672. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Dieses scheußliche Gefühl, dass man überall bei Tag und bei Nacht überwacht wird, geheimen Mächten ausgeliefert, da wirkt die Boeing mit 239 Menschen an Bord, die seit dem 8. März spurlos verschwunden ist, schon fast wie ein Gegenargument. Wenn einem nicht prompt der Gedanke käme: So groß das Interesse bestimmter Institutionen und staatlicher Stellen an der Auffindung der Blackbox der Boeing ist, es gibt mit Sicherheit andere Institutionen und staatliche Stellen, die ein ebenso großes Interesse daran haben, dass die Blackbox auf ewig verschollen bleibt.

Rosenheim gefällt mir seit eh und je. Ist ja nicht nur ein schöner Name, sondern auch ein schönes bayerisches Städtchen. Ich war schon drauf und dran, nach Rosenheim umzuziehen. Ehrlich. Aber nachdem ich jeden Dienstagabend aus dem Fernsehen erfahre, dass in Rosenheim schon wieder ein Mensch ermordet wurde, habe ich kalte Füße gekriegt. Wo soviel gemordet wird, da können mich auch die attraktivsten Immobilienangebote nicht mehr überzeugen.

Die Stadt Ludwigshafen am Rhein hat nach dem Krieg von einem amerikanischen Architekten ein amerikanisches Stadtbild verpasst bekommen nach dem Motto: die autogerechte Stadt. Das hieß abenteuerlich sich windende und alles überwindende Hochstraßen. Jetzt, da diese Straßen marode sind, tauchte die Frage auf: Genauso erneuern oder alles ganz anders machen?  Bei einer Bürgerbefragung hat eine überraschende Mehrheit von 76 % dafür gestimmt, die Hochstraßen abzuschaffen. Man möchte wieder durch die Stadt fahren und gehen können und auch einen Zugang zum Rhein haben, statt über alles hinwegzuschweben. Das nennt man in Ludwigshafen jetzt das neue maritime Denken, weil der Rhein zum Meer führt. Mal gespannt, was draus wird, wenn der jetzt genannte Rahmen von 300 Millionen Euro bei acht Jahren Bauzeit anfängt davon zu schweben, wie das bei Großprojekten üblich ist.

Sehe immer mal wieder Schiffe vor meinem Fenster den Rhein hinauf und hinunter fahren, an denen schöne Frauennamen prangen: Saskia Reich oder Viktoria Jägers oder Helena oder Maria und so weiter. Immer ist der Name viel schöner als der nach schwerer und schmutziger Arbeit aussehende Frachtkahn. Aber wenn ich mir dann die Frau vorstelle, wie sie festlich gekleidet bei der Taufe des prächtig geschmückten Schiffs aufgetreten ist …

Altersforscher, diese Leute mit dem sichersten Zukunftsberuf, sprechen von Hochaltrigen und nicht so gern von Hochbetagten oder Greisen, wenn es um die mehr als 85-Jährigen geht, die in den nächsten Jahrzehnten immer mehr werden. Dass der Begriff alt in einer Gesellschaft, die ständig Neues und Aktualitäten braucht, ein Negativurteil ist, wird jedoch noch nicht gesehen. Dabei wäre es so einfach, das Unwort alt durch einen positiven Begriff zu ersetzen: Der ältere Mensch ist der Mensch, der schon früher da war, der längere Erfahrung hat, der deshalb mitsprechen kann. In Zukunft sollte man die Alten als die Frühen bezeichnen.

Füller für viele Tausend Euro sind out. Vermutlich, weil sie immer noch kein Korrekturprogramm an Bord haben. Der Lieblings-Klimbim für Lifestyle-Magazine sind jetzt Armbanduhren und Autos. Immer neue. Na, schön, die Autos werden wenigstens immer schneller, aber die Uhren?

Schon fast landläufige Meinung: Wenn Politiker und Bankbonzen das Gemeinwohl nicht im Auge haben, sondern auf den Lippen, ist dieser kleine Ausrutscher doch nicht verwunderlich bei den verfetteten Gesichtern der Herren.

Elektrikerlyrik. Auf der Autobahn zierte die Rückseite des Handwerkerwagens, der mich nicht vorbeilassen wollte, die Frage: Volt Ihr Strom oder Watt?

Am 3. April werde ich die Texte und Fotos eines neuen Reisebildes ins NETZINE stellen. Titel: Resteverwertung in der Westtürkei.

Wer es noch nicht aus der Presse erfahren hat – mein neues Buch ist auf dem Markt: „Der Papst im Kerker“. Alles andere als ein frommes Buch. Eine auf historischen Tatsachen beruhende Darstellung, wie die große Weltpolitik sich vor 600 Jahren am Mannheimer Rheinufer ausgetobt hat. Der Verleger hat den Preis zum Glück so niedrig angesetzt, dass man einfach zugreifen muss und dass der Verlag schon nicht mehr mitkommt mit der Auslieferung: www.netzine.de/library/walter-laufenberg/der-papst-im-kerker/

 

 

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