Archiv der Kategorie: D

Dämlich

 

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Dieses Verdikt hat natürlich so wenig mit Dame zu tun, wie das Lob herrlich mit Herr, weil Verallgemeinerungen verboten sind. Doch die hanebüchene Tatsache, dass Frauen Männer mit Bart zu fragen pflegen, warum sie einen Bart tragen, statt glattgeschorene Männer zu fragen, warum sie mit einem imitierten Frauengesicht herumlaufen, hat zu der Steigerung des Wortes dumm zu d. geführt (vgl. Bart, Mode, Natürlichkeit, Verallgemeinerung).

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Dank

D. wird gern und reichlich gegeben, weil kein Mensch so frech ist, ihn als Falschgeld zurückzuweisen (vgl. Danken, Gedanke, Förderer, Inflation, Schläue, Substitut).

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Dankbarkeit

sollte man möglichst intensiv zeigen, sieht sie doch immer gut aus, obwohl sie viel schwieriger zu aktivieren ist, als man glaubt. Zumindest wenn man sich klargemacht hat, dass jeder Mensch letztlich alles für sich selbst tut (vgl. Dank, Ich).

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Danken

Weil das Wort D. von dem Verb denken abgeleitet ist, stellt das D. für Sprachwissenschaftler eine recht billige Gegenleistung für etwas Gutes dar, das man bekommen hat. Sie denken einfach entsprechend gut von dem Geber. Das ist zwar wenig, aber immer noch mehr, als das D. für Wirtschaftswissenschaftler ist, weil die bekanntlich alles nach dem Geldwert beurteilen. Für sie ist jedes D. ein Bezahlen mit Falschgeld, das nicht zurückgewiesen werden kann (vgl. Dank, Durchblick).

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Datenmüll

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Alles menschlich zu sehen ist kein Patentrezept. Wer beispielsweise beim Computer vom Elektronengehirn spricht, muss den D. als Elektronenscheiße bezeichnen. Diese Produkte der Überfütterung, auch Datenschmutz oder Spam genannt, werden den Mitmenschen mittels Internet rücksichtslos in den Weg gelegt. Die Arbeit, die ihre Beseitigung macht, ist ärgerlich. Doch gibt es noch nicht den wirksamen Schutz gegen D., wie der Deutsche Multimediaverband ihn verlangt und die EU ihn ablehnt. Deshalb ist zu befürchten, dass die gerade erst angebrochene weltweite Internetkultur sich zu einer weltweiten Kloakenkultur entwickelt (vgl. Politik, Kommerz).

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Datenschutz

Der Begriff ist einer der modernen Euphemismen. In der Praxis bleiben die persönlichen Daten der Bürger für die staatlichen Institutionen trotz D. weitestgehend zugänglich. Lediglich der zwischenmenschliche Kontakt der Bürger wird durch D. massiv erschwert, was das Regieren zusätzlich erleichtert. Der Trend zur weiteren Computerisierung der Kommunikation macht D. vollends zur Farce; denn der Computer vergisst nichts (vgl. Computer, Euphemismus, InteressePolitikerVolksverdummung, Wortsetzungsmacht).

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Dauer

Die Produzenten von Waren legen den größten Wert darauf, dass sich ein Produkt auf D. verkaufen lässt. Und die Konsumenten legen den größten Wert darauf, dass ein gekauftes Produkt auf D. seinen Dienst tut. Das Eine ist so berechtigt wie das Andere.  Bedauerlich ist nur: Wenn die Hersteller bei der Produktion ihrer Waren dem Wunsch der Verbraucher nach Haltbarkeit auf D. entsprechen würden, könnten sie auf D. nichts mehr verkaufen und müssten den Betrieb stilllegen (vgl. Interesse, Pleite).

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Debütanten-Literatur

Es hat Zeiten gegeben, da wollte man in der Literatur von Debütanten nichts wissen. Die sollen erst mal Lebenserfahrung sammeln, ehe sie den Mund aufmachen, hieß es. Doch das gerade geborene 21. Jahrhundert erbaut sich an D.-L. als dem A und O, weil es so beruhigend ist, von jungen Menschen zu erfahren, dass sie alles zum Kotzen finden, wenn man selbst immer noch keine bessere Einstellung zum Leben gefunden hat. Dann fühlt man sich doch wieder richtig jung (vgl. Jugendlichkeitswahn, Hohlkopf).

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Deismus

Im Unterschied zum Atheismus leugnet der D. nicht die Existenz Gottes, sieht den alten Herrn aber immer noch an seinem Ruhetag, dem 7. Schöpfungstag, auf der faulen Haut liegen. Weil in der Genesis von einem 8. Tag der Woche und von neuen Taten Gottes nichts gesagt wird. So die Auffassung von Aufklärern des 17. und 18. Jhdts. (sogen. Deisten). Und auch meine, in der Leseprobe meiner unmöglichen Bibelneufassung nachzulesen (vgl. Leseprobe, Nacht 6).

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Dekadenz

Seit rund 300 Jahren quält uns der Verdacht, alles Kultiviert-Überfeinerte der westlichen Gesellschaften könnte bloß ein  Erschöpfungssymptom sein und wir müssten deshalb eines Tages dem Neuen und Barbarischen, woher auch immer es kommen mag, zum Opfer fallen. Manch einer glaubt darin sogar eine übergeordnete Gesetzmäßigkeit der Geschichte zu erkennen. Doch hat die Welt, als globales Dorf gesehen, inzwischen die umgekehrte Sorge: Das Unverbraucht-Ursprüngliche wird so schnell vom kommerziell und technisch überlegenen Kultiviert-Überfeinerten durchdrungen, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, eine neue, barbarische Kraft zu entwickeln (vgl. Amerikanisierung, Fundamentalismus, Gelbe Gefahr, Globalisierung).

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