664. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die SPD-Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag, die am 28. November von einer Fernsehkommentatorin als möglicherweise verfassungswidrig bezeichnet worden war, was  den SPD-Vorsitzenden Gabriel aus der Ruhe gebracht hat, hatte ich schon in der 660. NETZINE-Ausgabe vom 16. Oktober als rechtlich problematisch dargestellt. Hier noch einmal mein Kommentar von damals, der von der Journaille erstaunlich spät aufgegriffen wurde: In der SPD gibt es zu der Frage, ob sie eine Regierungskoalition mit der CDU eingehen soll, die Vorstellung, man müsse eine Mitgliederbefragung durchführen. Das sei Basisdemokratie. Dabei wird übersehen, dass all die Millionen Wähler, die bei der Bundestagswahl SPD angekreuzt haben, damit ihren Wunsch ausdrückten, die SPD solle ans Ruder kommen. Diese Wähler-Basis ist zahlenmäßig weit größer als die Parteimitglieder-Basis. Wenn aber die relativ wenigen Parteimitglieder mit Nein stimmen, würde das demokratische Votum der relativ großen Wählerschaft ausgehebelt. Das sollte Anlass sein, einmal über den irreführenden Begriff Basisdemokratie nachzudenken.

Das neue Gespenst, mit dem man uns schocken will, heißt Medianalter, hat aber nichts mit anal zu tun. Gemeint ist das mittlere Alter einer Gesellschaft, über und unter dem gleich viele Menschen rangieren. In der EU ist das die Altersangabe 41,5. Das kinderreiche Irland aber ist 35 jung, und das kinderarme Deutschland ist 45 alt. Dass wir Deutschen in der EU die älteste Gesellschaft sind, wird negativ bemerkt, dabei müsste man das mit der Tatsache verbinden, dass wir die wirtschaftlich erfolgreichste Gesellschaft sind. Irland zeigt: Armut zeugt Kinder, Deutschland zeigt: Alter schafft Wohlstand. Was uns daran erinnert, dass es im klassischen Griechenland eine Gerontokratie gab, und das war ein positiver Begriff. Damals war das Wörtchen alt noch kein Unwerturteil, sondern hieß: Schon länger da, also erfahrener und gescheiter.

Zumindest darin hat China jetzt Japan und Europa überholt: Der chinesische Yuan ist hinter dem US-Dollar und vor Yen und Euro zur zweitwichtigsten Währung im Welthandel geworden. Dabei ist auf jedem Yuan-Schein das Porträt von Mao zu sehen, der mit künstlich herbeigeführten Riesenüberschwemmungen im Kampf gegen Chiang Kai-shek und danach mit seinen rigorosen politischen Großexperimenten zwischen 40 und 70 Millionen Chinesen umgebracht hat. Was die chinesische Führung nicht bestreitet, was sie aber als hinnehmbar ansieht, weil Mao damit den Staat vorangebracht habe. Das müssen wir so hinnehmen. In Asien gilt es nun mal nicht, unser griechisch und christlich geprägtes Menschenbild.

Da kann man nur noch staunen: Die Stadt Wuhan in China soll mit ihren 90.000 Miet-Fahrrädern weltweit die Stadt mit dem größten Angebot in dieser umweltschonenden Bewegungsart sein. Und angeblich soll noch kein Rad mutwillig zerstört worden sein. Klar, wer einmal in China war, weiß, wie wichtig den Chinesen das Fahrrad ist.

Für alle, die an dem syrischen Präsidenten Assad etwas Gutes finden wollen: Er kommt durch seine anstrengende Tätigkeit als Kriegsherr nicht dazu, in seinem gelernten Beruf als Augenarzt zu arbeiten, und hat deshalb keine Gelegenheit mehr, aus Versehen sogar Leuten, die überhaupt keinen Sehfehler haben, eine Brille zu verschreiben und dafür eine Provision einzustreichen.

Beim verträumten Blick aus dem Zugfenster nimmt die eiserne Spur neben mir menschliche Züge an. Wie sie scheinbar endlos parallel läuft, so unbeteiligt, dass es schon fast beleidigend ist. Bis sie sich dann urplötzlich auf meine Spur, die ich nicht unter mir sehen kann, zu bewegt, schnell immer näher kommend, um sich schließlich meiner Spur anzuschmiegen und sich mit ihr zu vereinigen. Weg, spurlos verschwunden. Eins geworden. Hätte ich bloß nicht weiter hinausgeschaut, dann wäre mir erspart geblieben, mit ansehen zu müssen, wie sich die beiden Spuren später doch wieder voneinander abwandten.

Unsere Kleingartenvereine werden allmählich zu Minirasenvereinen, weil die Rasenpflege nicht so viel Arbeit macht wie Gemüse- und Blumenzucht. Und der nächste Schritt der Modernisierung deutet sich hier und da schon an: Erdplattierungsvereine sorgen für saubere Schuhe beim Spaziergang ums Gartenhäuschen. Positiver Nebeneffekt: Weniger Umweltzerstörung durch weniger Gifteinsatz.

Ein von Georg Scheu im Jahre 1916 in Alzey durch eine Kreuzung von Silvaner und Riesling kreierter neuer Wein hieß ursprünglich Sämling 88. Die Nazis haben ihn später zu Ehren eines ihrer weinseligen Bonzen in Dr.-Wagner-Rebe umgetauft. So kam es, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs u. a. auch ein Wein entnazifiziert werden musste. Er bekam endlich den Namen, den er verdient hat: Scheurebe.

Die taufrischen und natürlich betont subjektiven Impressionen meiner Fahrt durch Namibia stehen jetzt im NETZINE, angereichert mit 36 Fotos. Zu finden unter Vermischtes. Ich wünsche viel Vergnügen!

Wer aber nicht nur selbst genussreich lesen will, sondern das auch seinen Freunden und Bekannten gönnt, der sollte ans Bücher-Verschenken denken – und sich die Liste meiner neuesten Buchveröffentlichungen ansehen. Und das nicht nur wegen des Spruchs: „Ans Immitsch denken – Bücher schenken!“

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.