Passiertes! – Passierte es?
Amerikanische Forscher haben bei der Untersuchung von 160.000 Filmen aus den Jahren 1970-2020 herausgefunden, dass darin immer mehr über das Morden und Töten gesprochen wird. Die Begriffe „kill“ und „murdered“ werden inflationär gebraucht. Die Sprache wird immer gewaltvoller. Das heißt, dass die Filmproduzenten in steigendem Maße auf Gewalt setzen, um ihre Produkte attraktiv zu machen. Für Filmfans keine Neuigkeit. Die würde daraus erst, wenn diese Untersuchung verglichen würde mit Untersuchungen von Kriminologen und Psychologen über die sich vor allem bei Jugendlichen ständig absenkende Hemmschwelle vor dem Einsatz tödlicher Gewalt.
Früher galt in Deutschland das Militär als die Schule der Nation. Diese Rolle hat längst das Fernsehen übernommen. Und mit welcher Penetranz: Kaum noch ein Fernsehfilm, in dem wir nicht an das regelmäßige Zähneputzen erinnert werden.
Die neue Dreistigkeit, mit der manche Stadtväter und Uni-Rektoren befehlen, wie wegen angeblicher Gendergerechtigkeit bei ihnen geschrieben werden soll, mit Sternchen und Strichen und unaussprechlichem Zeug, hat der frühere Bundespräsident Joachim Gauck einmal in einem öffentlichen Vortrag als „betreutes Sprechen“ gebrandmarkt. Damit hat er noch sehr vorsichtig getadelt, was in Wahrheit eine Amtsanmaßung der Stadtväter und Uni-Rektoren ist. Die ist nach § 132 StGB strafbar und führt zu Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft. Eine Rigorosität, die unbedingt berechtigt ist; denn wer befehlen kann, wie zu sprechen ist, der wird bald auch befehlen, was zu sagen ist.
Da lese ich bei Facebook: „Ich teile das Bild …“ und schüttel mich vor Schreck. Meint das deutsche Wort teilen doch, dass man aus einem Ganzen mehrere Stücke macht. Der aus dem Englischen übersetzte Befehl teilen meint das jedoch nicht, sondern wird für mitteilen verwendet. So wird unsere Sprache verkrüppelt. Das ist die moderne Form von Kolonialismus.
Dichter und Bauer, das sagt sich so leicht. Bilden die beiden doch das Gespann, das sein Volk ernährt, geistig und körperlich. Obwohl die beiden darüber hinaus gemeinsam haben, dass sie auch Mist produzieren, sind wir in Deutschland so dreist, einen deutlichen Unterschied zu machen: Der Bauer erhält 46 % seines Einkommens durch Direktzahlungen und Zuschüsse aller Art, der Dichter 0 %. Da ist es kein Wunder, dass wir kulturell verarmen. Aber das wird ja durch Importe amerikanischer Machwerke ausgeglichen.
Der singende Schuhmacher Hans Sachs müsste in unserer Zeit mit Auftrittsverbot wegen Diskriminierung rechnen. Das zeigen uns die Schlusszeilen aus seinem langen Gedicht Das bittersüße ehlich’ Leben, die der Ehekarussell genannte Hans-Sachs-Brunnen in Nürnberg trägt: Mein Frau ist mein getreuer Freund, oft worden auch mein grosser Feind. Mein Frau sittsam ist und gütig, sie ist auch zornig oft und wütig. Sie ist mein Tugend und mein Laster, sie ist mein Wund und auch mein Pflaster. Sie ist mein Herzens Aufenthalt und machet mich doch grau und alt.
Mannheim ist geschockt. Im letzten Jahr wurde ein Polizist auf dem Marktplatz erstochen, jetzt hat ein Autoraser Passanten auf dem Paradeplatz zu Tode gefahren. Die Stadt, die eigentlich ihre besondere Bedeutung als Stadt der großen Erfindungen von Auto, Fahrrad und Traktor genießen will, kommt nicht von den Gewaltdaten los, seit der Student Karl Ludwig Sand im März 1819 in der Stadtmitte den beliebten Schriftsteller August von Kotzebue erstochen hat, wofür er im Mai 1820, ebenfalls mitten in der Stadt, enthauptet wurde. Diese beiden Tode waren bisher die größten Ereignisse in der noch kurzen Geschichte Mannheims. Sensationen, die ihr die größte weltweite Aufmerksamkeit eingebracht haben. Ich habe diese beiden Großereignisse sowie was zu ihnen geführt hat und was für Auswirkungen sie hatten, nach intensiven Recherchen in dem Buch „Hotel Pfälzer Hof“ dargestellt. Ein wirklich historischer Roman, der offensichtlich aktuell bleibt. Und das nicht nur, weil alle in ihm präsentierten Personen authentisch sind: der Täter, das Opfer, der Richter, der Henker und die brav-biedere Bürgerschaft, die nur leben und ihrer Arbeit nachgehen will. Siehe:
https://www.netzine.de/book/hotel-pfaelzer-hof/?grid_referrer=4078