764. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Kaum zu glauben, aber in den von der SPD gehaltenen Bundesministerien gibt es jetzt, unmittelbar nach der Bundestagswahl, strahlende Gesichter. Weil die Minister, die ihren Schreibtisch räumen müssen, ihre Duftmarke hinterlassen, wie das seit eh und je üblich ist. Sie hieven in ihren letzten Arbeitswochen noch schnell eine ganze Reihe verdienter Mitarbeiter, die dasselbe Parteibuch haben wie sie, auf höhere Positionen. Dort werden die Beförderten sich zum Dank umso wirksamer in Obstruktion üben. Und dem neuen Minister fehlen dann für seine Leute freie Planstellen.

 

Immerhin, die Beschriftung am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg ist schon angebracht. Über dem Haupteingang prangt groß die Aufschrift „Berlin Brandenburg Airport Willy Brandt“. Also kein Flughafen? – Bestusste Leute, die meinen, mit einem englischsprachigen Firmennamen oder Ladenschild großartiger dazustehen, kann ich nur belächeln. Ohnehin scheitern sie meistens. Das tragikomische Schicksal des neuen Berliner Flughafens ist bei solchen Bauherren kein Wunder.

 

Am Tag des Referendums über die Selbständigkeit Kataloniens gab es blutende Köpfe. Da wurden Bürger niedergeknüppelt, die den Begriff Demokratie, also Volksherrschaft, wörtlich nahmen und sich nicht mit dem Zipfelchen Herrschaft zufrieden gaben, das ihnen alle vier Jahre einmal eine Stimmabgabe erlaubt. Also Gewalt gegen gelernte Demokraten, die ihre Stimme abgeben wollten für oder gegen eine Abspaltung Kataloniens. Der Polizeieinsatz war formal berechtigt, weil das Referendum vom Verfassungsgericht als unrechtmäßig bezeichnet und von der Zentralregierung in Madrid verboten worden war. Nicht erstaunlich, weil selbst in Demokratien grundlegende Änderungen, die vom Volk ausgehen, immer verboten sind. Die Herrschenden lassen sich das Steuer nicht aus der Hand nehmen. Das war allen Bürgern Spaniens auch in der für alle verbindlichen Amtssprache Kastilisch klargemacht worden. Aber dass Spanien einer solchen verordneten Amtssprache für alle bedarf, verrät schon das Problem: Die Einwohner Spaniens sind weder nach ihrer Herkunft noch nach ihrer Kulturgeschichte alle einfach Spanier. Das verrät ihre Sprache. Sie sind in ihrer Mehrheit Kastilier, die das offizielle Kastilisch sprechen. Daneben leben aber in Spanien die Katalanen, die Katalanisch sprechen, und die Baskisch sprechenden Basken sowie die Galizier mit ihrem Galizisch. Und das sind jeweils eigene Sprachen, nicht etwa nur Dialekte. Nun stehen wir heute auf dem aufgeklärten Standpunkt, dass Nationen sich durch ihre gemeinsame Kultur definieren, vor allem durch die gemeinsame Sprache. Die aber hat man in Spanien nur durch Gesetz. Deshalb spürten wir beim Anblick der blutenden Köpfe von Bürgern, die als Demokraten aktiv werden wollten, den Schmerz.

 

Unsere Universitäten und anderen Hochschulen wetteifern neuerdings darin, möglichst ganze Studiengänge nur in englischer Sprache anzubieten. Damit locken sie verstärkt ausländische Studenten in ihre Hörsäle. Und darauf sind sie besonders stolz. Jetzt verstärken sich jedoch die Bedenken bei den deutschen Wirtschaftsführern, die in dieser Englisch-Marotte ein Hemmnis bei der Suche nach studiertem Nachwuchs sehen und schon von rausgeschmissenem Geld sprechen. Denn es hat sich herausgestellt, dass die meisten der so mit Unterricht in Englisch verwöhnten Ausländer das Gastland Deutschland gleich nach bestandenem Examen verlassen, weil sie ohne Deutschkenntnisse bei uns im Alltag nicht zurechtkommen.

 

Las Vegas ist der neue Begriff für Massenmord. Ein Waffennarr hat einen Rekord aufgestellt. Und die Journaille fragt wortreich und gut bebildert, warum und wieso da ein vermögender Rentner das ganz große Massaker geplant und ausgeführt hat. Weil die Presseleute den Begriff Herostrat nicht kennen. Weil sie noch nicht gehört haben von dem Griechen namens Herostratos, der 356 v.u.Z. den Tempel der Göttin Artemis in Ephesos angezündet hat, um seinen Namen in die Ewigkeit einzuschreiben. Die empörten Epheser haben ihn dafür mit der einzig passenden Strafe belegt: Er soll für ewig vergessen sein. Und offensichtlich haben sie damit Erfolg. Schon bei den alten Juden war die härteste Strafe für Schwerverbrecher: Seines Namens soll nicht gedacht werden! Denn die Israeliten wussten, dass das Ich mit seinem unstillbaren Bedürfnis nach Größe hinter all unserem Handeln steckt, bei jedem von uns. Doch ist es wohl unmöglich, der modernen Presse zuzumuten, generell keinen Namen und kein Porträt von Verbrechern zu bringen, um damit potentiellen Verbrechern jede Hoffnung auf Berühmtheit zu nehmen. Oder?

Ein Leser schickte mir einen Zeitungsausschnitt mit einer dpa-Meldung, die die „Allgemeine Zeitung“ in Mainz am Mittwoch, 27. September 2017 so gebracht hatte: „Berater und Notare haben im Zusammenhang mit dem Verkauf des Hunsrück-Flughafens Hahn mehr als elf Millionen Euro Honorare kassiert – und damit fast soviel, wie der Verkaufspreis des Airports mit 15,1 Millionen Euro betrug. Wie das rheinland-pfälzische Innenministerium mitteilte, bekam den Löwenanteil von gut sieben Millionen Euro Honorar die Beratungsgesellschaft KPMG. Von ihr trennte sich die Landesregierung nach dem ersten gescheiterten Verkauf an eine mutmaßlich kriminelle Firma 2016. 2017 erwarb der chinesische Mischkonzern HNA den rheinland-pfälzischen Hahn-Mehrheitsanteil von 82,5 Prozent. Die übrigen 17,5 Prozent hält noch das Land Hessen.“ – Nun ja, auch ich hätte als Berater Karriere machen können, nur hatte ich das mit dem Schwindeln falsch aufgenommen: Mir wurde immer schwindelig, wenn die Zahlen zu groß waren.

 

All die von Regierungsstellen vergebenen Forschungsaufträge und all die abgelieferten wortreichen Evaluierungsergebnisse, sie sind fast immer nur ein kostspieliges Zeitschinden und Augenwischerei, also im Kern Entscheidungsverweigerung. Die eigentlich wichtigen politischen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit gingen ohne diese Spielchen hoppla-hopp über die Bühne: Der Atomausstieg von heute auf morgen, die Banken- und Griechenlandrettung genauso, dann auch noch die Grenzöffnung für Immigranten aller Art.

 

Dass die „Obergrenze“ der CSU jetzt bei einem Intensivgespräch der beiden christlichen Schwesterparteien CDU und CSU in „Richtwert“ umgetauft wurde, ist das neueste Beispiel für das Stichwort „Volksverdummung“ in meinem Läster-Lexikon, hier im Netzine nachzuschlagen.

 

Und noch was Persönliches: Mein neues Buch ist jetzt in den Buchhandlungen. Es heißt „Tödliches Einmaleins“ und ist ein historischer Heidelberg-Krimi. Die in vielen Städten präsente Buchhandlung Schmitt & Hahn hat mich eingeladen, am Samstag, den 21. Oktober von 11-13 Uhr eine doppelte Signierstunde abzuhalten. In der Buchhandlung Schmitt & Hahn, Heidelberg, Hauptstraße 8, wo neben dem neuen Krimi natürlich auch andere Titel von mir zu bekommen sein werden, gern mit persönlicher Widmung. Sehen wir uns dort?!
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