Frühling für Hitler

(The Producers, USA 1968, 88 Minuten, Drehbuch und Regie: Mel Brooks, unter Verwendung von Ausschnitten der Broadway Show „Springtime For Hitler“)

Ein köstlicher Klamauk – und auch ein bißchen mehr. Ein alter Broadway-Produzent, dem nichts mehr gelingt, hält sich mühsam über Wasser, indem er in seinem Büro mit einer ehemaligen Geliebten nach der anderen kleine Liebesspielchen macht. Ein junger Buchprüfer ist auf ihn angesetzt, weil einiges mit seiner Buchführung nicht stimmen kann. Der Aufforderung, ihm mit kreativer Buchführung zu helfen, kommt der Prüfer nicht nach. Aber er bringt  den Erfolglosen mit der Bemerkung in Begeisterung, ein totaler Flop könne den Produzenten retten und ihn sogar sehr reich machen, weil er die Einlagen von Finanziers nur nach einem Erfolg zurückzahlen muß, und zwar mit der vereinbarten prozentualen Beteiligung. Bei einem Flop aber könne er das eingezahlte Geld behalten. Die beiden werden Geschäftspartner, sammeln eifrig Einlagen und suchen nach dem schlechtesten Skript und dem unfähigsten Regisseur, um einen Reinfall zu produzieren.

Dann kommt die Aufführung vor dem feingemachtem und feierlich gestimmtem Broadway-Publikum. Die Leute kriegen den Mund nicht mehr zu vor Staunen, als sie die bayerisch folkloristischen Liebesszenen mit Hitler und seiner Eva Braun auf dem Obersalzberg sehen und dann noch ein schmissiges Ballett in Uniform. Das Ergebnis: Allgemeine Begeisterung. Das beste Stück, das der Broadway je erlebt hat. Was für die Produzenten heißt: Sie können die irrsinnig überzeichneten Einlagen nicht bedienen und kommen wegen Konkursvergehen ins Gefängnis. Klar, daß sie dann in der geschlossenen Gesellschaft mit einer Knasttheatergruppe und dem Stück „Frühling für Hitler“ erneut Begeisterung auslösen.

Auch beim Kinobesucher? Der viel zu lang gehaltene und durch das betont überzogene Grimassieren und Gestikulieren der Akteure nervende erste Teil ist nur schwer zu ertragen. Vor allem, weil man sicher ist zu wissen, wie die umfangreichen Vorbereitungen der neuen Show enden, nämlich in einem Sensationserfolg statt Mißerfolg. Was der Drehbuchautor und Regisseur Mel Brooks bei seinem Filmdebut vermissen läßt, das ist Suspense-Technik. Wo bleibt die Spannung, wo gibt es eine überraschende Wendung? Gerade nur der Schlußgag mit der Wiederholung der Aufführung im Gefängnismilieu. Das ist zu wenig und auch zu trist.

Der Film konnte nicht zur Satire auf das Finanzgebaren der amerikanischen Unterhaltungsindustrie werden, worauf der anfangs ins Spiel gebrachte Begriff kreative Buchführung hinzuweisen schien. Dazu hätte die Aufführung des Stückes vor großem Theaterpublikum offensichtlich handwerklich schlecht gemacht werden müssen. Das aber war dem Kinopublikum nicht zuzumuten. Wie hätte der Film dann jemals seine Produktionskosten einspielen können? Also mußte die Broadway-Aufführung großartig sein. So verlor der Film auch noch die Chance, wenigstens eine Satire auf das blasierte Broadway-Publikum zu werden. Und Hitler, um den es angeblich ging? So, wie er in diesem lustigen Streifen dargestellt wurde, hätte man ihn sich gewünscht.

(Walter Laufenberg in: www.netzine.de)

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