Laufenbergs Läster-Lexikon
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Archiv der Kategorie: S
Schaufensterpuppen
Die S. haben wir nach unserem Bilde geschaffen. Gut gelungen sind sie uns. So perfekt geformt, dass uns nicht einmal stört, wenn die Köpfe einfach weggelassen werden. Jetzt erleben wir die Umkehrung: Wir gleichen uns den S. immer mehr an. Friseure, Zahnärzte und Schönheitschirurgen sind bemüht, unsere Köpfe immer einheitlicher zu gestalten. Bis wir sie ganz weglassen können, denn für die Vorführung all der unterschiedlichen Klamotten und Accessoires, die wir brauchen, sind sie die unwichtigsten Körperteile (vgl. Evolution, Hohlkopf).
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Schauspieler
S. sind Menschen, deren Besonderheit ist, dass sie ihre Mitmenschen perfekt nachäffen können. Sie deshalb als dressierte Affen zu bezeichnen, geht aber etwas zu weit. Immerhin gehört zu ihrem Job einiges an Beobachtungsgabe und sehr viel Zeit vor dem Spiegel. Außerdem müssen sie gut auswendig hersagen können, was andere ihnen vorgeschrieben haben. Dass die S. damit in modernen Gesellschaften zu Leitfiguren aufsteigen konnten, ist jedoch nur mit der Überlegenheit von Affen gegenüber Schafen zu erklären. Um die Verhältnisse auf menschliches Maß zurechtzustutzen, müsste an den Mehrwert der Kreativität erinnert werden. Der Kreative ist der Dramenschreiber bzw. Drehbuchautor, der S. aber ist bloß der Verwerter fremder Kreativität. Sie stehen zueinander wie der Komponist zum Pianisten, wie der Koch zum Kellner (vgl. Ärsche, Kreativität, Maske, Massengesellschaft, Persönlichkeiten, Schauspielerehe, Showgeschäft, Spaßgesellschaft).
Schauspielerehe
S. ist ein schöner Begriff für den Versuch des Unmöglichen. Kann es doch ein Schauspieler einer Schauspielerin niemals abnehmen, wenn sie ihm sagt, sie liebe ihn, und umgekehrt. Weil jede emotionale Unterstreichung, jede Geste und jeder spezielle Zungenschlag nur als Beleg für berufliche Tüchtigkeit abgetan wird. Eine Scheidung ist beinahe unvermeidlich, weil in dieser Branche der Spieler, die beliebig austauschbar sind, auf Dauer kein Mensch dem anderen etwas vorspielen kann, was für mehr als Selbstsucht gehalten wird. Immerhin dient die Scheidung genau wie die vorangegangene Eheschließung der Publizität (vgl. Berufskrankheit, Liebe, Schauspieler).
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Scheintote
Eine der größten Ängste unserer Vorfahren war, für tot erklärt und beerdigt zu werden, während man nur bewusstlos ist. Gegen diese Gefahr hatten sie sich viele Tricks mit Fesseln oder Abstechen des Ohnmächtigen und mit Seilzügen, Klingeln oder Leitern an den Särgen einfallen lassen. Schon Demokrit und Plutarch hatten die Gefahr der fehlerhaften Todesfeststellung beschworen, und noch Fjodor M. Dostojewski, Hans Christian Andersen, Edgar Allan Poe und Johann Nestroy haben davor gezittert. Merkwürdigerweise waren die Gegenstücke zu den S.n, die Scheinlebenden, für unsere Vorfahren kein Problem. Und sie sind es auch heute nicht, denn für die Scheinlebenden haben wir ja das Fernsehen und das Internet, die Virtual reality, die alles überwuchernden sozialen Netzwerke und die Flut der Computerspiele (vgl. Leben, Unterhaltung).
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Scheiße
Der Begriff S. ist mittlerweile schon fast gesellschaftsfähig geworden, weil er als das stärkste generelle Unwerturteil gilt. Was ein grobes Missverständnis ist. Die Übertreibung einer uns bloß anerzogenen Ablehnung, die wir als Kleinkinder noch nicht kannten. Ist S. doch nichts anderes als das, was wir als unsere wertvolle Nahrung kultiviert und begehrt und zelebriert haben. Das sah schon im Mund nach dem intensiven Kauen nicht viel anders aus als das Ausgeschiedene, wie die Leute uns vorführen, die gern mit vollem Mund sprechen. Und das ist auch hinterher immer noch voller Werte für diverse Pflanzen und Tiere, sowieso für zukünftige Archäologen (vgl. Latrinenforschung, Ordinäres, Tischsitten).
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Schere
Eine S. ist ein Instrument, das – wenn es auseinanderklafft – sehr gefährlich ist. So die Vermögensentwicklung in der bundesdeutschen Gesellschaft: Die Reichen werden Jahr für Jahr reicher, die Armen ärmer. Wen kümmert’s? Nur die Statistiker. Einmal im Jahr veröffentlichen sie im Statistischen Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland die peinlichen Zahlen. Immer mehr Millionäre und Milliardäre mit immer größeren Privatvermögen, gleichzeitig immer mehr Habenichtse, die auf die diversen Transferleistungen angewiesen sind. Die Mitte schwindet langsam, aber sicher. Das wird, damit sich niemand daran verletzt, in schlichten grauen Zahlen präsentiert, gut versteckt im unsäglichen Zahlengestrüpp dieses Buches, das die Armen ohnehin nie in die Hand kriegen. Dafür ist es viel zu teuer (vgl. Sozialstaat, Ungerechtigkeit, Volksverdummung, Wahrheitsliebe).
Schlager
Populäres Lied, das attraktiv ist durch eine ungewöhnlich getextete und intonierte erste Zeile, die nervtötend wiederholt wird, während mit dem übrigen Text die dämlichsten Vorstellungen und Vorurteile der Leute bestätigt werden (vgl. Goldader, Volksverdummung).
Schlaraffia
Hoher Anspruch, tiefer Schlaf, so der berühmte Werbespruch eines deutschen Matratzenherstellers, der die Parodie der uralten und in vielen Kulturen nachweisbaren Vorstellung von einem Idealland (Paradies, Goldenes Zeitalter) als Schlaraffenland (= Faulenzerland) zu seinem Markennamen gemacht hat. Ebenso, aber damit nicht zu verwechseln, die im Jahre 1859 in Prag gegründete und heute weltweit verbreitete deutschsprachige Herrengesellschaft, die sich der Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor verschrieben hat. Weil dabei der Freundschaft zuliebe die interessantesten Themen, nämlich Politik, Frauen und Religion, tabu sind, bedarf es zum Genuss der dargebotenen Kunst manchmal eines besonderen Humors (vgl. Eudämonismus, Fex, Ideal, Wirklichkeit, Trotzdem).
Schnaps
Wenn wir umgangssprachlich die ganze Palette von Spirituosen als S. bezeichnen, klingt das zwar sehr schlicht, meint aber eine viel zu oft verhängnisvolle Übertreibung. Während Wein schon zu Urzeiten aus vergorenem Fallobst zufällig entstanden ist und als Geschenk der Natur vermutlich gern genossen wurde, erfand man Bier als Notbehelf, weil das Wasser fast überall nicht als Getränk in Betracht kam, da es von Fäkalien verdreckt war. Doch dann entwickelte man im Mittelalter die Methode, Wein zu brennen, die so genannte Destillation. Das war die Geburt des S.es., der trotz zweier eklatanter Nachteile ̶ viel Alkoholaufnahme bei wenig Flüssigkeitszufuhr ̶ ein Publikumsliebling wurde (vgl. Alkohol, Massentourismus, Rauschgift, Trunksucht, Wein).
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Schnarchen
Das S. wird zu Unrecht verdammt. Du solltest froh sein zu hören, dass der Mensch, der neben dir im Bett liegt, immer noch atmet. Viel zu bald könnte die große Stille kommen (vgl. Bewusstsein, Tod, Toleranz).
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