Archiv der Kategorie: T

Table d’hȏte

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Jahrhunderte lang in den Gasthäusern Europas selbstverständlich: Alle Gäste saßen und aßen gemeinsamen an der langen Tafel. Der Neuankömmling stellte sich mit seinem Titel und Namen vor und war sofort im Gespräch mit den anderen. Heute sitzt er mit seiner Frau isoliert an einem kleinen Zweier- oder Vierertisch. Weil die Wirte zu dumm sind, ihren Gästen etwas mehr zu bieten als das, was die zuhause viel bequemer haben (vgl. Innovativ, Tradition).

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Tagebuch

In den Eingeweiden seines Seins fingern, schwarz auf weiß verbluten und das Hecheln still verkrusten lassen. Aber beim Zurückblättern dann gerafften Stundenschlag im Rücken (vgl. Resümee).

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Taliban

Der Name der seit 1994 in Afghanistan das Rad der Geschichte zurückdrehenden Graswurzel-Muslime heißt ins Deutsche übersetzt Wissenssucher. Die Amerikaner übersetzen ihn mit Teufel. Dabei wurden die fanatischen Koranschüler erst von den Amerikanern mit viel Geld und modernstem Kriegsmaterial zu einer Machtgruppe aufgebaut. Der Anlass war, dass die Mudschahedin, die das Land von der sowjetischen Besatzung und dem von den Sowjets eingesetzten Präsidenten befreit hatten (1992), sich anschließend untereinander bis aufs Blut bekämpften. Die Reste dieser Mudschahedin hielten im Herbst 2001 im äußersten Nordosten nur noch weniger als 10 % des Landes, wurden dann jedoch von den Amerikanern aufgepäppelt (Programm Beelzebub!?), um dem so schrecklich geschundenen Land die zuvor aufgepäppelten sogenannten Taliban-Teufel auszutreiben (vgl. Amerikaner, Fundamentalismus, Glaubensgewissheit,  Pipelineprojekt, RegierungskriminalitätWeltpolizist).

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Tauschringe

An dem allgewaltigen Staat und seiner scheinbar ebenso allgewaltigen Währung vorbei entwickeln sich seit Jahren T., die Waren und Dienstleistungen (Kuchen, Fahrradreparatur, Anstreichen, Bücher usw.) auf der Basis von Phantasiewährungen (Batzen, Kreuzer, Talente u.a.) abrechnen und damit sogar die allesvergewaltigende Finanzbürokratie umgehen. Die Vorbilder sind sog. Barterclubs in den USA und die besonders erfolgreiche argentinische Nebenwährung “Credito”. Auch in England, Frankreich, Italien und der Schweiz blühen die T., die in Deutschland noch kleine Brötchen backen müssen. Denn hierorts ist bekanntlich alles verboten, weshalb Finanz-, Sozial- und Arbeitsämter sowie Wettbewerbshüter den T.n Schwierigkeiten machen (vgl. Geld, Privatinitiative).

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Tautologie

Es gibt Leute, die erklären einem, eine T. sei ein Pleonasmus. Wem das nichts sagt, der merke sich die Erklärung: Das eine Fremdwort wie das andere bezeichnet eine überflüssige Doppelung des Ausdrucks. Ein typisches Beispiel erscheint immer wieder in der Presse: Religiöser Wahn, ein anderes hat sich inzwischen erledigt: Volksdemokratie (vgl. Bankräuber, Brustbeutel, Musiklärm, Pleonasmus, Religion).

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Telefon-Flatrate

Der Kulminationspunkt in einer wunderschönen Entwicklung der Kommunikation. Von nun an geht’s bergab, weil die Quassler keine Hemmungen mehr haben und nicht zu stoppen sind (vgl. Nervensäge, Rentnerlustbarkeit, Zivilisation).

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Telefonkarte

Habe noch keine drei T.n gekauft. Weil ich nicht erkennen kann, worin der Vorteil für mich liegt, wenn ich dem Telefonunternehmen durch Vorauszahlung einen zinslosen Kredit gebe. Und dass ungebrauchte Karten auch noch verfallen, ohne dass man das Geld zurück kriegt, ist eine Zumutung, für die ich nicht blöd genug bin. Deshalb kann ich die forcierte Abschaffung von Münzapparaten zugunsten der Kartenautomaten nur als Erpressung bezeichnen (vgl. Telekom, Dummheit).

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Telefonzelle

Eine aussterbende Spezies. Wird abgelöst von äußerst praktischen Telefonsäulen. Die das Schild “Fasse dich kurz!” nicht mehr brauchen und in denen man keine Taschen und kein Portemonnaie liegenlassen kann, denn man geht eh nicht dran, weil man keine Hand frei hat und kein Telefonbuch findet, beziehungsweise ist schnell wieder weg, weil man im Regen steht oder es drumherum zu laut ist (vgl. Innovation, Schildbürgerstreich).

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Telemeter

Das T., die Übersicht über die hochgerechneten Einschaltquoten von Fernsehsendungen, Woche für Woche auszugsweise von den Programmzeitschriften veröffentlicht, misst nicht nur die Attraktivität von Sendungen. Es vermisst dabei auch die Köpfe der Deutschen. Genau wie der Autor. Dem sogenannten Volk der Dichter und Denker, so der T.-Befund, geht heute nichts mehr über Krimis, Fußballübertragungen und Seifenopern. Der Befund ist eindeutig: Wir sind unbeirrbar in der Verfolgung von Unrecht, dazu sportlich und sauber (vgl.: Bildung, Fernsehen, Dekadenz).

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Teleprompter

Das Fernsehen ist das moderne Dorado der Betrüger. Nicht nur, dass in aktuelle Dokumentationen klammheimlich Filmtakes aus dem Archiv eingebaut werden, um Lücken zu füllen. Nicht nur, dass die Sänger pfuschen, indem sie Playback benutzen, also nur noch Mundbewegungen ohne Stimmeinsatz bieten. Auch die Sprecher pfuschen, wenn sie so tun, als ob sie frei sprächen, dabei aber von einem Bildschirm ablesen, dem sogenannten T., der – für die Zuschauer verdeckt – vor ihnen aufgebaut ist. Alles mit der wohlfeilen Entschuldigung, man wolle dem Publikum Perfektion bieten, und dafür sei jedes Mittel recht (vgl. Fernsehen, Infotainment).

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