662. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Nur auf den ersten Blick ist es absurd, dass ausgerechnet Griechenland jetzt vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen der Diskriminierung homosexueller Paare verurteilt wurde. Ist Griechenland doch die Wiege der frühesten Homo-Mode Europas. Das waren jedoch damals keine Gleichgeschlechtlichen, die als Ehepaare auftraten, vielmehr Generationen übergreifende Männerfreundschaften von Alt und Jung zur Erfahrungsweitergabe und Erziehung mit dem Gegengeschenk Lust in späten Jahren, wobei der Alte in der Regel eine Ehefrau hatte, die das Haus in Ordnung hielt und die Sklaven an die Arbeit trieb. Die altgriechische Homo-Symbiose hat also mit der heutigen Homo-Ehe nichts gemeinsam.

Wenn ich das der Presse entnehme, werde ich brummig: Mit 148 Dollar-Milliardären steht das kleine Deutschland auf der Liste der Viel-Zu-Reichen hinter den großen Ländern USA mit 515 und China mit 157 Milliardären auf dem dritten Platz. Gleichzeitig sind jedoch mehr als 6,5 Millionen Menschen in Deutschland so überschuldet, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Und in der einen Statistik wie in der anderen geht es seit Jahren aufwärts. Das heißt, wir haben ein ganz spezielles Bildungsproblem: Es müsste den Leuten beigebracht werden, mit Bargeld statt Plastikkarten zu hantieren, ein Haushaltsbuch zu führen und sich das Anschauen der Verkaufssendungen im Fernsehen zu sparen. Das verringert mit Sicherheit den Abstand zu den Milliardären, wenn auch nur in homöopathischer Dosierung, macht aber glücklicher als die meisten Milliardäre sein dürften.

Augen auf im Wald. In den Wäldern von Rheinland-Pfalz, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands, hängen mindestens dreißigtausend Filmkameras in den Bäumen, zum Teil sogar mit automatischer SMS-Funktion ausgestattet. Von Jägern in die Bäume gehängt, um den Wildbestand und die Wildbewegungen bequemer kontrollieren und auch leichter zum Schuss kommen zu können, ohne halbe Nächte lang auf einem Hochsitz vor sich hin zu frieren. Weil diese Filmerei jedoch gegen das Datenschutzinteresse aller Waldbesucher verstößt, egal ob die sich zum Pilzesammeln, Pinkeln oder Potenzaustoben in die Büsche geschlagen haben, will die Landesregierung jetzt den Abbau aller Kameras mit Bußgeldbescheiden von bis zu fünftausend Euro erzwingen. Seitdem das bekannt wurde, gibt es neue sammeleifrige Besucher in den Wäldern, die aber nach oben schauen statt nach unten, weil sie keine Pilze suchen.

Welch eine Neuigkeit! Seit dem vorigen Jahr lassen die amerikanischen Bundesstaaten Washington und Colorado die Droge Marihuana/Haschisch als Genussmittel zu, und jetzt hat Colorado prompt entdeckt, dass damit ein Geschäft zu machen ist. Statt der eigentlich geplanten Erhöhung der Einkommensteuer ist jetzt eine Verkauf- und Verbrauchsteuer auf Marihuana/Haschisch beschlossen worden. Man hat also verstanden, wenn auch spät, was beim Tabakgenuss schon vor 300 Jahren verstanden wurde: Nachdem damals in etlichen Staaten Strafandrohungen von der Exkommunikation bis zur Hinrichtung nichts genützt hatten, ging man dazu über, Steuern auf Tabak zu erheben und zu kassieren, kassieren, kassieren, wie ich es in meinem Sachbuch „Rauschgift – Der stille Aufstand“ auch für Marihuana/Haschisch vorhergesagt habe. Das Buch ist allerdings schon 1971 erschienen und damals von der Bundesregierung teilweise aufgekauft worden, um es an Meinungsbildner und Ausbilder zu verteilen. Deren Münder mahlen langsam.

Marktforscher schätzen, dass 74 % der Deutschen ein Handy haben, das sie nicht mehr benutzen. Insgesamt sollen in unseren Wohnungen 120 Millionen ausrangierte Handys schlummern. Na, prima. Kaum vorstellbar, was wir um die Ohren hätten, wenn die alle wieder losklingeln würden.

Sprachforscher haben festgestellt, dass rund 80 % der Weltbevölkerung eine der fünfzig Weltsprachen als Muttersprache haben. Zu diesen Weltsprachen, also den Sprachen mit den meisten Sprechern, gehört auch das Deutsche. Daneben gibt es eine Gruppe von mittelgroßen Sprachen und eine Unzahl von Kleinstsprachen. Und wie viele Sprachen gibt es insgesamt? Manche Forscher sagen, es gebe so viele Sprachen, wie es Menschen gibt, weil jeder mit seinem etwas anderen Sprachschatz anders umgehe. Üblicherweise aber geht man davon aus, dass es rund sechstausend Sprachen gibt. Da die großen Sprachen sowohl eine Verdrängungs- als auch eine Sogwirkung ausüben, spricht man von ihrem Killereffekt. Sie verändern und schlucken kleinere Sprachen, die damit aber nicht ganz verschwinden, sondern rudimentär in der Killersprache sichtbar bleiben. Die großen Killersprachen waren und sind das Chinesische und das Arabische, durch den Kolonialismus aber auch das Englische, Spanische, Französische und Russische. Der Effekt der Killernatur ist in unserem Fall eine immer weitere Vermanschung des Deutschen mit Anglizismen und gleichzeitig eine immer weitere Verbreitung von schlechtem Englisch, nämlich Pidgin-Englisch. Mit den anderen beiden großen Killersprachen Europas, Spanisch und Französisch, geht es ebenso bergab. Der Globalisierung sei Dank!

Neue Demokratieformen nehmen zu. So hat Baden-Württemberg jetzt die Hürden für Volksentscheide etwas abgebaut. Aber viel geschickter: Die Bundeskanzlerin, auf der Suche nach dem passenden Personal für die neue Regierung, hat den Ex-Doktor zu Guttenberg zu einem Vier-Augen-Gespräch ins Kanzleramt kommen lassen. Ein typischer Testballon: So kann sie, ohne sich festzulegen, die Meinung zu einer Wiederverwendung des geschassten Ministers erkunden. Nämlich die Meinung der gesamten Presse, die dieses Treffen meldet und kommentiert, und die Meinung des Publikums, das in den Foren sofort heftig pro und contra den Plagiator zu Felde zieht, wobei am Satzbau und an der Rechtschreibung exakt abzulesen ist, ob ein Schreiber ernst zu nehmen ist oder nicht.

Der nationalistische Geist, der sich neuerdings in europäischen Ländern verstärkt bemerkbar macht, wird in der Presse als erschreckend bezeichnet. Ob man nach Frankreich schaut oder nach Österreich, nach England oder Finnland oder Ungarn und Griechenland. Überall diese Aufmüpfigkeit, die sich gegen die Europäische Union wendet, was schlimme Befürchtungen weckt. Was politisch nicht gewollt ist und auch nicht weiterführt in der Entwicklung Europas, nur den Populismus fördert, dieses verstärkte Betonen der jeweils eigenen Interessen, es folgt einem natürlichen Trieb, wie Sozialwissenschaftler seit langem wissen: Bei jedem Zusammenschluss von Einzelnen zu einer Gruppe muss der Einzelne, wenn er nicht ganz untergehen will, umso stärker seine Eigenständigkeit betonen, je stärker die Gruppenidentität wird. Was für einzelne Menschen gilt, das gilt genauso auch für einzelne Völker.

Und in eigener Sache. Zu meinen nächsten beiden öffentlichen Lesungen aus dem neuen Kulturthriller “Hypogäum” lade ich ein:
Mittwoch, 27. November 2013 in München, Pestalozzistraße 28 (südlich vom Sendlinger-Tor-Platz): Café L’amar, Gewölbekeller, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 8 Euro.
Samstag, 7. Dezember 2013 in Karlsruhe, Karl-Friedrich-Str. 17 (bzw. Rondellplatz 18), Regierungspräsidium, Meidinger-Saal, Beginn 18.00 Uhr, Eintritt frei.

 

 

 

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