930. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Wer kann noch Deutsch? Bei der Analyse des Internetauftritts von zwanzig Städten in Deutschland kam man zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte der Texte kaum zu verstehen seien, weil die Wortwahl zu ungewöhnlich, die Sätze zu lang und Passivformen vorherrschend waren. Ein neues Gesetz, das 2025 in Kraft tritt, soll verständliche Sprache zur Pflicht machen. Dieses Gesetz, auf dem nun alle Hoffnungen ruhen, heißt in handlicher Kurzform „Barrierefreiheitsstärkungsgesetz“, seine offizielle Bezeichnung ist „Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/882 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Barrierefreiheits­anforderungen für Produkte und Dienstleistungen (BFSG)“. Na denn, viel Glück!

 

Kaum zu glauben. Habe jetzt ein Fernsehfilmchen gesehen, in dem überraschenderweise mal kein Zähneputzen gezeigt wurde. Da frage ich mich: Sind wir tv-Bürger dem Verband der Krankenkassen (oder der Zahnpastaproduzenten oder wer sonst hinter dieser Verbrauchererziehung steht) auf einmal egal oder ist denen einfach das Geld für die Filmförderung ausgegangen?

 

Alles wird immer komplizierter. „Focus“ hat jetzt seine Zuneigung für Singles gezeigt, die mit Hilfe der modernen Technik auf Partnersuche sind. Sie sollten die wesentlichen englischen Begriffe für die Liebesanbahnung kennen, um beim Dating und Flirten keine Reinfälle zu erleben. So sollten sie wissen, was Val-Core Dating ist (eine Erklärung über das eigene Interesse an politischen oder gesellschaftlichen Themen) und sollten Betterment Burnout (Selbstakzeptanz) zeigen. Für Männer gilt: Open Hearted Masculinity (Gefühle zeigen). Und so weiter. Auf Deutsch gibt es da offenbar nur Sprachlosigkeit.  

 

Hochschulen und Schulen befürchten, dass Hausarbeiten in Zukunft keine Mittel mehr sind, erzielte Lernerfolge festzustellen. Sich die Hausarbeit von einem KI-Programm schreiben zu lassen, ist viel zu einfach und damit zu verführerisch. Doch jetzt hat ein Unternehmen aus Litauen ein Programm namens NoPlagiat entwickelt, mit dem ziemlich sicher festgestellt werden kann, ob ein Text von Künstlicher Intelligenz geschrieben wurde. Und das vor allem anhand der verwendeten Grammatik, Syntax und Zeichensetzung. Auch die Satz- und Wortlänge sowie die Häufigkeit der benutzten Wörter verraten den KI-Text. Also die immer gleiche Entwicklung: Je besser die Tricks, Vergehen oder Waffen werden, umso besser werden die Methoden der Aufklärung, der Verfolgung oder Abwehr. Der Teufel mag das Fortschritt nennen.

 

Karneval, Fasching, Fastnacht, Fastelovend, alles schon wieder vorbei. Aber unvergessen. War das doch so befreiend wie ein fröhlicher Furz. Und der kommt stets nach einem guten Essen und vor der nächsten Völlerei. Nicht verweht, sondern nach wie vor lebendig sind früheste Karneval-Institutionen wie die Dülkener Narrenakademie von 1554 und die Klever Gecken-Gesellschaft von 1381. Bedeutende Leuchttürme der Kulturgeschichte. Hier mal erwähnt für alle, die noch eine Ausrede für ihre närrischen Entgleisungen von vor wenigen Tagen suchen.

 

Arbeitsplatz Turm zu Babel. Immer mehr Unternehmen werden immer internationaler und sind stolz darauf. Dabei gibt das ein neues Streitfeld für Arbeitsrichter und Anwälte. Denn durch die Internationalisierung haben die Unternehmen auf einmal zwei Sprachen: Die Betriebssprache der Mitarbeiter untereinander und die Arbeitssprache, die in offiziellen Schreiben und in Arbeitsanweisungen gilt. Die Anwendung der beiden Sprachen muss im Arbeitsvertrag geregelt sein. Und wenn der Arbeitgeber den Wechsel in eine andere Betriebs- oder Arbeitssprache vorgibt, was niemals grundlos geschehen darf, muss er dafür auch geeignete Fortbildungsmöglichkeiten bieten.

 

In Rom haben sie jetzt getagt, die Malteser, und sich unter neuer Führung zu neuen Hilfsprojekten verpflichtet. Das betrifft rund 60.000 Mitarbeiter und 100.000 freiwillige Helfer, die weltweit im Gesundheits- und Sozialbereich tätig sind. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Deutsche. Sie sind stolz auf den Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem, der als ein nichtstaatliches souveränes Völkerrechtssubjekt wirklich was Besonderes ist. Die ersten siebenhundert Jahre des Johanniter-Malteser-Ordens habe ich in dem historischen Roman „Favoritin zweier Herren“ wiederaufleben lassen, auf der Grundlage jahrelanger Recherchen, auch im sogenannten Heiligen Land, auf Rhodos und Malta sowie beim Gegenspieler in Istanbul. Ein realistisches Geschichtsbild, eine Fundgrube für jeden aufgeschlossnen Zeitgenossen. Die Ordensleute und ihre Mitarbeiter haben das Buch – hoffentlich – sowieso schon. 

https://www.netzine.de/book/favoritin-zweier-herren/?grid_referrer=4078

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.