Hofnarr

Schon für die Pharaonen im Alten Ägypten und die israelitischen Könige im Alten Testament und durch alle Zeiten bis in die frühe Neuzeit war es selbstverständlich: Zum Herrscher gehört ein H., hatten die Mächtigen doch stets das Bedürfnis, durch einen von der Natur benachteiligt und kurios aussehenden Menschen an ihrer Seite besonders stattlich und schön zu wirken. Weil sie unter dem besonderen Schutz des Herrschers standen, konnten die Narren sich allerlei geistreiche Unverschämtheiten erlauben, deren Unterhaltungswert man an den Höfen mit ihrem öden Bücklingsleben schätzte. Damit zeigte sich mancher H. als die überlegene geistige Gegenfigur zum Herrscher. In Frankreich, Spanien und England entwickelten sich aus der Narrenfunktion zahlreiche Persönlichkeiten, die reich und hochberühmt wurden. In Deutschland hat allein der aus Südtirol stammende Zwerg Perkeo, der Anfang des 18. Jahrhunderts im Heidelberger Schloss die Gesellschaft aufmischte, Lexikonformat erreicht (vgl. Aufmüpfigkeit, Herrenmenschen, Kontrastprogramm, Perkeo). 

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