Archiv der Kategorie: A

Adel

adel

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Es tut sich was in der sozialen Schichtung unserer Gesellschaft. Denn viele Jahrhunderte lang  feierte man nur den Geburtsadel als den krönenden Abschluss der Pyramide. In der Zeit unserer Klassiker, vorneweg Goethe und Schiller, erkämpften sich die Hochgebildeten die Spitze: Der Geistesadel war geboren. Gut 200 Jahre später erleben wir heute wieder einen Wechsel: Nicht mehr Geburt und nicht mehr Geist gelten als das Größte, sondern Geld – der Geldadel erntet die höchste Bewunderung. Und in fünfzig Jahren wird wohl nach der Entwertung von Geburt, Geist und Geld die optimale Genkonstellation die Spitzenstellung einnehmen: Dann haben wir den Genadel (vgl. Bildung, Fortschritt, Geld, Persönlichkeit, Wappentiere, Wissenschaft).

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Agnostiker

Zwischen dem, der behauptet, es gebe Gott (der Gläubige), und dem, der behauptet, es gebe Gott nicht (der Atheist), steht der A. als der Ehrliche, der zugibt: Das wissen wir nicht und können wir nicht wissen (vgl. Atheist, Deismus, Nacht 6, Religiosität).

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Agrarpolitik

Wird für Europa in Brüssel praktiziert als die geniale Verbindung von sozialistischer Zentralverwaltungswirtschaft mit einem mafiösen Kapitalismus. Effekt: Gigantische Steuergelder-Verschwendung, wuchernde Bürokratie und Überschuss-Produktion bei gleichzeitig fortschreitender Umweltzerstörung und Nahrungsmittelvergiftung (vgl. Bauer, Europa, Lobby).

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Ahnenforschung

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Wer sich mit seinen Ahnen beschäftigt, steigt nicht nur aus dem Heute aus, er zeigt damit auch seine Defizite an Selbstbewusstsein. Die Namen und Leistungen der Ahnen werden zu Korsettstangen umfunktioniert, was zum Anschein einer besseren Haltung führt. Die Ahnen konnten ja nicht ahnen, wozu sie einmal missbraucht werden – und wehren können sie sich schon gar nicht. Bei Pferden, Hunden und Kühen sind die Ergebnisse der A. sicherer als beim Menschen, weil die körperliche Beschaffenheit gute Anhaltspunkte für die Beurteilung gibt. Was bei Menschen nur selten der Fall ist. Dennoch ist von dem Versuch einer Anknüpfung an einen Tier-Pedigree abzuraten (vgl. Eskapismus, Selbstbewusstsein, Dekadenz, Zuchtwahl).

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Aktuell

A. ist das, wovon gestern noch niemand sprechen konnte und morgen niemand mehr was hören will (vgl. Strohfeuer, Zeitung).

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Albernheit

Die moderne Form der deutschen A. ist, seine Zunge so zu verdrehen, dass sie beinahe wie eine englische klingt, – aber nur beinahe, sonst könnte ja keiner mehr darüber lachen (vgl. Handy, Verdrängungswettbewerb).

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Albtraum

Wer den fies drückenden Traum mit b schreibt, meint etwas, das Naturgeister wie die Alben oder Elfen sich an Bösartigkeit geleistet haben. Wer ihn mit p schreibt, meint etwas, das schwer wie die Alpen auf ihm lastet. Die einen halten diese Schreibweise für richtig, die anderen jene. So heftig die Besserwisser streiten, gemeinsam ist ihnen, dass sie den A. scheußlich finden. Heute werden beide Schreibweisen akzeptiert und gleich gut verstanden, klingen ja auch gleich. Und Alberich, der König der Alben, hält sich bekanntlich in den Alpen verborgen, im Südtiroler Rosengartenmassiv, als ob er auf diese Weise vermittelnd die Streithähne beruhigen wollte (vgl. Mythologie, Traum, Wachheit).

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Alkohol

Ein in manchen Kreisen zu Unrecht perhorreszierter Begriff. Boten doch schon in einer Periode der Klimaerwärmung vor mehr als zehn Millionen Jahren die von Obstbäumen abgefallenen Früchte, die schnell vergoren waren, den gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Menschenaffe die erste Dosis A.. Das heißt, wir waren schon Saufköppe, als es uns noch gar nicht gab. Soweit diese Saufköppe Träger des mutierten Enzyms ALDH waren, das A. verträglich machte, sollen sie ihre helle Freude an diesem Stöffchen gehabt haben, alle anderen nicht (vgl. Alkoholintoleranz, Asiaten, Drogen, Rauschgift, Schnaps, Wein).

 

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Allein

Ein Begriff, der nie befragt wird, umso öfter aber beklagt. Dabei ist er so ehrlich. Denn er gibt offen zu, dass du unter Allen nur Einer oder nur Eine bist, und zwar auch, wenn viele Menschen um dich herum sind. Muss man einfach positiv sehen, wobei die heute übliche Umschreibung mit Single aber leider nicht hilft (vgl. Lebenskunst, Partnerschaft, Selbstmitleid, Single).

 

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Alleinstehend

Auch wer alleinstehend ist, verliert mal den festen Stand. Dabei kann, wer allein ist, nur mit sich selbst uneins sein. Und das ist immerhin die kleinstmögliche Gegnerschaft (vgl. Single).

 

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