Passiertes! – Passierte es?
Eine Binsenweisheit ist, dass alles, was wir tun, Vor- und Nachteile hat. Aber wenn einer so kühn wäre zu behaupten, das gelte auch für die Klimaveränderung, würde er wohl mehr Nachteile als Vorteile zu spüren bekommen. Dabei ist doch unübersehbar, dass es neben Tieren und Pflanzen, denen das Aussterben droht, auch Tiere und Pflanzen gibt, die Profiteure der Veränderungen sind, wie Moskitos und Algen. Sie gegen die schwindenden Eisbären und Fichten aufzurechnen, ist allerdings unattraktiv. Schon besser wirkt das Argument, dass die Grönländer durch das Abschmelzen des Eises immer mehr Nutzland gewinnen und die Leute auf Spitzbergen demnächst ihre Toten, statt sie nach Norwegen zu verschiffen, auf ihrer Insel beerdigen können, in heimischer Erde, weil die endlich nicht mehr zu hart gefroren sein wird für die Schaufeln der Totengräber.
Die deutsche Sprache wird von immer mehr Seiten in Bedrängnis gebracht. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Flut an unnötigen Anglizismen und das dämliche Gendern. Ab diesem Sommer wird es in Frankfurt am Main schon erste Gerichtsverfahren auf Englisch geben, und in Brandenburg stellt man voller Stolz fest, dass immer mehr Schulen Unterricht in Polnisch anbieten, zum Teil sogar als Pflichtfach. Die TU München unterrichtet 70 von 111 Masterstudiengänge nur noch auf Englisch, die renommierte Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ bietet nur noch für 5 % der Artikel eine Übersetzung ins Deutsche, und in 21 % der Familien von Kindern bis 14 Jahren spricht man in Deutschland eine andere Sprache als Deutsch.
Da war jemand so frei und hat am hellen Sonntag-Mittag in Mannheim ein Großplakat der FDP abgerissen. Wenn ich den gesehen hätte, dann – ja, dann hätte ich ihn darauf hinweisen können, dass solche Plakate und die darauf gezeigten Gesichter doch nur noch schmückendes Beiwerk sind in der schönen neuen Welt, die von Männern wie Elon Musk beherrscht wird, im Zusammenspiel mit Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Sam Altman, Tim Cook, Sundar Pichai, Shou Zi Chew und Larry Fink. Und all diese Herren, die unser Leben dirigieren, werden nicht auf Plakaten vorgestellt, weil sie sich nicht die Mühe machen, sich von uns wählen zu lassen.
Unsere Spitzenpolitiker wetteifern darin, Englisch zu sprechen. Und merken nicht, dass sie sich damit lächerlich machen. Sprechen sie doch immer im Namen des deutschen Volkes, und dessen Sprache ist Deutsch. Da zeigen die Politiker in Frankreich und Spanien mehr Rückgrat. Kann ja sein, dass unsere Politiker sich so dem Stil der Berliner Gastronomie anpassen wollen, in der man neuerdings vorgibt, nur noch Englisch zu verstehen. Wie heißt es in dem Gassenhauer des Franz von Suppé „Du bist verrückt, mein Kind, du musst nach Berlin. Wo die Verrückten sind, da jehörste hin.“
Dachentdecker. Die Hersteller elektrisch betriebener PKW kommen allmählich darauf, als erste Unterscheidung zu sehen: Garagenstehzeug oder Straßenstehzeug. Und weil das Straßenstehzeug, kurz SSZ, mit über 80 % die Mehrheit darstellt, verpasst man ihm demnächst ein Dach mit Sonnenkollektoren. Was die an unvermeidlichem Zusatzgewicht bringen, spart man an Akkulast ein, ganz abgesehen von der Strom- und Platzersparnis.
Die Haare sind das Einzige, das wir für die Ewigkeit produzieren. Wenn wir das außer Acht lassen und den rundum glattrasierten Kopf zeigen, posieren wir als Werbefiguren für die Vergänglichkeit. – Ich gratuliere.
Wer meine leicht spöttischen Randbemerkungen zum Alltag bis hierher genossen hat, der möchte vielleicht auch mal „was Richtiges“ von mir lesen. Ich empfehle meinen Kulturthriller „Hypogäum – Triumph der Venus von Malta“. Touristen im Streit mit der örtlichen Polizei, entlarvte Frömmigkeit, Bootsflüchtlinge, Drogengeschäfte, Sex. Hoch informativ, aktuell und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Näheres und Leseprobe hier:
https://www.netzine.de/book/hypogaeum-triumph-der-venus-von-malta/?grid_referrer=4078