701. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Fußball ist Fußball. Eigentlich immer das gleiche Gedöns. Doch schafft es die Sportartikelindustrie wenigstens, den Ball immer mal wieder etwas anders aussehen zu lassen.

 

Das Auge isst mit. Schon vor Jahrhunderten gab es deshalb Brote, die aussahen wie Brüste, Hoden, Penis. Alles, was man zum Fressen gern hatte. Das waren die Gebildbrote. Vor siebzig Jahren aßen wir Honig, der mit Bienenfleiß nichts zu tun hatte, den Kunsthonig. Dann kam das Wasser auf den Tisch, das aussieht wie Bier, das Alkoholfreie. Und jetzt sollen wir uns für Würstchen und Schnitzel begeistern, in denen kein Fleisch ist. Was man Veggie nennt. – Ich werde ab sofort nur noch mit geschlossenen Augen essen und trinken, das aber richtig.

Man kann den Lokführern, die man dämlicherweise nicht zu Beamten gemacht hat, leider nicht verbieten zu streiken. Aber man könnte sie entmündigen. Wegen totalem Wahrnehmungsverlust. Sieht doch – außer ihnen – jeder, dass mit den wiederholten Lokführerstreiks die Pendler und die Reisenden in die  Privatwagen, Mietwagen und Fernbusse gejagt werden. Wer so seinen eigenen Arbeitsplatz demoliert, kann nur als Kranker behandelt werden und verdient deshalb unser Mitleid – und den vorgezogenen Ruhestand.

Wenn man an die im Zweiten Weltkrieg zerbombten deutschen Städte denkt, kommen einem die Fotos aus Hamburg, Berlin, München und Köln in den Sinn. Doch eine Liste der Städte mit über 50 % zerstörtem Wohnraum wird angeführt von Prenzlau, Düren, Würzburg, Pforzheim, Wesel, Zweibrücken, Kassel, Dessau, Heilbronn, Emden, Koblenz, Nordhausen, Friedrichshafen, Gießen und Mainz. Danach erst kommt Hamburg. Die Amerikaner und Engländer sahen offenbar den Durchhaltewillen der Menschen in der Provinz als ihren eigentlichen Gegner.

Ich bin Teil einer ehemaligen Kulturnation, die sich außer für Fußball fast nur noch für Krimis begeistert, sich tagtäglich eine Brutalität nach der anderen reinzieht und dabei mit den persönlichen Macken der Ermittler und etwas Milieuzeichnung leicht zufriedengestellt ist. Da darf ich doch wohl fragen, ob die viel gepriesene Hygiene sich nur auf den Intimbereich beziehen soll. Wer auch Wert auf eine Bewusstseinshygiene legt, der findet im Fernsehprogramm erfreulich viele Anlässe zum Ausschalten.

Bargeld als Sachwert? In Skandinavien und Island wird viel mehr mit der Karte bezahlt als mit Bargeld. Das wird den Leuten dort als ein modernes und sinnvolles Verhalten aufgeschwätzt; von der totalen Überwachung des Einzelnen beim rein elektronischen Geldverkehr und von dem leichtsinnigeren Geldausgeben sagt man ihnen nichts. Erstaunlicherweise müssen die Notenbanken dieser Länder trotzdem immer mehr neues Geld drucken und prägen. Die Erklärung dafür: Es wird mehr und mehr Bargeld zuhause gehortet. Weil es ohnehin keine Verzinsung mehr bringt, aber notfalls leichter einsetzbar ist als Goldbarren und weniger Platz wegnimmt als Kunstgegenstände, wird das Bündel Geldscheine einer starken Währung zur Wertanlage des Kleinen Mannes.

Manche Probleme haben wir nur, weil uns Phänomene begegnen, die für unseren Verstand undenkbar sind. Dabei gibt uns das kleine Insekt, das draußen durch die Luft fliegt, schon den entscheidenden Hinweis. Denn es muss plötzlich schmerzhaft feststellen und hinnehmen, dass die Luft undurchlässig ist. Es ist gegen eine saubere Glasscheibe geflogen, kennt aber kein Glas. Den Astronomen begegnete genauso Unverständliches, als sie verwundert feststellen und hinnehmen mussten, dass beim Gravitationskollaps eines Himmelskörpers durch die Extremverdichtung und die daraus resultierende Krümmung der Raumzeit so was wie ein Loch im All entsteht. Sieht also ganz so aus, als müssten wir das Denken des Undenkbaren üben?

 

Im Englischen scheint sich eine dritte Form der Anrede durchzusetzen, und zwar für Menschen, bei denen das Geschlecht nicht klar zu erkennen ist bzw. sich nicht klar erkennbar zeigen will: Neben Mr. und Mrs. jetzt Mx. Das bringt mich auf die Idee: Im Deutschen könnte man diesem Trend folgen, indem man neben Herr und Frau die Anrede stellt: Dings.

 

Jetzt steht mein in diesem Frühjahr erschienener Roman „Die Salzhexe“ auf der Auswahlliste für den Deutschen Buchpreis 2015. Eine aus vier Frauen und drei Männern bestehende Jury wird über die Preisvergabe entscheiden. Die Preisverleihung findet dann am 12. Oktober 2015 statt. Bis dahin, liebe Freunde und Leser, werdet Ihr natürlich längst selbst herausgefunden haben, was „Die Salzhexe“ zu bieten hat. Es lohnt sich!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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