610. Ausgabe

Wenn ich das Geschwätz über die Ei-ti-Leute höre, wird mir schlecht. Weil es doppelt falsch ist. Erstens spricht man IT nicht englisch aus, sondern deutsch, weil es die Abkürzung der deutschen Bezeichnung Informations-Technologie ist. Zweitens ist der Ausdruck zu eng, weil die Computertechnik viel mehr ist als bloß eine Informationstechnik, nämlich auch eine Animationstechnik, eine Lerntechnik, eine Missionstechnik, eine Mobbingtechnik, eine Genusstechnik, eine Spieltechnik, eine Spionagetechnik, eine Konspirationstechnik, eine Waffentechnik, eine Integrationstechnik, eine Kreationstechnik, eine Lebensersatztechnik und und und.

Gerade erst haben wir das fünfzigste Jubiläum der Anwerbung türkischer Gastarbeiter gefeiert, von vielen als Zynismus gewertet, da darf man wohl erwähnen, dass damals die türkischen Arbeiter, die in oder bei dem Spargelstädtchen Schwetzingen lebten, am besten dran waren. Sie fanden im Park des Schwetzinger Schlosses eine Moschee, die gut hundertfünfzig Jahre zuvor als modischer Schnickschnack ohne Gebrauchswert gebaut worden war. Die türkischen Gastarbeiter durften sie nun viele Jahre lang als ihr Gebetshaus nutzen. Wenn auch der Brunnen für die liturgische Reinigung fehlte, genau wie die besonders große nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische, dafür bot diese Moschee ihnen gleich zwei Minarette und im Inneren an den Wänden viele kluge Sprüche in Arabisch und Deutsch. Welch ein Service!

Ist das tröstlich? Ich erfahre aus der Presse, dass der Anteil Hungernder an der Weltbevölkerung seit Jahrzehnten sinkt. Danach hungert im Moment weltweit „nur“ noch eine Milliarde Menschen. Das ist also ein Siebtel der Weltbevölkerung von 7 Milliarden, die wir gerade erreicht haben. Die Weltbevölkerung wächst aber in den nächsten 40 Jahren auf 9 Milliarden. Und immer mehr Menschen werden hungern müssen.

In Bayern will man Zwergschulen erhalten, wenn sie in vier Klassenstufen insgesamt wenigstens noch 26 Schüler haben. Ein Lehrer soll dann jeweils zwei Klassenstufen unterrichten. Nachdem wir böse Erfahrungen gemacht haben mit überfüllten Klassen und entsprechend überforderten Lehrern, können wir nur hoffen, dass das bayrische Modell der Zwergschule mit Lehrern, die pädagogische Riesen sind, funktioniert.

Es macht mich beinahe sprachlos, wie wir informiert werden: Riesenüberschriften in der Tagespresse erschrecken mit rund 6,5 Millionen überschuldeten Deutschen. Irgendwo weit hinten in derselben Zeitung kommt dann die Kurzmeldung, die Zahl der überschuldeten Deutschen sei nach Erhebungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform gesunken, und zwar um 80.000 auf nur noch 6,41 Millionen. Die positive Entwicklung sei hauptsächlich der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen zu verdanken.

Eigentlich kaum zu glauben und doch wahr: Bei uns ist die Frau, obwohl von ihrer sexuellen Konstitution her auf Passivität ausgelegt, die Aktive, wenn es darum geht, sich einen Partner zu erwählen. Wie besonders häufig auch im Tierreich zu beobachten, führt die Passivität zu höheren Qualitätsansprüchen und lässt uns staunen über sowas wie das Weiterdenken der Natur in Sachen Nachhaltigkeit.

Weil nur immer von den großen Konzernen die Rede ist, mache ich mir hin und wieder klar: Etwa 95 % aller Unternehmen in Deutschland sind in Familienbesitz. Sie erzielen fast die Hälfte aller Umsätze, und sie stellen 57 % der Arbeitsplätze. Es geht also nicht nur immer um die Dax-Hirsche, schon gar nicht nur um die Autoindustrie.

Eine Umfrage unter Studenten an deutschen Hochschulen hat ergeben: Für 75 % ist der Zugang zum Internet wichtiger als ein eigenes Auto. Die weiteren Plätze nehmen das Smartphone und dahinter der Fernseher ein. Das heißt: Die Wirtschaft muss ihre Präferenzen überprüfen wie die Sender die Spitzenhonorare.

Auf der Autobahn. Große Plakate neben der Fahrbahn fordern mich auf: „Weg vom Gas!“ Wenn ich diesem Befehl folgen und den Fuß vom Gaspedal nehmen würde, bliebe der Wagen stehen, und ich würde mit diesem Anhalten auf freier Strecke mit Sicherheit nicht nur einen Stau verursachen, sondern auch einen schweren Massenauffahrunfall. Da frage ich mich, welcher Nichtautofahrer bei der Deutschen Verkehrswacht hat so blödsinnige Werbeplakate akzeptiert und mit unseren Steuergeldern bezahlt.

In eigener Sache: Ich bin jetzt auch bei Facebook.de zu finden. Für einen, der in der Öffentlichkeit wirkt, inzwischen nicht mehr zu umgehen. 800 Millionen Ansprechpartner. Die Verleger sind drin, auch sämtliche anderen Medien sowie viele Autoren. Also: Wer von meinen Lesern ebenfalls bei Facebook ist, kann –und sollte bitte sehr – auch dort den Kontakt zu mir aufnehmen. Damit wir uns allmählich immer näher kommen.

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