Eine heute grassierende Handlungsmaxime, die auf dem 1979 erschienenen Buch des deutsch-amerikanischen Philosophen Hans Jonas (1903-93) basiert: “Das Prinzip Verantwortung”. Danach trägt jede Generation gegenüber den nachfolgenden die Verantwortung für Risiken, die von neuen Technologien ausgehen. Jonas hat daraus eine Neufassung des Kategorischen Imperativs von I. Kant gebildet: “Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.” Die gesellschaftliche Kontrolle dieser Verantwortung kann nur durch den regulierenden Eingriff des Staates ausgeübt werden. Daraus leiten manche Regierungen das Recht ab, mit Maßnahmen zur Abwehr menschheitsbedrohender Gefahren nicht so lange zu warten, bis diese Gefahren wissenschaftlich bewiesen sind (z.B. genveränderte Lebensmittel). Dabei führt die Tendenz, den Abwehrzeitpunkt immer weiter vorzuverlegen, zu einer Umkehrung der Beweislast, d.h. Vertreter neuer Technologien müssen deren absolute Unschädlichkeit beweisen, was generell unmöglich ist. Verantwortungsbewusstes Handeln dieser Art, so fürsorglich es erscheint, führt also dazu, dass keinerlei Neuerung mehr zulässig ist. Hätten wir schon gut 100 Jahre früher so gedacht und gehandelt, wäre uns das Automobil erspart geblieben, von Atomtechnik oder Computer-Technologie ganz zu schweigen (vgl. Imperativ, Sackgasse).
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