Mit diesem abenteuerlichen Künstler- und Liebesroman wird ein urmenschliches Phänomen in den Fokus genommen: unsere Selbstverliebtheit. Die tobt sich heute ja unübersehbar in der allgemeinen Selfie-Begeisterung aus.
Ich belasse es aber nicht einfach bei Spott über diese Marotte. Vielmehr lasse ich in diesem Rokoko-Roman einen der Urväter der Selfie-Mode wiederaufleben, nämlich den deutschen Miniaturporträtisten Freiherr Christoph Adam Carl von Imhoff. Der Mann, der mit Lupe und Einhaarpinsel Gesichter festgehalten hat, für Medaillons und Amulette, Ringe und Tabakdosen. Ein Künstlerleben, dargestellt anhand von dessen Tagebuchnotizen und Briefen. Also alles authentisch. Imhoff ist für uns bisher der große Unbekannte in Goethes Freundeskreis. Dabei war er ein bewundernswerter Selfmademan, in London sogar zum Maler der Königin aufgestiegen und dann in der britischen Kolonie Indien so geschickt, dass er in wenigen Jahren zum stinkreichen Krösus wurde. Wofür er allerdings seine schöne junge Frau eintauschen musste.
Heimgekehrt mit allen Taschen voller Geld, hat er sich dann in Mörlach nahe Nürnberg das Schloss seiner Wünsche gebaut, in dem er seine zweite Frau geheiratet hat ̶ und unglücklich wurde. Das Schloss steht noch prächtig da, doch fehlte bisher der Schlossherr, der sich im Schlosspark als Statue hatte verewigen wollen. Diese Romanbiografie, die auch ein echtes Stück Kolonialgeschichte ist, ersetzt mit der spannenden Schilderung eines höchst abenteuerlichen Künstlerlebens bei hemmungsloser Verschwendungssucht jede in Stein gemeißelte Großartigkeit Imhoffs.