589. Ausgabe


Die EU-Kommission, also die „Regierung“ der Europäischen Union, hat fünf Millionen Euro für einen Schülerkalender rausgeworfen, der die Feiertage großer Religionen zeigt, die christlichen Feiertage aber weglässt. Viel Geld, um uns vor die Entscheidung zu stellen: Entweder wir gucken ruhig zu, wie Europa sich abschafft – oder wir verlassen den Sauhaufen noch rechtzeitig.

Was auch immer in unserem Land kaputt geht, prompt kommt die Kritik, der zuständige Minister oder Manager habe es an Bemühung um das kommunikative Erscheinungsbild fehlen lassen. So zuletzt das Resümee der Kanzlerin in Sachen dioxinverseuchte Lebensmittel. Damit zeigt sich, wer der wahre Hausgott der Herrschenden ist: Epiktet. Denn von ihm soll die Weisheit stammen, dass es nicht darauf ankomme, wie eine Sache ist, sondern nur, wie sie gesehen wird. Offenbar wusste der alte Grieche schon, wie bekloppt wir Normalverbraucher sind.

Das unabhängige US-Forschungsinstitut Freedom House hat jetzt bekannt gegeben, dass sich die Zahl der Demokratien seit Jahren verringert. Gab es 2005 weltweit noch 123 Demokratien, waren es 2010 nur noch 115. Die Entwicklung ist also umgekehrt proportional zu den weltweiten Beschwörungen der Demokratie als dem Koh-i-Noor der Herrschaftssysteme. Was mehr als nur bemerkenswert ist.

Gewaltenteilung, also die Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative, ist der Stolz der Demokraten. In Deutschland auf eigene Weise perfektioniert, weil ein Parlament einen ehemaligen Regierungschef zu einem der höchsten Richter machen kann.

Über Dreiviertel der bisher bekannten Erdölreserven liegen in den Opec-Staaten. Die vier ölreichsten Länder sind 1. Iran, 2. Saudi-Arabien, 3. Qatar und 4. Irak. Russland und die USA kommen erst auf den Plätzen 12 und 14. Höchste Zeit also, die Abhängigkeit vom Öl zu beenden. Aber bei Sonnenenergie sind diese Länder erst recht überlegen. Und der Wind, der von dort kommt?

Den nicht mehr ganz 25 Millionen Katholiken und gerade noch etwas über 24 Millionen Protestanten sowie 3 – 4 Millionen Muslimen neben lediglich nach Hunderttausenden zählenden Anhängern diverser kleinerer Religionsgemeinschaften stehen in Deutschland mehr als 28 Millionen Konfessionslose gegenüber. Bei 82 Millionen Einwohnern ist das mehr als ein Drittel der Bevölkerung, das auf den Gedanken kommen könnte, mehr Berücksichtigung seiner Glaubensenthaltsamkeit in Gesetzgebung und Medien zu verlangen. Doch wird bei uns nach dem Prinzip regiert: Schreist du, dann bist du; wer nicht laut wird, wird totgeschwiegen. Nach der Methode wird ja auch unsere größte „Partei“, nämlich die der Nichtwähler, ignoriert.

Belletristik. – Die erfolgreichsten Autoren auf dem deutschen Buchmarkt hießen im Jahr 2010 Jaud, Heldt und Gier. Drei millionenschwere Namen, die man sich nicht zu merken braucht. Denn sie werden nicht in die Literaturgeschichte eingehen, weil ihre Bücher nur Fast Food sind, ohne jede literarische Ambition, also ohne dramaturgische Raffinesse oder Verfremdung, Verdichtung und Musikalität. Das Bild, das die deutsche Kulturnation mit ihrer Vorliebe für Schmarren abgibt, ist mehr trist als belle.

Das Unwort des Jahres ist für mich: Unwort. Denn die Vorsilbe Un kann so unendlich viel bedeuten, von unappetitlich bis unzumutbar, dass der Begriff Unwort unsinnig bleibt, also ein Geräusch ohne Sinngehalt, einem Furz vergleichbar. Den aber nimmt man nicht in den Mund.

Das Theater war einmal die moralische Anstalt des Volkes und deshalb sehr wichtig. Seine Funktion ist jedoch längst von Presse, Film, Funk und Fernsehen übernommen worden, unübersehbar deutlich vor allem für das Prekariat in den Familienserien. Trotzdem leistet Deutschland sich heute mehr Theater als jedes andere Land der Welt. Allein 160 Bühnen werden mit Steuergeldern am Leben gehalten. Und kein Mensch fragt mich, was ich davon halte.

Das 50-Millionen-Hotel auf dem Obersalzberg, das die CSU mit ihrer ominösen Hausbank Bayern LB finanziert hat, wird ihr jetzt zum Klotz am Bein. Denn die 2005 eröffnete Edelherberge hat noch keinen Euro Gewinn gemacht. Und die Politiker können nicht öffentlich bekennen, dass das Hotel nur dorthin gesetzt wurde, um mit den dafür erforderlichen gewaltigen Baumaßnahmen die Peinlichkeit des unterirdischen Refugiums Adolf Hitlers, auf dem es steht, zuzuschütten und unkenntlich zu machen.

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