Archiv der Kategorie: M

Machiavelli

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Niccolo M., 1469-1527. Florentiner Schriftsteller und Jurist, dessen bedeutendstes Werk, “Der Fürst”, erst fünf Jahre nach seinem Tode gedruckt wurde. M., bis heute deswegen als Oberteufel verschrien, hatte erkannt, dass die Menschen immer und überall gleich sind und dass es nicht das Gute und das Böse gibt, sondern nur taugliche und untaugliche Mittel beim Kampf um die Macht. M. hat konsequenterweise im ersten Ratgeberbuch der Neuzeit beschrieben, wie ein Mensch sich freimachen muss von ethischen Normen, wenn er Herrscher werden oder bleiben will. Da das Buch nur von den Herrschenden, nie aber von den Beherrschten gelesen wurde und wird, können die Politiker auch heute noch sich die Moralmaske vorbinden – und dahinter versteckt tun, was sie wollen (vgl. Macht, Moral, Politiker, Grundstreben).

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Macho

Merke dir: Ein M.-Gehabe ist beim Knopf so lächerlich wie beim Knopfloch ein Emanzen-Gehabe. Sind beide doch gleich wichtig, wenn was halten soll. Der Knopf darf nicht verlorengehen, das Knopfloch nicht ausreißen (vgl. Ehemann, Emanzipation, Glatze, Potenz, Rasieren).

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Magersucht

Illustration: Dénes von Szebeny

Illustration: Dénes von Szebeny, Heidelberg

Eine neue Kinderkrankheit. Der Beweis dafür, dass Fernsehen, Illustrierte und Girlie-Zeitschriften krank machen (vgl. Autorität, Illustrierte, Massenmedien, Mode, Speck).

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Mailing

Unter jeder E-mail, die ich lese, finde ich den erfreulichen Hinweis: No virus found in this incoming message. Und doch muss ich meistens vor mich hin fluchend ergänzen: And no good idea, as much as no content. Ganz abgesehen davon, dass mir generell ein Scheck lieber wäre als eine E-mail (vgl. Anspruchslosigkeit, E-mail, Korrespondenz).

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Malerei, abstrakte

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

In den allermeisten Fällen die schamlose Ausnutzung des Umstandes, dass Kunstbetrachter und Finanziers keine Kriterien kennen für die Unterscheidung zwischen einer gefälligen Beliebigkeit des Farbverbrauchs und dem mit seherischer Sicherheit getanen Schritt ins Übermorgen der Kunst (vgl. Lebenskünstler, Moderne, Scharlatanerie).

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Malerei, naive

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Als die Avantgarde sie anregend fand und deswegen Sammler sich für sie erwärmten, verloren die naiven Maler schnell alle Naivität und machten ihre Primitiv-Masche genauso raffiniert zum Geschäft, wie die gelernten Maler ihre Raffiniert-Masche dem naiven Publikum verkauften (vgl. Kunstgenuss, Marktgesetze).

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Malteser

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

1. Angehöriger des ehemaligen souveränen Militärordens der Ritter vom Hospital des hl. Johannes in Jerusalem sowie seiner Nachfolgeorganisationen. 2. Dänischer Aquavit, d. h. ein mit Kümmel gewürzter Kornbranntwein, sehr scharf, eiskalt zu genießen. 3. Die Zwerghundrasse Bichon maltais, überhaupt nicht scharf, nur gelegentlich heiß. 4. Bürger der Mittelmeerinsel Malta und ihrer beiden Nachbarinseln, mehr sauer als scharf und in heißer Wut, weil neuere Forschungen festgestellt haben, dass die alte Saga (Apostelgeschichte genannt) von der Landung des Apostels Paulus auf Malta Quatsch ist. Paulus ist auf einer Romreise als Schiffbrüchiger auf die Insel Kephallenia verschlagen worden. Der Wegfall dieses einen unfreiwilligen Touristen ist für die M. ein herber Verlust, weil sie seitdem nicht mehr so viele Pilgerreisende ausnehmen können (vgl. Glauben, Kommerz, Tourist).

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Männerbünde

Auch gern Herrengesellschaften genannt. Vereinigungen mit unterschiedlichen Zielen, bei denen der Hauptzweck nie genannt wird, nämlich die wenigstens zeitweilige Erholung des Mannes von der Frau – und umgekehrt. Bei zu langem und zu engem Zusammenleben entwickeln M. schnell eine Ersatzkonstellation zur heterosexuellen Partnerschaft, die aber Behelf bleibt (vgl. Ehe, Herrengesellschaft, Homosexualität, Schlaraffia).

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Markenbewusstsein

Die Industrie hat es mit großem Werbeaufwand geschafft, für viele Waren in den Köpfen der Verbraucher ein M. zu etablieren. Mit der Folge, dass die Leute stolz darauf sind, als wandelnde Litfasssäulen für Markenklamotten Werbung treiben zu dürfen. Was besonders verhängnisvoll bei Kindern und Jugendlichen ist, die sich aus ihrer altersbedingten Unsicherheit heraus strikt weigern, anderes als die bekannten Markenartikel zu besitzen. Was die Eltern vielfach in finanzielle Schwierigkeiten bringt, die Kinder selbst oft kriminell werden lässt. Hinter dem verhängnisvollen M. steht die Vorstellung, dass die Markenartikel stets besser sind als No-Name-Artikel, was scheinbar schon der höhere Preis beweist. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge werden von den Verbrauchern nicht durchschaut. Doch nimmt man gern die zum Glück immer öfter gebotenen Gelegenheiten wahr, Imitationen der Markenartikel zu kaufen, die wesentlich billiger angeboten werden (sog. Markenpiraterie). Diese illegalen Nachahmungen bilden ein gesundes Korrektiv zum M., wo sich ein Produkt nur durch Oberflächendifferenzierung und Preis von Konkurrenzprodukten abhebt, nicht aber durch seine tatsächliche Einmaligkeit (vgl. Werbung, Hohlkopf, Mode, Schuluniform).

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Masche

In der darstellenden Kunst geht nichts über die M., die man als Geistesblitz verkaufen kann. Wer Gebäude und dergleichen mit Kunststofffolie umhüllt wie Christo, ist ein großer Künstler, solange er bei diesem Gag bleibt – und die Industrie ihm das Material zur Verfügung stellt. Genau so als ein Großmeister zeigt sich, wer seine Gemälde immer nur falschherum aufhängt wie Baselitz. Ebenso wer Nägel immer anders arrangiert wie Uecker und diesen Job nicht an den Nagel hängt, obwohl er ihn inzwischen schon selbst behämmert findet (vgl. Kritiker, Kulturentwicklung, Variabilität, Volksverdummung).

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