Archiv der Kategorie: N

Nacht 2

Wer die N. als die fehlerhafte Seite des Tages sieht, weil ihr die Sonne fehlt, macht einen krassen Fehler. Ist die N. doch eher die Tochter der totalen Finsternis des Alls, gegen deren Allmacht das Tageslicht mit seinen kurzzeitigen Erfolgen so vergeblich ankämpft wie das Licht von Mond und Sternen – und wie alles an Licht, das wir Menschen setzen (vgl. Relativität, Vorurteil).

 

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Nacht 3

Die N. als Heimkehr in den Uterus verstehen? Na, ja, wie es euch gefällt.  ̶  Ich sage: Dunkeltief ist die N. wie ein leeres Portemonnaie. So lässt sie sich mit den schönsten Vorstellungen füllen. Sie mit künstlichem Licht anzugehen, wäre eine Vergewaltigung. Lasst sie nur in Ruhe, die N., dann lässt sie euch in Ruhe, Ruhe, Ruhe (vgl. Hellsichtig).

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Nacht 4

Wir sind gewohnt, alles von seinem Gegenteil her zu definieren. Jedoch die N. einfach als das Gegenstück zum Tag zu bezeichnen, wäre sinnlos. Ist doch keine Nacht wie die andere, so voller Erlebnisse oder wenigstens voller Träume. Und damit manch lahmem Tag überlegen, den sie zur banalen Pause zwischen zwei Nächten macht (vgl. Regelverstoß).

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Nacht 5

Das Beste an der Nacht ist das Dunkel. Und je dunkler, finde ich, umso besser. Weil wir im Dunkeln viel weiter sehen können als im Hellen. Weil wir so viele Sterne erkennen können, die uns aufmunternd zublinzeln. Weil wir mit bloßem Auge beobachten können, wie die Sterne sich – oder wir uns – bewegen. Und weil wir uns die komischsten Figuren vorstellen können, die auf diesen Sternen leben und auf unseren ersten Besuch warten. Was ist dagegen dieser eine Stern namens Sonne, den wir am Tag erkennen und der sich nicht einmal richtig ins Gesicht sehen lässt (vgl. Absurd).

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Nacht 6

Die eigentliche Bedeutung der sechsten N. liegt darin, dass sie die Woche voll macht. Denn auf sie folgt unausweichlich der siebte Tag. Und das ist bekanntlich der Tag, an dem nach jüdisch-christlich-islamischem Verständnis – nur jeweils ein wenig gegeneinander verschoben – der Schöpfergott sich und seiner Schöpfung einen Ruhetag gönnte. Ob er danach noch etwas Großes angestellt hat, wird nicht gesagt, weshalb man schlussfolgern darf, dass Gottes Ruhetag noch immer in vollem Gange ist. Das heißt, Gott schläft. Das lässt Spitzbuben und Politiker sehr leise auftreten. Dich und mich manchmal auch (vgl. Agnostiker, Deismus, Leisetreterei, Woche).

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Nahrungsergänzungsmittel

Ob notwendig oder nicht, ist keine Frage, die man deshalb getrost den Wissenschaftlern überlassen kann. Bei dem überzeugten N.-Anwender versetzt der Glaube Berge (vgl. Hoffnung, Kommerz, Wunder).

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Name

N. ist Schall und Rauch. Ja – aber gibt es etwas Wichtigeres als Schall und Rauch? (vgl. Ich, Namenskult, Unsterblichkeit, Vorname).

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Namenskult

Für Künstler, Erfinder und Wissenschaftler ist selbstverständlich und unverzichtbar, dass sie ihre Namen bekannt machen. Das ist aber auch bei Normalbürgern beliebt, wie der Spruch beweist: Der Name der Jecken steht an allen Ecken. Superreiche und Politiker blähen sich mit Hilfe ihres Namens auf, indem sie ihn an Stiftungen und Großbauten kleben. Jedes Ich trägt einen Namen, und der Name trägt es in seinen Himmel (vgl. Egoismus, Ich, Name).

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Namenstag

Die alte Sitte, seinen N. zu feiern, d. h. den Tag, an dem der Vorname im Heiligenkalender steht, ist trotz der eifrigen Mund-zu-Mund-Beatmung durch den Blumenhandel gestorben. Jahrhundertelang durften die Protestanten den Geburtstag feiern, die Katholiken aber mussten statt dessen den N. feiern. Die Leute sollten an den Heiligen denken, dessen Namen sie tragen, nicht an sich. Und sollten sich ihn zum Vorbild nehmen. Damit waren sie überfordert. So wechselten die Katholiken einfach zu der protestantischen Sitte über, den Geburtstag zu feiern. Dabei hatten die katholischen Theologen den N. schon zum Geburtstag umfunktioniert. Sie propagierten diesen Tag, an dem der Heilige gestorben war, als den Tag, an dem er für den Himmel geboren wurde (vgl. Geburtstag, Ich, Volksverdummung).

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Nase

Vangelis Pavlidis, Rhodos

Kein anderer Körperteil ist so sehr Ergebnis individueller Handarbeit wie die N., weswegen sie die deutlichsten Hinweise auf die Persönlichkeit ihres Trägers gibt, speziell auf seine mehr oder minder ausgeprägte Dummheit. Während Männer durch die N.-Deformation männlicher auszusehen scheinen, werden Frauen über ihre N.n verfrüht alt. Ein Naseologe mit aufregend spezieller Menschenkenntnis steht im Mittelpunkt eines Romans (vgl.Handarbeit, “So schön war die Insel“).

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