810. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Aktuell wird nichts wichtiger genommen als mein Fußabdruck. Dabei habe ich deren zwei, und das nicht bloß, weil ich zwei Füße habe. Der eine Fußabdruck ist die Herzensangelegenheit von Klimaaktivisten und Gutmenschen, die mir raten, auf alles zu verzichten, was CO2 produziert. Beinahe wäre ich heute überhaupt nicht aus dem Bett aufgestanden, so gehorsam wie ich bin. Doch dann fiel mir der andere Fußabdruck ein, auf den der Staat, die Banken und viele andere Konzerne scharf sind. Sie wollen, dass ich aktiv bleibe, aber überall nur elektronisch bezahle und per Handy immer erreichbar bin, damit sie mich als Konsument durchleuchten und manipulieren können, nebenbei mich auch noch mit einem perfekten Bewegungsprotokoll unter Kontrolle halten. Muss sein, ist doch jeder ein potentieller Verbrecher.

 

Wer hat das noch nicht erlebt? Der Hinweis in der Presse auf eine Neuerung bringt einen auf die erstaunte Frage: Wieso ist das neu und nicht schon immer eine Selbstverständlichkeit? So jetzt die Absicht, im Kölner Hauptbahnhof eine Waffenverbotszone einzurichten, oder die Stuttgarter kultusministerielle Überlegung, Rechtschreibfehler nicht mehr nur in Klassenarbeiten des Faches Deutsch mit einem Notenabzug zu bewerten, sondern auch bei Arbeiten in Fächern wie Erdkunde oder Biologie.

 

Facebook hat angekündigt, im nächsten Jahr die Internet-Währung Libra einzuführen, der Wirtschaftsfachleute eine Chance als neue Weltwährung attestieren. Was ins Bild unserer Zeit passt. Sind doch die Staatsgrenzen inzwischen zu Gartenzäunen geworden, die für den Handel wie für die Wissenschaft, die Kunst und den Sport genau wie für die zwischenmenschliche Plauderei keine große Rolle mehr spielen und sogar bei der Migration kaum noch die traditionelle Funktion als Staatskorsett wahrnehmen können. Wir erleben gerade eine neue Aufteilung des Globus, bei der die souveränen Staaten in einer Funktion nach der anderen ersetzt werden von den konkurrierenden Internet-Großkonzernen, nämlich den sogenannten Internet-Gorillas Apple, Alibaba, Amazon, Facebook, Google, Instagram, Twitter, WhatsApp und YouTube, die jeweils mehr Menschen vertreten als die meisten Staaten Einwohner haben. Dagegen wehren sich Regierungen immer häufiger, vor allem in Asien und Afrika, durch zeitweiliges Absperren oder Verlangsamen des Internetzugangs, meist aber mit wenig Erfolg in der Verschleierung ihrer Untaten.

 

Die christliche Religion tritt als verbesserte Neuauflage der jüdischen Religion auf, mit entsprechender Ablehnung der Vorgängerreligion. Die muslimische Religion tritt als die verbesserte Neuauflage der jüdischen und der christlichen Religion auf, mit entsprechender Ablehnung der Vorgängerreligionen. Die meisten Menschen im so genannten christlichen Abendland gehören bisher zu den Ablehnern, nämlich des Jüdischen, und das in unterschiedlicher Radikalität. Für sie ist es neu und ungewohnt, dass sie jetzt nicht mehr nur Ablehner sind, sondern auch selbst Abgelehnte, nämlich der Muslime, und das in unterschiedlicher Radikalität zu spüren kriegen.

 

Wer hat sie noch nicht gesehen, die Hunde und Schildkröten oder anderen Vierbeiner, die trotz gelähmter oder fehlender Hinterläufe laufen können, weil man ihnen zwei kleine Räder als Ersatz verpasst hat? Das ist moderne Tierprothetik, die Staunen erregt und nachdenklich macht. Heißt es doch, das Rad sei die Erfindung, mit der der Mensch sich der Natur überlegen zeigt. Denn die Natur könne kein lebendes Wesen mit einem Rad ausstatten. Andererseits bemühen sich die Bioniker immer noch vergebens, ihre Androiden mit so vielseitig tüchtigen Beinen auszurüsten, wie die Natur sie produziert. Die steifen Stelzen wollen immer noch nicht so, wie wir können. Unser Wettstreit mit der Natur ist also noch lange nicht entschieden. 

 

All Ihr Genderverrückten im Land, erlaubt mir bitte, mich nicht als Person zu fühlen, weil es die Person heißt, ich aber männlichen Geschlechts bin. Für Euch ist die Person ja das Gegenteil von mir, also bin ich der Personer. Und wer mit der heute modischen Variante divers daherkommt, ist das Personal. Dummerweise gerät man damit gleich wieder in die Brennnesseln, kennen doch meine Zeitgenossen und Zeitgenossinnen sowie alles Zeitgenossische den Unterschied von Personal und personal nicht mehr. Vom Englischunterricht in der Schule versaut, übersetzen sie Personal Computer mit Personalcomputer statt persönlicher Computer.

 

Einfach übersehen habe ich, dass ich ein 50er Jubiläum zu feiern hatte. Ist doch im März 1969 im Econ-Verlag Düsseldorf mein allererstes Buch erschienen: „Welt hinter dem Horizont – Reisen in 4 Jahrtausenden“. Auf 388 Seiten, reich  bebildert und in Leinen gebunden eine Geschichte des Tourismus und kritische Betrachtung des Reisens, die auf dem Buchmarkt fehlte. Noch im selben Jahr, von April bis Juni, ist mein Buch von der Tageszeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“ in 36 Folgen teilweise nachgedruckt worden.

 

Die antike Ruinenstadt Babylon im Irak ist jetzt auf der Welterbeliste der UNESCO. Ich habe diese verborgene Weltecke, die uns schon aus der Bibel in Erinnerung ist, vor Jahren besucht. Auf Einladung des damaligen Potentaten Saddam Hussein. In einem Regierungsfahrzeug, mit Polizeischutz. Ein sehr ungewöhnlicher Besuch. Als ungeschminkten Reisebericht mit Fotos veröffentlicht in meinem Buch: „Denk ich an Bagdad in der Nacht –  Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn“. Überall im Buchhandel.

 

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