953. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

In England kämpft man gegen die Bequemlichkeit an, den Apostroph wegzulassen. Dort wird auf Straßenschildern aus „King’s Place“ die Bezeichnung „Kings Place“. Kein Wunder, nachdem der Apostroph massenweise nach Deutschland exportiert wurde. Wo er aus Unterwürfigkeit unter die englische Sprache so willkommen ist, dass er uns auf die Nerven geht, wenn aus dem „Königsplatz“ auf einmal „König’s Platz“ wird. Oder wenn wir lesen: Alle „Auto’s“ und „Job’s“…

Oh doch, Stadtentwicklung findet bei uns statt: Da, wo die Buchhandlung war, in der ich in den letzten Jahren so manches Buch gekauft habe, ist jetzt ein Friseurladen. Man kann halt so und anders was für den Kopf tun. Und die Mehrheit entscheidet in der Frage, was das Richtige ist.

Unübersehbar ist, dass bei uns die Erwachsenen fast nur noch Filme und Filmchen anschauen, im Internet und Fernsehen, und die Kinder fast nur noch die Stummeltexte in Comics lesen können. Bildchen, Bildchen über alles. Mit der deutlichen Abkehr von der Schriftkultur erleben wir jetzt den Höhepunkt der uns seit Jahrzehnten verordneten amerikanischen Leitkultur.

Wir Deutschen, gelernte Untertanen, werden immer brauchbarer. Das Kaiserreich und die beiden Diktaturen haben uns geprägt und wirken nach. Deshalb fiel es überhaupt nicht schwer, uns den Sicherheitsgurt und den Motorradhelm aufzuzwingen. Man hat uns ohne große Mühe die Mülltrennung beigebracht und das Rauchen ausgetrieben, so nebenbei auch die Rechtschreibung, und hat uns zur Kontrolle an Handy und Plastikgeld gekettet. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht für die CO2-Vermeidung auch noch vom Silvesterböllern, Fleischessen, Rülpsen und Furzen abgebracht werden könnten.

Wer noch einen guten Vorsatz für das Jahr 2025 braucht, bitte sehr: Wenn du den Eindruck hast, dass deine Freunde und Verwandten deinen Ansprüchen nicht mehr genügen, ist es Zeit für einen rigorosen Wechsel. Also –  ändere dich!

29 Jahre NETZINE. Eine völlig ungewöhnliche Hartnäckigkeit für eine Literaturzeitschrift. Nur so zu erklären: Weil das NETZINE kein kommerzielles Unternehmen ist, kann es nicht kaputtgehen, solange der Autor nicht kaputtgeht. Und den hält aufrecht, dass er von Jahr zu Jahr immer mehr anspruchsvollen Lesern ein Begriff wird. Sogar ohne das übliche Gemauschel der Kultur-Funktionäre. Nur natürlich, dass für einen Schriftsteller, der ja für alle Menschen schreibt, die neuesten Meldungen über die Weltbevölkerung aufregend sind: Die Anzahl der Menschen auf der Erde hat sich seit dem 2. Weltkrieg mehr als verdreifacht und steigt weiterhin. Also gibt es immer mehr potentielle Leser im gereiften Alter. Das heißt, es ist für mich als Autor nicht nötig, auf Kinderei, Klimbim und Krimi zu setzen. Man kann also noch hoffen, dass die Zukunft der anspruchsvollen Literatur gehört.

Weil ich immer wieder danach gefragt werde: Ja, auch von mir ist einmal das, was man meist großspurig als die persönliche Lebensphilosophie bezeichnet, als Buch erschienen. Doch aus Unverstand hat der Verlag ihm den saloppen Titel „Ratgeber für Egoisten“ gegeben und es mit Karikaturen von Manfred Limmroth „geschmückt“ (Verlag Rasch und Röhring, Hamburg 1987, broschiert 192 Seiten). War ja auch ein gewitztes Buch, durchgehend in einem ironischen Tonfall geschrieben, dabei rücksichtslos in den genannten Fakten. Es wurde in der Presse begeistert aufgenommen. Und ein amerikanischer Student hat mit einer Arbeit über dieses Buch an der Arizona State University in Phoenix seinen Master of Arts (M.A.) gemacht. Dieser „Ratgeber für Egoisten“ ist längst vergriffen, bloß hin und wieder in Antiquariaten zu finden. Aber ich habe eine aktualisierte und erweiterte Neuausgabe erarbeitet, die allerdings nur online zu beziehen und zu genießen ist. Siehe:
https://www.netzine.de/book/ich-ist-top-selbstbewusst-ueberlegen-und-sozial-aus-egoismus/?grid_referrer=4078

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