Laufenbergs Läster-Lexikon
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Archiv der Kategorie: G
Gebet
Ein G. ist ein versuchter Brückenschlag vom Realen zum Irrealen. Es ist immer eine Einbahnstraße, dennoch meist tröstlich, vor allem, wenn es der letzte Ausweg ist. Jedes G. ist eine Realität, weil es mit Worten daherkommt. Aber da das Erreichen des jenseitigen Brückenkopfs fraglich bleibt, gehört es doch zu unserem großen Vorrat an Irrealem – ist also besonders wertvoll (vgl. Glauben, Tragfähigkeit, Zielführend).
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Gebrauchsspuren
Falls dezent, wirken bei Antiquitäten G. sogar preissteigernd, weil man die Menschen zu sehen glaubt, die das gute Stück vorher in Händen gehabt haben. Nicht so die G. bei älteren Männern und Frauen. Da sind sie nur was für routinierte Genießer, für alle anderen bloße Schäden. Allerdings heben dann die Scheidungskosten auch bei ihnen den Preis (vgl. Fehler, Erfahrung).
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Geburt
Schon mit der G. widerfährt uns die größte Ungerechtigkeit, eine kaum noch zu übertreffende. Denn wann, wo, in welcher Familie geboren, mit welchem Intelligenzquotienten ausgestattet und mit welchen Veranlagungen gesegnet oder geschlagen, das entscheidet über Glück oder Unglück des gesamten Lebens. Und dabei hat man nicht einmal die Möglichkeit, sich gegen seine G. zu wehren. Gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit der G. tun sie nach wie vor nichts, die Gewerkschaften und Kirchen und Versicherungen und all die Weltverbesserungsparteien (vgl. Schicksal, Ungerechtigkeit).
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Geburtstag
Der G. ist kein Grund, einem Mitmenschen zu gratulieren, weil keinerlei persönliche Leistung dahinter steht. Man könnte allenfalls seiner Mutter gratulieren. Ein G. ist auch kein Grund zum Feiern, Ist er doch eher ein trauriger Anlass, jeder Geburtstag, vom ersten bis zum letzten. Weil er den nächsten Schritt in Richtung Grab markiert (vgl. Einbahnstraße, Leistung, Namenstag, Schicksal).
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Gedanke
Wer glaubt, ein G. – das Wort einmal wörtlich genommen – sei etwas, für das einem gedankt wird, der sollte viel mehr denken, um Satz für Satz derart Dankenswertes zu kreieren. Vielleicht sagt mir ja schon jemand für diesen G.n Dank. Denn falls G.n bei anderen so zwangsläufig zu Dankbarkeit führen, schenkt uns jede Denkarbeit Dankbarkeit, abgesehen von den Fällen, in denen nur Absurdität herauskommt (vgl. Dank, Denken, Gedanken).
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Gedanken
Die Gedanken sind frei, ja, das sagt sich so leicht. Doch ist unser Denken nur im Schlaf völlig frei und unabhängig. Was uns oft Anlass gibt, uns über unsere Verstandesarbeit im Schlaf zu wundern. Was wir aber nicht überbewerten dürfen. Über unsere Verstandesarbeit im Wachzustand wundern sich andere noch viel öfter (vgl. Gedanke, Meinung, Standpunkt).
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Gedankenstrich
Während der Bindestrich stets in engstem Kontakt an dem Wort vor ihm und dem Wort nach ihm festhängt, leistet sich der G., obwohl er länger ist, vornehme Distanziertheit. Um einen nicht ausgesprochenen Gedanken anzudeuten, schreiben wir einfach einen waagerechten Strich. In den allermeisten Fällen wohl zu Recht (vgl. Bindestrich, Dummheit, Kommunikation, Minus).
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Gefühle
Die Intensität seiner G. zu forcieren, durch Wiederholung, durch Verstärkung der Reize oder durch Sich-Bewusst-Machen der Aktion, die G. ausgelöst hat, viele halten das für die Formel zum Glück. Tatsächlich bringt das ein Mehr an Gefühlsgenuss, der aber sowohl freudvoll als auch tränenreich sein kann. Die wahre Steigerung der G. schafft man erst, indem man den Gefühlssturm durch den Einsatz von kühler Überlegung in feste Bahnen lenkt. Das heißt: Nur wer die Zonen unter und über der Gürtellinie zusammenbringt, ist der Meister seines Selbst (vgl. Denken, Mitgefühl, Rationalität, Sex).
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Gegenöffentlichkeit
Der Begriff stammt von der 68er-Bewegung des 20. Jahrhunderts. Er stand für ein Gemenge von Alternativaktionen, mit denen die Meinungsmonopole der etablierten Presse unterlaufen werden sollten. Zu diesen Aktionen zählten Demonstrationen, Blockaden, Flugblätter, Plakate sowie eigene Radiosender und die Herstellung von Videofilmen. Dazu sind auch Alternativverlage und die Zeitung taz zu zählen. Trotz aller Begeisterung und Energie blieb der Erfolg marginal. Erst durch das Internet bekam die G. seit der Jahrhundertwende eine ganz neue Dynamik, weil sich nun in den sozialen Medien und anderen Foren sowie Blogs für jeden die Möglichkeit auftut, seine Meinung den offiziell und pressemäßig verbreiteten Meinungen entgegenzusetzen, mit starker Resonanz, wenn auch oft schlecht durchdacht und in einem miserablen Deutsch. Und die etablierten Medien sehen mit hochgezogenen Augenbrauen bei fallenden Auflagenzahlen, dass damit die ewige Einbahnstraßenregelung der Meinungsmache aufgehoben wird (vgl. Aktionismus, Blogs, Lügenpresse, Netzine).
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Gegenteil
Wie Unglück nicht das G. von Glück ist, weil Glück das Gefühl eines Zustands ist, ein Unglück aber nur ein Ereignis, so ist die Untat nicht das G. von Tat, sondern bloß eine negativ bewertete, vergleichbar dem Unmenschen, der leider auch nicht das Gegenstück zum Menschen ist. Die Manie des westlichen Denkens, alles durch sein G. zu definieren, stößt immer wieder an ihre Grenzen. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen nach Bauchgefühl leben statt zu denken – als ob das ein Gegensatzpaar wäre (vgl. Alternativdenken, Fuzzilogik, Logik, Unsinn).
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