Kunst lange Zeit beliebte schiefgeneigte Kopf, in die Hand gestützt, wird heute nicht mehr dargestellt. Das signalisiert uns: Die N. ist out. Was vermutlich an der verhängnisvollen Vorsilbe “Nach” liegt. Gilt doch in unserer Zeit nur noch das “Vor”, das “Über”, das “Neu”, das “Super”. Obgleich auch all diese Präfixe sich durchaus sinnvoll mit dem Schwanzwort “Denklichkeit” zusammenschweißen ließen, ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, diese Wortbildungen zu propagieren. Leider propagiert außer mir auch niemand die N.; dabei wäre sie dringend nötig. Doch uns fehlt der Platz für N., denn das “Nach” des Genusses ist für uns wieder der Genuss, das “Nach” der Arbeit wieder Arbeit, das “Nach” des Leidens weiteres Leiden, das “Nach” des Lebens das Nichts. So dass das Leben selbst mangels N. zum Nichts wird (vgl. Abseits, Bewusstsein, Leben, Nachdenken).
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Nachhaltig
Die aktuelle Forderung heißt nachhaltig. Nichts geht uns darüber. Aber was auch immer das bedeuten mag, mir ist noch wichtiger die Forderung: gehaltvoll. Und dabei reicht es mir nicht, dass etwas aktuell ist (vgl. Modern, Verwirrung).
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Nachhaltig 1
Der modisch gewordene, obwohl sprachlich ungenaue und damit inhaltlich unbestimmte Begriff ist im Jahre 2022 von der EU durch die Heiligsprechung von Erdgas und Atomstrom als nachhaltige Energien zur Absurdität geführt worden. Ist doch der Verbrauch von Erdgas eine endgültige Vernichtung von Ressourcen und die Atomenergie ohne Endlagerlösung für die Atomabfälle sowie mit ihrer über viele Jahrtausende anhaltenden Vergiftung der Umwelt bei Unfällen die gefährlichste, teuerste und ineffizienteste Energieform, die sich denken lässt, also das genaue Gegenteil von dem, was man sich unter n. vorstellt (vgl. Absurdität, Atomenergie, Selbstbetrug).
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Nachhaltigkeit
Das Schlagwort des Tages. Es bedeutet, dass Entscheidungen stets mit Blick auf ihre langfristigen Folgen gefällt werden sollen. Nur scheinbar der Stein der Weisen. Weiß doch jedes Kind: Wenn es einen Stein in den Dorfteich wirft, wirkt der nicht nur in der zeitlichen Dimension weiter, sondern auch in der räumlichen. Neuestes Beispiel für N.: Die von Millionen Frauen massenhaft geschluckten Anti-Baby-Pillen mit ihrer Hormon-Überdosierung sorgen über das stetig fliessende Wässerchen der Damen, die Abwässersammler und die Trinkwasseraufbereitung zuverlässig dafür, dass wir immer weniger Kinder kriegen, weil wir Männer mit dem hormonhaltigen Leitungswasser allmählich zeugungsunfähig gemacht werden (vgl. Geschwätz, Kindergeld, Nachdenklichkeit, Onan, Spätfolgen, Urne, Zeugungsfähigkeit).
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Nachkommenschaft
Schon bei den alten Israeliten und den alten Griechen, den Begründern unserer westlichen Leitkulturen, war eine zahlreiche N. der allgemeine Wunschtraum. Und das nicht nur wegen der billigeren Arbeitskraft der Familienmitglieder, sondern um sich im Andenken der Nachgeborenen ein Fortleben und ein Stückchen Unsterblichkeit zu sichern. Das heißt, man war kinderlieb aus Eigenliebe. Lange Zeit auch bei uns. In der modernen Gesellschaft aber ist man viel weniger kinderlieb, weil sie den Kindern keine Zeit und Gelegenheit mehr lässt, ihre Eltern und deren Vorfahren zu rühmen. So wird unsere N. immer kleiner, und das trotz des wachsenden Kindergeldes (vgl. Ich, Muttertier, Oparolle, Vatertier).
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Nachleben
Mit N. bezeichnet man den Nachhall eines Menschen nach seinem Tod in den Gedanken, Worten und Werken der Späteren. Der Familienmensch gibt sich zufrieden mit einem N. von 50 Jahren und, wenn er Glück hat, ein wenig mehr. Der Künstler tut es nicht unter 500 Jahren (vgl. Bescheidenheit, Ich-Instinkt, Künstler, Vabanquespiel).
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Nachrichten
Die N. in Presse, Funk und Fernsehen bringen eine kleine den Redakteuren wichtig erscheinende Auswahl von dem, was passiert ist, abgeschrieben von der etwas größeren Auswahl, die N.-Agenturen als wichtig gebracht haben, zusammengestellt aus der Menge der Meldungen, die bei den Agenturen von Leuten eingereicht wurden, die gerade diese Meldungen für wichtig hielten. Faustformel: Was dieses dreifache Durchsieben nach Wichtigkeit überstanden hat, kann man sich getrost schenken. Weil wichtig sich längst nicht immer mit richtig deckt und meist mit aktuell verwechselt wurde (vgl. Aktualität, Interessant).
Nachruhm
Der N. ist ein Phantom, dem man nicht begegnen kann. Du hast deshalb nur was von deinem N., wenn du schon zu Lebzeiten ihn dir immer wieder vorgestellt hast, andernfalls ist er, falls er kommt, für die Katz. Also bild ihn dir dreist ein und genieße ihn jetzt! Dabei brauchst du das Risiko, dass er vielleicht überhaupt nicht kommt, nicht zu fürchten, weil du ihn ja schon vorweg genossen hast. Das ist Genuss ohne Reue (vgl. Bewusstsein, Größe, Ich, Lebenskunst, Lebensverkürzung, Lebensverlängerung, Nachruhm, Ruhm).
Nacht 1
Für Dichter ist die N. nicht nur die Schwester des Tages, sie ist der schwarze Fächer, mit dem die müde Sonne den Tag und alle Alltäglichkeiten wegwischt. Damit wir Schlaf tanken, unseren Kraftstoff für den nächsten Tag. Wir aber opponieren mit Kunstlicht, von jeher ein Behelf, zudem eine Beleidigung für die Kunst. Sprachtechnisch ist N. nicht nur der für die Definition des Tages unverzichtbare Antagonismus, es ist das auch die Negierung aller Helligkeit und damit eine Peinlichkeit, der wir uns nur entziehen können, indem wir sie einfach verschlafen (vgl. Wachheit).
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