Madame de …

(Madame de …, F/I 1953, 100 Minuten, Regie: Max Ophüls)

Gerade erst acht Jahre ist es her, daß der Zweite Weltkrieg in einer Orgie der Zerstörung zuende gegangen ist, in Europa rappelt man sich mühsam wieder auf, da dreht der gebürtige Saarbrücker Max Ophüls (1902-1957), der 1933 nach Frankreich emigriert ist, einen Film über das so leichtsinnige wie sinnentleerte Leben des Fin de siècle. Ein Jahrhundertwende-Melodram. Da darf man sich wohl fragen: Was soll das?

Die – weiß der Himmel, wodurch – total überschuldete Generalsgattin Madame Louise de … sieht sich gezwungen, klammheimlich ein Paar kostbarer Ohrgehänge an die Bijouterie zurück zu verkaufen, die der General André de … ihr am Hochzeitstag als Morgengabe geschenkt hatte. Ihrem Gatten macht sie vor, den Schmuck verloren zu haben. Der Juwelier, ganz Gentleman, bringt dem General heimlich den Schmuck, um ihm Gelegenheit zu geben, ihn ein zweites Mal bei ihm zu kaufen. Der General, nicht weniger Gentleman, kauft und schweigt und überreicht die Kostbarkeit seiner nach Istanbul abgeschobenen ehemaligen Geliebten als Abschiedsgeschenk. Es kommt, wie es kommen muß: Die Ehemalige versetzt den Schmuck in Istanbul, der Diplomat Baron Donati kauft ihn dort, und als er sich in Paris in Madame de … verliebt, macht er ihr die Ohrgehänge zum Geschenk. Um den Schmuck wieder tragen zu können, erklärt sie ihrem Gatten, ihn wiedergefunden zu haben. Alle drei sind äußerst überrascht, weil sie sich die Zusammenhänge nur teilweise erklären können.

So weit, so gut. Doch dann wird endlos getanzt. Alles dreht sich um die Ohrgehänge, noch mehr aber dreht sich alles um den Zuschauer, weil die Kamera munter mitgleitet beim Walzer und ein Kleid immer noch prächtiger ist als das andere. Die Verwirrung wird überhochmetzt und dadurch langweilig, bis der General schließlich doch zu der Einsicht kommt, daß er seine Hörner nicht mehr länger unter dem schmucken Generalskäppi verbergen kann, und er den Nebenbuhler zum Duell fordert. Dem Ausgang des Duells wird jede Spannung genommen, indem der General schon bei Schießübungen als absoluter Meisterschütze entlarvt wird. Es fällt im Duell dann auch nur der erste Schuß, der dem Beleidigten zustand. Die heimlich herbeigeeilte Madame de … hört, daß kein zweiter Schuß fällt, und fällt selber, diesmal nicht nur in eine ihrer üblichen Ohnmachten. Begräbnis für Madame de …

Möge sie ruhen in Frieden! Aber auch dieser Film, der schon im Jahre seiner Entstehung, 1953, einem nichts zu sagen hatte. Schöne Bilder und gute Schauspieler allein reichen nicht. Was soll man mit einer Hauptfigur wie dieser Madame de … anfangen, die in ihrer Geistlosigkeit und Nutzlosigkeit mit einem Perserkätzchen gleichzieht? Und daß Leute, die im Wohlstand leben, oft nichts weiter im Kopf haben, als sich ihr Leben durch Dummheiten kaputt zu machen, ist wahrhaftig nicht neu. Das weiß man schon, seit die dumme Göre Salomé vor zweitausend Jahren als Belohnung für ihren Tanz vor geladenen Gästen von ihrem Stiefvater Herodes Antipas den Kopf Johannes des Täufers forderte – und auf silbernem Tablett erhielt.

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