Der Dritte – Seine pränatale Biografie et cetera pp

Book Cover: Der Dritte - Seine pränatale Biografie et cetera pp
Editionen:Hardcover: € 18,90 EUR
ISBN: 978-3-947-404-29-2
Größe: 15,60 x 21,50 cm
Seiten: 320

So überraschend, wie die Chuzpe seines Vaters als Soldat und bei der Manipulation des von den Nazis geforderten Ahnenpasses, sind die intimen Gespräche des Autors mit seiner Mutter, die sich um seine Zeugung und Geburt drehen sowie um ihre Ehe und ihre Sexualität. Geständnisse in einer für die Mitte des verklemmten 20. Jahrhunderts ungewöhnlich offenen Art. Ein Familienroman, der statt der traditionellen chronologischen Erzählweise ein augenzwinkerndes Spiel mit den Perspektiven treibt. Scheinen dem Autor, jüngster Sohn in der Familie eines Eisenbahners und einer Schneiderin in dem rheinischen Provinzstädtchen Opladen, in den Fehltritten seiner Vorfahren doch Erklärungen zu stecken für seinen eigenen unordentlichen Lebenslauf.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Rezensionen:Literaturkritik.de zu diesem Buch am 1. Juli 2021 schreibt:

Der Janus der Familie
In der romanhaften Chronik „Der Dritte“ folgt Walter Laufenberg den Spuren seiner Vorfahren

Von Andreas Urban

Es gibt Dinge, die entscheiden sich mit einem simplen Münzwurf. In anderen Fällen ist das nicht ganz so einfach. Das gilt in mehrfacher Hinsicht für Der Dritte, die Familienchronik und Autobiografie von Walter Laufenberg.
Laufenberg kam in den 1930er Jahren als drittes Kind einer rheinländischen Familie auf die Welt. Und schon seine Zeugung war – so schildert er es am Anfang seines Buches – nichts für schwache Nerven. Besser gesagt: nichts für ordnungsliebende Gemüter. Denn der Vollzug der ehelichen Pflicht hatte in den Augen der Beteiligten bitte ordentlich über die Bühne zu gehen. Also mit Verhütung und ohne erneute Schwangerschaft. Doch das ging gründlich daneben und Walter Laufenberg erblickte das Licht der Welt. Als Dilemma seiner Familie macht Laufenberg in Der Dritte den kleinbürgerlichen Sinn für Ordnung aus, der zum Leitmotiv des Buches wird. Eine Ordnung, die sich in der Familie allzu häufig aufgrund von äußeren Nöten ins Gegenteil verkehrte. Mit dem Leitspruch dieses Buches, dass „nur die Unordnung […] genuin menschlich“ sei, gibt sich Laufenberg als deutlich entspannterer Zeitgenosse zu erkennen.
Bereits im Falle seines Vaters Jakob Laufenberg erwies sich ein Verstoß gegen die herrschende Ordnung als lebenserhaltende Maßnahme. Als dieser in den 1930er Jahren auf der Karriereleiter nach oben klettern wollte, verlangten die Nationalsozialisten einen Ahnenpass, der das Fehlen jüdischer Wurzeln nachwies. Nun ging dessen Mutter Maria jedoch aus einer außerehelichen Affäre mit einem jüdischen Mann hervor (ein ganz eigener Verstoß gegen die kleinbürgerliche Ordnungsliebe). Erst durch die Manipulation des Passes, die den Fehltritt seiner Großmutter unter den Tisch fallen lässt, ist die Familienexistenz gesichert (…).
Die Familienchronik von Laufenberg ist numerisch nicht strukturiert, lässt sich aber in drei große Erzählpartien plus Finale gliedern. Im ersten Abschnitt geht der Schriftsteller rund 100 Jahre in der Geschichte zurück und beginnt bei seinen Ururgroßeltern Johann Wagner und Anna, geb. Ditlinger. Dabei zeigt sich der Autor als souveräner Erzähler historischer Begebenheiten: Die kurzen Szenen folgen rasch aufeinander. Er taucht in die Arbeiterwelt im ärmlichen Saarland ein und wandert schließlich mit seiner Urgroßmutter Elisabeth auf deren Suche nach Arbeit weiter nach Paris. Hier heiratet sie zu Zeiten der Haussmannisierung den deutschstämmigen Nikolaus Eker und leistet sich die besagte Affäre, aus der Laufenbergs Großmutter Maria hervorgeht (…).
Die erste Erzählpartie dient vor allem der Schilderung des Arbeitermilieus, den sozialrealistischen Beschreibungen der „kleinen Leute mit ihren großen Problemen“. Da bleibt kein Blick für historische Momente oder ästhetischen Feinsinn. Als die Urgroßeltern weiterziehen, diesmal ins rheinische Köln, heuert Nikolaus bei der Dombauhütte an. Der entsprechende Kommentar ‚von unten‘ für den langen Dornröschenschlaf der gotischen Kathedrale – im Mittelalter begonnen, dann zunächst nicht weitergebaut – kommt von Elisabeth: „Schon immer hatten die Leute alle Hände voll zu tun mit ihrem alltäglichen Kram. Deshalb blieb der Cölner Dom dreihundert Jahre lang so halbfertig stehen.“
Den mittleren Block von Der Dritte bildet die Geschichte der Eltern Jakob Laufenberg und Agnes, geb. Neef. Hierfür variiert Laufenberg seinen Erzählstil. Die Erzählerstimme Laufenbergs tritt in den Hintergrund, das Buch gewährt Einblicke in die Briefe des Vaters, geheime Zeugnisse aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Diese einzubauen ist clever. Durch den zeitlichen Rückgriff zeigt sich der Vater von einer ganz anderen Seite als bei seiner Einführung.
Anschließend kommt die Mutter zu Wort, und zwar in Dialogen mit dem Sohn Walter. Deren Form, einem Theatertext ähnlich den Namen vor die direkte Rede setzend, wendet Laufenberg im gesamten Buch an – mit hohem Reiz (…).
Der dritte Abschnitt erzählt von der Zeit nach der Geburt des Autors. Hier tritt Laufenberg selbst auf – doch nicht als reiner Berichterstatter, als der er sich selbst ankündigt. Denn auch Laufenberg erzählt von Episoden, die er nicht selbst erlebt hat (…).
Nach den drei Teilen folgt der – erzählerisch recht überraschende – Schlussakkord. Anlässlich der Goldenen Hochzeit von Laufenbergs Eltern in den 1980er Jahren kommt es zu einem Familientreffen und der Autor streut etwas Pathos als Pulsbeschleuniger in den Text. Tempo und Intensität werden nicht zuletzt durch die neu eingeführte Du-Perspektive erhöht. Das wirkt so, wie es klingt, nämlich etwas gekünstelt. Besser liest sich die Sammlung von inneren Monologen der anwesenden Familienmitglieder. Ein ganzes Konzert von Stimmen, das erzähltechnisch und formal vielleicht sogar die spannendste Partie des gesamten Buches ist (…).
In Der Dritte wird Laufenberg zum zweigesichtigen Erzähler, der – vom Punkt seiner Geburt an gerechnet – wie der römische Gott Janus in die Vergangenheit und in die Zukunft schaut. Damit wäre auch eine Erklärung für den Titel gefunden, der sich in zwei Hälften spaltet: In die „pränatale Biografie“ einerseits, die Geschichte der Vorfahren ab 1840, und in „et cetera pp“ andererseits, die Zeit ab Laufenbergs Geburt bis in die 1980er Jahre (…).
Der Dritte ist in vielen Teilen ein gut komponiertes und unterhaltsam geschriebenes Buch. Laufenberg beherrscht sein Handwerk. Dass jedoch lückenlos ein Rad ins andere griffe, lässt sich nicht behaupten. So hat das Janusköpfige der Erzählanlage leider auf das Buch abgefärbt. Kein eindeutiger Münzwurf. Eher zwei Seiten einer Medaille.

Die ganze Literaturkritik-Rezension von Andreas Urban vom 1. 7. 2021
(https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=28034)

Die Presse schreibt:

In Mannheim lebender Walter Laufenberg schreibt Roman über eigene Familiengeschichte

Mannheimer Morgen 14.6.2021
Von
Elke Barker

Walter Laufenberg kennt man, hat der in Mannheim lebende Autor doch bereits eine Vielzahl an Büchern, in erster Linie historische Romane, veröffentlicht. Mit „Der Dritte – seine pränatale Biografie et cetera pp“ wagt er sich an etwas Neues: einen „Familienroman, der statt der traditionellen chronologischen Erzählweise ein augenzwinkerndes Spiel mit den Perspektiven treibt“.

Vaters Kriegstagebuch, vor allem aber die Plauderstunden zwischen Mutter und Sohn bei Tee und Gebäck, gepaart mit der eigenen Erinnerung, waren dabei hilfreiche Quellen. Aus ihnen hat Laufenberg einen anekdotenhaften, jedoch nie oberflächlichen Roman komponiert, der eine stattliche Ahnengalerie und zuletzt sich selbst in den Blick nimmt.

Gleich der Beginn zeigt, in welcher Direktheit hier erzählt wird. So heißt es, als es um Laufenbergs Zeugungsakt geht: „Seine Mutter läuft über den kalten Flur zum Klosett. Ein Rennen gegen die Zeit. Das weiß sie. Ein Wettlauf mit diesen kleinen geschwänzten Wesen, von denen sie gehört hat.“ Und er selbst? „Ich war doch als Samen dabei. Ich war zwar noch kein Ich und doch schon damals der Schnellste, der Eroberer, der Sieger.“ An Selbstbewusstsein mangelt es nicht, das ließe sich auch an anderen Stellen belegen.

Laufenberg lässt seine Ahnen aufleben, macht sie anhand prägnanter Beschreibungen zu eigenständigen Charakteren. So führt die väterliche Linie von der Saar nach Paris zu Großmutter Maria Eker, bei der eine uneheliche jüdische Herkunft zu vermuten ist. Infolge des deutsch-französischen Kriegs muss sie 1870 mit ihren Eltern das Land verlassen und geht nach Köln, wo sie Jakob Laufenberg heiratet. Der gemeinsame Sohn wiederum, gleichfalls Jakob, ehelicht Agnes Neef, „dat Neefs Angnes“, womit wir bei Laufenbergs Eltern angelangt wären.
Mit rheinländischem Charme

Immer wieder treffen wir auf Kölner Binsenweisheiten: „Et bliev im Leven nix wie et wor“ oder „Et es wie et es“ beispielsweise, was ihm Lokalkolorit und Leichtigkeit verleiht, auch wenn die Thematik durchaus ernst sein kann. Man denke nur an den Einfluss der Weltkriege auf das Familiengeschehen. So kämpft der Vater im Ersten Weltkrieg und tritt in der Nazizeit aufgrund seines zweifelhaften Stammbaums sicherheitshalber der SA bei. Opa Laufenberg wird in einer Nervenheilanstalt umgebracht und Walter und seine Brüder kommen im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Bayern, was ihnen zeitlebens in guter Erinnerung bleiben wird.

Der gebürtige Rheinländer plaudert sich mit dem Charme des „Kölschen Jung“ durch sein Werk – ob es sich dabei um die Liebesgeschichte seiner Eltern handelt, wie Agnes mit dem „Rama-Mädchen-Gesicht“ sich in Jakob verliebt, der ihr mit der Zither Liebeslieder spielt, oder seinen eigenen Lebenslauf: den des Nesthäkchens Walter, der Jura studiert, heiratet, sich löst von Frau und Kind und nach Berlin geht, um als Autor wirklich frei arbeiten zu können.

„Der Dritte“ ist ein ungewöhnlicher Familienroman, augenzwinkernd, ironisch und heiter, dennoch anspruchsvoll, weit mehr als pure Vergangenheitsbewältigung.

Roland Rauh, Wörth 29. 6. 2023 schreibt:

“Der Dritte”:
Einmal angefangen, legt man das Buch “Der Dritte” nicht mehr aus der Hand. Aus dem Leben, für das Leben – ein Buch voller Leben.

Thomas Kobert, Konstanz 11. Juni 2023 schreibt:

Betrifft: Buch “Der Dritte”:

Da ich auf der Leipziger Buchmesse auf Ihren Roman “Der Dritte” gestoßen bin und mir Herr Westner ein Rezi-Exemplar mitgab, möchte ich auch Ihnen den Link zu der Buchbesprechung geben. Ich hoffe, dass Sie der Inhalt erfreut, Ihr Buch hat mir viel Freude bereitet!

Ich habe meine Leseeindrücke nun auf meinem Blog veröffentlicht:

https://buchblogger24.de/franzosenleser/der-dritte-walter-laufenberg/

Darüberhinaus auf Instagram (@franzosenleser):

https://www.instagram.com/p/CtIFdy2Ik-Y/?utm_source=ig_web_copy_link&igshid=MzRlODBiNWFlZA==

Walter Zürrer, La Tour-de-Peilz, Schweiz 9. Dezember 2022 schreibt:

Übrigens habe ich Ihr Buch « Der Dritte » genossen und dabei natürlich geschmunzelt. Gewagtes und schwieriges Thema, aber gut gelöst – Bravo!

Dr. Armin Bassarak, Schildow 28. 6. 2022 schreibt:

Ihr Buch “Der Dritte” hat mir sehr gut gefallen. Bei der Pflanze mit den
heilsamen Blättern, von der Ihnen Ihre Mutter erzählte, ohne zu wissen, wie sie hieß, handelte es sich um eine Aloe Vera.

Dr. Horst Landau, Düsseldorf 12. 7. 2021 schreibt:

Wenn der Autor Walter Laufenberg ein Buch vorstellt, in dem er selbst vorkommt, darf man sich darauf verlassen, dass die geschilderten Sachverhalte weitestgehend authentisch sind. In dem neuen Roman „Der Dritte – Seine pränatale Biographie et cetera pp“ ist freilich bei aller sehr konkreten Wirklichkeitsnähe der Schilderung einer Familiengeschichte doch mancherlei Spekulation im Spiel – wie dies nicht anders möglich ist, wenn ein volles Jahrhundert überblickt werden soll. – „Dichtung und Wahrheit“ im goetheschen Sinne also und sehr vergnüglich zu lesen, obwohl brutale Einschläge des Schicksals keineswegs ausgespart bleiben.
Da ist also ein eigentlich nicht mehr geplanter dritter Sohn, zunächst verkörpert in einem Spermium, das unbedingt in die ihm bestimmte Eizelle will und durch eine ungeschickte Spülung der späteren Mutter noch einen „Schub“ erhält, der es antreibt und letztlich die potentielle geschwisterliche Konkurrenz besiegen lässt. Da der zeitweilige Priesteraspirant bald den Glauben an einen persönlichen Gott verlieren wird, sieht er sich gewissermaßen rückblickend gezwungen, die eigene Existenz bereits als Embryo in die eigenen noch unentwickelten Hände zu nehmen und sich zu fragen, was alles in einer exakten zeitlichen Abfolge geschehen musste, damit dieser dritte Sohn des Eisenbahners und der Schneiderin das Licht der Welt erblicken konnte. Da kommen ihm nun all die Ahnen in den Sinn, die – freilich unbewusst – zeugend zu den Voraussetzungen seiner Entstehung beigetragen haben. Er beginnt mit den Urureltern, 16 an der Zahl, und referiert das wenige, das seine Mutter ihm über diese und die folgende Generation zu berichten weiß. Bei den Großeltern und besonders bei den Eltern wird es dann konkreter und detaillierter; und bald ergänzen schon eigene kindliche Kriegserfahrungen von Bombennächten und Evakuierung die mütterlichen Erinnerungen sowie die sparsamen Ergänzungen des häufig abwesenden Vaters, die ja auch den ersten Weltkrieg umfassen,
Das Buch endet mit der Goldenen Hochzeit der Eltern samt gemeinsamem Chorgesang der Großfamilie („Großer Gott, wir loben Dich…“) und anschließend den – größten Teils gemutmaßten – inneren Monologen der einzelnen Familienmitglieder, angefangen mit dem 13-jährigen Enkel, der hofft, dass seine spätere Frau mal besser aussieht als die Großmutter. Aber eben diese erlebt sich ja als Hauptperson, die in dieser Feier nun endlich mal die ihr gebührende Ehrung für ihre Lebensleistung erhält. Die wichtigste davon: drei Söhne groß gezogen zu haben, die alle „etwas geworden“ sind. – Das allerletzte Wort erteilt der Autor der „eisernen Lebensgefährtin“ der Mutter – ihrer alten Nähmaschine, die der fleißigen Schneiderin besonders in den schwierigen Zeiten half, zum Lebensunterhalt der Familie maßgeblich beizutragen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 24. Mai 2021 schreibt:

Ich freue mich, dass „Der Dritte“ die lange Seefahrt geschafft hat und nun in den Buchhandlungen angekommen ist. Hoffentlich wird dieses wunderbare Buch viele Menschen beglücken, denn es bietet ein aussergewöhnliches Lesevergnügen von selten empfindsamer, eindrücklicher Erzählweise, die das Leben schrieb.

Das neueste Laufenberg-Buch mit dem geheimnisvollen Titel „Der Dritte“ macht durch den Zusatz „pränatale Biografie“ besonders neugierig. Was hat das zu bedeuten? Die Ereignisse vor der Menschwerdung liegen normalerweise im Dunkeln. Diese Biografie aber lässt andere Schlüsse zu. Sie gewährt Einblicke in eine weit gefächerte Familiengeschichte mit unterschiedlichsten Lebensformen während mehr als einem Jahrhundert. Da bekommen zwei Weltkriege ein Gesicht durch die Menschen, die den Wirren der kriegerischen Ereignisse und unvorstellbaren Zwängen ausgesetzt waren und ums Überleben kämpfen mussten.

Geradezu spüren kann man die Kleinbürgerlichkeit der kleinen Stadt Opladen, die einem entgegen schlägt und überall präsent ist. Freude und Leid und das Ringen um Anerkennung, Liebe und Wohlstand liegen nah beieinander. Grossartig herausgearbeitet, eingebettet in die situativen Lebensbeschreibungen. Durch die phänomenale Sprachkunst des Autors ist ein Wunderwerk entstanden, dem man verfällt, sobald man sich dem Genuss des Lesens hingegeben hat.

Rezension auf amazon.de von Libelle aus Deutschland vom 14. Mai 2021 schreibt:

Eine feine Gesellschaft?
Der Untertitel des neuen Romans von Walter Laufenberg “seine pränatale Biografie et cetera pp” zeigt schon, dass es um seine Vorfahren geht. Zumindest zum überwiegenden Teil. Das Buch beginnt mit der Schilderung seiner (ungewollten) Zeugung, von der ihm seine Mutter ausführlich erzählt hat, und bei der sich schon seine besondere Durchsetzungskraft (gegen ein Kondom) zeigt. Dann wird von einigen seiner Vorfahren erzählt (er geht zurück bis zu seinen Ururgroßeltern und endet bei seinen Eltern). Da werden nicht nur die Umstände des Kennenlernens der jeweiligen Paare geschildert (besonders berührend in Bezug auf seine Eltern), sondern auch deren Eskapaden und dreiste Mogeleien aufgedeckt. Dabei findet er immer wieder Bestätigungen seines eigenen Lebensrezepts.

Und damit ist er in seiner Lebenszeit angekommen: Seinem Aufwachsen mit zwei älteren Brüdern (siehe Titel!) in einer Kleinstadt in der Nähe von Köln und in einem Beamtenhaushalt, in dem der Tagesablauf durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten des bei der Eisenbahn beschäftigten Vaters geprägt wird und in dem trotzdem immer das Geld knapp ist. Noch vor dem Krieg tritt der Vater – aus taktischen Gründen (Näheres lese man selbst!) – in die SA ein, ist damit aber keineswegs glücklich. Oft hat die Familie nur durch die Tüchtigkeit der schneidernden Mutter und deren Hamstertouren in der Nachkriegszeit genug zu essen. Seine Kindheit in diesen Zeiten wird vor allem geprägt durch wiederholte Ferien in Bayern. Den weiteren Verlauf seines Lebens streift der Autor nur kursorisch. Das Buch endet mit der Goldenen Hochzeit seiner Eltern, wo die Teilnehmer in einem inneren Monolog ihren Gedanken freien Lauf lassen über das Leben, über die Verwandtschaft oder über die Kosten der Autofahrt zu diesem Ereignis und so weiter. Wenn die Festgesellschaft auch feingemacht auftritt, so ist das Ganze doch ein kritisches Gesellschaftsbild.

Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das 19. und 20. Jahrhundert, ohne dass dies ein Familienroman im herkömmlichen Sinne wäre. Es werden vielmehr punktuell Ereignisse aus verschiedenen Leben erzählt wie z.B. das Leben der Anna in Paris im ersten Drittel, von Elisabeth und Nikolas in Köln im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und vom Vater des Autors im 1. Weltkrieg, dessen Chuzpe beeindruckend ist. Das Ganze ist weitgehend in einem ironischen Ton erzählt, der mir gut gefallen hat, und den ich schon aus anderen Büchern des Autors kenne. Ich gebe aber nur 4 von 5 Sternen, weil ich am Anfang etwas Schwierigkeiten mit den Namen der Vorfahren hatte und nicht immer wußte, wer wer ist. Aber dann wurde es doch ein Genuss.

Christine Blasberg in "Niederwupper, Historische Beiträge" schreibt:


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