639. Ausgabe

Der Weltunzugänglichkeitspunkt heißt Ulumuqi und liegt im äußersten Nordwesten Chinas. Den Titel hat diese Millionenstadt, die Kapitale der Provinz Xinjiang, bekommen, weil sie auf der ganzen Welt der Ort ist, der am weitesten von allen Küsten entfernt ist. Den Namen Ulumuqi muss man sich merken, denn er wird auch für die deutsche Industrie immer wichtiger. Die chinesische Regierung verfolgt seit einiger Zeit eine Go-West-Strategie und verpflichtet ausländische Unternehmer, die im Speckgürtel an der Ostküste Chinas eine Niederlassung gründen wollen, zum Ausgleich auch im Westen Chinas zu investieren. Die deutschen Unternehmen, die schon zumindest mit Planungsbüros in Ulumuqi vertreten sind, haben aber mit dem Problem zu kämpfen, dass es schwierig ist, deutsche Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, nach Ulumuqi zu ziehen, weil sie dort recht harte Winter erwarten. Und der Titel der Stadt – Weltunzugänglichkeitspunkt – ist offenbar nicht die stärkste Werbung.

Das Thema Vielsprachigkeit in Europa bleibt ein Reizthema, obwohl der Europäische Gerichtshof in Luxemburg schon vor zehn Jahren in einem Urteil festgestellt hat, dass der Hahn in jedem europäischen Land anders kräht und auch weiterhin anders krähen darf: Bei uns Kikeriki, in Dänemark Kikeliki, in Holland Kukeleku, in Finnland Kukkokiekuu und in England Cock-a-doodie-doo und noch anders anderswo.

Lecktüre. Der Verband der Zeitschriftenverleger hat der Bundesärztekammer eine besondere Förderung der Zeitschriften vorgeschlagen, die in den Wartezimmern der Arztpraxen ausliegen, weil diese Hefte trotz des Überangebots an Ärzten dafür sorgen, dass den Medizinmännern die Einnahmen nicht wegbrechen. Verständlich, wenn man sieht, wie eifrig die Patienten im Wartezimmer die Hefte durchblättern und sich bei jedem Umblättern die Finger ablecken.

Geldgeil. Ein Grossteil unserer gewählten Politiker verdient in Nebenfunktionen bei Unternehmen und Verbänden das Fünf- bis Zehnfache der Abgeordnetenvergütung dazu. Das wurde schon vor zehn Jahren offiziell festgestellt. Doch immer noch gibt es brave Bürger, die diesen Leuten ihre mit Steuergeldern finanzierten Memoiren und Meinungen abkaufen und bei öffentlichen Auftritten ihrem Gerede applaudieren.

In England sterben Winter für Winter relativ mehr Menschen den Kältetod als in Russland. Hauptgrund ist der uralte Hausbestand mit seinen schlecht isolierten und feuchten Wohnungen. Deutschland steht dagegen recht gut da, weil die Engländer bei uns im letzten Krieg im großen Maßstab Anreize für den Wohnungsneubau gesetzt haben. Fast möchte man sagen: Mister Harris sei Dank!

Endlich macht die Zweiohrigkeit des Menschen Sinn. Wie man hört, gibt es in Italien und Schweden und etlichen anderen Ländern bereits mehr Handys als Einwohner. Die ganz Kleinen und die ganz Alten weggerechnet, kann man also davon ausgehen, dass ein Großteil der Bevölkerung in diesen Ländern an jedem Ohr ein Handy hat.

Einmal ganz hinauf und wieder hinunter gefahren, weiß man: Thailand ist das ideale Land für Pflanzen und Tiere, Götter und Geister aller Art. Und mitten dazwischen leben auch Menschen.

Nicht leicht zu durchschauen, was sich hinter der Devise verbirgt: Schuhe aus! Bei jedem thailändischen Tempel habe ich dem Befehl brav Folge geleistet, weil ich darin eine Geste der Ehrfurcht sah. Oder sogar eine Demutshaltung. Doch dann sah ich diese ultimative Aufforderung auch am Eingang von Restaurants. Was ich mir nur so erklären konnte, dass man den Straßenschmutz draußen lassen sollte. Akzeptiert. Aber dann die versammelten Latschen vor dem Eingang einer öffentlichen Toilette. Da habe ich nicht mehr mitgemacht, sondern die Sandalen mit den dicken Sohlen anbehalten. Was auch richtig war, ich hätte sonst nasse Füße und Wer-Weiß-Was bekommen.

Thailand ist stolz darauf, anders als seine Nachbarn niemals Kolonie eines beherrschenden Staates gewesen zu sein. Da kann man natürlich gratulieren. Wenn man sich auch heimlich sagen muss, dass die Zeit unter fremder Herrschaft auch Vorteile gebracht hätte. Haben doch etliche Länder auf diese Weise das Englische als einheitliche Landessprache bekommen und so ihre Probleme mit den vielen Regionalsprachen überwunden. Und auch weniger Wichtiges kann positiv gesehen werden. Beispielsweise hätten die Franzosen als Kolonialherren den Thais ein Sortiment wohlschmeckender Käse eingebracht. Und die Deutschen hätten ihnen zumindest beigebracht, Brot zu backen.

Mit dieser 639. Ausgabe wird das NETZINE siebzehn. Das ist ja noch kein Alter, aber wie Wikipedia unter dem Stichwort Blog meldet, war das erstmals am 3. Januar 1996 ins Netz gegangene NETZINE das erste deutschsprachige Blog und damit der Vorläufer von tausenden Blogs, die ihm gefolgt sind. Gratulationen werden deshalb noch entgegen genommen.

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