Weinkumpane

Book Cover: Weinkumpane
Editionen:Hardcover: € 22,50 EUR
ISBN: 9-783947-404483
Seiten: 284

Da sitzen sie wieder zusammen in der nur halbwegs bewohnbar gemachten Ruine des Heidelberger Schlosses, der Pfalzgraf Carl Philipp und der einzige Vertraute, den er am Hofe hat, der Hofnarr Perkeo. Der soll den verzweifelten Landesherrn aus der aktuellen Geldnot retten, andernfalls er den Kopf verliert. Aus der Ratssitzung wird ein Kaleidoskop des Lebens und der Liebe, des ewigen Strebens nach Geld und Geltung.

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Verlag: Salon Literatur Verlag
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LESEPROBE

1.

Vom rechten Flussufer her gesehen, über die gedeckte Neckarbrücke hinweg, am Hang gegenüber ein erstaunlich breit protzendes Bauwerk. Das Heidelberger Schloss. Residenz der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein. Geht jedoch ein genauerer Blick über die vielen Dächer des Städtchens hinweg, auch über die Heiliggeistkirche, vorbei an ihrem hohen Turm mit der Taube auf der Spitze, erkennt er an der westlichen Flanke des imposanten Baus einen aufklaffenden Rundturm. Eine offene Wunde. Ein Schloss sieht anders aus.

Ein Schloss ist ein Prachtbau, ein Palast. Und das Heidelberger Schloss ist gleich ein Pulk von einem Dutzend Palästen. Die umarmen einen großen Platz, eine schiefe Ebene, auf halber Höhe am Hang. Als wäre diese Zusammenrottung von Prachtbauten gerade dabei gewesen, den Berg hinauf zu klettern. In panischer Angst oder aus Größenwahn, wer weiß? Als plötzlich alles versteinerte.

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Und jetzt zerborstene Wehrtürme, viel dachlose Leere, Fensterlöcher mit nichts dahinter, erst teilweise wieder aufgeschichtetes Gemäuer um nichts herum, bizarre Reste, Ruinen, ausgebessertes Mauerwerk. Aber dort oben, in der Rückfront des Gebäudes über dem breiten Altan, da ist ein Fenster, hinter dem Licht zu sehen ist. Da sitzt der Schlossherr dem Hofnarren gegenüber.

„Ich bin am Ende“, so Carl Philipp zu Perkeo.  Der große, massige Herrscher, mit seinen gerade erst 58 Jahren alles andere als ein alter Mann, auf seinem Sessel wie zusammengebrochen. Das Gesicht hinter beiden Händen versteckt. Ein Bild der Hoffnungslosigkeit. Kaum anzusehen.

Das war am Freitag, dem 6. Januar des Jahres 1719, Festtag der Heiligen Drei Könige. In der Morgensitzung mit Perkeo.

„So geht es nicht mehr weiter“, jammerte der allmächtige Herr der Kurpfalz. „Ich brauche Geld, Geld, Geld!“

Für seinen Hofnarren, einen spierigen Zwerg, kaum halb so alt, war das nichts Neues. Sind die Herren doch überall und zu allen Zeiten schneller im Geldrauswerfen als die kleinen Leute mit dem Abliefern der Steuern.

„Na, wenn unserem werten Landesvater sonst nichts fehlt“, tat Perkeo den Ausbruch der Verzweiflung lächelnd ab und holte aus der Tasche seines langen Rocks drei Silbermünzen. Die warf er mit lässiger Gebärde zwischen die Gläser, auf den kleinen Tisch, an dem sie sich gegenüber saßen. „Bitte sehr. Geld, Geld, Geld.“

Das ließ den Pfalzgrafen wütend aus seinem Kummersitz aufspringen. Ein wuchtiges Armschlenkern wischte die Münzen mitsamt den gefüllten Weingläsern und der Flasche vom Tisch. Mit hochrotem Gesicht stand er da vor seinem Hofnarren. Der Landesherr. Mit beiden Händen wild fuchtelnd zerriss er seine elegant gebundene und gepuderte Allongeperücke, dass es nur so staubte, als er seinen Hofnarren anschrie: „Wenn er glaubt, er könnte mich zum Narren halten, dann …“

„Du ein Narr, Pfalzgraf? Aber nein“, unterbrach Perkeo ihn lachend, „dazu fehlt dir jegliches Talent. Und das Talent zum Narrsein ist viel wichtiger als Geld, übrigens auch noch rarer.“

Der Pfalzgraf stand da wie eingefroren und starrte seinen Hofnarren an. So was ließ er sich noch sagen, der Herr des Heidelberger Schlosses. Das nahm er seinem Hofnarren nicht übel. Weil nach so einer Frechheit immer eine besonders pfiffige Bemerkung kam. Zur Entspannung, zur Belustigung oder sogar zur Lösung eines Problems.

Doch diesmal kam sie nicht, die erlösende Bemerkung. Dabei war der Pfalzgraf wie immer mit Perkeo allein in dem kleinen Empfangszimmer, in dem die beiden beinahe täglich zusammenkamen, um zu besprechen, was zu tun wäre. In der Sitzung des Intimen Kabinetts. So hochtrabend nannten sie das, was regelmäßig in einem Vormittagsbesäufnis endete.

Unübersehbar ging es diesmal jedoch um mehr als die Planung von Vergnügungen oder das raffinierte Taktieren in Regierungsfragen. Und es ging auch nicht bloß um Trost oder Ablenkung, sonst immer auf die übliche Weise gefunden beim Pfälzer Roten oder beim Riesling. Mal so und mal so. Was bei den beiden keine Glaubensfrage und keine Sache von Überzeugungen war. Bloß eine Frage der Stimmung. Die aber war an diesem frühen Januartag, kaum dass es in Heidelberg richtig hell wurde, schon im Kippen.

„Ich brauche Geld, Geld, Geld, das kann er mir glauben“, fauchte der Pfalzgraf seinen Hofnarren an. „Ich bin ein Wittelsbacher, ich vertrete eines der ältesten deutschen Hochadelsgeschlechter, ich war einer der Befreier der von den Türken im Jahre 1683 belagerten Stadt Wien, ich war Kaiserlicher Feldmarschall. Danach residierte ich als der Statthalter unseres verehrten Kaisers Leopold I. in der prächtigen Hofburg zu Innsbruck. Wo ich ihn, den frechen Nichtsnutz, gefunden und zu meinem Lustigen Rat gemacht habe. Ja, in Innsbruck war ich wer. Wäre ich nur dort geblieben. Denn hier in Heidelberg, als Pfalzgraf und Kurfürst bei Rhein, bin ich doch kaum mehr als ein Bettler, der in Ruinen haust.“

Eine ungewöhnlich lange Rede des Langen, wunderte Perkeo sich. Doch nahm er den Notschrei seines Herrn recht gelassen hin: „Du brauchst Geld, Pfalzgraf? Ja, wenn du mir das Salär regelmäßig zahlen würdest, das du mir versprochen hast, dann könnte ich dir jetzt etwas leihen. Aber so?“

„Verdammter Kerl!“, brüllte der Pfalzgraf sein Gegenüber an. Über den Tisch hinweg packte der riesenhaft wirkende Mann den Zwerg bei den Schultern, als wollte er ihn aus den Schuhen heben und in die Luft werfen. „Ich habe ihn zu meinem Berater gemacht, und jetzt brauche ich seinen Rat. Er aber berät mich nicht. Er hilft mir nicht zu Geld zu kommen. Dabei leide ich hier wie ein Fisch auf dem Trockenen. Diese schrecklichen Ruinen um uns herum, die machen mich trübselig. Aber das von den Franzosen vor dreißig Jahren in diesem unseligen Erbfolgekrieg zerstörte Schloss wieder halbwegs wohnlich zu machen, das kostet, kostet, kostet. – Ja, das kostet mich noch das Leben.“

Damit ließ der Pfalzgraf sich schwer in seinen Sessel zurückfallen. Wie schon im Sterben. „Oder nein“, fügte er dann, plötzlich wie verwandelt, an, „es könnte sein, und das wäre viel besser: Es kostet meinen Berater das Leben, dass er mich nicht berät.“

Pause. Stille. So verzweifelt hatte Perkeo den Pfalzgrafen noch nie erlebt. „Kaum auszuhalten“, murmelte er unwillig vor sich hin, während er sein von den wilden Händen des Pfalzgrafen derangiertes Narrengewand wieder zurechtzupfte.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Rezensionen:Prinz Rupi am 13. 11. in "Literaturzeitschrift.de" bei https://literaturzeitschrift.de/book-review/weinkumpane/ schreibt:

Walter Laufenbergs Regionalkrimi beleuchtet auf ebenso unterhaltsame wie tiefsinnige Weise eine historisch turbulente Zeit in Heidelberg. Der Roman schildert das Leben am Hofe des Pfalzgrafen Karl Philipp, dessen schillernder Hofnarr Perkeo nicht nur für humorvolle Einlagen, sondern auch für das Beschaffen von dringend benötigtem Geld verantwortlich ist. Dabei nimmt der Autor seine Leser mit in eine spannende und zugleich skurrile Geschichte, in der Kriminalfall und Zeitgeschichte miteinander verschmelzen.
Der Pfalzgraf Karl Philipp steht vor einer Mammutaufgabe: Sein Heidelberger Schloss ist ...

(zum Weiterlesen den Link https://literaturzeitschrift.de/book-review/weinkumpane/ anklicken)

Libelle am 17. 11. 2024 schreibt:

Als Regierende vorbildlich?

Anfang des 18. Jahrhunderts im Heidelberger Schloss, das nach den Pfälzer Erbfolgekriegen eine Ruine und nur noch teilweise bewohnbar ist: Der Landesherr, Pfalzgraf Carl Philipp, ist mal wieder in arger Finanznot. Er und der zweitwichtigste Mann der Pfalz, sein Hofnarr Perkeo, sitzen immer wieder beim Wein und besprechen die Lage. Wo soll Geld herkommen? Da hat Perkeo den rettenden Einfall. Carl Philipp ist von der Idee begeistert. Doch eines Morgens liegt der Hofgeistliche auf der steilen Schlosstreppe, und der Hofmedikus stellt seinen Tod fest. Daraufhin macht der Pfalzgraf seinen Hofnarren zum Ermittler, gegen dessen heftigen Widerstand. Die ungewöhnliche Art der Ermittlung, die Perkeo sich erlaubt, führt zu weiterem Mord und Totschlag.
Dabei hat der Pfalzgraf schon Ärger genug in Heidelberg mit religiösen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten, Calvinisten und Jesuiten. Schließlich benutzt er diese Auseinandersetzungen dazu, seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim zu verlegen und sich dort ein neues, prächtigeres Schloss zu bauen, natürlich auf Kosten seiner Untertanen.
Perkeos Ermittlungen zeugen von geistiger Überlegenheit des Spaßmachers über den Landesherrn. Carl Philipp, der Perkeo offenbar unterschätzt hat, fühlt sich bloßgestellt. Und Perkeo wird kaltgestellt. Das Buch ist also ein Doppel-Porträt von zeitloser Gültigkeit: Der absolutistischer Herrscher und sein Helfer, der, wenn er zuviel weiß, schlicht eliminiert wird. Es verliert sich seine Spur.
Perkeo ist schon öfter in Büchern von Laufenberg Thema gewesen (u.a. in der Romanbiografie „Perkeo, der Zwerg von Heidelberg“). Hier wird der historisch belegten Figur eine weitere Facette hinzugefügt, die dem Autor Gelegenheit gibt, in geistreichen Dialogen den Hofnarren lebendig werden zu lassen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen in Liechtenstein, am 23. 11. 2024 schreibt:

Die Vorliebe des Autors für Romane, die Menschen der historischen Bühne mit der Gier nach Macht und Eitelkeiten ausstattet, bringt der neue Roman auf den Punkt. Und wenn man "Perkeo, der Zwerg von Heidelberg" gelesen hat, ist einem das Buch "Weinkumpane" sofort vertraut. In Gedanken ist es für mich eine neuerliche Begegnung mit den beiden so ungleichen Männern, die nicht voneinander lassen können, sich wie wild streiten und ebenso wieder als ein Herz und eine Seele das nächste Abenteuer anstreben. Mit Schlitzohrigkeit von beiden Seiten wird nicht gespart. Die Schlossruine, in der gelebt, geliebt, gelogen, gestritten und versöhnt wird, könnte denkwürdiger nicht sein, wenn auch die Mauerreste von höchster kriegerischer Brutalität zeugen. Die grandiose Aussicht vom Schlosspark auf das malerische Neckartal lenkt von diesen schlimmen Ereignissen ab.
Unverwechselbar auch in diesem Roman die wunderbare Sprache und die Vielfältigkeit der Menschen, die mit ihren Eigenarten sowie Aktivitäten das Gesamtbild gestalten. Ich kann nicht genug davon lesen.

Dr. Petr Simak, Ludwigshafen, am 7. Januar 2025 schreibt:

Der Roman „Weinkumpane“, unbedingt eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die etwas über den berühmten Zwerg Perkeo und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu seinem Herrn, dem Kurfürsten Carl Philipp, sowie über die religiösen Kämpfe um die Vormacht der Jesuiten in Heidelberg erfahren möchten. Dieses spannende Geschichtsbild von Heidelberg ist fast ein Kriminalroman, dabei so witzig, als hätte Perkeo selbst das geschrieben.

Simon Gerhol am 3. Februar 2025 auf Facebook schreibt:

Eine im weitläufigsten Sinne Burleske auf 280 S. : Die Geschichte des Hofnarren Perkeo und seines Kurfürsten Carl-Philipp. Menschliche Schwächen werden ironisch ausgeschlachtet und auktorial erzählt, wobei der joviale Ton für viele Lacher sorgt, Form und Inhalt harmonieren. In einer elegant konstruierten Rahmenhandlung tummeln sich lebendige Charaktere einer kurzweiligen Geschichte. Dabei entsteht der Spannungsbogen aus einem vermeintlichen Mord, mit dessen Aufklärung der‹ lustige Rat‹ beauftragt wird und der trinkfeste wie redselige Höfling schnell lernt ’Reden ist Silber‹. In Atem gehalten von seinen vielen Liebschaften seien ihm auch die anachronistischen ›Patronen‹ anno 1720 verziehen, denn mit Humor und Tatkraft macht er sich an der Lösung der Rätsel zu schaffen.
Kurzweilig und voll zu empfehlen, Lacher garantiert!


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Narziss – und das Glück im Bild

Book Cover: Narziss – und das Glück im Bild
Editionen:Paperback: € 14,50 EUR
ISBN: 978-3-947404-37-7
Seiten: 352

Das sagt der Autor zu seinem Buch:

Mit diesem abenteuerlichen Künstler- und Liebesroman wird ein urmenschliches Phänomen in den Fokus genommen: unsere Selbstverliebtheit. Die tobt sich heute ja unübersehbar in der allgemeinen Selfie-Begeisterung aus.

Ich belasse es aber nicht einfach bei Spott über diese Marotte. Vielmehr lasse ich in diesem Rokoko-Roman einen der Urväter der Selfie-Mode wiederaufleben, nämlich den deutschen Miniaturporträtisten Freiherr Christoph Adam Carl von Imhoff. Der Mann, der mit Lupe und Einhaarpinsel Gesichter festgehalten hat, für Medaillons und Amulette, Ringe und Tabakdosen. Ein Künstlerleben, dargestellt anhand von dessen Tagebuchnotizen und Briefen. Also alles authentisch. Imhoff ist für uns bisher der große Unbekannte in Goethes Freundeskreis. Dabei war er ein bewundernswerter Selfmademan, in London sogar zum Maler der Königin aufgestiegen und dann in der britischen Kolonie Indien so geschickt, dass er in wenigen Jahren zum stinkreichen Krösus wurde. Wofür er allerdings seine schöne junge Frau eintauschen musste.

Heimgekehrt mit allen Taschen voller Geld, hat er sich dann in Mörlach nahe Nürnberg das Schloss seiner Wünsche gebaut, in dem er seine zweite Frau geheiratet hat   ̶  und unglücklich wurde. Das Schloss steht noch prächtig da, doch fehlte bisher der Schlossherr, der sich im Schlosspark als Statue hatte verewigen wollen. Diese Romanbiografie, die auch ein echtes Stück Kolonialgeschichte ist, ersetzt mit der spannenden Schilderung eines höchst abenteuerlichen Künstlerlebens bei hemmungsloser Verschwendungssucht jede in Stein gemeißelte Großartigkeit Imhoffs.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Rezensionen:Elke Barker bei Mannheimer Morgen am 26.01.2024 schreibt:

Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi, Berlin 16. Dezember 2023 in www.literaturzeitschrift.de schreibt:

Ein Porträt verewige, und der Porträtist sei der geborene Verteidiger des Lebens gegen den Tod, schreibt von Imhoffs Biograf Walter Laufenberg. Zumal sei der in einem Bild Festgehaltene weniger gestorben als in jedem weiteren Augenblick seines Lebens, das doch nur ein allmähliches Absterben sei. (...)

Der auch durch die Online-Zeitschrift NETzine bekannte Autor Walter Laufenberg modelliert in seinem 345 Seiten starken Werk das Portrait einer Persönlichkeit, die in der Kindheit und Jugend den Ansprüchen des Vaters keineswegs genügte, und lebenslang versucht, der Familie zu beweisen, was er für ein toller und erfolgreicher Künstler sei. Dabei spielt Geld die Hauptrolle. Diese nahezu krankhafte Konzentration auf die Erfüllung des angeblichen Vermächtnisses seines Herrn Papa beflügelt seinen Narzissmus. Hier liegt Laufenbergs Ansatz für den Buchtitel: Die romanhafte Interpretation einer Künstlerpersönlichkeit, die ihr höchstes Glück darin findet, andere in ihrem eigenen Narzissmus zu bestärken, indem er sie porträtiert. In seinem Tagebuch notiert Carl von Imhoff, er wolle probieren, rechtschaffen reich zu werden, »damit ich nach meinem Tod nicht bald vergessen werde«. (...)

»Narziss und das Glück im Bild« von Walter Laufenberg ist eine packende Romanbiografie, wie man sie leider selten findet. Der Autor brilliert durch feinsinne Einsicht in die agierenden Charaktere, durch ausführliche Recherche, sprachlichen Reichtum sowie eine philosophische Tiefe, die nur ein langes und erfülltes Leben mit sich bringen kann. (...)

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein, 21. 12. 2023 schreibt:

Die grosse Geschichte besticht durch unendlich viele kleine. Vom väterlichen Gut Mörlach über ferne Länder bis letztlich im Umfeld des Wolfgang von Goethe gestrandet, nimmt der Roman "Narziss und das Glück im Bild" den Leser mit auf eine abenteuerliche Lebensreise, die ihres- gleichen sucht.

Der Porträtmaler ist ein Narziss in so ausgeprägtem Stil, dass seine Lebensgefährtin Mühe bekundet, seinen abstrusen Ideen zu folgen. Aber auch als Leser muss man manchmal leer schlucken, wenn bei seinem widersprüchlichen Handeln ein grosses Mass an Verständnis nötig ist.

Wunderbar beschrieben sind die Erlebnisse und Erfahrungen in der Fremde. Der monatelange Seeweg, auf dem die junge Familie zu einem Neuanfang des gemeinsamen Lebens nach Indien gelangt, gibt meisterhaft die Umstände einer Schiffsreise Ende des achtzehnten Jahrunderts wieder. Man spürt den Seegang, das Wetter, den Tagesablauf auf dem Segelschiff, die Menschen, die alle dieselbe Hoffnung haben, gesund ans Ziel zu gelangen. Und für die Imhoffs in ein neues Leben zu starten. Was dann auch zustandekommt, zwar lange nicht so wie erwartet.

Reich an Spannung, mit einer Fülle von menschlichen Ereignissen und zwischenmenschlichen Beziehungen, in herausragender Sprache, ist dieses Buch ein Stern im Laufenbergschen Oevre.

Libelle, am 23. Dezember 2023 bei amazon.de, schreibt:

Das Buch versetzt uns in die Zeit vor der Fotografie. Auch da wollten die (besser gestellten) Menschen kleine Porträts von sich haben, um sie an Freunde/Liebhaber zu geben, teilweise auch für ein Medaillon oder eine Schnupftabakdose, einen Ring oder ein Amulett. Im 18. Jahrhundert war das eine ausgesprochene Mode. Diese Mini-Bildchen wurden mit einem Einhaarpinsel gemalt. Einer dieser Porträtisten war Freiherr von Imhoff, dessen Lebensgeschichte dieses Buch erzählt.

Imhoff war aber nicht nur ein Künstler, der vor sich hinmalte, sondern vor allem ein geschickter Mister Moneymaker, der sich ohne jede Vorbereitung zum Dienst in der britischen Kolonie Ostindien verpflichtete und dort in wenigen Jahren ein reicher Mann wurde. Zwar wird immer noch behauptet, er habe dafür seine Frau an den britischen Gouverneur Indiens verkauft (was ihm heftige Vorwürfe seiner Zeitgenossen und der Historiker einbrachte). Aber in Wirklichkeit fand seine Frau den Briten interessanter und trennte sich nur zu gern von Imhoff, den der Autor recht kritisch betrachtet. Als Imhoff mit Taschen voller Geld heimkehrte, baute er sich in Mörlach bei Nürnberg ein Schloss und ging eine zweite (unglückliche) Ehe ein. Stolz war er darauf, zum Freundeskreis um Goethe zu gehören. Sein Vermögen aber hat er schließlich verloren.

Ein Abenteuer- und Liebesroman, gleichzeitig ein Stück Kolonialgeschichte, spannend von einem Kapitel zum anderen. Und mit viel Lebenserfahrung zwischen den Zeilen. Als Leser sieht man schließlich einen Menschen vor sich, der sich den Zwängen des Lebens fügt, seine Arbeit ernst nimmt, Chancen erkennt und nutzt, sich gern Vergnügungen hingibt, sich aber gegen Verleumdungen so wenig zu wehren weiß wie gegen seine Verschwendungssucht. Und letztlich scheitert.

Dr. Petr Simak, Ludwigshafen, 25. 1. 2024 schreibt:

Der Miniaturmaler Christoph Adam Carl von Imhoff, verliebt in sich selbst, egoistisch gegenüber seiner Frau, bemüht sich sein Leben lang, der beste Miniaturmaler seiner Zeit zu werden. Sein Beruf ist in der damaliger Zeit sehr gefragt (schlecht bezahlt), die "vornehme" Gesellschaft ist gierig nach dem eigenen Portrait, mit dem sie prahlen kann. Dank seinem Titel als Baron gelingt es ihm, in sog. höhere Kreise zu gelangen. Das Bürgertum hat sich schon immer vor dem Adel verneigt (auch heute). Die Anfänge seiner Laufbahn werden mit leichter Ironie beschrieben, aber die Kunst der Miniaturmalerei recht ausführlich. (...) Ein interessantes Buch, das durch die Beschreibung der Lebensverhältnisse von Imhoff auch das Leben im 18. Jahrhundert wiedergibt.


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Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz

Book Cover: Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz
Editionen:Hardcover: € 20,00 EUR
ISBN: 978-3947373796
Größe: 14,60 x 21,90 cm
Seiten: 172
Kindle: € 12,99 EUR

Goethe und Tschechow – als Schriftsteller sind sie uns wohlbekannt. Die beiden Nationaldichter, die zu Recht auch heute noch die Bühnen der literarischen Welt beherrschen. Aber was für Menschen waren sie? In zwei kompakten Erzählungen blicken wir hinter die Kulissen der Applaus gewohnten Dichter. Wir verfolgen Goethes innerfamiliären Kleinkrieg mit der Trivial-Literatur seiner Zeit und wundern uns über Tschechows pfadfinderhafte Anstrengungen für eine bessere Welt: seine Exkursion auf die Sträflingsinsel Sachalin. Mit viel Augenzwinkern zeigt Laufenberg die Dichterfürsten als Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Geschichten, die so nah an der Wahrheit bleiben, dass sie die beiden Berühmtheiten in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.

Veröffentlicht:
Verlag: Dittrich-Verlag, Weilerswist und Berlin
Genres:
Auszug:

DER ANFANG ALS LESEPROBE

Goethe versus Vulpius, Vulpius,
Vulpius und Vulpius

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Bewunderer, kommst du nach Weimar, verkündige dorten – nein, du brauchst nichts zu verkünden, wenn du vor den beiden Heroen Goethe und Schiller stehst. Und vor denen stehst du, weil du sie auf hohem Sockel vor dem Staatstheater findest, ob du sie gesucht hast oder nicht. Dann brauchst du nur die Augen nach oben zu verdrehen, denn diese beiden Großen repräsentieren die Stadt, die du zu betreten gewagt hast.
Ja, die beiden Herren sind die Stadt. So glaubt man zumindest in Weimar. Und auch andernorts. Du wirst dich diesem Glauben anschließen müssen, ob du magst oder nicht. So viel sei aber schon vorweg verraten: Dem Geheimrat Goethe hätte diese bronzene Darstellung von »Dichter-Heroen im Doppelpack« ganz sicher nicht gefallen.
Denn Goethe und Schiller, dieses Paar von Superautoren auf Tuchfühlung und überlebensgroß, mit Goethes Hand auf der Schulter des Kollegen, ein Duo, so erhöht und einsam vor dem Weimarer Theater, beide nach dem kleinen Lorbeerkranz vor dem Bauch grabschend, dieses Bild, Ehrfurcht heischend – es täuscht.

Johann Wolfgang von Goethe war kein Typ für den Paarlauf. Er war ein echter Künstler, und geben wir es doch zu: Künstler sind Egomanen, also Einzelkämpfer. Jeder Künstler strebt für sich den größtmöglichen Erfolg an Renommee und Einnahmen an. Dabei erscheinen ihm die Erfolge der anderen als Kuchenstücke, die ihm entgangen sind. Und weil man zu Lebzeiten noch nicht weiß und wissen kann, dass man einmal als der größte Künstler verehrt wird, lässt einen jedes so entgangene Kuchenstück nach neuen Erfolgen hungern. Das gilt ganz sicher auch für Goethe. War der doch schon von Kindheit an wie auch in seinen produktivsten Zeiten und noch als Greis eindeutig ein Solist. Er musste immer im Mittelpunkt stehen, und er musste stets der Größte sein. Was damals nicht gerade als schicklich galt. Aber nur so wurde er der Solitär der deutschen Dichtung. Unter dieser narzisstischen Eigenart Goethes hatten die Menschen, die ihm nahestanden, zu leiden. Charlotte von Stein, Friedrich Schiller, Bettine von Arnim und Marianne Willemer werde ich für diese Behauptung in den Zeugenstand rufen, obwohl diese vier in dem hier vor allem zu betrachtenden Kleinkrieg »Goethe gegen die Vulpiusse« nur auf Nebenschauplätzen aktiv wurden.

Die Lebenssituation des Großpoeten Goethe sah ganz anders aus, als das Weimarer Doppeldenkmal uns weismachen will. Schon dieses Seit-an-Seit auf Augenhöhe übertreibt. Galt das doch höchstens für eine sehr kurze Zeitspanne in Goethes ungewöhnlich langem Leben. Zudem waren in ihrer Zeit die beiden Heroen umwimmelt von Hunderten supereifriger Schreiber, von denen viele dem großen Publikum mehr bedeuteten als die später als unsere beiden Dichterfürsten Gefeierten. Da hätten also andere Dichter Anspruch auf den Bronzeguss gehabt. Ende des 18. Jahrhunderts, in der großen Zeit Goethes und Schillers, sollen in deutschen Landen gut 10.000 Menschen schriftstellerisch tätig gewesen sein. Mehr als ein Viertel von ihnen arbeitete in der Romanproduktion, ein Großteil auch fürs Theater. Da kratzten die Federn, da spritzte die Tinte in großen und kleinen Ortschaften, dass es eine einzige Freude war für die Leseratten. Die bekanntesten Romanschreiber hießen damals Gottlob Cramer, Heinrich Spieß, August Heinrich Julius Lafontaine, Karl Friedrich August Grosse und Heinrich Zschokke. Nie von gehört? Das glaube ich Ihnen. Daneben standen als die erfolgreichsten Bühnenautoren Friedrich Ludwig Schröder, Friedrich Justin Bertuch, August Wilhelm Iffland und August Friedrich Ferdinand von Kotzebue. Allein Iffland hat mehr als 70 Dramen auf die diversen Bühnen in deutschen Landen gebracht. Nur übertroffen von Kotzebue, der rund 230 Stücke auf die Bretter, die damals die Welt bedeuteten, gehievt hat. Daneben stand die beliebte Sparte der Reisebeschreibungen, in der sich vor allem Sophie von La Roche hervortat. Nicht zuletzt sei auch der Autor von begeistert aufgenommenen Reisebüchern genannt, der Vorläufer des amerikanischen Herumtreibers Mark Twain, nämlich der Edel-Herumtreiber Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Alle längst weg vom Fenster, fast alle vergessen. Nicht so der sie alle überragende Bestsellerautor mit dem Namen C. A. V., erster Anwärter auf eine Bronzestatue in Lebensgröße. – Aber von diesem Autor soll erst später die Rede sein.

Zunächst einmal zu der Frage, wie es dazu gekommen war, zu dieser Massenschreiberei für den Tag und für den erwünschten Nachruhm – und fürs Vergessenwerden. Was sollte das? Mir scheint, das war so etwas wie die deutsche Gegenaufklärung. Die Nüchternheit der Aufklärung, die im 18. Jahrhundert den Leuten was fürs Leben zu geben versuchte, indem sie das Volk mündig machte, sie hatte den gegenteiligen Effekt gehabt. Die klugen und engagierten Aufklärer hatten mit ihren alles hinterfragenden Schriften zwar recht gehabt, dabei aber dem Leben allen bunten Putz heruntergerissen. Was Denker wie Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Immanuel Kant, um nur drei von vielen zu nennen, den Leuten zugemutet hatten, nämlich selbstbewusst nachdenklich und immer nur rational zu sein, das war im Alltag kaum auszuhalten. Die Leute fühlten sich durch diese radikale Aufklärung nackt und ausgeraubt. Sie brauchten dringend neue Kleider und für die Tagesbewältigung eine neue Farbpalette. War der Arbeitsalltag doch schon hart und kahl und grau genug. Die Menschen, die die Aufklärung erlitten hatten, sie sehnten sich nach aufregenden Erlebnissen und nach Helden, mit denen sie mitzittern und mitjubeln konnten, heute würden wir sagen: mit denen sie sich identifizieren konnten. Und genau das servierten dem lesefreudigen Publikum die meisten der 10.000 Schreiber, die für den Geschichtenbedarf der Leute arbeiteten. Was sie alles an buntem Treiben geschehen ließen, nicht nur in Fortsetzungsromanen von Zeitungen, sondern auch in gebundenen Büchern, in Kalendarien und anderen Geschichtensammlungen, in den gängigen und kuriosesten Periodika sowie in Erbauungsschriften, Flugblättern und Liedern, das brachte wieder Leben in den tristen Alltag ihrer Mitmenschen. Und manche von den vielen Schreibern hatten damit mehr Erfolg als die beiden Denkmalgrößen Goethe und Schiller zusammen. Weil sie dem Geschmack der einfachen Leute mehr entgegenkamen als die beiden.

Dabei ließen sich die neuen Schilderer des bunten Lebens von den großen Vorbildern anregen und sogar zu neuen Themen verführen. Schillers erste Veröffentlichung »Die Räuber« und Goethes erste Veröffentlichung »Götz von Berlichingen« hatten gezeigt, dass man mit ungewöhnlichen Stoffen und Figuren auf ein breites Interesse stößt. Dabei hatten beide Autoren ihre Stücke auf eigene Kosten drucken lassen müssen, weil die Verleger das Neue daran nicht erkannt hatten. Sowohl die »Räuber« als auch der »Götz« waren für ihre Gebärer zunächst Sorgenkinder. Doch hatten etliche Schreiber für den Alltagsbedarf, anders als die Verleger, das Neue und Besondere an diesen beiden Dramen sofort erkannt und es phantasievoll auf die Spitze getrieben. Raub und Totschlag, so hieß für sie nach Schiller und Goethe die Zauberformelzum Erfolg. Damit erzielten einige dieser Schreiber für den Massengeschmack prompt höhere Auflagen als die beiden Großautoren, hatten mehr Aufführungen in den Theatern, wurden mehr übersetzt und erhielten mehr Literaturpreise sowie allerlei Gunsterweise von den zahlreichen Fürsten und Fürstchen, die in deutschen Landen regierten und für ihr Prestige gerne Künstler förderten. Plötzlich waren da Leute als die neuen Lieblingsautoren – ohne Goethe und Schiller danken zu müssen – landauf und landab im Gespräch. Schon kurios, dass ausgerechnet das den ernsthaften Dichtern Schiller und Goethe abgeguckte Räuber- und Rittermilieu zum Familiensilber der Unterhaltungsliteratur wurde. Aber trotz dieser edlen Herkunft ihrer Themen sind heute all diese Wimmelautoren rund um Goethe und Schiller total vergessen. Selbst für die Literaturwissenschaft spielen sie keine Rolle, sind einfach abgetan als Produzenten von Trivialliteratur.

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Rezensionen: DER VERLAG schreibt:

Walter Laufenberg hat in diesem Buch zwei Großautoren zusammengeführt, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Entsprechend unterschiedlich hat er die beiden Erzählungen gestaltet.

In der Erzählung mit dem Titel “Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius” schildert er, wie schnell der gerade erst nach Weimar gekommene junge Goethe in der spontan entstandenen Freundschaft mit dem jungen Herzog Karl August sich zum allmächtigen Verwaltungschef entwickelt.

Wie aus der Theaterloge beobachtet Laufenberg die beinahe lebenslange Auseinandersetzung Goethes mit drei Generationen der Weimarer Familie Vulpius. Und er lässt weitere Zeitgenossen auftreten, die dem Dichter das Leben schwer machen. Wann hat man Goethe je so bedrängt gesehen? Faszinierend, wie der Dichter und Staatsminister sich in allen Schwierigkeiten durchsetzt, wie geschickt er die bienenfleißigen Konkurrenten Christian August Vulpius und Friedrich Schiller ausbremst. Und wie er die ihm zugetanen Frauen Charlotte von Stein, Christiane Vulpius, Bettine von Arnim und Marianne Willemer aushungert. Das zeichnet ein Goethe-Porträt der unbestreitbaren Überlegenheit – aber ohne Goldrand.

In der Erzählung mit dem Titel “Tschechow zu Gast beim Doppelmörder” stellt Laufenberg das Buch “Die Insel Sachalin” vor, das Tschechow selbst als den groben Häftlingskittel in seiner belletristischen Garderobe bezeichnet hat. Dieser Bericht von der Wahnsinnsreise des lungenkranken russischen Autors auf die Gefängnisinsel Sachalin im äußersten Nordosten Sibiriens, 10.000 km von Moskau entfernt, schildert die unsäglichen Strapazen des Häftlingsweges und die schreckliche Strafe Katorga. Dahinter stand der völlig unverständliche Wunsch des jungen Autors, mit seinem Bericht das russische Strafsystem etwas humaner werden zu lassen – was er auch schaffte.

Auf Sachalin trifft Tschechow zufällig den Doppelmörder und ehemaligen Gardeoffizier Landsberg. Laufenberg bringt in dem Gespräch mit Landsberg und seiner Gefährtin, einer Baroness, ebensoviel Nichtgesagtes wie Gesagtes und lässt damit eine ungewöhnliche Mixtur von Anstand und Abscheu aufscheinen. So komplettiert er das Porträt des amüsanten Plauderers und Dramenautors Tschechow: ein Gutmensch und Sinnsucher.

EIN REZENSENT schreibt:

Unter der Überschrift “Nationaldichter als Protagonisten” schreibt Dr. Miriam Seidler im Juli 2022 in literaturkritik.de:

Johann Wolfgang von Goethe und Anton Pawlowitsch Tschechow waren unbestritten hervorragende Autoren. So ist ihr Werk nicht nur Gegenstand für literaturwissenschaftliche Untersuchungen, sondern auch Autorinnen und Autoren setzen sich immer wieder mit ihren Schriften auseinander. Nicht zuletzt beruht ihre Popularität auch auf solchen literarischen Texten, hat doch Bettina von Arnims halbfiktionales Briefbuch Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835) bei den Zeitgenossen großes Interesse gefunden (…) Dichtung und Wahrheit liegen in solchen Werken genauso eng beieinander wie in Goethes eigener Autobiographie. Diesem Muster, historische Quellen mit fiktionalen Elementen zu verbinden, folgen auch die beiden Erzählungen in dem Band Goethe und Tschechow. Kühler Kopf und warmes Herz von Walter Laufenberg.

Dreh- und Angelpunkt der Erzählung Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius ist (…) Goethes Verhältnis zur Familie Vulpius. Dieses wurde bereits von Sigrid Damm in ihrer Recherche Goethe und Christiane minutiös aufbereitet. Ist bei Sigrid Damm der wissenschaftliche Anspruch auch aufgrund der vielen historischen Quellen, die sie verwendet hat, unverkennbar, so wählt Walter Laufenberg für seinen Text die Gattungsbezeichnung Erzählung. Es besteht also kein Anspruch auf historische Korrektheit, stattdessen steht dichterische Freiheit im Vordergrund. Das Ergebnis kommt wie eine wissenschaftliche Untersuchung im narrativen Gewand einher, die versucht, die negativen Charaktereigenschaften Goethes unter anderem anhand seiner Beziehung zu seiner späteren Frau Christiane und deren mit seinen Unterhaltungsromanen sehr erfolgreichen Bruder Christian August Vulpius zu erzählen. Chronologisch wird Goethes rücksichtsloser Kampf für sein eigenes Werk und um die literarische Vorherrschaft in Weimar geschildert, der zugleich als Ringen um die Gunst der Leser zwischen Unterhaltungs- und Bildungsliteratur entworfen wird. Auch wenn dabei immer mal wieder ein verständnisvoller Blick auf die Arbeitsbelastung des Ministers geworfen wird, kommt Goethe als Mensch dabei nicht gut weg (…)

Die Geschichte Goethes mit der Familie Vulpius beginnt mit dem Registrator und Kopisten Johann Christian Vulpius. Goethe entdeckte kurz nach seiner Ankunft in Weimar in den Büchern der Bibliothek Unstimmigkeiten – entweder fehlten Bücher oder Gelder wurden unterschlagen. Verantwortlich gemacht wurde dafür der Registrator – auch wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass diesen keine Schuld traf, war sein Ruf und der seiner Familie ruiniert. So gelang es auch seinem Sohn Christian August nur schwer, beruflich Fuß zu fassen. Erst durch das Bittgesuch seiner Schwester Christiane beim Minister Goethe wendete sich das Blatt. Christiane wurde zur Lebensgefährtin Goethes und dieser setzte sich für ihren Bruder Christian August ein. Ihm gelang der literarische Durchbruch Jahre später mit dem 1799 erschienenen Trivialroman Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann. Dieser Erfolg, so Laufenberg, schmerzte Goethe, weshalb er versuchte, Vulpius durch Beförderung vom weiteren Schreiben abzuhalten (… ) Die Geschichte lässt sich mit den Worten des Autors wie folgt zusammenfassen:
Den Namen Vulpius (…) hatte Goethe fast während seiner gesamten Weimarer Zeit im Kopf, also mehr als fünfzig Jahre lang, mal weiblich, mal männlich, mal alt, mal jung, mal liebevoll, aber meistens ärgerlich. Immer vulpiuste es um ihn herum. Der Name Vulpius war für ihn wie die Schattenseite des Mondes, fremd und düster (…)

Etwas anregender ist die zweite Erzählung Tschechow zu Gast beim Doppelmörder. Hier widmet sich Laufenberg der Reise des russischen Autors zur im Pazifik gelegenen Sträflingsinsel Sachalin im Jahr 1890. Dort will er die berüchtigte Strafe der Katorga untersuchen, eine nur in Russland bekannte Strafmaßnahme. Diese ist direkt nach der Todesstrafe angesiedelt und besteht aus Zwangsarbeit mit anschließender Ansiedlung für mehrere Jahre auf der Insel Sachalin bzw. in einem anderen Katorgagebiet. Die Schilderung der Reise sowie des Aufenthalts auf der sibirischen Pazifikinsel ist immer wieder durch Gespräche unterbrochen, die durch erzählende Passagen in erlebter Rede Einblick in Gefühle und Gedanken der Beteiligten geben. Damit erzählt Laufenberg die Leerstellen aus dem bewusst objektiv gehaltenen Bericht Tschechows aus, der auf Deutsch unter dem Titel Die Insel Sachalin im Diogenes Verlag erschienen ist. Ein besonderes Interesse liegt auf dem Besuch des Autors bei dem Doppelmörder Landsberg. Dieser hatte erhebliche Spielschulden und tötete den Geldverleiher Wasslow, als dieser ihn bei der Suche nach den Schuldscheinen überraschte. Die besondere Tragik der Geschichte bestand darin, dass Wasslow Landsberg die Schulden erlassen und ihn sogar als Erben einsetzen wollte. Das Aufeinandertreffen zwischen dem ehemaligen Offizier und Tschechow ist als Duell (…) gestaltet. Die Uneinsichtigkeit Landsberg in seiner Selbstdarstellung ist kaum zu überbieten:
Der Mann ist dreist, aber gar nicht so dumm. Dann muss er eigentlich auch den Begriff der Moira kennen, mit dem die Alten Griechen dieses vergebliche Ankämpfen gegen ein missgünstiges Geschick bezeichneten. Mal sehen, ob er da mithalten kann. „Ich bin Opfer des Schicksals“, stellte Landsberg mit einem gewissen Pathos fest, „ein Opfer wie Ödipus, der bekanntlich bei dem Bemühen, alles richtig zu machen, genau das Falsche tat. Sie wissen, er erschlug seinen Vater und schlief mit seiner Mutter, beides aus Unwissenheit. So machte ihn sein persönliches Schicksal zum Opfer. Die Alten Griechen wussten schon, was das Unvermeidbare, nämlich die Moira, ist.“

In der erlebten Rede wird das Duell ausgeführt, während in der direkten Rede die Höflichkeit gewahrt bleibt. Die sprachliche Gestaltung ist hier durchaus reizvoll. Die Umkehrung literarischer Motive und Themen ist allerdings so überspitzt, dass sie nicht entlarvend, sondern vielmehr komisch wirkt. Die Frage, warum der bereits an Tuberkulose erkrankte Tschechow diese beschwerliche Reise auf sich nimmt, ist immer wieder Gegenstand der Gespräche, wird aber am Ende nicht aufgelöst. Die erschreckenden Zustände auf der Sträflingsinsel sind auch heute noch schockierend. Der Versuch, einen entlegenen Landstrich zu besiedeln, ist zum Scheitern verurteilt. Die Schilderungen dieser Insel der Unmenschlichkeit sind beeindruckend, was allerdings weniger das Verdienst Laufenbergs als das Tschechows ist.

Der Untertitel des Bandes Kühler Kopf und warmes Herz beruht auf einer Bewertung des Sachaliner Inselkommandanten, der seinen Vorgesetzten in Moskau berichtet, dass von Tschechow keine Gefahr ausgehe: Er sei „nur ein Dichter, mehr warmes Herz als kühler Kopf.“ Der Gegensatz, den Walter Laufenberg aufmachen möchte, ist der zwischen dem eitlen Dichterfürsten Goethe und dem empfindsamen Kämpfer für eine bessere Welt Tschechow (…).

Elke Barker am 15. 7. 2022 im Mannheimer Morgen schreibt:

Prof. Dr. Martin Laun, Ludwigsburg 26. November 2022 schreibt:

Das Buch “Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz” habe ich gelesen, und es hat mich begeistert.

Dr. Götz Unger, Mannheim 30. 9. 2022 schreibt:

Das neue Buch habe ich regelrecht verschlungen und an einem Tag
gelesen. Es “menschelt” doch sehr in Walter Laufenbergs neuem Werk,
denn der Autor stellt uns zwei Titanen der Literatur von einer
äußerst menschlichen Seite vor. Abseits der literarischen Hauptsraße
gelingt es dem Verfasser, mit großem Sprachwitz die großen und
kleinen Bedürfnisse, Ängste, Ansprüche, Egozentrik, Stärken und
Schwächen beider Dichterfürsten darzustellen. Dabei begibt er sich
auf Seitenpfade, die man doch eher selten betritt. Geschickt versteht
es Walter Laufenberg, den Leser in das damalige Lebensgefühl zu
versetzen. Dies ist auch notwendig, denn nur so versteht der heutige
Betrachter das jeweilige Handeln von Goethe und Tschechow.
Literatur wird neu erschlossen, indem man dieDichter von ihrem hohen
Podest holt und sieht, dass auch sie nur Menschen sind, wenn auch
große, mit allen ihren Fehlern und guten Seiten zugleich.
Gerade die frische Sprache und die Beigabe von Anekdoten machen
das Buch zu einem reinen Lesevergnügen. Wer Goethe und Tschechow
von einer anderen Seite kennenlernen möchte, sollte dieses Buch
unbedingt lesen. Gerade jüngere Leser, denen das Verständnis für
ältere Sprache fehlt, werden so vielleicht neugierig auf “Faust” oder
“Ivanow”.
Dr. Götz Unger, Mannheim 30. 9. 2022

Dr. Dr. Tilo Johannes Barth, Mannheim 12. 9. 2022 schreibt:

Jetzt habe ich mir das 10-Minuten-Video (https://www.youtube.com/watch?v=rO1_IiqInX0) zu dem Goethe-Tschechow-Buch angesehen und muss sagen: Das ist eine kluge Vorstellung des Buches, sehr informativ und unbedingt überzeugend. Ein Genuss, dem Autor zuzuhören. Dieses Buch wird meine nächste Lektüre sein.

Guntram Erbe, Hilpoltstein 17. August 2022 schreibt:

So quicklebendig wie Goethe in Deinem neuen Buch daherkommt und dabei so hinterhältig und liebevoll von Dir durch sein Leben gewirbelt wird, habe ich mir in dieser Nacht mit Vergnügen zu Gemüte geführt. Hätte das Herr Goethe lesen können, hätte er sich aus lauter Notwehr ringsum geschmeichelt fühlen müssen.

Dr. T. Riester, Mannheim 7.8.22 schreibt:

Zuruf aus dem vorbeifahrenden Auto: Kompliment zu dem neuen Buch. Hat mich begeistert!

Doris Gsell-Urbanek, Triesen, Liechtenstein 26. Juli 2022 schreibt:

Die beiden Männer in einem Buch zu vereinen, die durch ihre Gegensätzlichkeit wohl nicht zu übertreffen sind, ist absolut faszinierend. Das Leben und Streben Goethes, in spannender Vielfalt und feinen Nebengeräuschen dargestellt, lässt den Leser nicht mehr los bis zur letzten Seite. Gegensätzlicher könnte die Tschechow-Geschichte nicht sein. Packend zu lesen und mitzuerleben, wie Tschechow in das Abenteuer eintaucht, in einer der unwirtlichsten Gegenden der Erde Menschen zu treffen, und wie er sich aufopfernd für sie einsetzt. – Dieses Buch ist in seiner Sprache und Erzählkunst eine wahre Schatztruhe. Ich bin sehr glücklich, es zu besitzen.

Ina Bassarak, 27. Juni 2022 bei amazon.de schreibt:

Ein Lesegenuss

Das Buch enthält zwei Erzählungen, eine über Goethe und eine über Tschechow, einen deutschen und einen russischen Nationaldichter. Der Titel der ersten Erzählung ist “Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius”. Dieser Titel ist sehr treffend, weist er doch darauf hin, dass Goethe im Laufe seines langen Lebens viel länger mit Mitgliedern der Familie Vulpius zu tun hatte als mit seinem Dichterkollegen Schiller, mit dem er gerade mal zehn Jahre verbunden war. Und darauf, dass seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Christiane es eigentlich viel eher als sein Kollege Schiller verdient gehabt hätte, gemeinsam mit ihm auf dem Sockel des berühmten Doppeldenkmals in Weimar zu stehen. Die 91 Seiten dieser Erzählung sind eine höchst gelungene Beschreibung des gesamten Lebens des Dichters, die gegenüber “normalen” Goethe-Biografien zwei unbestreitbare Vorzüge aufweist: Erstens ist sie durch die vielen witzigen Anspielungen Laufenbergs auf Vorgänge der heutigen Zeit sehr vergnüglich zu lesen. Zweitens listet sie nicht einfach nur auf, in welchem Jahr Goethe was geschrieben hat, sondern sie stellt sein dichterisches Schaffen in den praktischen Kontext seiner jeweiligen Lebenssituation, so dass man nachvollziehen kann, warum Goethe in welchem Jahr was geschrieben hat. Laufenberg stellt auf überaus spannende Weise vielfache Zusammenhänge mit Goethes Freundschaft mit dem weimarischen Landesherrn Herzog Carl August, mit Goethes administrativer und forscherischer Tätigkeit, mit seinen vielfachen amourösen Eskapaden und mit seiner Konkurrenz zu dem Wirken von drei Generationen der Weimarer Familie Vulpius dar. Ganz besonders gewürdigt wird dabei seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius, die Goethe achtzehn Jahre lang als bequeme Bettgefährtin, als Gebärerin seiner Kinder und zugleich als billige Haushälterin benutzte und sie erst heiratete und ihr dadurch endlich seinen Namen und seinen Adelstitel verlieh, nachdem sie ihn mutig vor der Bedrohung durch aufgeputschte französische Besatzungsoffiziere gerettet hatte.

Zu widersprechen ist allerdings Laufenbergs Darstellung aller Künstler als Einzelkämpfer und Egomanen (u.a. gleich auf der ersten Seite der Erzählung). Auf ihn selbst mag das ja vielleicht zutreffen. Aber man soll nicht immer von sich auf alle anderen schließen. Denken Sie dagegen an Künstler wie z.B. Orchestermusiker, die sich bei der Ausübung ihrer Kunst sehr diszipliniert um die Erzielung einer höchst präzisen Kollektivleistung bemühen. Dennoch ist die Lektüre dieser ersten Erzählung ein Genuss und kann den Leser auch dazu anregen, sich mal wieder mit einigen Werken aus Goethes Schaffen zu befassen.

Nach dieser spannenden Lektüre über Goethe erwartet der Leser/die Leserin nun wahrscheinlich einen gleichen Genuss von der etwas kürzeren Erzählung über Tschechow. Mit anderen Worten, man könnte vermuten, eine ähnlich vollständige Beschreibung von Tschechows Leben wie in der vorigen Erzählung über Goethe zu erhalten. Aber der Titel dieser Erzählung lautet “Tschechow zu Gast beim Doppelmörder”. Das lässt eher erwarten, eine Beschreibung der kritikwürdigen Zustände auf der russischen Gefängnisinsel Sachalin und von Tschechows diesbezüglichen Verbesserungsvorschlägen zu erhalten. Doch beide Erwartungen werden enttäuscht. Die Erzählung besteht fast nur aus der Beschreibung von Tschechows dreimonatiger Reise durch Sibirien, die durchaus interessant und angenehm zu lesen ist, sowie von seinen ersten beiden Tagen auf Sachalin. Seine dreimonatige Tätigkeit auf der Insel und seine Rückreise auf dem Seewege über Odessa nach Moskau werden jedoch nur ganz kurz auf zwei Seiten zusammengefasst. Und über die von Tschechow empfohlenen Verbesserungen des russischen Gefängniswesens erfährt der Leser nichts. So mag man sich am Ende des Buches fragen, welche Funktion diese zweite Erzählung nach der sehr gelungenen Lebensbeschreibung von Goethe in diesem Band überhaupt hat. Ging es etwa nur darum, Seiten zu schinden, da Goethes wunderbare Lebensbeschreibung für ein ernst zu nehmendes Buch sonst etwas dünn gewesen wäre? Oder besteht sie vielleicht darin, durch die Einbeziehung eines russischen Schriftstellers einen impliziten Bezug zum derzeitigen russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine herzustellen? Letzteres ist zumindest der Eindruck, den die Rezensenten gewonnen haben.

Libelle bei amazon.de 23. 5. 2022 schreibt:

Berechnung und Idealismus

Hier werden zwei mir – und bestimmt vielen anderen Lesern auch – unbekannte Aspekte aus dem Leben von Goethe bzw. Tschechow erzählt.

Goethe und seine Frau Christiane, bekanntlich eine geborene Vulpius, umgab ein ganzer Weimarer Vulpius-Clan, den Goethe durchaus als störend empfand. Vor allem die literarischen Erfolge von Christian August Vulpius, Autor eines Romans über den Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini (ein Bestseller mit höherer Auflage als Goethes Werke) wurmten Goethe nicht wenig. So verschaffte er dem Konkurrenten eine Stelle als Bibliothekar – und dieser hatte nicht mehr viel Zeit für seine schriftstellerische Arbeit. Sieh mal an: Der so hoch angesehene Dichter setzte kühle Überlegungen zu seinem Vorteil ein und war durchaus berechnend. Ganz ähnlich hat er übrigens auch Schiller kaltgestellt.

Tschechow hingegen war ein Menschenfreund. Wir erfahren, dass er mit 30 Jahren als Lungenkranker 1890 eine dreimonatige, strapaziöse Exkursion von Moskau quer durch Sibirien zur Sträflingsinsel Sachalin unternommen hat. Seine Absicht war es, die Katorga und die schlimmen Zustände auf Sachalin in Augenschein zu nehmen und bei den Verantwortlichen in Moskau für Besserung zu sorgen. Dabei machte er u.a. auch Bekanntschaft mit der „besseren“ Gesellschaft, die sich in durchaus nicht unbehaglicher Nachbarschaft zu den Sträflingen auf Sachalin etabliert hatte, wozu auch ein verurteilter Doppelmörder gehörte, der jetzt wieder als Kaufmann in einem schönen Haus seinen Geschäften nachgehen konnte.

Durch diese beiden Erzählungen bekommt man zwei klassische Autoren auf ganz besondere Weise nahegebracht.

Ursula Ott, Badenweiler 18. Mai 2022 schreibt:

Habe das neue Buch „Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz“ schon gelesen und kann nur sagen: So was von informativ, spannend, unterhaltsam und bereichernd. Ich bin fasziniert und habe sofort zwei Exemplare zum Verschenken in der Buchhandlung bestellt.


ISBN 978-3947373796
Kategorie Zwei Erzählungen
Umfang 172 Seiten / Buch (Gebundene Ausgabe)
Verlag Dittrich-Verlag, Weilerswist und Berlin 2022
Preis 20,00 €
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Gesichter Australiens

Book Cover: Gesichter Australiens
Editionen:Paperback: € 16,00 EUR
ISBN: ‎ 978-3945961247
Größe: 12,00 x 20,00 cm
Seiten: 130

LESEPROBE

Es war 1988, als Australien das 200. Jahr der Besiedlung feierte. Das Jubiläumsjahr hatte mit dem Nationalfeiertag begonnen, dem 26. Januar, weil an diesem Tag im Jahre 1788 eine Flotte mit den ersten europäischen Siedlern da gelandet war, wo heute die Stadt Sydney ist.Die ersten Siedler, das hört sich an, als hätten sich Menschen entschlossen, einen unbewohnten Mond zu ihrer neuen Heimat zu machen. Dabei waren die sogenannten ersten Siedler bekanntlich vor allem britische Sträflinge, die möglichst weit abgeschoben werden sollten. Zu ihrer Bewachung abkommandiert kamen mit ihnen Briten, die sich nicht viel anders fühlten als die Verbannten. Weshalb sie sich damit hervortaten, die Ureinwohner, diese so ungewöhnlich anders aussehenden Aborigines, wie Freiwild zu behandeln. Denn Ureinwohner passten nicht in ihr Weltbild als Herrscher in einem neuen, rechtsfreien Raum. So die Überzeugung der weißen Eroberer von damals. Ein Weltbild, mit dem sich Australien bis heute abquält. Immerhin ist man um seine Überwindung bemüht.

Dieses zweifelhafte Großereignis, den Beginn der Eroberung eines neuen Kontinents vor zweihundert Jahren, galt es groß zu feiern. Wer ist man denn. Das Jubiläum wurde tatsächlich mit allem Pomp inszeniert. Und mit wohltönenden Reden, mit Musik und Feuerwerk und allerlei Ehrungen. Ich aber, ich habe das offizielle Feierprogramm des Jubiläumsjahres kühl beiseite gelegt und mich für keine einzige der vielen Veranstaltungen angemeldet. Ich wollte stattdessen die Menschen näher kennenlernen, die dieses problematische Jubiäum feiern konnten. Also die Menschen von gegenüber auf dem Globus oder von down under, wie sie selbst ihr Versteck auf der anderen Seite des Erdballs nennen. Also die Menschen unter uns, die – von uns aus gesehen – auf dem Kopf stehen. Dass ich bei meinem Besuch manches Mal den Eindruck haben würde, selbst auf dem Kopf zu stehen, das konnte ich ja nicht ahnen.

Veröffentlicht:
Verlag: edition karo
Genres:
Rezensionen:Lisa Meienhofer, Lausanne/Schweiz 20. 4. 2022 schreibt:

Das Buch von Walter Laufenberg gefällt mir. Er hat eine lässige und trotzdem sehr intelligente literarische Art, die Menschen, die Natur und Situationen zu beschreiben, manchmal Dinge, die man gar nicht beachten würde. Ausserdem ist er sehr sprachgewandt, clever, lustig, spritzig, poetisch und geht auf das Wesentliche zu in seinen Beobachtungen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 9. April 2022 schreibt:

Die Idee, einen Kontinent zu erkunden, um die Vielfalt der Menschen, die ihn bewohnen, kennenzulernen und sie in den unterschiedlichsten Formen wahrzunehmen, ist in meisterhafter Sprache intoniert. Das ist ja nichts Neues bei Laufenbergs Büchern, und doch bin ich jedes Mal wieder fasziniert.


Verlag Edition Karo, Berlin, 2022
ISBN 978-3-945961-24-7
Umfang 132 Seiten, Klappenbroschur
Preis 16,00 €
Kategorie Reiseerzählung
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Der Dritte – Seine pränatale Biografie et cetera pp

Book Cover: Der Dritte - Seine pränatale Biografie et cetera pp
Editionen:Hardcover: € 18,90 EUR
ISBN: 978-3-947-404-29-2
Größe: 15,60 x 21,50 cm
Seiten: 320

So überraschend, wie die Chuzpe seines Vaters als Soldat und bei der Manipulation des von den Nazis geforderten Ahnenpasses, sind die intimen Gespräche des Autors mit seiner Mutter, die sich um seine Zeugung und Geburt drehen sowie um ihre Ehe und ihre Sexualität. Geständnisse in einer für die Mitte des verklemmten 20. Jahrhunderts ungewöhnlich offenen Art. Ein Familienroman, der statt der traditionellen chronologischen Erzählweise ein augenzwinkerndes Spiel mit den Perspektiven treibt. Scheinen dem Autor, jüngster Sohn in der Familie eines Eisenbahners und einer Schneiderin in dem rheinischen Provinzstädtchen Opladen, in den Fehltritten seiner Vorfahren doch Erklärungen zu stecken für seinen eigenen unordentlichen Lebenslauf.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Rezensionen:Literaturkritik.de zu diesem Buch am 1. Juli 2021 schreibt:

Der Janus der Familie
In der romanhaften Chronik „Der Dritte“ folgt Walter Laufenberg den Spuren seiner Vorfahren

Von Andreas Urban

Es gibt Dinge, die entscheiden sich mit einem simplen Münzwurf. In anderen Fällen ist das nicht ganz so einfach. Das gilt in mehrfacher Hinsicht für Der Dritte, die Familienchronik und Autobiografie von Walter Laufenberg.
Laufenberg kam in den 1930er Jahren als drittes Kind einer rheinländischen Familie auf die Welt. Und schon seine Zeugung war – so schildert er es am Anfang seines Buches – nichts für schwache Nerven. Besser gesagt: nichts für ordnungsliebende Gemüter. Denn der Vollzug der ehelichen Pflicht hatte in den Augen der Beteiligten bitte ordentlich über die Bühne zu gehen. Also mit Verhütung und ohne erneute Schwangerschaft. Doch das ging gründlich daneben und Walter Laufenberg erblickte das Licht der Welt. Als Dilemma seiner Familie macht Laufenberg in Der Dritte den kleinbürgerlichen Sinn für Ordnung aus, der zum Leitmotiv des Buches wird. Eine Ordnung, die sich in der Familie allzu häufig aufgrund von äußeren Nöten ins Gegenteil verkehrte. Mit dem Leitspruch dieses Buches, dass „nur die Unordnung […] genuin menschlich“ sei, gibt sich Laufenberg als deutlich entspannterer Zeitgenosse zu erkennen.
Bereits im Falle seines Vaters Jakob Laufenberg erwies sich ein Verstoß gegen die herrschende Ordnung als lebenserhaltende Maßnahme. Als dieser in den 1930er Jahren auf der Karriereleiter nach oben klettern wollte, verlangten die Nationalsozialisten einen Ahnenpass, der das Fehlen jüdischer Wurzeln nachwies. Nun ging dessen Mutter Maria jedoch aus einer außerehelichen Affäre mit einem jüdischen Mann hervor (ein ganz eigener Verstoß gegen die kleinbürgerliche Ordnungsliebe). Erst durch die Manipulation des Passes, die den Fehltritt seiner Großmutter unter den Tisch fallen lässt, ist die Familienexistenz gesichert (…).
Die Familienchronik von Laufenberg ist numerisch nicht strukturiert, lässt sich aber in drei große Erzählpartien plus Finale gliedern. Im ersten Abschnitt geht der Schriftsteller rund 100 Jahre in der Geschichte zurück und beginnt bei seinen Ururgroßeltern Johann Wagner und Anna, geb. Ditlinger. Dabei zeigt sich der Autor als souveräner Erzähler historischer Begebenheiten: Die kurzen Szenen folgen rasch aufeinander. Er taucht in die Arbeiterwelt im ärmlichen Saarland ein und wandert schließlich mit seiner Urgroßmutter Elisabeth auf deren Suche nach Arbeit weiter nach Paris. Hier heiratet sie zu Zeiten der Haussmannisierung den deutschstämmigen Nikolaus Eker und leistet sich die besagte Affäre, aus der Laufenbergs Großmutter Maria hervorgeht (…).
Die erste Erzählpartie dient vor allem der Schilderung des Arbeitermilieus, den sozialrealistischen Beschreibungen der „kleinen Leute mit ihren großen Problemen“. Da bleibt kein Blick für historische Momente oder ästhetischen Feinsinn. Als die Urgroßeltern weiterziehen, diesmal ins rheinische Köln, heuert Nikolaus bei der Dombauhütte an. Der entsprechende Kommentar ‚von unten‘ für den langen Dornröschenschlaf der gotischen Kathedrale – im Mittelalter begonnen, dann zunächst nicht weitergebaut – kommt von Elisabeth: „Schon immer hatten die Leute alle Hände voll zu tun mit ihrem alltäglichen Kram. Deshalb blieb der Cölner Dom dreihundert Jahre lang so halbfertig stehen.“
Den mittleren Block von Der Dritte bildet die Geschichte der Eltern Jakob Laufenberg und Agnes, geb. Neef. Hierfür variiert Laufenberg seinen Erzählstil. Die Erzählerstimme Laufenbergs tritt in den Hintergrund, das Buch gewährt Einblicke in die Briefe des Vaters, geheime Zeugnisse aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Diese einzubauen ist clever. Durch den zeitlichen Rückgriff zeigt sich der Vater von einer ganz anderen Seite als bei seiner Einführung.
Anschließend kommt die Mutter zu Wort, und zwar in Dialogen mit dem Sohn Walter. Deren Form, einem Theatertext ähnlich den Namen vor die direkte Rede setzend, wendet Laufenberg im gesamten Buch an – mit hohem Reiz (…).
Der dritte Abschnitt erzählt von der Zeit nach der Geburt des Autors. Hier tritt Laufenberg selbst auf – doch nicht als reiner Berichterstatter, als der er sich selbst ankündigt. Denn auch Laufenberg erzählt von Episoden, die er nicht selbst erlebt hat (…).
Nach den drei Teilen folgt der – erzählerisch recht überraschende – Schlussakkord. Anlässlich der Goldenen Hochzeit von Laufenbergs Eltern in den 1980er Jahren kommt es zu einem Familientreffen und der Autor streut etwas Pathos als Pulsbeschleuniger in den Text. Tempo und Intensität werden nicht zuletzt durch die neu eingeführte Du-Perspektive erhöht. Das wirkt so, wie es klingt, nämlich etwas gekünstelt. Besser liest sich die Sammlung von inneren Monologen der anwesenden Familienmitglieder. Ein ganzes Konzert von Stimmen, das erzähltechnisch und formal vielleicht sogar die spannendste Partie des gesamten Buches ist (…).
In Der Dritte wird Laufenberg zum zweigesichtigen Erzähler, der – vom Punkt seiner Geburt an gerechnet – wie der römische Gott Janus in die Vergangenheit und in die Zukunft schaut. Damit wäre auch eine Erklärung für den Titel gefunden, der sich in zwei Hälften spaltet: In die „pränatale Biografie“ einerseits, die Geschichte der Vorfahren ab 1840, und in „et cetera pp“ andererseits, die Zeit ab Laufenbergs Geburt bis in die 1980er Jahre (…).
Der Dritte ist in vielen Teilen ein gut komponiertes und unterhaltsam geschriebenes Buch. Laufenberg beherrscht sein Handwerk. Dass jedoch lückenlos ein Rad ins andere griffe, lässt sich nicht behaupten. So hat das Janusköpfige der Erzählanlage leider auf das Buch abgefärbt. Kein eindeutiger Münzwurf. Eher zwei Seiten einer Medaille.

Die ganze Literaturkritik-Rezension von Andreas Urban vom 1. 7. 2021
(https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=28034)

Die Presse schreibt:

In Mannheim lebender Walter Laufenberg schreibt Roman über eigene Familiengeschichte

Mannheimer Morgen 14.6.2021
Von
Elke Barker

Walter Laufenberg kennt man, hat der in Mannheim lebende Autor doch bereits eine Vielzahl an Büchern, in erster Linie historische Romane, veröffentlicht. Mit „Der Dritte – seine pränatale Biografie et cetera pp“ wagt er sich an etwas Neues: einen „Familienroman, der statt der traditionellen chronologischen Erzählweise ein augenzwinkerndes Spiel mit den Perspektiven treibt“.

Vaters Kriegstagebuch, vor allem aber die Plauderstunden zwischen Mutter und Sohn bei Tee und Gebäck, gepaart mit der eigenen Erinnerung, waren dabei hilfreiche Quellen. Aus ihnen hat Laufenberg einen anekdotenhaften, jedoch nie oberflächlichen Roman komponiert, der eine stattliche Ahnengalerie und zuletzt sich selbst in den Blick nimmt.

Gleich der Beginn zeigt, in welcher Direktheit hier erzählt wird. So heißt es, als es um Laufenbergs Zeugungsakt geht: „Seine Mutter läuft über den kalten Flur zum Klosett. Ein Rennen gegen die Zeit. Das weiß sie. Ein Wettlauf mit diesen kleinen geschwänzten Wesen, von denen sie gehört hat.“ Und er selbst? „Ich war doch als Samen dabei. Ich war zwar noch kein Ich und doch schon damals der Schnellste, der Eroberer, der Sieger.“ An Selbstbewusstsein mangelt es nicht, das ließe sich auch an anderen Stellen belegen.

Laufenberg lässt seine Ahnen aufleben, macht sie anhand prägnanter Beschreibungen zu eigenständigen Charakteren. So führt die väterliche Linie von der Saar nach Paris zu Großmutter Maria Eker, bei der eine uneheliche jüdische Herkunft zu vermuten ist. Infolge des deutsch-französischen Kriegs muss sie 1870 mit ihren Eltern das Land verlassen und geht nach Köln, wo sie Jakob Laufenberg heiratet. Der gemeinsame Sohn wiederum, gleichfalls Jakob, ehelicht Agnes Neef, „dat Neefs Angnes“, womit wir bei Laufenbergs Eltern angelangt wären.
Mit rheinländischem Charme

Immer wieder treffen wir auf Kölner Binsenweisheiten: „Et bliev im Leven nix wie et wor“ oder „Et es wie et es“ beispielsweise, was ihm Lokalkolorit und Leichtigkeit verleiht, auch wenn die Thematik durchaus ernst sein kann. Man denke nur an den Einfluss der Weltkriege auf das Familiengeschehen. So kämpft der Vater im Ersten Weltkrieg und tritt in der Nazizeit aufgrund seines zweifelhaften Stammbaums sicherheitshalber der SA bei. Opa Laufenberg wird in einer Nervenheilanstalt umgebracht und Walter und seine Brüder kommen im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Bayern, was ihnen zeitlebens in guter Erinnerung bleiben wird.

Der gebürtige Rheinländer plaudert sich mit dem Charme des „Kölschen Jung“ durch sein Werk – ob es sich dabei um die Liebesgeschichte seiner Eltern handelt, wie Agnes mit dem „Rama-Mädchen-Gesicht“ sich in Jakob verliebt, der ihr mit der Zither Liebeslieder spielt, oder seinen eigenen Lebenslauf: den des Nesthäkchens Walter, der Jura studiert, heiratet, sich löst von Frau und Kind und nach Berlin geht, um als Autor wirklich frei arbeiten zu können.

„Der Dritte“ ist ein ungewöhnlicher Familienroman, augenzwinkernd, ironisch und heiter, dennoch anspruchsvoll, weit mehr als pure Vergangenheitsbewältigung.

Roland Rauh, Wörth 29. 6. 2023 schreibt:

“Der Dritte”:
Einmal angefangen, legt man das Buch “Der Dritte” nicht mehr aus der Hand. Aus dem Leben, für das Leben – ein Buch voller Leben.

Thomas Kobert, Konstanz 11. Juni 2023 schreibt:

Betrifft: Buch “Der Dritte”:

Da ich auf der Leipziger Buchmesse auf Ihren Roman “Der Dritte” gestoßen bin und mir Herr Westner ein Rezi-Exemplar mitgab, möchte ich auch Ihnen den Link zu der Buchbesprechung geben. Ich hoffe, dass Sie der Inhalt erfreut, Ihr Buch hat mir viel Freude bereitet!

Ich habe meine Leseeindrücke nun auf meinem Blog veröffentlicht:

https://buchblogger24.de/franzosenleser/der-dritte-walter-laufenberg/

Darüberhinaus auf Instagram (@franzosenleser):

https://www.instagram.com/p/CtIFdy2Ik-Y/?utm_source=ig_web_copy_link&igshid=MzRlODBiNWFlZA==

Walter Zürrer, La Tour-de-Peilz, Schweiz 9. Dezember 2022 schreibt:

Übrigens habe ich Ihr Buch « Der Dritte » genossen und dabei natürlich geschmunzelt. Gewagtes und schwieriges Thema, aber gut gelöst – Bravo!

Dr. Armin Bassarak, Schildow 28. 6. 2022 schreibt:

Ihr Buch “Der Dritte” hat mir sehr gut gefallen. Bei der Pflanze mit den
heilsamen Blättern, von der Ihnen Ihre Mutter erzählte, ohne zu wissen, wie sie hieß, handelte es sich um eine Aloe Vera.

Dr. Horst Landau, Düsseldorf 12. 7. 2021 schreibt:

Wenn der Autor Walter Laufenberg ein Buch vorstellt, in dem er selbst vorkommt, darf man sich darauf verlassen, dass die geschilderten Sachverhalte weitestgehend authentisch sind. In dem neuen Roman „Der Dritte – Seine pränatale Biographie et cetera pp“ ist freilich bei aller sehr konkreten Wirklichkeitsnähe der Schilderung einer Familiengeschichte doch mancherlei Spekulation im Spiel – wie dies nicht anders möglich ist, wenn ein volles Jahrhundert überblickt werden soll. – „Dichtung und Wahrheit“ im goetheschen Sinne also und sehr vergnüglich zu lesen, obwohl brutale Einschläge des Schicksals keineswegs ausgespart bleiben.
Da ist also ein eigentlich nicht mehr geplanter dritter Sohn, zunächst verkörpert in einem Spermium, das unbedingt in die ihm bestimmte Eizelle will und durch eine ungeschickte Spülung der späteren Mutter noch einen „Schub“ erhält, der es antreibt und letztlich die potentielle geschwisterliche Konkurrenz besiegen lässt. Da der zeitweilige Priesteraspirant bald den Glauben an einen persönlichen Gott verlieren wird, sieht er sich gewissermaßen rückblickend gezwungen, die eigene Existenz bereits als Embryo in die eigenen noch unentwickelten Hände zu nehmen und sich zu fragen, was alles in einer exakten zeitlichen Abfolge geschehen musste, damit dieser dritte Sohn des Eisenbahners und der Schneiderin das Licht der Welt erblicken konnte. Da kommen ihm nun all die Ahnen in den Sinn, die – freilich unbewusst – zeugend zu den Voraussetzungen seiner Entstehung beigetragen haben. Er beginnt mit den Urureltern, 16 an der Zahl, und referiert das wenige, das seine Mutter ihm über diese und die folgende Generation zu berichten weiß. Bei den Großeltern und besonders bei den Eltern wird es dann konkreter und detaillierter; und bald ergänzen schon eigene kindliche Kriegserfahrungen von Bombennächten und Evakuierung die mütterlichen Erinnerungen sowie die sparsamen Ergänzungen des häufig abwesenden Vaters, die ja auch den ersten Weltkrieg umfassen,
Das Buch endet mit der Goldenen Hochzeit der Eltern samt gemeinsamem Chorgesang der Großfamilie („Großer Gott, wir loben Dich…“) und anschließend den – größten Teils gemutmaßten – inneren Monologen der einzelnen Familienmitglieder, angefangen mit dem 13-jährigen Enkel, der hofft, dass seine spätere Frau mal besser aussieht als die Großmutter. Aber eben diese erlebt sich ja als Hauptperson, die in dieser Feier nun endlich mal die ihr gebührende Ehrung für ihre Lebensleistung erhält. Die wichtigste davon: drei Söhne groß gezogen zu haben, die alle „etwas geworden“ sind. – Das allerletzte Wort erteilt der Autor der „eisernen Lebensgefährtin“ der Mutter – ihrer alten Nähmaschine, die der fleißigen Schneiderin besonders in den schwierigen Zeiten half, zum Lebensunterhalt der Familie maßgeblich beizutragen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 24. Mai 2021 schreibt:

Ich freue mich, dass „Der Dritte“ die lange Seefahrt geschafft hat und nun in den Buchhandlungen angekommen ist. Hoffentlich wird dieses wunderbare Buch viele Menschen beglücken, denn es bietet ein aussergewöhnliches Lesevergnügen von selten empfindsamer, eindrücklicher Erzählweise, die das Leben schrieb.

Das neueste Laufenberg-Buch mit dem geheimnisvollen Titel „Der Dritte“ macht durch den Zusatz „pränatale Biografie“ besonders neugierig. Was hat das zu bedeuten? Die Ereignisse vor der Menschwerdung liegen normalerweise im Dunkeln. Diese Biografie aber lässt andere Schlüsse zu. Sie gewährt Einblicke in eine weit gefächerte Familiengeschichte mit unterschiedlichsten Lebensformen während mehr als einem Jahrhundert. Da bekommen zwei Weltkriege ein Gesicht durch die Menschen, die den Wirren der kriegerischen Ereignisse und unvorstellbaren Zwängen ausgesetzt waren und ums Überleben kämpfen mussten.

Geradezu spüren kann man die Kleinbürgerlichkeit der kleinen Stadt Opladen, die einem entgegen schlägt und überall präsent ist. Freude und Leid und das Ringen um Anerkennung, Liebe und Wohlstand liegen nah beieinander. Grossartig herausgearbeitet, eingebettet in die situativen Lebensbeschreibungen. Durch die phänomenale Sprachkunst des Autors ist ein Wunderwerk entstanden, dem man verfällt, sobald man sich dem Genuss des Lesens hingegeben hat.

Rezension auf amazon.de von Libelle aus Deutschland vom 14. Mai 2021 schreibt:

Eine feine Gesellschaft?
Der Untertitel des neuen Romans von Walter Laufenberg “seine pränatale Biografie et cetera pp” zeigt schon, dass es um seine Vorfahren geht. Zumindest zum überwiegenden Teil. Das Buch beginnt mit der Schilderung seiner (ungewollten) Zeugung, von der ihm seine Mutter ausführlich erzählt hat, und bei der sich schon seine besondere Durchsetzungskraft (gegen ein Kondom) zeigt. Dann wird von einigen seiner Vorfahren erzählt (er geht zurück bis zu seinen Ururgroßeltern und endet bei seinen Eltern). Da werden nicht nur die Umstände des Kennenlernens der jeweiligen Paare geschildert (besonders berührend in Bezug auf seine Eltern), sondern auch deren Eskapaden und dreiste Mogeleien aufgedeckt. Dabei findet er immer wieder Bestätigungen seines eigenen Lebensrezepts.

Und damit ist er in seiner Lebenszeit angekommen: Seinem Aufwachsen mit zwei älteren Brüdern (siehe Titel!) in einer Kleinstadt in der Nähe von Köln und in einem Beamtenhaushalt, in dem der Tagesablauf durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten des bei der Eisenbahn beschäftigten Vaters geprägt wird und in dem trotzdem immer das Geld knapp ist. Noch vor dem Krieg tritt der Vater – aus taktischen Gründen (Näheres lese man selbst!) – in die SA ein, ist damit aber keineswegs glücklich. Oft hat die Familie nur durch die Tüchtigkeit der schneidernden Mutter und deren Hamstertouren in der Nachkriegszeit genug zu essen. Seine Kindheit in diesen Zeiten wird vor allem geprägt durch wiederholte Ferien in Bayern. Den weiteren Verlauf seines Lebens streift der Autor nur kursorisch. Das Buch endet mit der Goldenen Hochzeit seiner Eltern, wo die Teilnehmer in einem inneren Monolog ihren Gedanken freien Lauf lassen über das Leben, über die Verwandtschaft oder über die Kosten der Autofahrt zu diesem Ereignis und so weiter. Wenn die Festgesellschaft auch feingemacht auftritt, so ist das Ganze doch ein kritisches Gesellschaftsbild.

Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das 19. und 20. Jahrhundert, ohne dass dies ein Familienroman im herkömmlichen Sinne wäre. Es werden vielmehr punktuell Ereignisse aus verschiedenen Leben erzählt wie z.B. das Leben der Anna in Paris im ersten Drittel, von Elisabeth und Nikolas in Köln im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und vom Vater des Autors im 1. Weltkrieg, dessen Chuzpe beeindruckend ist. Das Ganze ist weitgehend in einem ironischen Ton erzählt, der mir gut gefallen hat, und den ich schon aus anderen Büchern des Autors kenne. Ich gebe aber nur 4 von 5 Sternen, weil ich am Anfang etwas Schwierigkeiten mit den Namen der Vorfahren hatte und nicht immer wußte, wer wer ist. Aber dann wurde es doch ein Genuss.

Christine Blasberg in "Niederwupper, Historische Beiträge" schreibt:


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Ich ist top: Selbstbewusst, überlegen und sozial – aus Egoismus

Book Cover: Ich ist top: Selbstbewusst, überlegen und sozial - aus Egoismus
Editionen:Kindle: € 9,99 EUReBook - bei anderen Händlern

Das Buch stellt den Egoismus als unseren Universalantrieb dar, von dem wir in all unserem Tun instinktmäßig geleitet werden. Es geht uns bei allem letztlich nur um unser Ich. Und das gilt ausnahmslos für jeden. Dieser natürliche instinktmäßige Antrieb ist unser Motor, doch haben wir durch das Bewusstsein, das uns aus dem Tierreich heraushebt, Kupplung, Gas- und Bremspedal in unserer Gewalt.

Die vier oft als letzte Interessen unseres Handelns genannten Motive Geld, Macht, Ruhm und Sex erweisen sich als nur vorletzte Interessen, weil man sie weiter befragen kann: Wem sollen die Erfolge in Geld, Macht, Ruhm und Sex dienen? Dahinter steht letztlich immer die Antwort: Dem Ich.

Mit diesem Buch werden die Leser gegen jede Verführung durch scheinbar gute Motive immunisiert. Wer das Buch gelesen hat, glaubt keinen Beteuerungen mehr, die von Liebe, Mitleid, Demut, Hass, Menschenfreundlichkeit, Bescheidenheit, Aufopferung, Frömmigkeit, Selbstlosigkeit, Sportsgeist, Verantwortungsbewusstsein und so weiter sprechen. In 28 Einzelkapiteln werden die geläufigsten Tarn-Motive des Egoismus präsentiert, d. h. es wird Motiv für Motiv lustvoll der Lack abgeschlagen.

Aber – dieses Buch liefert keinen Freibrief für unverschämt egoistisches Verhalten. Und das sagt es auch deutlich. Dieses Buch über die einmalige Bedeutung des Ichbewusstseins ist die praktische Anleitung zum Leben nach dem Kategorischen Imperativ des Philosophen Immanuel Kant. Damit erscheint es gerade im richtigen Augenblick, als Orientierungshilfe in einer bisher unbekannten globalen Krisensituation. Denn dieses Buch kommt nicht mit frommen Sprüchen oder Politiker-Appellen daher, es bietet stattdessen Anregungen und konkrete Vorschläge zu sozialem Verhalten und zu einer Gemeinnützigkeit aus Eigennutz. Es wird an Beispielen aus dem Alltag dargestellt, wie man gemeinnützig handelt, wenn man vor der Entscheidung zu einer Handlung überlegt, was sie der Gemeinschaft bringt, der man selbst angehört. Diese Überlegung wird oft zu einem Verzicht auf einen naheliegenden Vorteil führen, weil man die viel gewichtigeren Vorteile berücksichtigt, die man sich damit als Mitglied der betroffenen Gemeinschaft verschafft.

Es ist das eine Art Mini-Moral, allen tradierten Moralvorstellungen überlegen, weil sie nicht nach gut und böse urteilt, sondern nach richtig und falsch. Richtig gehandelt ist, was mir nützt, auch ein auf dem Umweg über im einzelnen Fall für mich negatives Handeln, wenn es der Gemeinschaft, der ich angehöre, umso mehr Positives einbringt. Das ist Gemeinnützigkeit, die ehrlich ist. Hier an vielen Beispielen vorgeführt.

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Hier ein paar kleine Kostproben von Ich ist top

Für jeden, der zu seinem Ich steht, gibt es nichts Größeres als sein Ich. Für ihn wird alles andere klein und unbedeutend. Und so ein Ich-Mensch sind Sie, liebe Leserin und lieber Leser. Ein Ich-Mensch, genau wie ich und jeder andere.
Wie lautet der landläufige Ausdruck? „Du bist aber auch nicht ohne.“ Damit ist nichts anderes gemeint als das Ich-Interesse. Sollte Ihnen trotzdem mal einer komisch kommen mit dem Vorwurf, Sie seien schrecklich egoistisch, schicken Sie ihn nach Japan. Die Menschen dort sind bekanntlich sehr familiär, aber sie haben in ihrer Sprache 46 Begriffe entwickelt für das eine Wort: Ich. Das sagt doch alles.

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Dass und wie Sie zu Ihrem Ich stehen, das ist also mehr als selbstverständlich. Jetzt müssen Sie sich nur noch angewöhnen, konsequent von Ihrem Ich zu schweigen und permanent all das als groß zu bejubeln, was für Sie klein und unbedeutend ist, dann steht Ihnen jede Karriere offen. Denn das ist für Ihre Mitmenschen fast ein Gesetz: Egoismus ist was Verwerfliches. An und für sich darf der Mensch nicht denken!
Sie dürfen und sollten aber an sich denken, und zwar immer.

Die wichtigste Nebensache der Welt ist bekanntlich die Liebe. Darüber sind wir uns wohl einig. Nur akut davon Befallene sehen das anders und bezweifeln, dass die Liebe eine Nebensache ist. Verliebte Leute sind zwar vorübergehend nicht zurechnungsfähig, trotzdem soll ihre verworrene Situation hier kurz beleuchtet werden. Dabei wird klar: Er hat sie gern, sie hätte ihn gern, und zwar er sie dreimal täglich und sie ihn fest an der Leine – oder genau umgekehrt. Womit das, was scheinbar so schön übereinstimmt, sich schon in seiner ganzen Gegensätzlichkeit zeigt. Und selbst wenn sie schließlich soweit sind, dass sie beide den anderen für immer zu wollen glauben, wollen sie doch letztlich beide was für sich. Jeder für sich. Und jeder von beiden freut sich darüber, dass der andere gerade ihn für sich haben will. Denn das schmeichelt dem Ich ganz schön, wechselseitig. Und das ist auch schon alles an diesem viel gerühmten Mysterium, genannt Liebe.
Meine dringende Empfehlung: Lassen Sie in Liebesdingen das mit dem Habenwollen und Geschmeicheltsein nie deutlich werden. Das müssen Sie immer schön umschreiben mit Geständnissen wie: „Du bist für mich alles, ich sehe nur noch dich auf der Welt, ohne dich kann ich nicht mehr leben, ich möchte dich am liebsten auffressen . . .“ So was kommt immer gut an. Und dass dabei verräterisch oft vom Ich die Rede ist, merkt zum Glück kein Mensch. Es gilt auf einmal nur noch: Das Ich ist top. Aber das soll im Moment genügen. Über die Liebe später mehr. Die ist ein Kapitel für sich.

Vordringlich ist, dass ich Ihnen zeige, wie Sie sich von dem negativen Image befreien können, das an dem Begriff Egoist haftet. Dieses Buch handelt vom Ich und davon, dass es für Sie ebenso wie für mich und für jeden anderen das Wichtigste ist. Woran nichts zu ändern ist und deshalb eigentlich auch nichts zu mäkeln wäre. Aber die unaufgeklärten Leute sehen das anders. Deshalb wird es immer Zeitgenossen geben, die Sie als Egoisten beschimpfen, wenn Sie Ihr Ich erkennbar werden lassen. Ihre Mitmenschen sind darin mehr einfältig als einfallslos. Mal stören sie sich an Ihrer Geltungssucht, mal an Ihrer Ichzentriertheit oder an dem Egotrip, auf dem Sie angeblich sind. Alles Humbug. Das Geltungsbedürfnis ist allen Menschen gemeinsam, jeder Mensch strebt nach Anerkennung. Ohne diesen Grundtrieb gäbe es keine Kunst und keine Wissenschaft, keinerlei Erfindungen, auch keine Mode und so weiter.

Daraus folgt der neue oberste Grundsatz Ihres Lebens: Der Profi-Egoist lässt sich nie mehr als Egoist beschimpfen. Er weiß, wie man sich in ein so günstiges Licht stellt, dass die Leute nur noch Gutes über einen sagen. Und damit Sie so geschickt als ein Profi-Egoist auftreten können, dem niemand mehr mit dem unsinnigen Vorwurf zu kommen wagt, er sei ein schrecklicher Egoist, werden Sie in den folgenden Kapiteln das ganze Gewusst-Wie des Profi-Egoisten kennen lernen.

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Rezensionen:Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt 19.04.1987 schreibt:

“Ich ist top” ist die aktualisierte und stark erweiterte Neuausgabe des 1987 erschienenen Buches “Ratgeber für Egoisten”. Schon diese erste Ausgabe war in der Presse gut angekommen. Hier nur ein Beispiel von mehreren:

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 18. Januar 2025 schreibt:

Ein guter Weg, mit dem Alltag fertig zu werden, ist, deinen "Ratgeber für Egoisten" zur Hand zu nehmen. Darauf hast du ja im Netzine hingewiesen, und ich nutze diese wunderbare Idee gerne. Manchmal liegt das Gute so nah, respektive steht vor einem im Bücherregal. Möglich, dass ich deine "persönliche Lebensphilosophie" heute noch aussagekräftiger empfinde als damals, es war 2019, als Du mir das Buch geschenkt hast. Es wird wirklich Zeit, wieder ein Buch zu lesen, was mir in den letzten Wochen nicht gelungen ist durch all die Feierei und Besuche. Und immer nur Zeitung lesen macht ja auch keinen Spass.


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Zwei vor Zwölf

Zwei Erzählungen

Book Cover: Zwei vor Zwölf
Editionen:Hardcover: € 15,50 EUR

Das Buch zum 75-jährigen Ende des Zweiten Weltkriegs

Der Schriftsteller und Blogger (www.netzine.de) Walter Laufenberg entlarvt in diesem auf Tatsachen beruhenden Roman die schier unglaublichen Schlussakt-Metamorphosen der beiden führenden Groß-Egos des Dritten Reichs, Adolf Hitler und Heinrich Himmler.

Beinahe bis zuletzt hatten die beiden Machthaber auf so wunderbare Weise harmonisch zusammenwirken können, weil sie von demselben Züchterdenken beherrscht waren: der Ideal-Vorstellung eines Volkes, mit dem man alles machen kann. Dabei hatten sie in den Juden ihren Lieblingsfeind gefunden. Am Ende ihrer Herrschaft gilt plötzlich für beide nur noch der Spruch: Rette sich, wer kann!

Der Autor bietet den perfekten Mix von „facts and fiction“. Das ist Literatur. Spannend und frappierend, wenn die Faktenlage so ist, dass die Fiktion beinahe zwingend erscheint, wie bei Hitlers Double, oder wenn alles Faktische so unglaubwürdig aussieht, dass ein historisch belegtes Ereignis wie erfunden wirkt, wie Himmlers überraschende Judenrettungsaktion.

Jetzt bringt das in München verlegte und in Israel gedruckte Buch über die letzten Kriegswochen neue und vertiefte Einblicke in die Diktatorendenkweise, die sich selbst entlarvte, als die Uhrzeiger ein deutsch-alliiertes „High Noon“ ankündigten.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Auszug:

Der ANFANG als Blick ins Buch:

ZWEI VOR ZWÖLF

Was die zwei mächtigsten Männer des untergehenden Dritten Reichs im Schicksalsjahr 1945 Unmögliches anstellten, um ihre Haut zu retten

Wahrheit und Dichtung

Immer dasselbe: Für den verhassten und kaum denkbaren Fall der Fälle häuft ein Machtmensch nicht nur Millionen nach Millionen auf ausländische Banken. Er stapelt auch nicht nur zentnerweise Schokoladentafeln in wohnlich eingerichteten geheimen Bergstollen. Wer die Macht hat und den Verlust seiner Macht überleben will, investiert sehr viel mehr an Überlegung und Tatkraft in seine Zukunft. Und lädt sich als neues Problem die Frage auf, ob er damit schon Verrat an der Idee begeht, der er sein Leben geweiht hat.

Teil 1

Unglaublich, aber wahr: Der fanatische Judenvernichter Heinrich Himmler startet eine große Rettungsaktion für Juden.

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Mitte Januar 1945. Zwei schwere schwarze Limousinen sind in riskanter Fahrweise und verschiedener Richtung unterwegs, haben aber dasselbe Ziel: Das Kurstädtchen Wildbad im Nordschwarzwald. Der Tatra kommt von Triberg im südlichen Schwarzwald, der Daimler mit Schweizer Kennzeichen von Berlin. Und das drei Monate nach Winteranbruch. Beide Wagen fahren durch schwärzeste Nacht, mit fast völlig zugeklebten Scheinwerfern und Rücklichtern, auf engen, verschneiten Straßen. Kurve nach Kurve ein Drahtseilakt, weil immer hart am ungesicherten Abhang entlang. Ein Fahren auch dicht am Lebensende entlang, eilig und ohne Sicht in eisiger Winternacht, scheinbar endlos. Und der Mond spielt nicht mit, hält sich die meiste Zeit in den Wolkenkulissen verborgen, als wollte er die Fahrer nur bespitzeln.

Das lässt den Blick nach innen gehen: Ich bin der von den Schicksalsnornen erkorene Nachfolger. Oder wie der Führer sagen würde: Von der Vorrsehung eingesetzt. Ja, wenn der Führer weg ist, und seit einem Jahr dreht sich nun das Geschick in diese Richtung, nicht zu übersehen, dann bin ich da, wo mein Platz ist. Heil Himmler, das klingt doch mindestens genauso gut wie Heil Hitler. Schon Stalingrad hat uns aus dem Tritt gebracht. Das Attentat in der Wolfsschanze hätte uns beinahe den Todesstoß gegeben. Die Landung der Alliierten in der Normandie wie der Wahnsinnskampf im Hürtgenwald, das waren harte Schläge, die wir einstecken mussten. Und die immer wieder beschworenen Wunderwaffen kommen und kommen nicht. Die V 1 und die V 2 bringen uns nicht wieder in die Initiative. Allmählich wird es unübersehbar: Der Führer steht mit bloßen Händen da. Also sollten wir es machen wie die Italiener: Großdeutschland schließt sich den Westalliierten an, für den Endkampf gegen den Bolschewismus. „Ja, das wäre sie dann, die Götterdämmerung.“

„Wie meinen?“, fragt ungewöhnlich formlos der neben Heinrich Himmler sitzende Walter Schellenberg, SS-Brigadeführer, Generalmajor der Polizei und Leiter des Spionagedienstes der SS im Reichssicherheitshauptamt.

Ei, verflucht, was der Kerl sich erlaubt. „Ich meine nichts, ich stellte nur fest.“ Mit Bestimmtheit gesagt, zur Warnung, aber auch zum Ausgleich dafür, dass ihm das mit der Götterdämmerung ungewollt über die Lippen gekommen ist.

„Ja, richtig, wir müssen fest bleiben, Reichsführer SS. Dieser Schweizer genau wie die Amerikaner, die angeblich hinter ihm stehen, die haben doch nur ihre eigenen üblen Winkelzüge im Blick.“

„Falls Sie es übersehen haben, Schellenberg, wir sind hier nicht allein.“ Scharf hingezischt. Und dann nach vorn, zu dem Fahrer: „Halten Sie nur die Straße im Blick. Und machen Sie Tempo. Wir haben einen wichtigen Termin. Aber bleiben Sie auf Straßen, die noch befahrbar sind.“

„Jawohl, Reichsführer SS. Und – wir sind gleich da.“

Nachdem Heinrich Himmler so auf dem Misthaufen sein frühmorgendliches Kikeriki aus der Kehle gelassen hat, ein herrlich befreiendes Gefühl, herrscht wieder Ruhe in dem Tatra.

*

In dem Schweizer Wagen geht es nicht so ruhig zu. „Diese Wahnsinnsfahrt nach Berlin“, schimpft der ehemalige Schweizer Bundespräsident Dr. Jean-Marie Musy vor sich hin. „Die schwarzen Herren lassen uns in ihre unterm Bombenhagel liegende Hauptstadt kommen, nur um uns zu sagen, dass das Treffen im Schwarzwald stattfinden soll. Der Umweg sei einfach notwendig zur Täuschung der feindlichen Abhördienste. Und keine weitere Erklärung. Bei aller Sympathie, das halte ich nun doch für eine Unverschämtheit. Was glauben die denn, wer wir sind?“

„Ihre Lakaien“, ist die verächtlich hingeworfene Antwort seines Sohnes Benoit, der den Wagen fährt.

„Nein, nein, das kann man so nicht sagen.“

„Ich glaube doch, so sehen diese Burschen uns. Die in ihrer schwarz uniformierten Herrenarroganz.“

„Die und Arroganz? Nein. Die haben bei ihrem schneidigen Auftreten doch längst die Hosen gestrichen voll. Das muss man immer berücksichtigen.“

„Ach, glaubst du wirklich, Vater, du könntest mit dieser verständnisvollen Haltung ein Gentleman’s Agreement mit dem Massenmörder zustande bringen?“

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Rezensionen:Die Presse schreibt:


Umfang 168 Seiten
Preis 15,50 Euro
Subskriptionspreis bis 30.4.20: 12,00 Euro
Format gebunden, HC und SU
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Die Triangel

Book Cover: Die Triangel
Editionen:Hardcover: € 18,90 EUR
ISBN: 978-3-947404-13-1
Seiten: 271

Ein deutscher Professor, der sich sicher ist, die Fragen von heute beantworten zu können, ein amerikanischer Fotograf, der alles nur mit den Augen des Künstlers sieht, dazwischen eine Berliner Reporterin, die mit einer New-York-Reportage die Chance ihres Lebens bekommt – und beinahe das Leben verliert. Sie finden sich auf einmal in einer ungewöhnlichen Ménage à trois wieder. … Hier wird den Leuten das Einkaufen zum Vergnügen gemacht. Werbung ringsum, bei Tag und bei Nacht. Und alles geöffnet rund um die Uhr. Dudelmusik quäkt aus allen Ecken, stimmt einen um auf unernst, auf leichtfertig und großzügig. Da sind einem die Rolltreppen im Kaufhaus schon fast zu langsam … … Die Monogamie ist die Institution zur Verkürzung der sexuellen Reizperiode zwischen zwei Menschen. Zwei schmale Schultern breit die Kluft zwischen uns. Aber letztlich unüberbrückbar, weil jeder vor sich hin denkt, als gäbe es den anderen nicht …

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
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Auszug:

Der Anfang als Leseprobe

1.

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Das war sie, die Katastrophe. – Dabei hatten sie ihr Miteinander so gut geregelt. Jeder konnte sagen, was er wollte. Aber keiner hatte das Sagen.
Sie hatten das Unmögliche zur alltäglichen Wirklichkeit gemacht. Aus drei mach eins. Was Bernhard gegenüber Fremden so zu erklären pflegte: Wie sich unser Verhältnis zueinander deklinieren lässt, das hat etwas von grammatikalischer Naturgesetzlichkeit. Damit machte er jeden Gesprächspartner erst einmal stumm und sehr nachdenklich. So konnte er ungestört weiterreden. Seine Lieblingsbeschäftigung.
Irgendwann waren sie zusammen von Berlin nach Heidelberg gezogen. What else, hatte Chris gesagt, amerikanisch pragmatisch, als Bernhard die Stadt ins Gespräch gebracht hatte. Und hatte dann noch ergänzt: Heidelberg ist ein Stück Amerika. Damit war für ihn jede weitere Überlegung als überflüssig abgetan. Annette hatte sich sofort damit einverstanden erklärt, weil ihre Begeisterung für Berlin so schnell verwelkt war, wie die Stadt mit Beginn des neuen Jahrhunderts, des 21., aufblühte. Sich aufblähte, hatte sie das genannt. Damit war Berlin erledigt. Alles andere konnte nur besser sein. Für Bernhard war Heidelberg sowieso das Größte, weil dort die altehrwürdigste Universität auf deutschem Boden beheimatet war, wie er sich ausgedrückt hatte, ungewöhnlich emphatisch. Er wusste, da wäre er als emeritierter Professor garantiert nie ohne passende Gesprächspartner.
Die drei hatten sich vor gut siebzehn Jahren, wann immer sie über das Ungewöhnliche gesprochen hatten, in der Überzeugung zusammengefunden: Es muss möglich sein. Und sie hatten es möglich gemacht. Selbst wenn sie im Berliner Alltagswind einmal aus dem Gleichschritt kamen, waren sie sich schnell wieder einig und sicher: Wir schaffen auch das Morgen. Deshalb konnten sie sich nicht vorstellen, bereits auf der Abrisskante des Paradieses zu balancieren.
Im Heidelberger Stadtteil Neuenheim hatten sie eine geräumige Altbauwohnung mit Balkon gefunden. Zwar ohne Lift, aber das war für sie kein Nachteil, da im ersten Obergeschoss. In der Beletage, hatte Annette sprachkundig festgestellt. Fünf große Zimmer, das hieß: für jeden ein eigenes Arbeitszimmer, wenn auch keiner von ihnen mehr für Geld arbeiten musste. Was Arbeitszimmer genannt wurde, das waren die drei Privaträume. Für die drei Computer und die drei Grand Lits. Aber auch für die drei Sammlungen der als wichtig bezeichneten und damit geadelten Bücher beziehungsweise Bilder und Zeitschriftensammlungen.
Ein gemeinsames Schlafzimmer hatten sie sich gespart. Kein Paarlauf mehr mit Partnerwechsel. Vorbei mit der Atemlosigkeit, sie waren – ohne es zu bemerken – in die Schlussrunde Freundschaft eingebogen.
Die an viele Fremde gewöhnte Stadt Heidelberg war für das etwas ungewöhnlich wirkende Triumvirat ideal. Und auch die Wohnung. Von der Küche aus, inzwischen das heimische Zentrum, ging man direkt ins Esszimmer. Am anderen Ende des breiten Flurs lockte die private Telekapelle, das Wohnzimmer mit der unvermeidlichen Wohnlandschaft in weichem Leder, das heißt einer Couch unterm Fenster und drei bequemen Sesseln, die – Schulter an Schulter – den Fernseher anstarrten. Ja, sie sahen noch gern fern statt nah. Der extra-große Fernsehbildschirm war ihnen angenehmer als der winzige Bildschirm des Smartphones. Natürlich hatten die drei auch drei Smartys, wie sie die Flachhandys nannten, aber sie benutzen sie nur selten. Meist lagen sie ausgeschaltet im Abseits. Man will sich doch nicht ständig wie am Nasenring geführt fühlen, hatte Annette diese Ignoranz gerechtfertigt. Bernhard hatte als Erklärung für die Handy-Abstinenz auf sein fortgeschrittenes Alter verwiesen. Das ist also auch ein Fortschritt, hatte Chris dazu bemerkt. Für ihn hatte die deutsche Sprache immer noch etwas Kurioses.
Das Zimmer für die gemeinsamen Abende beim Abschalten, wie sie das Einlegen und Starten einer Diskette mit einem alten Spielfilm nannten, erlaubte zum Luftschnappen auch den Austritt auf den Balkon. Von dort aus konnten sie auf die beiden Wagen schauen, die sie in der Straße geparkt hatten, Bernhards alten Mercedes und Chris’ nicht ganz so alten BMW. Auf einen dritten Wagen hatten sie einmütig verzichtet, nachdem Bernhard festgestellt hatte: Die beiden Wagen sind zusammen für zehn Personen zugelassen. Das dürfte für uns drei genügen, in welcher Formation auch immer wir glauben, uns automobil bewegen zu müssen, als Dreierkonvolut, als Zweierkonvolut oder als Solitär.
Der Alltag ihrer Ménage à trois, wie Annette ihr Verhältnis so oft wie möglich nannte, weil sie das renommierte Französische Gymnasium in Berlin besucht hatte, war optimal organisiert. Viel freie Zeit. Und alle Betätigungsmöglichkeiten waren ordentlich angetreten, wie in Rabatten eingeteilt, von zierlichen Hecken begrenzt, mit Eckpunkten und Durchblicken, mit Perspektiven und Ruheplätzen. Der Tag als ein englischer Park. Alles intensiv durchdacht und aus Erfahrung gut gemacht. Wenn auch hin und wieder da und dort Kräuter aus dem Boden geschossen waren, die nicht sein sollten. Wildwuchs in den Blumenbeeten und vor sich hin rostendes Laub. Denn das hatten die drei nicht bedacht: Wenn die Geißel der Hormone in die Ecke gestellt ist, zunächst noch aus Rücksicht, bald aber aus Gewohnheit und Bequemlichkeit, dann muss Alltagskleinkram dafür herhalten, ein wenig Wind in die reglos aus den Fenstern starrenden Gardinen zu leiten.
Die drei hatten großen Wert darauf gelegt, eine Wohnung zu finden, von deren Balkon aus sie den freien Blick auf das Heidelberger Schloss genießen können. Mit der Forderung hatten sie den Immobilienmakler fast zur Verzweiflung gebracht, aber auch zu einem besonders lukrativen Abschluss, und sich selbst zum Reihum-Schulterklopfen. Geschafft, geschafft, geschafft.
Ihre Heidelberger Wohnsituation war perfekt. Das Schloss dort droben war für sie eine Jagdtrophäe. Mal im Mittagslicht, mal im Frühdunst, immer mal wieder aufglühend in der Abendsonne oder wie verglühend bei dem großen Feuerwerk, das alljährlich zelebriert wurde. Große Geschichte im Blick. Stets anders, und doch immer dieselbe imposante Ruine. Wunderbar, sagten sie. Und mit einem Kopfwegdrehen war die Sache erledigt. Die drei merkten nicht, dass sie schon bald keinen Blick mehr für das Schloss hatten. Standen sie schließlich doch nicht einmal mehr aus den Fernsehsesseln auf, um auf den Balkon hinaus zu treten, wenn sie das Krachen der Feuerwerkskörper hörten. Und Heidelberg feuerwerkte gern. Was man hat, das hat man, basta.
Ein harmonisches Verhältnis bedeutet auch Gleichklang in der Ignoranz. Schwierig wurde es nur auf Reisen. Und auf dieses Vergnügen wollten sie selbst im Alter nicht verzichten. Reisen bildet. Sie sollten sich noch wundern.
Annette hatte ihre Ansprüche an das Leben so formuliert: Wenn ihr beiden euch dafür schon zu alt fühlt, ich bin noch nicht alt. Achtundfünfzig ist doch kein Alter. Ich will noch was von der Welt sehen.
Was Chris zu der Äußerung zwang, auch seine Sechsundsechzig seien kein Alter. Und Bernhard wollte seine Einundsiebzig Jahre erst recht nicht als Alter bezeichnet hören. Immer diese diskriminierenden Begriffe, schimpfte er.
Also reisen. Was sonst? Jedes Jahr eine große Reise, das heißt, für drei Wochen ein Fetzchen Welt vom Globus gepickt, das Fetzchen, auf das man sich mühsam, aber fair geeinigt hat. Das wird aufgesucht, wird intensiv beäugt und kritisch kommentiert. Ob sich auf dem Globus dadurch etwas ändert oder nicht, das war für die drei keine Frage.
Diesmal war das Sich-Einigen so abgelaufen: Bernhard wollte gern nach Malta. In die früheste Ursprünglichkeit des Menschen, die sich in Staunen erregenden Bauwerken niedergeschlagen hat, die heute noch existieren und besichtigt werden können. Quasi eine Zeitreise, so schwärmte er. Mehr als viertausend Jahre zurück.
Das war für Chris ein zu großer Sprung. Er schlug vor, mal wieder nach New York zu fliegen. Seine lapidare Begründung: Keine viertausend Jahre. Bloß acht Stunden.
Was Annette als albernes Heimweh abtat. Ihr Traumziel war Israel. Weil das Land in der Zeitung so oft genannt werde und sie noch nie im Land der Bibel war.
Immerhin hast du den Ausdruck Heiliges Land vermieden. Das war gut, meinte Bernhard dazu. Ergänzend erwähnte er, dass er zwar schon zweimal an Tagungen und Rundreisen in Israel teilgenommen habe, jedoch sei er nicht abgeneigt, den Israelis eine dritte Chance zu geben. Fügte aber gleich als Warnung an, er habe sich bei den früheren Besuchen schon einige Flecken auf sein lupenreines Israelbild geholt.
Chris war mit dem Reiseziel Israel einverstanden, weil er bei einem früheren Israelbesuch nur Fotomotive gesehen hatte. Vom Leben der Menschen habe ich überhaupt nichts mitgekriegt. Von diesen sonderbaren Leuten, die sich immer im Krieg fühlen. Zudem ist Israel doch unser Zögling, um den wir Amerikaner uns intensiv kümmern müssen.
Annette fiel das Bild ein, das man sich in der bundesdeutschen Presse von dem Verhältnis USA – Israel machte: Ja, ihr gehört zusammen. Israel ist der buschige Schwanz des großen Hundes Amerika.
Und Bernhard ergänzte den alten Witz: Aber dieser Hund wedelt nicht mit dem Schwanz, sondern der Schwanz wedelt mit dem Hund.
Chris wandte sich abrupt zur Tür und sagte: Ich gehe gerade mal nach meinem Wagen schauen. Ich glaube, ich habe das Licht angelassen.

Trotzdem fliegen die drei am Sonntag, dem 26. November 2017, nach Israel. Schon im Frankfurter Flughafen wird eindrucksvoll unterstrichen, dass es ins Heilige Land geht. Polizisten mit Maschinenpistolen am Check-In von El Al, der israelischen Fluggesellschaft. Die hochgerüsteten Beschützer dann auch noch in dem Warteraum, der so abgelegen ist, dass jeder Terrorist schon erschöpft sein muss, wenn er den langen Fußweg dorthin geschafft hat. Die Wartenden sehen neben dem Flieger, dessen Kabine für die neuen Fluggäste sauber gemacht wird, ein gepanzertes Polizeifahrzeug stehen. Dafür muss man bei einem Ausflug ins Heilige Land Verständnis aufbringen, so erklärt Bernhard seinen beiden Begleitern in professoralem Stil die Situation. Ist doch alles, was als heilig gilt, selbstverständlich Streitobjekt. Weil das Heilige, egal um welches Heilige es gerade geht, generell keine Konkurrenz durch Andersheiliges dulden kann. Ist es doch stets allein selig machend. Das macht in vielen Ländern die Friedhöfe groß und immer noch größer, unsere Welt jedoch leider nicht ein bisschen friedlicher.

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Rezensionen:Die Presse schreibt:

Der Mannheimer Morgen, Autor: herlo, schreibt unter der Überschrift “Freundschaft zu dritt”
am 06. Juni 2019:
„Ein harmonisches Verhältnis bedeutet auch Gleichklang in der Ignoranz. Schwierig wurde es nur auf Reisen. Und auf dieses Vergnügen wollten sie selbst im Alter nicht verzichten. Reisen bildet …“ Diese Passage ist bezeichnend. Sie zeigt uns, um was es tatsächlich in Walter Laufenbergs Roman geht: um ein kompliziertes Beziehungsgeflecht, um Reisen und ihre unterschiedlichsten Anknüpfungspunkte an die Realität.
„Die Triangel“ nennt der 1935 in Köln geborene und in Mannheim lebende Schriftsteller und Blogger sein jüngstes Werk. Im Zentrum stehen drei Freunde, die in einer „ungewöhnlichen Ménage à trois“ leben. Kennengelernt hat das Ehepaar Bernhard und Annette Wetterstrand den Amerikaner Chris Bummiller vor 17 Jahren in New York. Die Reporterin Annette hat von einem Berliner Monatsmagazin den Auftrag bekommen, eine Reportage über die Stadt zu schreiben. Als Partner teilte ihr die Redaktion den Fotografen Chris zu. Zwischen den drei entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft, die in einer Wohngemeinschaft in Heidelberg endet.
Walter Laufenberg, der schon zahlreiche Bücher veröffentlicht hat und mit Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, schildert die Eindrücke der Reisen nach Amerika, Israel und Berlin aus Sicht dieser drei Protagonisten. So unterschiedlich die Denkweisen auch sind, es vereint sie die unstillbare Neugier auf die Welt. Der Autor nimmt dies als Vorwand, die verschiedensten Vorurteile, die über Juden, Amerikaner oder Deutsche im Umlauf sind, aus verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe zu nehmen und zu hinterfragen.
Dafür greift Laufenberg, der auch das Internet-Magazins „Netzine“ betreibt, sogar auf essayartige Ausführungen zurück, denkt über eigene Erfahrungen nach und versucht, diese zu erweitern und zu konterkarieren. Immer wieder streut er in seinem flüssig und unterhaltsam geschriebenen Buch auch Reflexionen zu Beziehungen zwischen Mann und Frau ein, zu Literatur und dem eigenen Schreiben. Auf diese Weise lässt der Verfasser den Leser an einem für Assoziationen durchlässigen Kunst- und Kulturverständnis teilhaben.

Hanno Schenk-James, Berlin 29. April 2021 schreibt:

Habe “Die Triangel” mit größtem Vergnügen gelesen. Was man da alles zu sehen kriegt, weil einem das Leben in New York und in Israel nahegebracht wird. Großartig. Und dann die spannende Frage, wie sie zusammenkommen. Habe das Buch jetzt an meine Tochter weitergegeben, und die wird es in der ganzen Familie herumreichen. Danke für diesen Genuss!

Alfred Kähnle, Bad Wimpfen 7. 11. 2019 schreibt:

Jetzt haben meine Frau und ich das Buch „Die Triangel“ ganz gelesen. Was da alles drinsteckt. Wo der Autor das nur alles herholt. Einfach toll!

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 27. Mai 2019 schreibt:

Mittlerweile ist es das zwölfte Buch, das ich von Dir lese, und ich bin aufs Neue fasziniert von Deiner Liebe zur Sprache. Es ein zweites Mal zu lesen wäre der richtige Weg, um die meisterhaft durchgeformten, lehrreichen Monologe des Professors, die unzähligen Erlebnisse, Gedanken, Dialoge, Bonmots der drei Protagonisten vollumfänglich zu verinnerlichen. Eine sorgsam gewebte Geschichte rankt sich um das Trio, das unterschiedlicher nicht sein könnte, und beschenkt den Leser zudem mit anschaulichen Reisebeschreibungen ferner Länder. Ich möchte immer weiter lesen und gar nicht auf das abrupte Ende der umwerfenden Annette stossen, die dieses Schicksal nicht verdient hat. Aber – so ist das Leben!


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Die Sünderin. Wien 1683

Book Cover: Die Sünderin. Wien 1683
Editionen:Hardcover: € 18,90 EUR
ISBN: 978-3-947404-04-9
Seiten: 297

1683 - die Türken vor Wien. Allah ante portas! So viele Verstöße gegen ihren Glauben die Menschen in Wien sich genehmigen, es erschreckt sie doch die Vorstellung vom Untergang des christlichen Abendlandes. Ein verzweifelter Abwehrkampf entbrennt. Denn das übermächtige Heer der Osmanen ist kurz davor, das Tor nach Europa weit aufzustoßen.

Die Wende bringt schließlich eine junge Nonne, die zur Strafe für eine anstößige Art der Selbstkasteiung zu einem selbstmörderischen Einsatz gezwungen wird. Die Sünderin Judith soll nach dem Vorbild der biblischen Judith den feindlichen Heerführer Kara Mustafa bezirzen und ihm auf seiner Bettstatt mit seinem eigenen Säbel den Kopf abschlagen. Judith gelingt es tatsächlich, das Verlangen des Heerführers zu wecken, doch vereitelt dessen türkische Lieblingsfrau den Auftragsmord, indem sie sich gegen die Konkurrentin wehrt. Über dem Vergnügen, dass dieser Wettstreit ihm bietet, bemerkt Kara Mustafa zu spät die anrückende polnische Entsatzarmee und kann nur noch überstürzt mit seinem Heer abziehen, was ihn das Leben kosten wird.
Wie bei dem Autor Walter Laufenberg üblich, dient die Historie zur Spiegelung der aktuellen Verhältnisse: Der Zusammenprall von muslimischer und christlicher Welt, damals wie heute nicht bloß ein „Clash of Civilizations“, sondern die Zerreißprobe für zwei absolut gegensätzliche und in der Praxis schon stark abgenutzte Moralsysteme.

Zum historischen Hintergrund:

Der Sultan, die erwähnten Könige sowie die Ratsherren Wiens sind authentisch, ebenso die Anführer der sich bekämpfenden Seiten, nämlich der Großwesir Kara Mustafa und der Kommandant der Festung Wien, Reichsgraf Ernst Rüdiger von Starhemberg. Die Schilderungen des Überfalls auf Perchtoldsdorf und der Arbeit in den Pestbaracken auf der Insel Spittelau sowie des zwei Monate langen Kampfes um Wien basieren auf Recherchen vor Ort, Unterlagen aus Wiener Museen und dem Tagebuch des osmanischen Zeremonienmeisters.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Auszug:

Der Anfang als Leseprobe:

Zur Orientierung

So kam es über uns Menschen der westlichen Welt: Unaufhaltsam wie die aufgehende Sonne, und zwar aus dem Vorderen Orient. Deshalb nennen wir diese Weltecke Morgenland. Vor sechstausend Jahren hatte es dort bloß den ewigen Streit von Schafhirten gegeben. Dabei ging es um Grasland und Wasser und möglichst viele Schafe, die man sein eigen nennen durfte. Denn nur wer sich an die Spitze von sehr vielen Schafen stellte, war von Bedeutung.

Irgendwann hatte einer der Schafhirten, ein besonders gerissener Typ, Moses mit Namen, den Einfall, sich durch Anbetung nur eines einzigen Gottes von allen Nachbarn zu unterscheiden. Von da an hielten er und seine Anhänger sich nicht mehr nur für bedeutend, sondern sogar für auserwählt, was nicht gut ankam.

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Doch dann kam der Tag, an dem sich, ebenfalls im Vorderen Orient, einer aus ihren Reihen, Jesus hieß er, erdreistete, alles etwas anders zu sehen, vor allem auch Gott. Wofür er mit dem Leben bezahlte, aber im Andenken seiner riesigen Anhängerschaft selbst göttlich und damit unsterblich wurde.

Das gefiel eines Tages einem anderen überhaupt nicht mehr, nämlich Mohammed, der ebenfalls im Vorderen Orient lebte. Der wollte den Vorgänger von seinem hohen Thron herunterholen. Zu dem Zweck propagierte er als Prophet seinen eigenen einzigen Gott und befahl seinen Gefolgsleuten, alle Anhänger anderer Götter zu seinem Gott zu bekehren, notfalls mit Gewalt, und sie zu töten, falls sie sich uneinsichtig zeigten.

So kam es zu dem unvergesslichen Schicksalsjahr 1683, in dem Wien, die befestigte Hauptstadt eines der mächtigsten christlichen Reiche im Abendland, von einem unermesslich großen Heer aus dem Morgenland belagert wurde. Die Angreifer erschienen vor den Toren Wiens unter der grünen Fahne des Propheten Mohammed und dem Befehl des türkischen Heerführers Kara Mustafa. Ein viele Wochen langes gewaltiges Ringen begann, das ungezählte Menschenleben kostete. Doch gelang den Türken die Eroberung der Stadt nicht. Schuld war die Unachtsamkeit des türkischen Befehlshabers im entscheidenden Moment. Im Folgenden wird aufgedeckt, wie es zu Kara Mustafas Fehlverhalten kam und damit zum Stopp des Islams und zur Rettung des heißgeliebten christlichen Abendlandes. Was für die einen ein Riesendesaster war, für die anderen ein Glück. Dabei ist die eine Religion wie die andere und die dritte, nämlich im Leben hinderlich, doch beim Sterben tröstlich und durchweg viel besser als die Mehrzahl ihrer Gläubigen.

1.

Sich ausziehen. Was fällt leichter als diese simple Sekundentat. Dabei ist das jedes Mal die Negierung der großartigsten Bemühungen des Homo sapiens um die Maskierung des Tieres genannt Mensch. Und ist für jeden ein Auslöschen auch all der eigenen Überlegungen und schwierigen Entscheidungen um die richtige Bekleidung. Erst recht ist das auch ein Verrat an einer Kulturentwicklung, die Jahrtausende gebraucht hat und nun in einer Momentaktion ruck-zuck abgetan wird. Wird alles erledigt durch ein einfaches Sich-Ausziehen.
Steht da mitten im Raum und bückt sich tief hinab, damit sie das Habit nicht anheben muss. Oder doch nur ganz soeben. Beim Ausziehen all des Störenden. Nachdem sie mit zitternden Händen schon die Kutte weggehängt und den Rosenkranz abgenommen und auf das Betbänkchen gelegt hat. Wonach sie auch alles andere abgelegt hat, was schamhaft schützt und schirmt und wärmt. Alles. Auch – mit unsicherem Gefühl, als ginge sie über eine schwankende Hängebrücke – Weihel und Wimpel, den Schleier und das Brusttuch, genau wie das Stirnband. Alles weg.
Nein, nur fast alles. Obwohl dieser 4. August des Jahres 1683 ein besonders heißer Tag ist. Denn ganz nackt sein, das ist nicht erlaubt. Deshalb wird das Habit, das bis auf die Füße reichende Unterkleid aus grobem Wollstoff, nicht über den Kopf gezogen und weggelegt. Das Habit bleibt, alles bedeckend. Die Nonne greift mit beiden Händen in ihr Haar, das sie nie zeigen darf, nicht einmal lang wachsen lassen soll. Der schwarze Schopf ist kurz geschnitten, platt gedrückt. Jetzt zupft sie die befreiten Haare auseinander, um zu sehen, wie sie mit Haaren aussieht. Aber da ist nichts, was ihr als Spiegel dienen könnte.
Sie lässt die Hände herunterfallen und geht zu dem Stuhl, dem einzigen Sitzmöbel in der engen Zelle. Auf diesem derbbäuerlichen Stollenstuhl aus unlackiertem Eichenholz hat sie die am äußersten Rand des Klostergartens frisch gepflückten Brennnesseln ausgebreitet. Ein Stuhl wie damals daheim, kommt ihr sofort wieder der Gedanke, den jeder Blick zu dem groben Sitz hinüber auslöst. Der Gedanke an daheim. Störend, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Irritierend.
Jetzt das Habit mit beiden Händen hinten hochgerafft und sich schnell auf den Stuhl gesetzt. Und nur ein leichtes Zucken im Gesicht, als die Nesseln sich in das nackte Fleisch einbrennen. Als das Blut Alarm schlägt. Dass die Hände unter das Kleid fahren möchten, kratzen, streicheln, alles wegwischen. Die Hände, die sie zum Beten gefaltet vor der Brust hält, krampfhaft zusammengehalten, weißknöchelig aneinandergepresst. Um stark zu sein zum Aushalten. Wie sie sich jetzt leicht anhebt und sich neu niedersetzt, wie sie hin und her ruckelt, die Brennnesseln plattwalzt mit ihren bloßen Schenkeln, mit den nackten Batzen. Wie sie das Becken zurückschiebt, die Beine auseinanderdriften lässt, weiter, immer weiter, sich immer noch tiefer hineindrückt in den Schmerz. In diesen wohligen Schmerz.
„Urtica“, haucht sie, „liebe Urtica.“ Denn sie weiß Bescheid und liebt, was sie schon so gut kennt: Die Brennhaare der Brennnessel, die Urtica, diese einzelligen, borstenförmigen Haare, deren angeschwollene Basis prall mit Zellsaft gefüllt ist. Für sie schon Bekannte, nur zu gut bekannt. Sie hat sich nicht merken müssen, was Irmingard, die Bibliotheksschwester, ihr weiter vorgelesen hat über diese beliebte Quälpflanze. Auf ihre inständige Bitte hin. Aus dem dicken Pflanzenkundebuch mit dem Titel Unsere hilfreichen Schwestern rundum, das in der Klosterbibliothek steht. Das einmal gehört zu haben, genügt ihr: „Nach oben hin verjüngt sich das Brennhaar stark. Es endet in einem schräg aufgesetzten Köpfchen. Bei Berührung bricht dieser glasartig spröde Teil ab, wodurch das Brennhaar die Form einer Einstechkanüle bekommt, durch die sich beim Eindringen in Haut der unter Druck stehende Zellsaft ins Gewebe ergießt. Die mit brennendem Schmerz verbundene Entzündung wird durch Natriumformiat, Acetylcholin und Histamin verursacht.“ Ihr längst bekannt, nur zu gut bekannt.
„Jesus“, haucht sie, „Jesus, Jesus, für dich, nur für dich tue ich das.“ Sie rutscht auf dem Stollenstuhl hin und her und flüstert ihrem himmlischen Bräutigam ihre Hingebung zu, während sie brennt, brennt bis in die blutstrotzenden Wangen hinauf, bis in das heiße Wasser, das ihr die Augen überschwemmt. „Für dich, Jesus, nur für dich. Für dich tue ich alles. Und wie gerne. Sag mir, wie ich noch mehr für dich tun kann.“
Und starrt ihn unverwandt an, sieht mit Gieraugen zu dem Kruzifix hinauf, das vor ihr an der Wand hängt. Der einzige Schmuck der kahlen Wände, er wird ihr zum Gegenüber. Schwester Theresia fühlt sich plötzlich nicht mehr allein. Ja, trotz strenger Klausur ein Mann mit ihr in diesem engen Raum. Ein fast völlig nackter Mann, reglos und bleich vor der bettweißen Wand. Fast nackt wie sie selbst. Und wie sie sich jetzt erhebt und auf ihn zu schlurft, ist das Brennen, dieses schreckliche Jucken, kaum noch zu ertragen, weil sie sich nicht mehr an dem harten Sitz reiben kann. Doch bleiben die Hände gefaltet wie miteinander verwachsen. Aber wie sie vor ihn hintritt, zu ihm aufschaut, ihn anstarrt, sich ihm entgegenstreckt, näher und näher, jetzt schon viel näher als ihre Augen noch deutlich ausmachen können, da wird der Mann immer größer, der fast völlig nackte Mann, mit diesem lose um die Lenden geworfenen Tuch, der leidende Mann, so bleich und regungslos. Leidend wie sie selbst. Groß und größer wird er. Überlebensgroß vor ihren wässrigen Augen. Dass sie mit beiden Händen zugreifen muss, ihn von der Wand hebt und auf ihr Gesicht drückt. Dass sie sich mit ihm an die Wand presst und dann vor der kahlen Wand zurückweicht, Schrittchen für Schrittchen, bis sie auf einmal auf dem Fußende der harten Liege sitzt. Und sich nach hinten fallen lässt, immer noch im Kuss vereint mit dem Mann in ihren Händen, dem Mann von der Wand. In begehrlich leckenden Küssen mit ihm eins.
„Nein, du darfst nicht begehren, du darfst nicht begehren“, sagt sie sich vor. „Ich habe das dreifache Gelöbnis der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams getan. Ich habe gelobt zu verzichten. Ich will nur …

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Rezensionen:Die Presse schreibt:


Kloster der Versuchung
Dass Walter Laufenberg in seinem jüngsten Roman „Die Sünderin. Wien 1683“ zwei Titelthemen nebeneinander setzt, hat natürlich mit den Geschichten zu tun, die er erzählt. Zum einen geht es um das Waisenkind Judith, das Nonne werden will, damit es versorgt ist. Zum anderen spielen die Kämpfe der Osmanen, die 1683 vor den Toren Wiens stehen, eine Rolle. Aus solchen Ideen lässt sich durchaus eine anziehende Story gestalten. Wenn diese dann noch mit Sex- und Machtspielen verwoben wird, ist das tatsächlich verkaufsversprechend. Laufenberg lässt sich darauf ein. Und hätten sich bei der Vorstellung von weiblicher Lust seine Männer-fantasien nicht gänzlich entfesselt, könnte man dieser Rezeptur auch zustimmen.
Äbtissin schmiedet tödliche Pläne.
Sicher nicht wegen der aktuellen Debatte um Frauenfeindlichkeit tut es manchen Lesern und besonders Leserinnen nicht gut, wenn sie von absurdem und blasphemischem Sex lesen. Zudem sei dem Autor gesagt, dass die Wollust, zu der die Hingabe mangels Männern von Frau zu Frau gehört, bei einer heterosexuellen Frau so wie beschrieben kaum denkbar ist. Doch in besagtem Kloster der „Barmherzigen Bräute Christi“ geht es eben heiß her. Der Beichtvater hält sich nicht ans Beichtgeheimnis, die Äbtissin treibt es munter und schmiedet todbringende Pläne.
Das ist harter Tobak. Aber der Aufhänger für Laufenbergs Geschichte. Und seine immer leidenschaftlich gestimmte Judith trägt sie. Nun soll die sündige Nonne dem Heerführer der Osmanen, dem Großwesir Kara Mustafa, zugeführt werden und ihm nach der Liebesnacht den Kopf abhauen, wie einst die alttestamentarische Judith dem assyrischen Feldherrn Holofernes. Wer letztendlich den Kampf um Wien gewinnt, wissen wir aus den Geschichtsbüchern. Laufenberg hält daran auch fest. Freilich löst der Mannheimer Autor die Wende mit einer Überraschung auf. Das und seine gefällige Schreibkunst machen den Roman durchaus spannend. Allem anderen zum Trotz.
© Helga Köbler-Stählin in: Mannheimer Morgen, Samstag, 12.05.2018

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 27. März 2019 schreibt:

“Die Triangel” steht jetzt bei mir ganz oben auf der Leseliste. Aber erst möchte ich “Die Sünderin” noch nachklingen lassen, denn es passiert so unglaublich viel in diesem Roman mit dem absonderlichen Leben der Judith, den Kriegswirren, von Brutalität gezeichnet, und nicht zuletzt machte mir die impertinente Obernonne zu schaffen.

Dr. Armin Bassarak, Berlin 18. 11. 18 schreibt:

Wirklich eine Sünderin? – Kennen Sie Holofernes? Dem Buch “Judith” aus dem alten Testament zufolge war er ein assyrischer Feldherr, der auf Befehl des babylonischen Königs Nebukadnezar II. mit einem Heer ausgezogen sein soll, um die Gegend zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer zu unterwerfen. Der von ihm belagerten judäischen Bevölkerung der Stadt Betulia droht das Trinkwasser auszugehen und man sinnt verzweifelt auf Mittel, die gefährlichen Belagerer loszuwerden. Die schöne Witwe Judith macht sich ins feindliche Heerlager auf und gelangt zum Oberbefehlshaber Holofornes, dem sie nach einer erschöpfenden Liebesnacht im Schlaf mit seinem eigenen Schwert den Kopf abschlägt, was dazu führt, dass das feindliche Heer entsetzt die Flucht ergreift.

Diese biblische Geschichte bildet gleich in doppelter Hinsicht den Ausgangspunkt für Laufenbergs Roman “Die Sünderin. Wien 1683”. Als in Perchtoldsdorf bei Wien die jüngste Tochter eines armen Winzers geboren wird, lässt ihre Mutter das kleine Mädchen auf den Namen Judith taufen, weil sie in einer Predigt die Geschichte von Judith und Holofernes gehört hat und von dieser Heldin begeistert ist.

In der ersten Hälfte des Romans erzählt Laufenberg erst einmal ausführlich die Lebensgeschichte dieser armen Judith. Die weltpolitischen Ereignisse blitzen dabei nur an wenigen Stellen als historischer Kontext auf, von dem Judith selber aber nicht allzuviel mitbekommt. Nach dem Tod ihrer Eltern kommt sie in ein Waisenhaus und nach verschiedenen Stationen landet sie schließlich in einem Nonnenkloster in Wien, wo sie die Liebe zu einer Frau kennenlernt.

Dann, im Jahre 1683, bricht ein gewaltiges osmanisches Eroberungsheer unter dem Feldherrn Kara Mustafa über Wien herein und damit auch in das Leben von Judith ein. Die Äbtissin, die Judith für ihre sexuelle Verfehlung bestrafen möchte, obwohl sie selber keineswegs so keusch lebt, wie sie es von ihren Nonnen verlangt, sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, mithilfe der hübschen Judith den “schwarzen Mustafa” unschädlich zu machen, um damit Wien zu retten. Und hier kommt die Geschichte von Holofernes zum zweiten Mal ins Spiel, denn die Äbtissin will den osmanischen Feldherrn auf die gleiche Weise töten lassen, wie es seinerzeit die biblische Judith getan haben soll.

Wie geht nun diese Geschichte aus? Dass die Osmanen Wien im Jahre 1683 NICHT erobert haben, ist historisches Allgemeinwissen. Aber unsere Judith aus dem Nonnenkloster? Wird es ihr gelingen, zu dem feindlichen Feldherrn zu gelangen und ihn tatsächlich umzubringen? Wird sie selber diese gefährliche Mission überleben? Und falls ja, wie wird es nach dem Abzug des osmanischen Heeres mit ihr weitergehen? Das wird hier natürlich nicht verraten, denn wir wollen Sie ja einladen, das exzellent geschriebene Buch selber zu lesen. Zumal der Roman von Laufenberg nicht nur höchst spannend aufgebaut ist, sondern auch kritische Auseinandersetzungen mit den manipulativen Praktiken der beteiligten Religionen enthält, die leider auch heute noch aktuell sind. Und am Ende des Buches gibt es für den Leser noch eine dicke Überraschung. Verraten sei daher nur soviel: Die Lektüre lohnt sich!

Prof. Dr. Horst Krämer, Ulm 5. 10. 2018 schreibt:

Gestern und vorgestern habe ich mir Deine „Sünderin“ reingezogen und ihren vollen Unterhaltungswert genossen. Großen Glückwunsch! Es scheint mir allerdings sehr wichtig zu sein, dass wir die standesgemäße Verfilmung noch erleben. Du hast Ja wohl von Deinem bunten Vorleben her noch die geeigneten Verbíndungen zur Filmwelt. Es wird wohl ohnehin höchste Zeit, dass allmählich Deine Romane in Rasierstuhl-Haltung genossen werden können. Da die alte Ulmerin Hildegard Knef als Sünderin nicht mehr verfügbar ist, könnte ich mir Heike Makatsch oder Veronika Ferres gut in diesen Rollen vorstellen. Iris Berben vielleicht als die Oberin?

Prof. Dr. Jörgen Bracker, Hamburg 18. September 2018 schreibt:

Sünderin! Was für ein Wort, und wie schnell relativiert es sich! Ob nun von der Drecksschwester, die das Klo reinigt, von Kunigunde, der Äbtissin auf Abwegen, oder von einer Novizin aus reicher Familie gesprochen wird! Welch dunkle Geheimnisse darf man vermuten, wenn ein seniler Priester Rochus dem Stadtkommandanten Ernst Rüdiger von Starhemberg im Kloster die Beichte abnimmt? Walter Laufenberg offenbart gnadenlos Schein und Sein seiner Protagonisten und hält ihnen, beinahe an die spätmittelalterlichen Realsatiren von Sebastian Brant erinnernd, einen Spiegel vors Gesicht. Genüsslich schildert er das frivole Verhalten derer, die zusammen mit der Äbtissin splitternackt in die gleiche Badewanne steigen, um mit ihr dort in enger Umarmung ein üppiges Liebesmahl und auch anderes scheinbar sündenfrei zu genießen. Dann wieder drängt es den Autor, die innige Liebe der Drecksschwester Teresa zu ihrem Heiland zu dokumentieren, der Titelheldin des Romans. Teresa wird Nonne und von der Äbtissin mit einem neuen Namen in die Welt geschickt, der ihr künftiges, nahezu biblisches Schicksal in Flammenschrift an die Wand schreibt: Judith soll sie heißen. Die Sehnsucht nach ihrem Jesus verführt die kaum zwanzigjährige, zauberhaft erblühte junge Frau dazu, immer wieder den Mann auf dem Kreuz von der Wand zu holen, das Kreuz auf ihrem Venushügel neu zu errichten und unter wollüstigem Stöhnen dort tief einzugraben. Die Oberin – vielmehr ihr Hündchen – erschnüffelt den Missbrauch des Kruzifixes. Sie ist empört ob des Übermaßes an Sündhaftigkeit und wartet nur auf den günstigsten Augenblick, dieses gotteslästerliche Verhalten durch Verhängung einer ihr und dem Kloster besonders nützlichen Bestrafung zu ahnden.
Der Wiener Stadtkommandant von Starhemberg, gern gesehen im Kloster, und sie, die Äbtissin, zerbrechen sich bei nächster Gelegenheit eines wiederum sehr nahrhaften und sinnenfrohen Beisammenseins im Badezuber, den Kopf darüber, wie man eine drohende Kriegsgefahr abwehren und Judith dabei einsetzen könne. Kara Mustafa, der berühmte osmanische Feldherr, dem es eigentlich nur um Macht und Geld ging, belagert seit geraumer Zeit die Stadt Wien. Es gelingt ihm, den für uneinnehmbar gehaltenen Festungsgürtel durch Untertunnelungen und Sprengungen Stück für Stück zu zerstören. Nach außen hin propagiert Mustafa die Forderungen des Propheten, Europa zu überrennen und den Glauben an den einzig wahren Gott Allah mit Gewalt durchzusetzen. Im Sinne des Heiligen Vaters in Rom nun möchte die Äbtissin ihren Gott und die von ihr ach so sittsam gelebten Werte des Christentums vor der Türkengefahr retten. Sie schlägt dem nackt dastehenden Stadtkommandanten vor, Judith zur Strafe für ihre Sünden dem türkischen Feldherrn für eine Liebesnacht anzudienen. Man müsse ihr befehlen, ihm erst den Kopf zu verdrehen und diesen dann ihm mit einem Schwertstreich abzuschlagen, genauso, wie in der Bibel die Judith den Holofernes gemeuchelt hat. Judith werde gewiss dabei den Tod finden, aber dem Kloster bliebe so wenigstens eine Wiederaufnahme der gotteslästerlichen Sünderin erspart.
Dem Autor gelingt es, die hier nur angedeuteten Ereignisse atemlos spannend zu erzählen und dies vor dem Hintergrund eines für den Leser aus der Geschichte zurückgeholten, minutiös geschilderten Landschaftspanoramas. Es versteht sich von allein, dass kulturgeschichtliche Epitheta, die zum Verständnis der Handlung so wichtigen Details, die Einrichtung des Klosters, dann die Beschaffenheit der türkischen Zelte, die Kleidung der Nonnen in allen Einzelheiten, der Großwesir im Prunkharnisch und die Aufmachung seiner Lieblingsfrau, ebenso wenig fehlen dürfen wie die dörfliche Beschreibung der Heimat unserer Sünderin.
Frei von irgendwelchen ‚postmodernen‘ Bemühungen, „ein gebildetes Publikum zu amüsieren“ oder „großen Spaß durch frivoles Hantieren mit den Kuriosa aus der kulturhistorischen Krabbelkiste“ zu erzeugen, wie man es gelegentlich bei Nachahmern des großen Umberto Ecco feststellen zu müssen glaubt, sitzt hier jedes Detail originär und unentbehrlich an seinem Ort in dieser stilsicher durchgeführten Realsatire. DIE SÜNDERIN, soviel ist sicher, gehört ab jetzt zu den lesenswerten, großen historischen Romanen gegenwärtiger Schriftstellerei.

Helmut Laux, Bad Schönborn 6.6.18 schreibt:

Ich möchte mich für die große Freude bedanken, die Du mir mit dem Buch „Die Sünderin. Wien 1683“ bereitet hast. Es lässt eine Zeit lebendig werden, die in anderer Weise auf die Gegenwart ausstrahlt. Auch das Bild von der Obernonne und dem Priester in der Badewanne finde ich köstlich. Denn die Gespräche sind ja nicht nur lustig, sondern auch tiefsinnig.

Guntram Erbe, Hilpoltstein 28. Februar 2018 schreibt:

So mancher Mann hält seine Coda für wichtiger als seinen übrigen Korpus, ganz zu schweigen von seinem Verstand. Und den Frauen mag es mit ihrer Codetta ähnlich ergehen. Das legt jedenfalls der Roman „Die Sünderin. Wien 1683“ nahe, in dem der osmanische Kriegstreiber Kara Mustafa Pascha sich entsprechend gerieren muss und dabei zur schusseligen Assistenzfigur einer versündifizierten Nonne herabgestuft wird. Und das alles geschildert mit einer quasi teilnehmenden Süffisanz und noch dazu im großen Rahmen der Türkenkriege, die natürlich keine Religionskriege, sondern Kriege um die Vormachtstellung in Europa waren. Der wahre Gewinner wurde schließlich der Kommerz, der mich gerade in diesem Augenblick dazu verführt, mir einen Espresso zu genehmigen und keinesfalls einen türkischen Kaffee und dann die letzte Seite des Romans ein zweites Mal zu lesen.

Libelle bei Amazon.de am 22. Februar 2018: schreibt:

1683: Die Osmanen stehen vor Wien. Das Christentum wird vom Islam bedroht. Da muss etwas geschehen. Die Äbtissin des Klosters hat eine Idee: Der feindliche Sultan soll durch List und Tücke abgewehrt werden. Sie wählt Judith (!) für die Ausführung ihres Plans aus. Diese soll damit büßen für eine besondere Art der Kasteiung, bei der sie erwischt worden ist, und die im kirchlichen Sinne als Sünde ausgelegt wird.
Der Autor zeigt an den Personen im Kloster-Milieu und im Lager des Sultans die Unsinnigkeit und Verbohrtheit des religiösen Fanatismus auf beiden Seiten. Die beabsichtigte Parallele zu heutigen Ereignissen ist offensichtlich. Der menschenverachtende Krieg der Religionen wird anhand der – zum Teil authentischen Personen – erzählt und damit zu einem Erlebnis gemacht, das etwas ganz anderes ist als die nüchternen Berichte in der Tageszeitung. Unbedingt lesenswert.


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Tödliches Einmaleins

Book Cover: Tödliches Einmaleins
Editionen:Paperback: € 12,95 EUR
ISBN: 978-3-945424-63-6
Größe: 13,50 x 21,00 cm
Seiten: 168

Ein Student liegt erstochen am Dicken Turm. Brachte er sich selber um? Oder war es Mord? Ein Toter, Erpressung, Bestechung und ein rabiater Kutschenüberfall: 1718 ist viel los in Heidelberg, viel zu viel. Nichts als Ärger für Carl Philipp, den neuen Pfalzgrafen, der gerade erst ins Heidelberger Schloss eingezogen ist. Er will der Stadt doch neuen Glanz verleihen. Mit einem frech-pfiffigen Hofnarren an seiner Seite, dem Zwerg Perkeo, bildet er ein unmögliches Gespann. Als die Geheimpolizei versagt, wird der Hofnarr, der eigentlich nur auf Frauen und Wein aus ist, zum Ermittler. Der regelt alles auf seine Art, und die Täter wissen nicht, wie ihnen geschieht …

Krimi-Lesung in HeidelbergBeim 4. Heidelberger Literatur-Herbst habe ich am 22. September 2018 aus meinem historischen Heidelberg-Krimi “Tödliches Einmaleins” gelesen, in dem der Hofnarr Perkeo zum Ermittler wider Willen wird. Passenderweise hatte man mich für diese Lesung in das prächtige Kurpfälzische Museum Heidelberg eingeladen, in dem zwei Perkeo-Gemälde hängen.
Foto: Antje Schindler, Leverkusen

Veröffentlicht:
Verlag: Morio-Verlag
Genres:
Rezensionen:Die Presse schreibt:

Die Zeitung “Main-Echo” am 26. 1. 2019 über meine Lesung am 24. 1. 2019 in Aschaffenburg:

Dr. Wolfgang Karl, Gestratz 1. 6. 2022 schreibt:

Die letzten Tage las ich es noch einmal und mit großem Vergnügen, das Heidelberg-Buch „Tödliches Einmaleins“.

Eberhard Stößel, Mannheim 24. Oktober 2018 schreibt:

Eine ganze Reihe Laufenberg-Bücher habe ich schon gelesen. Doch der in Heidelberg spielende Perkeo-Krimi „Tödliches Einmaleins“ ist für mich das beste. So voller Esprit. Ein einziger Lesespaß.

Dr. Dr. Tilo Johannes Barth, Mannheim 4. Juni 2018 schreibt:

Jetzt habe ich “Tödliches Einmaleins”, den Heidelberg-Krimi um Perkeo als Ermittler, gelesen und kann nur sagen: Erstklassig. Das war für mich die ideale Abwechslung zur täglichen Arbeit.

Rt. Büch-Narr (53) alias Helmut Laux, Bad Schönborn 24.2.2018 schreibt:

Jetzt komme ich endlich dazu, Euch noch einmal für das spannend und humorvoll geschriebene Buch “Tödliches Einmaleins” zu danken. Sprachlich ist es wieder mal ein echter “Laufenberg”. Und inhaltlich freut es mich, dass Ihr die facettenreiche Figur des Perkeo wieder aufgegriffen habt. Als großer Freund des Schlaraffenreyches “Aurelia Aquensis” und Mitglied der “Flotte der schönen Aurelia” war die Begegnung mit der schönen Aurelia in Eurem Buch besonders amüsant. Und für mich als Rt. Büch-Narr ist der letzte Satz des Buches “wird das Leben doch nur aus dem Blick des Narren erträglich” von ganz persönlicher Bedeutung. ;-) Ich freue mich schon auf Euer nächstes Werk!

Peter Brownbill, Hinte 25.10.2017 schreibt:

Ich habe den Perkeo-Krimi “Tödliches Einmaleins” jetzt ganz gelesen und finde ihn großartig!

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 20.10.2017 schreibt:

Soeben habe ich den Perkeo-Krimi “Tödliches Einmaleins” beendet, wobei ich Dir für einige Stunden kurliger, witziger Unterhaltung vielmals Dank sage, Dich auch in nicht wenigen Sätzen, Aussprüchen, Handlungen wiedererkannt habe.

Professor Joachim Müller, Bad Krozingen 19. 10. 2017 schreibt:

Der Perkeo-Krimi “Tödliches Einmaleins” hat uns beide gut beschäftigt. Immer das volle Weißweinglas dabei. Wir schwelgen immer noch von Heidelberg. Deshalb ist das Perkeo-Buch mit seinen “Kriegsschauplätzen” sehr lebendig.

Dr. Petr Simak, Ludwigshafen/Rhein 15. 9. 2017 schreibt:

Betrifft „Tödliches Einmaleins“: Ich bin gespannt auf die Geschichte und staune, dass Dir immer wieder etwas Neues einfällt. Nun ja, es ist Dein Beruf = Deine Berufung.

Die Rhein-Neckar-Zeitung vom 20. 10. 2017: schreibt:

www. Buecherbar.ccx.de im September 2017 schreibt:

Unsere Meinung:

Nach seinem ersten Buch um den Pfalzgrafen Karl Philipp und seinen Hofnarren, „Perkeo – der Zwerg von Heidelberg“, das 1990 erschienen ist, stellt Walter Laufenberg den trinkfesten Hofnarren zum zweiten Mal in den Mittelpunkt eines Romans. Auch dieses Buch ist wieder eine Mischung aus historisch Überliefertem (denn sowohl den Pfalzgraf als auch den Hofnarr hat es tatsächlich gegeben) und frei Erfundenem. Um es mit dem Spitznamen des Hofnarren zu sagen: “perché no?” (Warum nicht?) – ist der Hofnarr doch eine interessante und unterhaltsame Figur, die durchaus auch einen Kriminalfall tragen kann. (Auch wenn er selbst für seine Umwelt manchmal nur schwer erträglich ist.) Die Geschichte in diesem Buch spielt im Winter des Jahres 1718, kurz nachdem Karl Philipp die Nachfolge seines verstorbenen Bruders als Kurfürst von der Pfalz angetreten und mit seinem Hofstaat von der Hofburg in Innsbruck ins Heidelberger Schloß gezogen war. Letzteres hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einiges zu überstehen gehabt, von dem man auch im Laufe des Romans einiges erfährt, und laut Perkeo bloß aus einer Handvoll halbwegs bewohnbar gemachter Ruinen bestand. Perkeo selbst war zu dieser Zeit kurfürstlicher Kammerherr und Ritter, mit Schärpe, Schlüssel, Großkreuz und dem offiziellen Titel Lustiger Rat. Dabei gehörte es in diesem Buch zu seinen Aufgaben, sich auch die Klagen und Wünsche der neuen Untertanen des Pfalzgrafen anzuhören – auch wenn er dazu, wie zu Beginn dieser Geschichte – absolut keine Lust hat (denn seine Lust galt eher dem Wein und den Frauen). Sein Unwille führt dazu, daß er die Frage von drei Studenten der Rechtskunde statt mit einer Antwort mit einem gehobenen Daumen abspeist. Eine Geste, die er im Laufe der Geschichte mit immer wieder neuen Auslegungen rechtfertigt. Ob es am Ablauf dieser Audienz lag oder andere Gründe hatte, jedenfalls war einer der drei Studenten wenig später tot, und der Pfalzgraf, unzufrieden mit der Behandlung seiner “Subjekte” durch den Narren, verdonnerte diesen dazu, in dem Todesfall zu ermitteln, als sich herausstellte, daß an dem angeblichen Selbstmord einiges merkwürdig erschien. Was dieser zunächst höchst unwillig, später aber immer interessierter und effektiver in Angriff nahm. (Zumal es ihm den Besuch eines Weinbauern und diverser Damen erlaubte.) Ob und wie es ihm gelingt, den Fall aufzuklären und den oder die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, wird nicht verraten.
Nur soviel: Der Narr ist zwar nicht der sympathischste Ermittler, von dem wir je gelesen haben, aber es ist außerordentlich unterhaltsam, ihn bei seinen Nachforschungen (und den Wortgefechten mit seinem Grafen) zu begleiten. Ganz nebenbei erfährt man noch einiges über das Leben in Heidelberg und Umgebung zur Zeit des Pfalzgrafen Karl Philipp. Spannende Unterhaltung mit (manchmal leider nicht ganz so) unauffällig eingebundener historischer Information, so mögen wir das und so ist dieses Buch für uns auch ein Tip. Und vielleicht gibt es ja noch weitere Kriminalfälle, die Walter Laufenberg den kleinen großen Narren lösen lassen könnte. Wir würden jedenfalls gerne mehr aus dieser Welt lesen. Ach ja, und natürlich muß der Narr in diesem Buch wie in dieser Meinung das letzte Wort haben, und sei es nur aus Menschenfreundlichkeit. Denn schließlich “wird das Leben doch nur aus dem Blickwinkel des Narren erträglich.”

Die Histo-Couch schreibt:

Zwei Messerstiche ins Herz, der erste bereits tödlich. Dazu eine Tatwaffe in der rechten Hand eines Linkshänders für den als Katholik ein Selbstmord eine Sünde gewesen wäre. Angesichts dieser Ausgangslage kann es schon mal ein paar Seiten dauern (eigentlich eher nicht) bis von einem Mord ausgegangen wird. Zwerg Perkeo darf man dabei keinen Vorwurf machen, denn er interessiert sich ohnehin fast ausschließlich für Wein und Weib bei ständig wechselnder Reihenfolge. Nebenbei gilt es den Pfalzgrafen bei Laune zu halten, Streitgespräche und Spöttereien beherrschen den Alltag am Hof. Allein bei der Religion versteht der Kurfürst keinen Spaß. Das Leben am Hof wird in bunten Bildern zum Leben erweckt und auch die politische Lage kommt zur Sprache. Allerdings in überschaubarem Maße, was zumindest teilweise dem Umfang des Romans (insgesamt 160 Textseiten) geschuldet ist. Durch das selbstherrliche Auftreten des Protagonisten und dessen losen Mundwerks bietet Tödliches Einmaleins eine kurzweilige Unterhaltung. Dabei sind die Alltagsprobleme der Hauptfigur – wie kommt er an Wein, wie zu der erwähnten jungen Frau, wie verhindert er eine Heirat mit der Comtesse Dorothee – die prägenden Themen des Plots.


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