Narziss – und das Glück im Bild

Book Cover: Narziss – und das Glück im Bild
Editionen:Paperback: € 14,50 EUR
ISBN: 978-3-947404-37-7
Seiten: 352

Das sagt der Autor zu seinem Buch:

Mit diesem abenteuerlichen Künstler- und Liebesroman wird ein urmenschliches Phänomen in den Fokus genommen: unsere Selbstverliebtheit. Die tobt sich heute ja unübersehbar in der allgemeinen Selfie-Begeisterung aus.

Ich belasse es aber nicht einfach bei Spott über diese Marotte. Vielmehr lasse ich in diesem Rokoko-Roman einen der Urväter der Selfie-Mode wiederaufleben, nämlich den deutschen Miniaturporträtisten Freiherr Christoph Adam Carl von Imhoff. Der Mann, der mit Lupe und Einhaarpinsel Gesichter festgehalten hat, für Medaillons und Amulette, Ringe und Tabakdosen. Ein Künstlerleben, dargestellt anhand von dessen Tagebuchnotizen und Briefen. Also alles authentisch. Imhoff ist für uns bisher der große Unbekannte in Goethes Freundeskreis. Dabei war er ein bewundernswerter Selfmademan, in London sogar zum Maler der Königin aufgestiegen und dann in der britischen Kolonie Indien so geschickt, dass er in wenigen Jahren zum stinkreichen Krösus wurde. Wofür er allerdings seine schöne junge Frau eintauschen musste.

Heimgekehrt mit allen Taschen voller Geld, hat er sich dann in Mörlach nahe Nürnberg das Schloss seiner Wünsche gebaut, in dem er seine zweite Frau geheiratet hat   ̶  und unglücklich wurde. Das Schloss steht noch prächtig da, doch fehlte bisher der Schlossherr, der sich im Schlosspark als Statue hatte verewigen wollen. Diese Romanbiografie, die auch ein echtes Stück Kolonialgeschichte ist, ersetzt mit der spannenden Schilderung eines höchst abenteuerlichen Künstlerlebens bei hemmungsloser Verschwendungssucht jede in Stein gemeißelte Großartigkeit Imhoffs.

Veröffentlicht:
Verlag: Salon Literatur Verlag
Genres:
Rezensionen:Elke Barker bei Mannheimer Morgen am 26.01.2024 schreibt:

Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi, Berlin 16. Dezember 2023 in www.literaturzeitschrift.de schreibt:

Ein Porträt verewige, und der Porträtist sei der geborene Verteidiger des Lebens gegen den Tod, schreibt von Imhoffs Biograf Walter Laufenberg. Zumal sei der in einem Bild Festgehaltene weniger gestorben als in jedem weiteren Augenblick seines Lebens, das doch nur ein allmähliches Absterben sei. (...)

Der auch durch die Online-Zeitschrift NETzine bekannte Autor Walter Laufenberg modelliert in seinem 345 Seiten starken Werk das Portrait einer Persönlichkeit, die in der Kindheit und Jugend den Ansprüchen des Vaters keineswegs genügte, und lebenslang versucht, der Familie zu beweisen, was er für ein toller und erfolgreicher Künstler sei. Dabei spielt Geld die Hauptrolle. Diese nahezu krankhafte Konzentration auf die Erfüllung des angeblichen Vermächtnisses seines Herrn Papa beflügelt seinen Narzissmus. Hier liegt Laufenbergs Ansatz für den Buchtitel: Die romanhafte Interpretation einer Künstlerpersönlichkeit, die ihr höchstes Glück darin findet, andere in ihrem eigenen Narzissmus zu bestärken, indem er sie porträtiert. In seinem Tagebuch notiert Carl von Imhoff, er wolle probieren, rechtschaffen reich zu werden, »damit ich nach meinem Tod nicht bald vergessen werde«. (...)

»Narziss und das Glück im Bild« von Walter Laufenberg ist eine packende Romanbiografie, wie man sie leider selten findet. Der Autor brilliert durch feinsinne Einsicht in die agierenden Charaktere, durch ausführliche Recherche, sprachlichen Reichtum sowie eine philosophische Tiefe, die nur ein langes und erfülltes Leben mit sich bringen kann. (...)

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein, 21. 12. 2023 schreibt:

Die grosse Geschichte besticht durch unendlich viele kleine. Vom väterlichen Gut Mörlach über ferne Länder bis letztlich im Umfeld des Wolfgang von Goethe gestrandet, nimmt der Roman "Narziss und das Glück im Bild" den Leser mit auf eine abenteuerliche Lebensreise, die ihres- gleichen sucht.

Der Porträtmaler ist ein Narziss in so ausgeprägtem Stil, dass seine Lebensgefährtin Mühe bekundet, seinen abstrusen Ideen zu folgen. Aber auch als Leser muss man manchmal leer schlucken, wenn bei seinem widersprüchlichen Handeln ein grosses Mass an Verständnis nötig ist.

Wunderbar beschrieben sind die Erlebnisse und Erfahrungen in der Fremde. Der monatelange Seeweg, auf dem die junge Familie zu einem Neuanfang des gemeinsamen Lebens nach Indien gelangt, gibt meisterhaft die Umstände einer Schiffsreise Ende des achtzehnten Jahrunderts wieder. Man spürt den Seegang, das Wetter, den Tagesablauf auf dem Segelschiff, die Menschen, die alle dieselbe Hoffnung haben, gesund ans Ziel zu gelangen. Und für die Imhoffs in ein neues Leben zu starten. Was dann auch zustandekommt, zwar lange nicht so wie erwartet.

Reich an Spannung, mit einer Fülle von menschlichen Ereignissen und zwischenmenschlichen Beziehungen, in herausragender Sprache, ist dieses Buch ein Stern im Laufenbergschen Oevre.

Libelle, am 23. Dezember 2023 bei amazon.de, schreibt:

Das Buch versetzt uns in die Zeit vor der Fotografie. Auch da wollten die (besser gestellten) Menschen kleine Porträts von sich haben, um sie an Freunde/Liebhaber zu geben, teilweise auch für ein Medaillon oder eine Schnupftabakdose, einen Ring oder ein Amulett. Im 18. Jahrhundert war das eine ausgesprochene Mode. Diese Mini-Bildchen wurden mit einem Einhaarpinsel gemalt. Einer dieser Porträtisten war Freiherr von Imhoff, dessen Lebensgeschichte dieses Buch erzählt.

Imhoff war aber nicht nur ein Künstler, der vor sich hinmalte, sondern vor allem ein geschickter Mister Moneymaker, der sich ohne jede Vorbereitung zum Dienst in der britischen Kolonie Ostindien verpflichtete und dort in wenigen Jahren ein reicher Mann wurde. Zwar wird immer noch behauptet, er habe dafür seine Frau an den britischen Gouverneur Indiens verkauft (was ihm heftige Vorwürfe seiner Zeitgenossen und der Historiker einbrachte). Aber in Wirklichkeit fand seine Frau den Briten interessanter und trennte sich nur zu gern von Imhoff, den der Autor recht kritisch betrachtet. Als Imhoff mit Taschen voller Geld heimkehrte, baute er sich in Mörlach bei Nürnberg ein Schloss und ging eine zweite (unglückliche) Ehe ein. Stolz war er darauf, zum Freundeskreis um Goethe zu gehören. Sein Vermögen aber hat er schließlich verloren.

Ein Abenteuer- und Liebesroman, gleichzeitig ein Stück Kolonialgeschichte, spannend von einem Kapitel zum anderen. Und mit viel Lebenserfahrung zwischen den Zeilen. Als Leser sieht man schließlich einen Menschen vor sich, der sich den Zwängen des Lebens fügt, seine Arbeit ernst nimmt, Chancen erkennt und nutzt, sich gern Vergnügungen hingibt, sich aber gegen Verleumdungen so wenig zu wehren weiß wie gegen seine Verschwendungssucht. Und letztlich scheitert.

Dr. Petr Simak, Ludwigshafen, 25. 1. 2024 schreibt:

Der Miniaturmaler Christoph Adam Carl von Imhoff, verliebt in sich selbst, egoistisch gegenüber seiner Frau, bemüht sich sein Leben lang, der beste Miniaturmaler seiner Zeit zu werden. Sein Beruf ist in der damaliger Zeit sehr gefragt (schlecht bezahlt), die "vornehme" Gesellschaft ist gierig nach dem eigenen Portrait, mit dem sie prahlen kann. Dank seinem Titel als Baron gelingt es ihm, in sog. höhere Kreise zu gelangen. Das Bürgertum hat sich schon immer vor dem Adel verneigt (auch heute). Die Anfänge seiner Laufbahn werden mit leichter Ironie beschrieben, aber die Kunst der Miniaturmalerei recht ausführlich. (...) Ein interessantes Buch, das durch die Beschreibung der Lebensverhältnisse von Imhoff auch das Leben im 18. Jahrhundert wiedergibt.


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Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz

Book Cover: Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz
Editionen:Hardcover: € 20,00 EUR
ISBN: 978-3947373796
Größe: 14,60 x 21,90 cm
Seiten: 172
Kindle: € 12,99 EUR

Goethe und Tschechow – als Schriftsteller sind sie uns wohlbekannt. Die beiden Nationaldichter, die zu Recht auch heute noch die Bühnen der literarischen Welt beherrschen. Aber was für Menschen waren sie? In zwei kompakten Erzählungen blicken wir hinter die Kulissen der Applaus gewohnten Dichter. Wir verfolgen Goethes innerfamiliären Kleinkrieg mit der Trivial-Literatur seiner Zeit und wundern uns über Tschechows pfadfinderhafte Anstrengungen für eine bessere Welt: seine Exkursion auf die Sträflingsinsel Sachalin. Mit viel Augenzwinkern zeigt Laufenberg die Dichterfürsten als Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Geschichten, die so nah an der Wahrheit bleiben, dass sie die beiden Berühmtheiten in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.

Veröffentlicht:
Verlag: Dittrich-Verlag, Weilerswist und Berlin
Genres:
Auszug:

DER ANFANG ALS LESEPROBE

Goethe versus Vulpius, Vulpius,
Vulpius und Vulpius

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Bewunderer, kommst du nach Weimar, verkündige dorten – nein, du brauchst nichts zu verkünden, wenn du vor den beiden Heroen Goethe und Schiller stehst. Und vor denen stehst du, weil du sie auf hohem Sockel vor dem Staatstheater findest, ob du sie gesucht hast oder nicht. Dann brauchst du nur die Augen nach oben zu verdrehen, denn diese beiden Großen repräsentieren die Stadt, die du zu betreten gewagt hast.
Ja, die beiden Herren sind die Stadt. So glaubt man zumindest in Weimar. Und auch andernorts. Du wirst dich diesem Glauben anschließen müssen, ob du magst oder nicht. So viel sei aber schon vorweg verraten: Dem Geheimrat Goethe hätte diese bronzene Darstellung von »Dichter-Heroen im Doppelpack« ganz sicher nicht gefallen.
Denn Goethe und Schiller, dieses Paar von Superautoren auf Tuchfühlung und überlebensgroß, mit Goethes Hand auf der Schulter des Kollegen, ein Duo, so erhöht und einsam vor dem Weimarer Theater, beide nach dem kleinen Lorbeerkranz vor dem Bauch grabschend, dieses Bild, Ehrfurcht heischend – es täuscht.

Johann Wolfgang von Goethe war kein Typ für den Paarlauf. Er war ein echter Künstler, und geben wir es doch zu: Künstler sind Egomanen, also Einzelkämpfer. Jeder Künstler strebt für sich den größtmöglichen Erfolg an Renommee und Einnahmen an. Dabei erscheinen ihm die Erfolge der anderen als Kuchenstücke, die ihm entgangen sind. Und weil man zu Lebzeiten noch nicht weiß und wissen kann, dass man einmal als der größte Künstler verehrt wird, lässt einen jedes so entgangene Kuchenstück nach neuen Erfolgen hungern. Das gilt ganz sicher auch für Goethe. War der doch schon von Kindheit an wie auch in seinen produktivsten Zeiten und noch als Greis eindeutig ein Solist. Er musste immer im Mittelpunkt stehen, und er musste stets der Größte sein. Was damals nicht gerade als schicklich galt. Aber nur so wurde er der Solitär der deutschen Dichtung. Unter dieser narzisstischen Eigenart Goethes hatten die Menschen, die ihm nahestanden, zu leiden. Charlotte von Stein, Friedrich Schiller, Bettine von Arnim und Marianne Willemer werde ich für diese Behauptung in den Zeugenstand rufen, obwohl diese vier in dem hier vor allem zu betrachtenden Kleinkrieg »Goethe gegen die Vulpiusse« nur auf Nebenschauplätzen aktiv wurden.

Die Lebenssituation des Großpoeten Goethe sah ganz anders aus, als das Weimarer Doppeldenkmal uns weismachen will. Schon dieses Seit-an-Seit auf Augenhöhe übertreibt. Galt das doch höchstens für eine sehr kurze Zeitspanne in Goethes ungewöhnlich langem Leben. Zudem waren in ihrer Zeit die beiden Heroen umwimmelt von Hunderten supereifriger Schreiber, von denen viele dem großen Publikum mehr bedeuteten als die später als unsere beiden Dichterfürsten Gefeierten. Da hätten also andere Dichter Anspruch auf den Bronzeguss gehabt. Ende des 18. Jahrhunderts, in der großen Zeit Goethes und Schillers, sollen in deutschen Landen gut 10.000 Menschen schriftstellerisch tätig gewesen sein. Mehr als ein Viertel von ihnen arbeitete in der Romanproduktion, ein Großteil auch fürs Theater. Da kratzten die Federn, da spritzte die Tinte in großen und kleinen Ortschaften, dass es eine einzige Freude war für die Leseratten. Die bekanntesten Romanschreiber hießen damals Gottlob Cramer, Heinrich Spieß, August Heinrich Julius Lafontaine, Karl Friedrich August Grosse und Heinrich Zschokke. Nie von gehört? Das glaube ich Ihnen. Daneben standen als die erfolgreichsten Bühnenautoren Friedrich Ludwig Schröder, Friedrich Justin Bertuch, August Wilhelm Iffland und August Friedrich Ferdinand von Kotzebue. Allein Iffland hat mehr als 70 Dramen auf die diversen Bühnen in deutschen Landen gebracht. Nur übertroffen von Kotzebue, der rund 230 Stücke auf die Bretter, die damals die Welt bedeuteten, gehievt hat. Daneben stand die beliebte Sparte der Reisebeschreibungen, in der sich vor allem Sophie von La Roche hervortat. Nicht zuletzt sei auch der Autor von begeistert aufgenommenen Reisebüchern genannt, der Vorläufer des amerikanischen Herumtreibers Mark Twain, nämlich der Edel-Herumtreiber Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Alle längst weg vom Fenster, fast alle vergessen. Nicht so der sie alle überragende Bestsellerautor mit dem Namen C. A. V., erster Anwärter auf eine Bronzestatue in Lebensgröße. – Aber von diesem Autor soll erst später die Rede sein.

Zunächst einmal zu der Frage, wie es dazu gekommen war, zu dieser Massenschreiberei für den Tag und für den erwünschten Nachruhm – und fürs Vergessenwerden. Was sollte das? Mir scheint, das war so etwas wie die deutsche Gegenaufklärung. Die Nüchternheit der Aufklärung, die im 18. Jahrhundert den Leuten was fürs Leben zu geben versuchte, indem sie das Volk mündig machte, sie hatte den gegenteiligen Effekt gehabt. Die klugen und engagierten Aufklärer hatten mit ihren alles hinterfragenden Schriften zwar recht gehabt, dabei aber dem Leben allen bunten Putz heruntergerissen. Was Denker wie Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Immanuel Kant, um nur drei von vielen zu nennen, den Leuten zugemutet hatten, nämlich selbstbewusst nachdenklich und immer nur rational zu sein, das war im Alltag kaum auszuhalten. Die Leute fühlten sich durch diese radikale Aufklärung nackt und ausgeraubt. Sie brauchten dringend neue Kleider und für die Tagesbewältigung eine neue Farbpalette. War der Arbeitsalltag doch schon hart und kahl und grau genug. Die Menschen, die die Aufklärung erlitten hatten, sie sehnten sich nach aufregenden Erlebnissen und nach Helden, mit denen sie mitzittern und mitjubeln konnten, heute würden wir sagen: mit denen sie sich identifizieren konnten. Und genau das servierten dem lesefreudigen Publikum die meisten der 10.000 Schreiber, die für den Geschichtenbedarf der Leute arbeiteten. Was sie alles an buntem Treiben geschehen ließen, nicht nur in Fortsetzungsromanen von Zeitungen, sondern auch in gebundenen Büchern, in Kalendarien und anderen Geschichtensammlungen, in den gängigen und kuriosesten Periodika sowie in Erbauungsschriften, Flugblättern und Liedern, das brachte wieder Leben in den tristen Alltag ihrer Mitmenschen. Und manche von den vielen Schreibern hatten damit mehr Erfolg als die beiden Denkmalgrößen Goethe und Schiller zusammen. Weil sie dem Geschmack der einfachen Leute mehr entgegenkamen als die beiden.

Dabei ließen sich die neuen Schilderer des bunten Lebens von den großen Vorbildern anregen und sogar zu neuen Themen verführen. Schillers erste Veröffentlichung »Die Räuber« und Goethes erste Veröffentlichung »Götz von Berlichingen« hatten gezeigt, dass man mit ungewöhnlichen Stoffen und Figuren auf ein breites Interesse stößt. Dabei hatten beide Autoren ihre Stücke auf eigene Kosten drucken lassen müssen, weil die Verleger das Neue daran nicht erkannt hatten. Sowohl die »Räuber« als auch der »Götz« waren für ihre Gebärer zunächst Sorgenkinder. Doch hatten etliche Schreiber für den Alltagsbedarf, anders als die Verleger, das Neue und Besondere an diesen beiden Dramen sofort erkannt und es phantasievoll auf die Spitze getrieben. Raub und Totschlag, so hieß für sie nach Schiller und Goethe die Zauberformelzum Erfolg. Damit erzielten einige dieser Schreiber für den Massengeschmack prompt höhere Auflagen als die beiden Großautoren, hatten mehr Aufführungen in den Theatern, wurden mehr übersetzt und erhielten mehr Literaturpreise sowie allerlei Gunsterweise von den zahlreichen Fürsten und Fürstchen, die in deutschen Landen regierten und für ihr Prestige gerne Künstler förderten. Plötzlich waren da Leute als die neuen Lieblingsautoren – ohne Goethe und Schiller danken zu müssen – landauf und landab im Gespräch. Schon kurios, dass ausgerechnet das den ernsthaften Dichtern Schiller und Goethe abgeguckte Räuber- und Rittermilieu zum Familiensilber der Unterhaltungsliteratur wurde. Aber trotz dieser edlen Herkunft ihrer Themen sind heute all diese Wimmelautoren rund um Goethe und Schiller total vergessen. Selbst für die Literaturwissenschaft spielen sie keine Rolle, sind einfach abgetan als Produzenten von Trivialliteratur.

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Rezensionen: DER VERLAG schreibt:

Walter Laufenberg hat in diesem Buch zwei Großautoren zusammengeführt, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Entsprechend unterschiedlich hat er die beiden Erzählungen gestaltet.

In der Erzählung mit dem Titel “Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius” schildert er, wie schnell der gerade erst nach Weimar gekommene junge Goethe in der spontan entstandenen Freundschaft mit dem jungen Herzog Karl August sich zum allmächtigen Verwaltungschef entwickelt.

Wie aus der Theaterloge beobachtet Laufenberg die beinahe lebenslange Auseinandersetzung Goethes mit drei Generationen der Weimarer Familie Vulpius. Und er lässt weitere Zeitgenossen auftreten, die dem Dichter das Leben schwer machen. Wann hat man Goethe je so bedrängt gesehen? Faszinierend, wie der Dichter und Staatsminister sich in allen Schwierigkeiten durchsetzt, wie geschickt er die bienenfleißigen Konkurrenten Christian August Vulpius und Friedrich Schiller ausbremst. Und wie er die ihm zugetanen Frauen Charlotte von Stein, Christiane Vulpius, Bettine von Arnim und Marianne Willemer aushungert. Das zeichnet ein Goethe-Porträt der unbestreitbaren Überlegenheit – aber ohne Goldrand.

In der Erzählung mit dem Titel “Tschechow zu Gast beim Doppelmörder” stellt Laufenberg das Buch “Die Insel Sachalin” vor, das Tschechow selbst als den groben Häftlingskittel in seiner belletristischen Garderobe bezeichnet hat. Dieser Bericht von der Wahnsinnsreise des lungenkranken russischen Autors auf die Gefängnisinsel Sachalin im äußersten Nordosten Sibiriens, 10.000 km von Moskau entfernt, schildert die unsäglichen Strapazen des Häftlingsweges und die schreckliche Strafe Katorga. Dahinter stand der völlig unverständliche Wunsch des jungen Autors, mit seinem Bericht das russische Strafsystem etwas humaner werden zu lassen – was er auch schaffte.

Auf Sachalin trifft Tschechow zufällig den Doppelmörder und ehemaligen Gardeoffizier Landsberg. Laufenberg bringt in dem Gespräch mit Landsberg und seiner Gefährtin, einer Baroness, ebensoviel Nichtgesagtes wie Gesagtes und lässt damit eine ungewöhnliche Mixtur von Anstand und Abscheu aufscheinen. So komplettiert er das Porträt des amüsanten Plauderers und Dramenautors Tschechow: ein Gutmensch und Sinnsucher.

EIN REZENSENT schreibt:

Unter der Überschrift “Nationaldichter als Protagonisten” schreibt Dr. Miriam Seidler im Juli 2022 in literaturkritik.de:

Johann Wolfgang von Goethe und Anton Pawlowitsch Tschechow waren unbestritten hervorragende Autoren. So ist ihr Werk nicht nur Gegenstand für literaturwissenschaftliche Untersuchungen, sondern auch Autorinnen und Autoren setzen sich immer wieder mit ihren Schriften auseinander. Nicht zuletzt beruht ihre Popularität auch auf solchen literarischen Texten, hat doch Bettina von Arnims halbfiktionales Briefbuch Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835) bei den Zeitgenossen großes Interesse gefunden (…) Dichtung und Wahrheit liegen in solchen Werken genauso eng beieinander wie in Goethes eigener Autobiographie. Diesem Muster, historische Quellen mit fiktionalen Elementen zu verbinden, folgen auch die beiden Erzählungen in dem Band Goethe und Tschechow. Kühler Kopf und warmes Herz von Walter Laufenberg.

Dreh- und Angelpunkt der Erzählung Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius ist (…) Goethes Verhältnis zur Familie Vulpius. Dieses wurde bereits von Sigrid Damm in ihrer Recherche Goethe und Christiane minutiös aufbereitet. Ist bei Sigrid Damm der wissenschaftliche Anspruch auch aufgrund der vielen historischen Quellen, die sie verwendet hat, unverkennbar, so wählt Walter Laufenberg für seinen Text die Gattungsbezeichnung Erzählung. Es besteht also kein Anspruch auf historische Korrektheit, stattdessen steht dichterische Freiheit im Vordergrund. Das Ergebnis kommt wie eine wissenschaftliche Untersuchung im narrativen Gewand einher, die versucht, die negativen Charaktereigenschaften Goethes unter anderem anhand seiner Beziehung zu seiner späteren Frau Christiane und deren mit seinen Unterhaltungsromanen sehr erfolgreichen Bruder Christian August Vulpius zu erzählen. Chronologisch wird Goethes rücksichtsloser Kampf für sein eigenes Werk und um die literarische Vorherrschaft in Weimar geschildert, der zugleich als Ringen um die Gunst der Leser zwischen Unterhaltungs- und Bildungsliteratur entworfen wird. Auch wenn dabei immer mal wieder ein verständnisvoller Blick auf die Arbeitsbelastung des Ministers geworfen wird, kommt Goethe als Mensch dabei nicht gut weg (…)

Die Geschichte Goethes mit der Familie Vulpius beginnt mit dem Registrator und Kopisten Johann Christian Vulpius. Goethe entdeckte kurz nach seiner Ankunft in Weimar in den Büchern der Bibliothek Unstimmigkeiten – entweder fehlten Bücher oder Gelder wurden unterschlagen. Verantwortlich gemacht wurde dafür der Registrator – auch wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass diesen keine Schuld traf, war sein Ruf und der seiner Familie ruiniert. So gelang es auch seinem Sohn Christian August nur schwer, beruflich Fuß zu fassen. Erst durch das Bittgesuch seiner Schwester Christiane beim Minister Goethe wendete sich das Blatt. Christiane wurde zur Lebensgefährtin Goethes und dieser setzte sich für ihren Bruder Christian August ein. Ihm gelang der literarische Durchbruch Jahre später mit dem 1799 erschienenen Trivialroman Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann. Dieser Erfolg, so Laufenberg, schmerzte Goethe, weshalb er versuchte, Vulpius durch Beförderung vom weiteren Schreiben abzuhalten (… ) Die Geschichte lässt sich mit den Worten des Autors wie folgt zusammenfassen:
Den Namen Vulpius (…) hatte Goethe fast während seiner gesamten Weimarer Zeit im Kopf, also mehr als fünfzig Jahre lang, mal weiblich, mal männlich, mal alt, mal jung, mal liebevoll, aber meistens ärgerlich. Immer vulpiuste es um ihn herum. Der Name Vulpius war für ihn wie die Schattenseite des Mondes, fremd und düster (…)

Etwas anregender ist die zweite Erzählung Tschechow zu Gast beim Doppelmörder. Hier widmet sich Laufenberg der Reise des russischen Autors zur im Pazifik gelegenen Sträflingsinsel Sachalin im Jahr 1890. Dort will er die berüchtigte Strafe der Katorga untersuchen, eine nur in Russland bekannte Strafmaßnahme. Diese ist direkt nach der Todesstrafe angesiedelt und besteht aus Zwangsarbeit mit anschließender Ansiedlung für mehrere Jahre auf der Insel Sachalin bzw. in einem anderen Katorgagebiet. Die Schilderung der Reise sowie des Aufenthalts auf der sibirischen Pazifikinsel ist immer wieder durch Gespräche unterbrochen, die durch erzählende Passagen in erlebter Rede Einblick in Gefühle und Gedanken der Beteiligten geben. Damit erzählt Laufenberg die Leerstellen aus dem bewusst objektiv gehaltenen Bericht Tschechows aus, der auf Deutsch unter dem Titel Die Insel Sachalin im Diogenes Verlag erschienen ist. Ein besonderes Interesse liegt auf dem Besuch des Autors bei dem Doppelmörder Landsberg. Dieser hatte erhebliche Spielschulden und tötete den Geldverleiher Wasslow, als dieser ihn bei der Suche nach den Schuldscheinen überraschte. Die besondere Tragik der Geschichte bestand darin, dass Wasslow Landsberg die Schulden erlassen und ihn sogar als Erben einsetzen wollte. Das Aufeinandertreffen zwischen dem ehemaligen Offizier und Tschechow ist als Duell (…) gestaltet. Die Uneinsichtigkeit Landsberg in seiner Selbstdarstellung ist kaum zu überbieten:
Der Mann ist dreist, aber gar nicht so dumm. Dann muss er eigentlich auch den Begriff der Moira kennen, mit dem die Alten Griechen dieses vergebliche Ankämpfen gegen ein missgünstiges Geschick bezeichneten. Mal sehen, ob er da mithalten kann. „Ich bin Opfer des Schicksals“, stellte Landsberg mit einem gewissen Pathos fest, „ein Opfer wie Ödipus, der bekanntlich bei dem Bemühen, alles richtig zu machen, genau das Falsche tat. Sie wissen, er erschlug seinen Vater und schlief mit seiner Mutter, beides aus Unwissenheit. So machte ihn sein persönliches Schicksal zum Opfer. Die Alten Griechen wussten schon, was das Unvermeidbare, nämlich die Moira, ist.“

In der erlebten Rede wird das Duell ausgeführt, während in der direkten Rede die Höflichkeit gewahrt bleibt. Die sprachliche Gestaltung ist hier durchaus reizvoll. Die Umkehrung literarischer Motive und Themen ist allerdings so überspitzt, dass sie nicht entlarvend, sondern vielmehr komisch wirkt. Die Frage, warum der bereits an Tuberkulose erkrankte Tschechow diese beschwerliche Reise auf sich nimmt, ist immer wieder Gegenstand der Gespräche, wird aber am Ende nicht aufgelöst. Die erschreckenden Zustände auf der Sträflingsinsel sind auch heute noch schockierend. Der Versuch, einen entlegenen Landstrich zu besiedeln, ist zum Scheitern verurteilt. Die Schilderungen dieser Insel der Unmenschlichkeit sind beeindruckend, was allerdings weniger das Verdienst Laufenbergs als das Tschechows ist.

Der Untertitel des Bandes Kühler Kopf und warmes Herz beruht auf einer Bewertung des Sachaliner Inselkommandanten, der seinen Vorgesetzten in Moskau berichtet, dass von Tschechow keine Gefahr ausgehe: Er sei „nur ein Dichter, mehr warmes Herz als kühler Kopf.“ Der Gegensatz, den Walter Laufenberg aufmachen möchte, ist der zwischen dem eitlen Dichterfürsten Goethe und dem empfindsamen Kämpfer für eine bessere Welt Tschechow (…).

Elke Barker am 15. 7. 2022 im Mannheimer Morgen schreibt:

Prof. Dr. Martin Laun, Ludwigsburg 26. November 2022 schreibt:

Das Buch “Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz” habe ich gelesen, und es hat mich begeistert.

Dr. Götz Unger, Mannheim 30. 9. 2022 schreibt:

Das neue Buch habe ich regelrecht verschlungen und an einem Tag
gelesen. Es “menschelt” doch sehr in Walter Laufenbergs neuem Werk,
denn der Autor stellt uns zwei Titanen der Literatur von einer
äußerst menschlichen Seite vor. Abseits der literarischen Hauptsraße
gelingt es dem Verfasser, mit großem Sprachwitz die großen und
kleinen Bedürfnisse, Ängste, Ansprüche, Egozentrik, Stärken und
Schwächen beider Dichterfürsten darzustellen. Dabei begibt er sich
auf Seitenpfade, die man doch eher selten betritt. Geschickt versteht
es Walter Laufenberg, den Leser in das damalige Lebensgefühl zu
versetzen. Dies ist auch notwendig, denn nur so versteht der heutige
Betrachter das jeweilige Handeln von Goethe und Tschechow.
Literatur wird neu erschlossen, indem man dieDichter von ihrem hohen
Podest holt und sieht, dass auch sie nur Menschen sind, wenn auch
große, mit allen ihren Fehlern und guten Seiten zugleich.
Gerade die frische Sprache und die Beigabe von Anekdoten machen
das Buch zu einem reinen Lesevergnügen. Wer Goethe und Tschechow
von einer anderen Seite kennenlernen möchte, sollte dieses Buch
unbedingt lesen. Gerade jüngere Leser, denen das Verständnis für
ältere Sprache fehlt, werden so vielleicht neugierig auf “Faust” oder
“Ivanow”.
Dr. Götz Unger, Mannheim 30. 9. 2022

Dr. Dr. Tilo Johannes Barth, Mannheim 12. 9. 2022 schreibt:

Jetzt habe ich mir das 10-Minuten-Video (https://www.youtube.com/watch?v=rO1_IiqInX0) zu dem Goethe-Tschechow-Buch angesehen und muss sagen: Das ist eine kluge Vorstellung des Buches, sehr informativ und unbedingt überzeugend. Ein Genuss, dem Autor zuzuhören. Dieses Buch wird meine nächste Lektüre sein.

Guntram Erbe, Hilpoltstein 17. August 2022 schreibt:

So quicklebendig wie Goethe in Deinem neuen Buch daherkommt und dabei so hinterhältig und liebevoll von Dir durch sein Leben gewirbelt wird, habe ich mir in dieser Nacht mit Vergnügen zu Gemüte geführt. Hätte das Herr Goethe lesen können, hätte er sich aus lauter Notwehr ringsum geschmeichelt fühlen müssen.

Dr. T. Riester, Mannheim 7.8.22 schreibt:

Zuruf aus dem vorbeifahrenden Auto: Kompliment zu dem neuen Buch. Hat mich begeistert!

Doris Gsell-Urbanek, Triesen, Liechtenstein 26. Juli 2022 schreibt:

Die beiden Männer in einem Buch zu vereinen, die durch ihre Gegensätzlichkeit wohl nicht zu übertreffen sind, ist absolut faszinierend. Das Leben und Streben Goethes, in spannender Vielfalt und feinen Nebengeräuschen dargestellt, lässt den Leser nicht mehr los bis zur letzten Seite. Gegensätzlicher könnte die Tschechow-Geschichte nicht sein. Packend zu lesen und mitzuerleben, wie Tschechow in das Abenteuer eintaucht, in einer der unwirtlichsten Gegenden der Erde Menschen zu treffen, und wie er sich aufopfernd für sie einsetzt. – Dieses Buch ist in seiner Sprache und Erzählkunst eine wahre Schatztruhe. Ich bin sehr glücklich, es zu besitzen.

Ina Bassarak, 27. Juni 2022 bei amazon.de schreibt:

Ein Lesegenuss

Das Buch enthält zwei Erzählungen, eine über Goethe und eine über Tschechow, einen deutschen und einen russischen Nationaldichter. Der Titel der ersten Erzählung ist “Goethe versus Vulpius, Vulpius, Vulpius und Vulpius”. Dieser Titel ist sehr treffend, weist er doch darauf hin, dass Goethe im Laufe seines langen Lebens viel länger mit Mitgliedern der Familie Vulpius zu tun hatte als mit seinem Dichterkollegen Schiller, mit dem er gerade mal zehn Jahre verbunden war. Und darauf, dass seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Christiane es eigentlich viel eher als sein Kollege Schiller verdient gehabt hätte, gemeinsam mit ihm auf dem Sockel des berühmten Doppeldenkmals in Weimar zu stehen. Die 91 Seiten dieser Erzählung sind eine höchst gelungene Beschreibung des gesamten Lebens des Dichters, die gegenüber “normalen” Goethe-Biografien zwei unbestreitbare Vorzüge aufweist: Erstens ist sie durch die vielen witzigen Anspielungen Laufenbergs auf Vorgänge der heutigen Zeit sehr vergnüglich zu lesen. Zweitens listet sie nicht einfach nur auf, in welchem Jahr Goethe was geschrieben hat, sondern sie stellt sein dichterisches Schaffen in den praktischen Kontext seiner jeweiligen Lebenssituation, so dass man nachvollziehen kann, warum Goethe in welchem Jahr was geschrieben hat. Laufenberg stellt auf überaus spannende Weise vielfache Zusammenhänge mit Goethes Freundschaft mit dem weimarischen Landesherrn Herzog Carl August, mit Goethes administrativer und forscherischer Tätigkeit, mit seinen vielfachen amourösen Eskapaden und mit seiner Konkurrenz zu dem Wirken von drei Generationen der Weimarer Familie Vulpius dar. Ganz besonders gewürdigt wird dabei seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius, die Goethe achtzehn Jahre lang als bequeme Bettgefährtin, als Gebärerin seiner Kinder und zugleich als billige Haushälterin benutzte und sie erst heiratete und ihr dadurch endlich seinen Namen und seinen Adelstitel verlieh, nachdem sie ihn mutig vor der Bedrohung durch aufgeputschte französische Besatzungsoffiziere gerettet hatte.

Zu widersprechen ist allerdings Laufenbergs Darstellung aller Künstler als Einzelkämpfer und Egomanen (u.a. gleich auf der ersten Seite der Erzählung). Auf ihn selbst mag das ja vielleicht zutreffen. Aber man soll nicht immer von sich auf alle anderen schließen. Denken Sie dagegen an Künstler wie z.B. Orchestermusiker, die sich bei der Ausübung ihrer Kunst sehr diszipliniert um die Erzielung einer höchst präzisen Kollektivleistung bemühen. Dennoch ist die Lektüre dieser ersten Erzählung ein Genuss und kann den Leser auch dazu anregen, sich mal wieder mit einigen Werken aus Goethes Schaffen zu befassen.

Nach dieser spannenden Lektüre über Goethe erwartet der Leser/die Leserin nun wahrscheinlich einen gleichen Genuss von der etwas kürzeren Erzählung über Tschechow. Mit anderen Worten, man könnte vermuten, eine ähnlich vollständige Beschreibung von Tschechows Leben wie in der vorigen Erzählung über Goethe zu erhalten. Aber der Titel dieser Erzählung lautet “Tschechow zu Gast beim Doppelmörder”. Das lässt eher erwarten, eine Beschreibung der kritikwürdigen Zustände auf der russischen Gefängnisinsel Sachalin und von Tschechows diesbezüglichen Verbesserungsvorschlägen zu erhalten. Doch beide Erwartungen werden enttäuscht. Die Erzählung besteht fast nur aus der Beschreibung von Tschechows dreimonatiger Reise durch Sibirien, die durchaus interessant und angenehm zu lesen ist, sowie von seinen ersten beiden Tagen auf Sachalin. Seine dreimonatige Tätigkeit auf der Insel und seine Rückreise auf dem Seewege über Odessa nach Moskau werden jedoch nur ganz kurz auf zwei Seiten zusammengefasst. Und über die von Tschechow empfohlenen Verbesserungen des russischen Gefängniswesens erfährt der Leser nichts. So mag man sich am Ende des Buches fragen, welche Funktion diese zweite Erzählung nach der sehr gelungenen Lebensbeschreibung von Goethe in diesem Band überhaupt hat. Ging es etwa nur darum, Seiten zu schinden, da Goethes wunderbare Lebensbeschreibung für ein ernst zu nehmendes Buch sonst etwas dünn gewesen wäre? Oder besteht sie vielleicht darin, durch die Einbeziehung eines russischen Schriftstellers einen impliziten Bezug zum derzeitigen russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine herzustellen? Letzteres ist zumindest der Eindruck, den die Rezensenten gewonnen haben.

Libelle bei amazon.de 23. 5. 2022 schreibt:

Berechnung und Idealismus

Hier werden zwei mir – und bestimmt vielen anderen Lesern auch – unbekannte Aspekte aus dem Leben von Goethe bzw. Tschechow erzählt.

Goethe und seine Frau Christiane, bekanntlich eine geborene Vulpius, umgab ein ganzer Weimarer Vulpius-Clan, den Goethe durchaus als störend empfand. Vor allem die literarischen Erfolge von Christian August Vulpius, Autor eines Romans über den Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini (ein Bestseller mit höherer Auflage als Goethes Werke) wurmten Goethe nicht wenig. So verschaffte er dem Konkurrenten eine Stelle als Bibliothekar – und dieser hatte nicht mehr viel Zeit für seine schriftstellerische Arbeit. Sieh mal an: Der so hoch angesehene Dichter setzte kühle Überlegungen zu seinem Vorteil ein und war durchaus berechnend. Ganz ähnlich hat er übrigens auch Schiller kaltgestellt.

Tschechow hingegen war ein Menschenfreund. Wir erfahren, dass er mit 30 Jahren als Lungenkranker 1890 eine dreimonatige, strapaziöse Exkursion von Moskau quer durch Sibirien zur Sträflingsinsel Sachalin unternommen hat. Seine Absicht war es, die Katorga und die schlimmen Zustände auf Sachalin in Augenschein zu nehmen und bei den Verantwortlichen in Moskau für Besserung zu sorgen. Dabei machte er u.a. auch Bekanntschaft mit der „besseren“ Gesellschaft, die sich in durchaus nicht unbehaglicher Nachbarschaft zu den Sträflingen auf Sachalin etabliert hatte, wozu auch ein verurteilter Doppelmörder gehörte, der jetzt wieder als Kaufmann in einem schönen Haus seinen Geschäften nachgehen konnte.

Durch diese beiden Erzählungen bekommt man zwei klassische Autoren auf ganz besondere Weise nahegebracht.

Ursula Ott, Badenweiler 18. Mai 2022 schreibt:

Habe das neue Buch „Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz“ schon gelesen und kann nur sagen: So was von informativ, spannend, unterhaltsam und bereichernd. Ich bin fasziniert und habe sofort zwei Exemplare zum Verschenken in der Buchhandlung bestellt.


ISBN 978-3947373796
Kategorie Zwei Erzählungen
Umfang 172 Seiten / Buch (Gebundene Ausgabe)
Verlag Dittrich-Verlag, Weilerswist und Berlin 2022
Preis 20,00 €
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Gesichter Australiens

Book Cover: Gesichter Australiens
Editionen:Paperback: € 16,00 EUR
ISBN: ‎ 978-3945961247
Größe: 12,00 x 20,00 cm
Seiten: 130

LESEPROBE

Es war 1988, als Australien das 200. Jahr der Besiedlung feierte. Das Jubiläumsjahr hatte mit dem Nationalfeiertag begonnen, dem 26. Januar, weil an diesem Tag im Jahre 1788 eine Flotte mit den ersten europäischen Siedlern da gelandet war, wo heute die Stadt Sydney ist.Die ersten Siedler, das hört sich an, als hätten sich Menschen entschlossen, einen unbewohnten Mond zu ihrer neuen Heimat zu machen. Dabei waren die sogenannten ersten Siedler bekanntlich vor allem britische Sträflinge, die möglichst weit abgeschoben werden sollten. Zu ihrer Bewachung abkommandiert kamen mit ihnen Briten, die sich nicht viel anders fühlten als die Verbannten. Weshalb sie sich damit hervortaten, die Ureinwohner, diese so ungewöhnlich anders aussehenden Aborigines, wie Freiwild zu behandeln. Denn Ureinwohner passten nicht in ihr Weltbild als Herrscher in einem neuen, rechtsfreien Raum. So die Überzeugung der weißen Eroberer von damals. Ein Weltbild, mit dem sich Australien bis heute abquält. Immerhin ist man um seine Überwindung bemüht.

Dieses zweifelhafte Großereignis, den Beginn der Eroberung eines neuen Kontinents vor zweihundert Jahren, galt es groß zu feiern. Wer ist man denn. Das Jubiläum wurde tatsächlich mit allem Pomp inszeniert. Und mit wohltönenden Reden, mit Musik und Feuerwerk und allerlei Ehrungen. Ich aber, ich habe das offizielle Feierprogramm des Jubiläumsjahres kühl beiseite gelegt und mich für keine einzige der vielen Veranstaltungen angemeldet. Ich wollte stattdessen die Menschen näher kennenlernen, die dieses problematische Jubiäum feiern konnten. Also die Menschen von gegenüber auf dem Globus oder von down under, wie sie selbst ihr Versteck auf der anderen Seite des Erdballs nennen. Also die Menschen unter uns, die – von uns aus gesehen – auf dem Kopf stehen. Dass ich bei meinem Besuch manches Mal den Eindruck haben würde, selbst auf dem Kopf zu stehen, das konnte ich ja nicht ahnen.

Veröffentlicht:
Verlag: edition karo
Genres:
Rezensionen:Lisa Meienhofer, Lausanne/Schweiz 20. 4. 2022 schreibt:

Das Buch von Walter Laufenberg gefällt mir. Er hat eine lässige und trotzdem sehr intelligente literarische Art, die Menschen, die Natur und Situationen zu beschreiben, manchmal Dinge, die man gar nicht beachten würde. Ausserdem ist er sehr sprachgewandt, clever, lustig, spritzig, poetisch und geht auf das Wesentliche zu in seinen Beobachtungen.

Doris Gsell-Urbanek, Triesen/Liechtenstein 9. April 2022 schreibt:

Die Idee, einen Kontinent zu erkunden, um die Vielfalt der Menschen, die ihn bewohnen, kennenzulernen und sie in den unterschiedlichsten Formen wahrzunehmen, ist in meisterhafter Sprache intoniert. Das ist ja nichts Neues bei Laufenbergs Büchern, und doch bin ich jedes Mal wieder fasziniert.


Verlag Edition Karo, Berlin, 2022
ISBN 978-3-945961-24-7
Umfang 132 Seiten, Klappenbroschur
Preis 16,00 €
Kategorie Reiseerzählung
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