Monika Maron: Ach Glück

Zum Glück nichts Neues

(Monika Maron: Ach Glück, Roman, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, gebunden 218 Seiten)

Was das ist, das Glück, darüber klärt das Buch nicht auf. Nur dass man es im Umgang mit einem Haustier, das sich völlig kritiklos für einen begeistert, erleben kann. Daneben suggeriert es, dass dagegen  unter Menschen eine immer wieder überraschende Verrücktheit nötig ist, es zu erlangen. Und macht das auch  glaubhaft mit der Langeweile, die dieser Roman bietet. Auf Seite 50 heißt es: Was war denn schon passiert? Seine Frau war verreist; das hob die Welt nicht aus den Angeln.

Das kann der Rezensent nur unterstreichen. Womit auch schon beinahe der gesamte Inhalt des Buches wiedergegeben ist. Denn den kann man als sehr sublime Darstellung der Geworfenheit des Menschen bejubeln, aber auch als schrecklich öde beklagen. Monika Maron reiht sich damit ein in die viel zu große Gruppe deutscher Autoren, die nichts erleben, deshalb nichts zu sagen haben, das aber gut zu formulieren wissen. Gerade ein paar Brotkrümel von der Tischdecke fegen, natürlich mit der Hand. Das ist so ein Ereignis, das erzählt wird, um den Leser aus dem Sessel zu heben. Für den deutschen Buchmarkt genügt das ja auch, weil es von einer DDR-Autorin ist. Wie alle, die nichts zu beschreiben haben, beschreibt sie natürlich Schreibende. Die Hauptperson Johanna schreibt Biographien, was sie aber schon leid ist, ihr Mann Achim schreibt Literaturwissenschaftliches, was ihr wegen seiner ewigen geistigen Abwesenheit auf den Geist geht.

Immerhin wird das Buch schon bald nach der ersten Hälfte interessant. Denn auf einmal geht es um die Frage, wie Frau und Mann miteinander können. Ein paar Rückgriffe auf alte Urteile und Vorurteile, aber dann folgt doch nichts Aufschlussreiches. Der Roman wird statt dessen zu einer durchgängigen Bestätigung für Leute, die sich permanent selbst darüber befragen, ob sie im Moment heiter sind oder depressiv, verlegen oder verwirrt, sehnsüchtig oder frustriert. Bei vielen Leserinnen mag das gut ankommen, weil es sie seufzen lässt: Ja, genau so dreckig geht es mir auch. Ein Fall von zweifelhafter Identifizierungsliteratur. Denn bei der Lektüre geht es immer wieder um dieselben Empfindungen. Und es geht immer wieder um die Feststellung: Angefangen hat alles mit dem Hund. – Da fragt man sich: Na, und?

Anlass genug, sich der Schreibweise der Autorin zuzuwenden. Dass für sie Gehen und Laufen dasselbe ist, muss als verzeihlich hingenommen werden, weil berlinerisch. Schon peinlicher, dass die Autorin das gleiche und dasselbe nicht unterscheiden kann – das Lektorat ebenfalls nicht. Ansonsten bietet das Buch ein makelloses Deutsch, ohne unnötige Anglizismen, allerdings auch fast ohne Sahnetupfer. Als auffallend und gewöhnungsbedürftig empfindet der Rezensent ein Stilmittel, das die Sprache wohl eleganter machen soll, nämlich das Fortlassen der zweiten Vergangenheit mit ihren harten Wörtern hatte und war. Hier werden Handlungen, die zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben, sogar innerhalb eines Absatzes einfach so zusammengeschmolzen, dass sie in einem endlos plaudernden Präteritum über alle Vergangenheiten hinwegplätschern.

(Walter Laufenberg in: www.netzine.de)

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