688. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Man sollte sich daran erinnern: Die Lokführerstreiks hat uns das Bundesarbeitsgericht eingebrockt, als es den alten und bewährten Grundsatz der Tarifeinheit zugunsten einer größeren Variabilität der Gewerkschaftsarbeit abgeschafft hat. Diese Variabilität ist der Hintergrund des gewerkschaftlichen Gerangels, das jetzt auf unserem Buckel ausgetragen wird.

Dass die Entscheidungen der Arbeitsgerichte den Streik der GdL für rechtmäßig bewertet haben, ist nicht verwunderlich: Dahinter steckt die Tatsache, dass viele, wenn nicht sogar die meisten Arbeitsrichter Gewerkschaftsmitglieder sind, eigentlich undenkbar, aber bundesdeutsche Wirklichkeit, über die nicht gesprochen wird.

Man fragt sich, woher die auf stur schaltende Gewerkschaft der Lokführer die für überlange Streiks nötigen Gelder hat. Klar, dass die direkten Nutznießer der Streiks ins Blickfeld geraten, also die Fernbus-Unternehmen und die LKW-Produzenten sowie die Ölkonzerne. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis die Streikgewinnler in großen Anzeigenkampagnen ihre Unschuld beteuern.

Den Ball flach halten! Es herrscht eine lächerliche Ratlosigkeit in Politik und Journaille wegen der vielen braven Bürger kultivierter Länder, die als Dschihadisten und Dschihadistinnen in den fernen Krieg um den richtigen Islam ziehen, genau wie wegen der Hooligans, die sich vor unseren Fußballstadien zu maßlos brutalen Straßenschlachten hinreißen lassen. Dabei ist die eine falsche Begeisterung wie die andere falsche Begeisterung nicht zufällig entstanden. In Politik und Journaille wird schon viel zu lange Religiöses und Fußball in unsinniger Weise hochgejubelt.

Spielbanken als Sanierungsfälle. Was es nicht alles gibt, und das in unserer Spaßgesellschaft. Erst war es die in Aachen, die sich mit der Versteigerung von zwei Warhol-Werken eine Extra-Einnahme von hundert Millionen Euro versprach. Ihr folgte nun die Spielbank Bremen, die sich von dem Verkauf zweier Gemälde Paula Modersohn-Beckers eine wohltuende Einnahme von einigen hunderttausend Euro erhofft. Diese Art mit Kunst umzugehen, wirft ein neues Licht auf unsere Gesellschaft. Während die Superreichen in früheren Jahren ihr Geld in die Spielcasinos brachten, um in erlauchter Gesellschaft mit ihrer finanziellen Potenz zu glänzen, investieren sie es jetzt lieber in Kunstwerke, die exorbitante Gewinnsteigerungen versprechen und leicht vor der Öffentlichkeit zu verstecken sind. Denn reich zu sein ist heute viel gefährlicher als früher.

Die Naturfilme des Fernsehens, in denen nie zuvor gesehene Tiere der kuriosesten Art gezeigt werden, lassen mich im Nachspann stets den Hinweis auf den Ideengeber zu dem Drehbuch vermissen, nämlich Hieronymus Bosch.

Ich lese, eine amerikanische Campus-Studie habe zu der Entdeckung geführt: Tiermediziner büffeln am meisten, Soziologen am wenigsten. Ist doch nicht verwunderlich, dass Tiermediziner büffeln. Dagegen haben Soziologen nur für Leute, die Soziologie nicht von Zoologie unterscheiden können, mit Büffeln zu tun.

Sind die Amerikaner stärker literarisch interessiert als wir? Das müssen wir wohl zugeben. Seit Jahrzehnten kommen in den USA Jahrbücher mit ausgewählten Kurzgeschichten auf den Markt. Mal geht es um Reisegeschichten, mal um Mysteriöses, mal um Sport und mal um Natur. Fast ein Dutzend solcher Sammlungen nachgedruckter kleiner literarischer Leckerbissen erscheint regelmäßig. All diese Geschichten haben die Herausgeber in irgendwelchen Zeitungen oder Zeitschriften entdeckt. Ein deutscher Verleger, der solche Jahrbücher herausbringen wollte, müsste verzweifeln, weil in deutschen Zeitungen und Zeitschriften kaum noch Kurzgeschichten zu finden sind.

Und in eigener Sache: Am Samstag, den 22. November, stelle ich auf Einladung des Internationalen Bodensee-Clubs in einer öffentlichen Lesung in Meersburg mein in diesem Jahr erschienenes Buch über die makabren Hintergründe des Konstanzer Konzils vor, das den Titel trägt: „Der Papst im Kerker – Der erste Johannes XXIII. und was die Steine über einen Verdammten verraten“. Ort: Burgcafé Meersburg. Zeit: 15 Uhr.

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