637. Ausgabe

Immer neue Brüsseler Spitzen zu bewundern: Vom genormten Traktorsitz und der falschen Gurkenkrümmung über die verbotene Glühbirne bis zur befohlenen Frauenquote. Das System der Zentralverwaltungswirtschaft hat den Ostblock zugrunde gerichtet. Doch viele Europa-Politiker sehen in diesem System von vorgestern immer noch das Heil und bemühen sich, es Schritt für Schritt in der Europäischen Union zu verwirklichen. Das schon angerichtete Desaster einer irregeleiteten Landwirtschaft mit kostspieliger Überproduktion an falschen Gütern ist offenbar nicht abschreckend genug. Jetzt sollen sogar die börsennotierten Unternehmen dem Brüsseler Diktat unterworfen werden. Der weltweite Verlierer Sozialismus erobert sich auf diese Weise eine neue Hauptstadt: Brüssel.

Im sogenannten Heiligen Land wollen Ressourcenschützer den zu großzügigen Umgang mit dem Frieden – Der Friede sei mit dir und mit dir und mit dir und mit dir – jetzt unterbinden, um ihn vor dem Aussterben zu bewahren. Ab sofort soll die übliche Friedensverschwendung mit dem stereotypen Wünschen von Schalom und Salam Aleikum verboten werden.

Doppelte Wiedergutmachung. Deutschland zeigt eine neue Art der Neutralität. Wir sorgen auch weiterhin mit unseren Zahlungen für die Nazi-Greuel dafür, dass die Israelis sich schlagkräftig gegen die Absicht der Palästinenser wehren können, sie zu vertreiben, und machen anschließend durch erhöhte Hilfszahlungen an die Palästinenser wieder gut, was die Israelis mit ihrer überlegenen Waffengewalt bei ihnen zerstört haben.

Noch vor drei Jahren wurde ich jeden Morgen mit dem Tschilpen der Amseln begrüßt. Jetzt herrscht Totenstille, angeblich durch eine neu aufgetretene Krankheit der Amseln. Dass auch die anderen Singvögel so gut wie verschwunden sind, muss jedoch andere Gründe haben. Manch einer weist auf die öden Maisfelder und Riesenflächen mit Sonnenkollektoren hin, andere auf die vielen modernen Windmühlen, wieder andere weisen auf die immer größer werdenden Scharen von durch Gesetz gegen Abschuss geschützten Raben hin, die bekanntlich Nesträuber sind. Wie auch immer, ich muss wohl selbst zwitschern.

Nur bei uns in Europa und in unserem Ableger Nordamerika ist es verpönt, Insekten zu essen. In gut 80 % aller Länder der Erde weiß man dagegen diese besonders proteinreiche und dabei billige Nahrung zu schätzen. Vielleicht wäre die Devise angebracht: Gut durchgebraten genießen! Damit hätten wir das beste Abwehrmittel gegen die diversen Krankheiten, die uns neuerdings durch mehrere neu einwandernde Mückenarten drohen.

Kindertagesstätten müssen her! Damit die Mütter arbeiten gehen können. Zum Wohl der Allgemeinheit. Deshalb stehen die Städte unter Druck. Sie brauchen Geld zum Bau von Kindertagesstätten. Klare Sache. So müssen sie sich von Archiven und historischen Bibliotheken trennen, wie in Stralsund. Man schaut nicht zurück, man schaut nach vorn – auf die nächsten Wahlen. Ohnehin hat man noch nie auf ein Archiv zurückgreifen müssen, und dass man nach einem Buch gegriffen hat statt nach Papers, das ist auch schon lange her. Deutschland – Kulturland.

Die Wirtschaftszeitung Financial Times Deutschland wird wegen zu geringer Nachfrage und zu geringem Anzeigengeschäft eingestellt. Was lehrt uns dies? Es ist offensichtlich doch kein Erfolgsrezept, sich einen englischen oder sogar denglischen Namen zu geben. Das hat ja schon die Pleitebank Hypo Real Estate gezeigt. Und das könnte eine Warnung sein für die Firma Opel, deren neue Kleinwagen auf die Namen hören sollen: Äddem Jämm, Äddem Glämm und Äddem Slämm. – Der geniale Autopionier Adam Opel würde sagen: Scheiße!

Der Verein Deutsche Sprache hat in der neuen Ausgabe der Sprachnachrichten einen Brief abgedruckt, den eine Gruppe ausländischer Studenten an die Bundesministerin für Wirtschaft und Technologie geschickt hat und in dem es heißt: „ … mit ungläubigem Staunen haben wir angelsächsischen Studenten von dem Programm go-cluster: excellent, Clustermanagement, Clusterprozesse oder Clusterpolitik gelesen. Wir sind zwar alle aus dem englischen Königreich, Amerika, Canada oder Australien. Sie sind uns jedoch in der englischen Sprache weit überlegen, wissen Sie doch, was damit gemeint ist, wir bedauerlicherweise nicht. Wir wären Ihnen sehr verbunden für eine Erklärung, warum Sie nicht für Ihre Information die deutsche Sprache benutzen, mit wem Sie so kommunizieren und was die Leute darunter verstehen. Wir bezeichnen diesen schlimmen Missbrauch unserer Sprache als typical German submissiveness.“

Machen wir uns doch nichts vor. Wir verraten unsere Hundenatur schon, indem wir genau wie die Hunde jede intime Beziehung am Darm starten, die Hunde an dem einen Darmende, wir Menschen an dem anderen.

Aber um auf das Thema Sprache zurückzukommen: Überlegen ist die Denglisch-Manie doch nur, wenn sie sich selbst auf den Arm nimmt, wie in dem schönen und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit angebrachten Spruch: Ans Immitsch denken, Bücher schenken!

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