962. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

Nicht genug damit, dass wir Probleme mit der vor allem aus Amerika kommenden Anglizismenflut haben, jetzt stöhnen die Amerikaner selbst schon über die vielen Britizismen, die sich bei den Jüngeren in das amerikanische Englisch eingenistet haben. Am häufigsten werde „bonkers“ (dt. „absurd“) verwendet. Weitere Britizismen seien „amongst“ anstelle des amerikanischen „among“ („inmitten“), „queue“ anstatt „line“ („Warteschlange“) und „cheers“ im Sinne von „danke“.

Zahlen hinterlassen wir wie Kaninchen Küttel. Unsere Zustimmung wird gezählt mit Likes oder Followers, unsere Zugriffe und Besuche addieren sich als Hits und Visits. Wenn wir fernsehen, machen wir Quote, mit jedem Einkauf verändern wir den Zufriedenheitsquotienten. Und mit der Liebe beeinflussen wir den Vermehrungsindex. Was wir auch tun oder lassen, wir sind der Prozentsatz von etwas, an das wir dabei nicht gedacht haben. Und dass wir dabei sind, mit der totalen Digitalisierung das letzte Quäntchen Freiheit zu verlieren, daran zu denken haben wir überm permanenten Kütteln keine Zeit.

Die Zeitung Welt verrät uns, dass Hitler schon 1925 von Volksgenossen und Volksgenossinnen gesprochen, also gegendert habe. Auch der Ausdruck Parteigenossen und Parteigenossinnen sei bei ihm schon üblich gewesen. Wenn diese Doppelung damals auch noch nicht als Genderei empfunden worden sei. Das passt zu der erstaunlichen Tatsache, dass Hitler die deutsche Schrift verbieten ließ und stattdessen generell die international übliche lateinische Schrift einführte. Kann wohl alles mit dem natürlichen Bedürfnis von Machthabern erklärt werden, bei möglichst vielen Menschen in aller Welt anzukommen.

In Göttingen das Ortsschild auf dem Bahnsteig des Hauptbahnhofs  gelesen: Göttingen – Stadt, die Wissen schafft. Da guckt man zweimal hin, weil man zunächst geneigt ist zu lesen: Göttingen – Stadt der Wissenschaft. Was aber nicht da steht. Also ein toller Sprach-Gag. Obwohl er, genau genommen, die Bedeutung Göttingens ein wenig einengt. Denn das Schaffen von Wissen allein ist wenig im Vergleich zu dem Begriff Wissenschaft. Gehört zur Wissenschaft doch neben viel Wissen zumindest auch das Damit-Umgehen-Können, also das Fragen-Stellen, das Zusammenhänge-Finden sowie das Ordnen, Vermitteln und Konservieren von Wissen. – Aber wie sollte man all das auf so ein kleines Ortsschild bringen?

Immer geht es um „erneuerbare Energien“. Pech, dass es die überhaupt nicht gibt. Energie kann nicht erneuert werden. Wenn ich Öl verheize, verwandle ich es in Wärme. Das Öl ist zwar weg, aber die Wärme ist da. Anders bei Energiequellen, die niemals versiegen, wie Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme. Die Energie, die wir dort zapfen, ist tatsächlich weg, wenn wir mit ihr geheizt haben. Erneuerbar ist sie aber nicht, es kommt – zum Glück -– nur immer weitere Energie nach. Also ist der Begriff erneuerbare Energie falsch. Doch unsere Politiker reden uns ungerührt dummes Zeug ein, und bringen es sogar in Gesetze. Da ist ein Hinweis auf Karl Kraus angebracht, der schon wusste, dass eine falsche Ausdrucksweise das falsche Denken entlarvt.

Wenn uns versprochen wird, man werde die illegale Einwanderung jetzt wirklich ganz energisch reduzieren, indem man die Kontrollen an den Grenzübergängen mit mehr Personal verstärkt, ist das bloß ein Hinweis für die Schleuser, dass sie ihre Preise erhöhen können. Wird damit doch bei einem Land mit 4.000 km Außengrenze die Kenntnis der geheimen Pfade über die grüne Grenze immer wertvoller.

Zum 80-Jährigen des Kriegsendes hier das Buch über die zwei führenden Männer, die man kleingekriegt hat, nachdem sie viel zu lange die Großen dargestellt hatten. Das ist ein Stück höchst aktueller Literatur. Haben jetzt doch weltweit wieder die Kriegsherren das Sagen, und das ohne jede Rücksicht auf das Interesse ihrer Völker. Anlass genug, auf das Buch „Zwei vor Zwölf“ hinzuweisen. Es schildert, was die zwei mächtigsten Männer des untergehenden Dritten Reichs im Schicksalsjahr 1945 in ihrer Verzweiflung anstellten, um ihre Haut zu retten. Der größte Judenhasser, Heinrich Himmler, agierte plötzlich als Judenretter. In allen Einzelheiten belegt. Und Adolf Hitler ließ sich höchstwahrscheinlich von einem tumben Schauspieler doubeln. Eine von zahlreichen Fakten gestützte These, die nicht widerlegt ist. Ein Buch voll erstaunlicher Einblicke aufgrund umfangreicher Recherchen. Es zeigt, dass zum Glück auch den stolzesten Machthabern irgendwann die Stunde schlägt. Das ist mehr als gehobene Unterhaltung, und es lässt auf friedlichere Zeiten hoffen. Siehe https://www.netzine.de/book/zwei-vor-zwoelf/….

 

 

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