713. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die Flüchtlingsflut ist das erste Großproblem, das die seit einem Vierteljahrhundert wiedervereinigten Deutschen zu regeln haben und das sie wirksamer vergemeinsamen wird als jede staatliche Förderung und alles Politikergequatsche über das Zusammenwachsen.

 

Auf der einen Seite Massendemonstrationen von Bürgern gegen die Flüchtlinge, auf der anderen Seite das irritierende Festhalten der Bundeskanzlerin an ihrer freundlichen Haltung gegenüber den Flüchtlingen. Dabei ist der Zusammenhang klar: Die Bundeskanzlerin, die sich nach den permanent erhobenen Meinungsumfragen richtet – so geht moderne Demokratie – kann erst einen härteren Kurs einschlagen, wenn sich die Stimmung in der Öffentlichkeit noch stärker und eindeutiger gegen die Flüchtlinge gewendet hat.

 

Was soll die Aufregung um FIFA und Genossen? Jetzt wurde in Dortmund das Deutsche Fußballmuseum eröffnet. Da kann man also befreit aufatmen, weil der Fußballwahn endlich im Museum gelandet ist, also da, wo alles Erledigte untergebracht wird.

 

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gab es viel Aufsehen um das Gastland Indonesien mit seiner Buchproduktion. Am Tag der Messeeröffnung zeigte die FAZ ein Foto des indonesischen Präsidenten Widodo in seinem Arbeitszimmer. Da stand er vor schön gearbeiteten verglasten Vitrinen, in denen nichts war außer auf jedem einzelnen Regalbrett ein Väschen oder Schälchen. Diese Leere. Kein einziges Buch zu sehen. Offenbar alles nach Frankfurt geschafft.

 

Der 10. Würth-Preis für Europäische Literatur geht an Peter Handke. Ist doch klar: Würth – immer auf der sicheren Seite.

 

Uns dämlichen Verbrauchern Negatives zu verkaufen, ist nur eine Sache der geschickten Vermarktung. So die Eigentumswohnung, die es bis 1951 nicht gab, weil man so genannte Streithäuser vermeiden wollte. Vereinigt die Eigentumswohnung doch die Nachteile der Mietwohnung mit denen des Eigenheims: Alle Kosten selbst tragen, dabei die Nähe der Nachbarn ertragen. Genauso die modernen Hartschalenkoffer mit Reißverschluss: Leicht aufzuschlitzen wie ein Stoffkoffer, dabei nicht ausbeulbar und ohne aufgesetzte Außentaschen. Genauso das E-Bike: Wind und Wetter ausgeliefert wie ein Fahrrad, dabei Kosten für Fremdenergie und Verlust an Körperertüchtigungswert.

 

Ich saß hoch oben in Duhnen an der Nordsee im Café und sah hinaus, als mich ein James-Ensor-Gefühl ergriff und ich bloß noch Masken vorüberdefilieren sah. Eine noch weniger attraktiv als die andere. Ladenhüter-Ausverkauf. Nun ja: Saisonende. Selbst die Hunde an den Leinen sahen frustriert drein. Aber die Schwarzwälder Kirschtorte machte dann alles  wieder gut.

 

Hamburg will Olympiastadt werden. Dafür müsste es viel besucherfreundlicher werden. In den Bahnhöfen sind keine Straßenpläne der Umgebung zu finden, und die Lautsprecheransagen sind durch den starken Halleffekt völlig unverständlich, draußen sind die Radwege kaum zu erkennen – und der Regen sollte sich nach der jeweiligen persönlichen Vorliebe regulieren lassen.

 

Wir werden zu einer Nation von Menschen, die Selbstgespräche führen müssen. Statistiker haben festgestellt, dass bei uns vor fünf Jahren nur noch 44 % der Bevölkerung als Ehepaare lebten, aber bereits 43% als Singles, und das mit steigender Tendenz. Selbstgespräche, für die amerikanischen All-About-Schnüffler die neue Herausforderung.

 

Der amerikanische History Channel bringt demnächst eine Serie über Adolf Hitlers Flucht und Weiterleben auf die Bildschirme. Inwieweit er sich dabei auch auf meinen Roman „Hitlers Double“ stützt, der im Jahre 2000 in 2. Auflage im Oberbaum-Verlag Berlin erschienen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls kommt bei der Frage, ob Hitler das Kriegsende überlebt hat, niemand um die zwölf Untersuchungsergebnisse herum, die gegen einen Selbstmord sprechen, die ich in meinem Buch gebracht habe. Ein Trost bleibt uns zudem: Der 1889 geborene Mann aus Braunau dürfte heute, 126 Jahre später, als tot verbucht werden, egal wie und wann zu Tode gekommen.

 

 

 

 

 

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