Archiv der Kategorie: W

Wehrpflicht

Sich modern gebende Staaten ziehen die Wehrpflicht einer Berufsarmee vor, weil man sich einbildet, der Bürger in Uniform habe ein höheres Ethos als der Berufssoldat. Doch brauchen sie bei besonders gefährlichen Einsätzen Freiwillige. Und erst recht brauchen sie Wehrdienstverweigerer, weil sie sonst keine billigen Arbeitskräfte für die sozialen Dienste finden (vgl. Absurdität, Profi, Söldner).

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Weib

Die andere Variante des Menschen, von der Natur her als Alternative zum Mann definiert

Illustration: Petr Simak, Ludwigshafen/Rhein

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durch das Fehlen des Penis. Um ihn doch zu bekommen, ist die Frau auf die Überbetonung des Busens verfallen, obwohl das eine überhaupt nichts mit dem anderen zu tun hat und beides auch nicht sinnvoll zusammengebracht werden kann. Ein Mann, der den Frauen den Busen neidet, hat es leichter. Er braucht nur viele hormongefüllte Brathähnchen zu essen, dann wächst er ihm ganz schnell (vgl. Brüste, Geschlecht, Neid).

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Weichbild

Wenn in alten Texten vom W. der Stadt die Rede ist, geht es nicht um die Vedute, also das Bild der Stadt. Und es sagt das auch nichts über die Korpulenz der Bewohner oder die schlechten Augen des Betrachters. Weich kommt vom lateinischen vicius=Ort, und Bild kommt von dem altdeutschen Begriff Bill=Recht (wie in Unbill oder in billig). Gemeint ist also das Gebiet, auf dem die Rechtsordnung der Stadt gilt. Also ein Wort, das nur noch für den passiven Wortschatz wichtig ist, nicht mehr für den aktiven (Vgl. Bedeutungswandel, Etymologie, Vedutenmalerei).

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Weihnacht

Schon immer ein altertümliches Wort, das nur zu Klingglöckchenklingelingeling und Lametta passt, wird W. jetzt von den perfekt außengeleiteten Zeitgenossen rigoros aufs Altenteil abgeschoben. Steht doch bei allen sich modern Gebenden das X in dem englischen Ausdruck Xmas, den sie gerne als Umschreibung für W. benutzen, für nichts Bestimmtes, schon gar nicht für das Christus-Initial (vgl. Frömmigkeit, Gemütswert, Tradition).

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Weihnachten

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

In den sog. christlichen Ländern das schönste Fest für Kinder und Kaufleute, in allen anderen Ländern für die Transportunternehmer, Bettenvermieter und Gastronomen. Wer nach dem Warum fragt, erfährt: W. ist der Höhepunkt des Jahres, das kurz danach endet. Was aber nichts ändert, weil gleich das nächste beginnt (vgl. Gewohnheit, Religion).

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Weihnachtsbaum

Erst haben die christlichen Kirchen ihn vereinnahmt, dann die Koofmichs. Manch einen bringt es auf die Palme, dass für den einen wie den anderen Kult jedes Jahr so viele junge Tannen und Fichten abgeholzt werden. Dabei ist es mit ihnen wie mit Soldaten und Hähnchen: Man zieht sie nur für den frühen Tod auf (vgl. Sinn, Wehrpflicht).

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Wein

W. ist hundert Mal mehr als bloß vergorener Fruchtsaft oder flüssige Sonne, denn W. ist der Auslöser eines Kopfaustauschs, der uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt – weniger scharf, dafür aber viel menschenfreundlicher (vgl. Alkohol, Illusion, Rauschgift, Schnaps, Weltanschauung).

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Weinprobe

Die große Prüfung. Da zeigt sich der Charakter. Dabei lässt die W. den Wein völlig unbeeindruckt, weil der sich nicht gefordert fühlt. Denn der Weinfreund, der sich der W. unterzieht, muss sie bestehen. Muss ausspucken statt runterschlucken, viel trockenes Brot kauen und all das vollmundige Gequatsche über den unterschiedlichen Charakter der Weine ertragen, das auf ihn herabregnet (vgl. Genuss, Marketing).

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Weitsicht

W. ist im Gegensatz zu Weitsichtigkeit ein Positivum. Die W. eines Astronomen ist dabei etwas Besonderes. Man erkennt sie daran, dass sie sogar über das so wichtige Bedenken hinaus reicht, ob es auch Astronominnen gibt; andernfalls wäre er fehl am Platz (vgl. Urteilsfähigkeit, Wortgruppe).

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Welthilfssprache

Gut gemeint, aber falsch. Weil dabei Sprache als bloßes Verständigungsmittel gesehen wird. Mittlerweile gibt es an die 1000 nicht gewachsene, sondern künstlich konstruierte Sprachen, die der Vereinfachung der weltweiten Kommunikation dienen sollen. Erfolg: Es hat sich eine eigene Wissenschaft entwickelt, die Plansprachenwissenschaft oder Interlinguistik. Relativ bekannt als W. wurden z. B. Volapük, Interlingua, Mondial und Ido. Als Verkehrssprache zu einer gewissen Bedeutung herangewachsen ist aber nur das 1887 von dem polnischen Augenarzt L. L. Zamenhof geschaffene Esperanto, das weltweit von über einer Million Esperantisten gesprochen und geschrieben wird (vgl. Emoji, Esperanto, Lingua franca, Sektierertum, Sprache, Sprachkolonisierung, Verdrängungswettbewerb).

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