964. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Weltweit sind die Bienenkönige unübersehbar: Einer wird Diktator, und das Volk hat ihm willenlos zu gehorchen. Egal, wie die Herrschaft zustande gekommen ist, durch Erbfolge oder Wahl, Gottes Fügung oder Aufstand, es entwickelt sich eine Art Bienenstaat mit klar verteilten Rollen für die sammeleifrigen Bienen und die Drohnen, beherrscht von der allein bestimmenden Bienenkönigin bzw. dem Bienenkönig. Die Bienen zeigen uns, wie’s geht: Wenn ein Bienenvolk seine Königin verliert, droht ihm der Untergang. In dem Moment zeigt sich die Überlegenheit dieser Staatsform. Weil einige Bienen schnell reagieren. Diese Clique sucht aus dem Vorrat an Larven eine besonders kräftig aussehende aus. Diese Larve erhält dann Gelée Royale, eine nährstoffreiche Substanz, die sie stärker und langlebiger macht und den Körper einer gewöhnlichen Biene in den etwas größeren einer Königin verwandelt. Im Bienenstaat wird Größe also nicht geboren oder gewählt, sondern intern gemacht. – Happy future!

Wer Bier sein täglich Brot nennt, kann sich auf Sprachforscher berufen, die herausgefunden haben, dass Bier und Brot viel Gemeinsames haben. Beide basieren auf Gärungsprozessen bei Getreide, beide Begriffe sind vom indogermanischen bhreu oder bhrew für das Vergären abzuleiten. Das ist dann zum neuhochdeutschen Verb brauen und zum Brot geworden. Wohl bekomm’s!

Der Urmensch soll das Sprechen erst durch den aufrechten Gang gelernt haben, weil das den Kehlkopf etwas hintenrunter in eine bessere Lage rutschen ließ. Und erst als er waffen- und jagdkundig genug war, sich weitgehend von Fleisch zu ernähren statt permanent Pflanzen kauen zu müssen, entwickelten sich seine gewaltigen Kaukiefer allmählich so zurück, dass eine geräumige Mundhöhle entstand, die sogar Gesangstöne formen konnte. Wenn ich das richtig verstanden habe, muss ich mir wohl Sorgen um unsere Kinder und Kindeskinder machen, für die der Veganismus ja so was wie eine neue Religion ist.

Ein anderer Weg für Universitäten, Exzellenz zu erreichen: Michael Sommer, Professor an der Uni Oldenburg, beklagt in der Welt die massiven Defizite der Studenten beim Lesen und warnt vor einer „Gesellschaft von strukturellen Analphabeten“. An den deutschen Universitäten sei ein allgemeiner Leistungsabfall zu beobachten. Insbesondere Schwierigkeiten beim Lesen erschwerten den Studenten den Universitätsalltag. Jüngere Studenten schafften es laut Sommer nicht mehr, sich mit mittelschweren Texten auseinanderzusetzen. Neben der mangelnden Leseförderung im frühkindlichen Bereich sieht Sommer auch die „Leistungsfeindlichkeit“ in Deutschland als zunehmenden Faktor für das sinkende Niveau. Durch die mangelnde Lesekenntnis sei nicht nur die Leistungsfähigkeit der Studenten verringert, auch das kritische Denken und die Kritikfähigkeit nähmen stetig ab. Sommer meint sogar, dass es besser wäre, die Anzahl der Studenten um etwa die Hälfte zu verringern, um ein funktionsfähiges, universitäres System aufrechtzuerhalten.

Jetzt gibt es im Internet etwas für die Zeitgenossen, die meinen, sie hätten keine Zeit zum Bücherlesen. Man hat ausgerechnet, wie wenige Minuten ein durchschnittlich schneller Leser für ein Buch braucht. Die Ergebnisse gibt es zwar noch nicht für alle Bücher, aber doch schon für viele. Man gibt einfach einen Autorennamen ein, beispielsweise Walter Laufenberg, und schon kann man sehen, dass sich das Buch „Perkeo – der Zwerg von Heidelberg“ in 3 Stunden und 43 Minuten lesen lässt, der dickere Mittelalterroman „Ritter, Tod und Teufel“ wäre in 6 Stunden und 26 Minuten genossen und sogar die umfangreiche „Favoritin zweier Herren“ in nur 7 Stunden und 31 Minuten. Die Nachwirkungen bleiben jeweils viel, viel länger. Also: https://howlongtoread.com

Die Digitaluhr auf meinem Schreibtisch bedrängt mich ungefragt mit der Anzeige: 23.22. Da warte ich prompt auf das Umspringen zu 23.23. Dabei weiß ich, dann ist wieder eine Minute weg, die von 23.22 zu 23.23, eine Minute, die zwar in so belanglosen Zahlen auftritt, sich jedoch damit wichtig macht, dass sie nie mehr wiederkommt. Womit sie sich als was Einmaliges zeigt, nämlich als eine ganze Minute von meinem in der Gesamtzahl der Minuten begrenzten Leben. – Ach, jetzt ist es überm Notieren schon 23.25 geworden. Also alles schon nicht mehr wahr?

Als der Bonner Prominenten-Fotograf Jupp Darchinger mich 1983 in Berlin vor dem Reichstagsgebäude aufgenommen hat, war ich dabei, den Staatskanzlei-Roman „So schön war die Insel“ zu schreiben. Heute gilt das Buch schon als wichtige Dokumentation einer längst vergangenen, ganz anderen Welt, nämlich der letzten Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer. Das gebundene Buch ist längst vergriffen, aber immer wieder mit etwas Glück im antiquarischen Handel zu finden. Und der Kopenhagener Saga-Verlag hat es als ebook auf den Markt gebracht, selbstverständlich auf Deutsch. Siehe

So schön war die Insel

 

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