673. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der schon legendäre brasilianische Fußballer Pele hat jetzt aus seinen Haaren zwölfhundertdreiundachtzig künstliche Diamanten herstellen lassen. So viele, wie er Tore geschossen hat. Diese Edelsteine will der sogenannte beste Fußballer aller Zeiten Stück für Stück für 7500 Dollar verhökern. Das hat mich nicht ruhen lassen, bis ich jetzt einen Vertrag mit Pele abschließen konnte, wonach er mir im Laufe des nächsten Jahres die sämtlichen Schnipsel seiner Fußnägel überlässt, aus denen ich auf eigene Rechnung Diamanten pressen lassen darf. Diese Juwelen werde ich allerdings erheblich teurer verkaufen, weil sie durch die größere Ballnähe für echte Fans viel wertvoller sind als die haarigen Diamanten.

In den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla auf afrikanischem Boden stürmen halbnackte Afrikaner zu Tausenden die Absperrungen. Das löst bei uns den Seufzer aus: Nur gut, dass das weit weg ist. Die Todesflottille der Bootsflüchtlinge, die in maroden und überfüllten Kähnen übers Mittelmeer kommen, ist schon zur Alltäglichkeit geworden. Und dass unsere Vorvorvorfahren aus Afrika gekommen sein sollen, hat sich bereits herumgesprochen und muss wohl so hingenommen werden. Aber dass jetzt auch noch der Staub der Sahara herüberweht und sich auf unsere Autoscheiben und auf den gepflegten Lack legt, das geht zu weit. Kann mir doch keiner einreden, dieser braune Belag hinterlasse keine bleibenden Schäden. Wofür haben wir eigentlich eine Regierung, wenn die sich um nichts kümmert?

Die alte Börsianerregel, dass eine Geldanlage umso mehr Risiko birgt, je höher die gebotene Verzinsung ist, haben die Griechen jetzt widerlegt, indem sie eine Anleihe mit fast fünf Prozent Verzinsung aufgelegt und verkauft haben, von der jeder weiß, dass die Griechen das Geld nie zurückzahlen können. Aber dafür hat man in Europa ja die Europäische Zentralbank und die deutschen Steuerzahler. Die werden die cleveren Spekulanten belohnen. Deshalb können die Griechen jetzt den Strahlemann machen und sagen: Es geht aufwärts. Und mir bleibt nur, daran zu erinnern, dass die Griechen das Theater erfunden haben.

Die Kulturzeitschrift „TransAtlantik“ gab es leider nur wenige Jahre, nämlich von 1980 – 1991, insgesamt 82 Nummern. Mit ihrem besonders hohen Anspruch, der auf der Konzeption von Hans Magnus Enzensberger und Gaston Salvatore basierte, konnte sie sich auf Dauer nicht gegen den bunten Heftesalat durchsetzen, der die Werbegelder der Wirtschaft schluckt und die Kioske beherrscht. Jetzt sieht es so aus, als sollte sich eine Nachfolgerin zeigen. Die Tochter des früheren Mentors Enzensberger ist mit einem Team angetreten, das per Crowdfunding eine neue Zeitschrift gründen will. Deshalb vorerst nur im Internet zu finden, und zwar unter www.block-magazin.de.

Vier große Verlage, je einer aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien, haben sich zusammengetan, um ein neues Online-Magazin zu gründen, das monatlich aktualisiert werden soll: Das Eutopiamagazin. Der Sitz des Gemeinschaftsunternehmens ist in Rom. England hat mal wieder nicht mitgemacht. Dennoch ist die Sprache dieser Innovation Englisch.

Ich wohne in Mannheim in einem Viel-Parteien-Haus, in dessen Mülltonne ich jetzt einen Haufen Bücher fand, alle wie neu, meist gebundene Ausgaben: Yourcenar, Roth, Strauss, Schlink, Handke, Johnson und andere, lauter Hochliteratur, allerdings dazwischen auch Sprachspilastik von Mayröcker. Seitdem komme ich mir in diesem Haus deplaziert vor. Oder stimmt vielleicht etwas nicht mehr mit dem Literaturbegriff von Suhrkamp, Hanser und Genossen?

Kam nach langer Zeit mal wieder nach Hamburg und zu meinem alten Freund Fred in seinen Antiquitätenladen und begrüßte ihn mit: Hallo, guten Tag, Fred! Gibt’s was Neues? Da warf der Kerl mich raus. Das habe ich erst mit einiger Verzögerung als ein Kompliment verstanden: Offenbar gehöre ich doch noch nicht zu den Alten.

Leider kann ich dem nicht mehr in den Hintern treten, der den blödsinnigen Einfall hatte, an einer Tür das Schlüsselloch unter der Klinke anzubringen, wo man es meist nicht sehen kann, wenn man vor der Tür steht. Und warum kommt unsere angeblich so innovationsfreudige Industrie nicht auf die Idee, die Sache endlich andersherum zu machen?

Auf der Rückseite meines neuen Buches „Der Papst im Kerker“ steht ein Zitat aus der „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner. Jetzt ist Deschner, der größte und eifrigste Kirchenkritiker unserer Zeit, im hohen Alter von fast neunzig Jahren gestorben, die katholische Kirche aber, zwar angeschlagen durch Sexskandale und Kirchenaustritte und die Islamisierung der westlichen Welt, stolziert weiter durch die Anfänge ihres drittes Jahrtausends.

Meine nächsten öffentlichen Lesungen werden stattfinden:

1. Am Donnerstag, den 17. April, um 19 Uhr in 68775 Ketsch bei „Buch und Manufakturwaren“, Hockenheimer Str. 34. Sie sind herzlich eingeladen!

2. Am Freitag, den 23. Mai, um 16.45 Uhr in 90411 Nürnberg in einem Flughafenbus am Airport Nürnberg, Flughafenstraße 100.

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