950. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

So vehement, wie derzeit das Thema Klimawandel diskutiert wird, erscheint mir das schon als eine Entlastungshaltung. Wären wir doch total verzweifelt, wenn wir mit Sicherheit wüssten, dass der Klimawandel überhaupt nichts mit unserem Verhalten zu tun hat, also unvermeidlich als eine Katastrophe über uns kommt, die wir nicht im Geringsten abmildern können. Dann doch lieber: Mea culpa.

Bei Facebook, dem Dorado der Schreiber, denen alle Regeln fremd sind, fand ich einen Hinweis auf die Bedeutung richtiger Zeichensetzung. Es ging um Kommas, die man nur ja nicht weglassen darf, wenn man soherum und nicht andersherum verstanden werden will. Der Beispielsatz hieß: Der Mann sagt die Frau kann nicht Auto fahren.

Was es nicht alles gibt. Bei einem medienpolitischen Kongress in Stuttgart empfahl ein Medienwissenschaftler, das neue Schulfach „Digitale Medienkompetenz“ einzuführen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann forderte auf dem Kongress, dass sich die Schulen mit Fragen beschäftigten wie: „Wo wählen Algorithmen aus, was ich zu sehen kriege? Wo mischt KI in Text und Bildern mit?“ Er schlug vor, dafür Unterrichtszeit in anderen Fächern einzusparen, zum Beispiel bei der zweiten Pflicht-Fremdsprache. „Das brauchen wir heute nicht mehr. Ich stecke mir einen Knopf ins Ohr und mein Telefon übersetzt – egal ob mein Gegenüber Spanisch, Polnisch oder Kisuaheli spricht“, sagte Kretschmann. Damit spricht er mir aus der Seele, und das ohne Knopf.

Ich lese in der Zeitung, dass die Managergehälter der sämtlichen Vorstandsmitglieder der DAX-Konzerne um durchschnittlich 11 % gestiegen sind. Das bestätigt für mich die goldene Regel meines Großvaters: „Der Teufel scheißt immer auf einen großen Haufen.“ Aber dass die Gehälter der Vorsitzenden dieser Unternehmenszentralen sogar um 16 % gestiegen sind, finde ich besorgniserregend. Lässt das doch die Herren in ein zu tiefes Loch fallen, wenn sie in Rente gehen, weil die Renten nur um 3,5 % steigen. 

Etwa 250 Jahre liegt es zurück, dass es für die Dichter des Göttinger Hainbunds keinen größeren Dichter gab als Friedrich Gottlieb Klopstock, der von 1724  bis 1803 gelebt hat. Doch für uns Heutige ist der Mann längst archiviert als einer der Begründer der Empfindsamkeit – und kein Mensch liest noch seine Werke. Wer kann dieses aufwendig Gedrechselte noch genießen? Klopstock ist, wie viele andere, ein Opfer der Wandlungsfähigkeit unserer Sprache. Dabei hätte der Mann, der den Wert von Bildung betonte, uns durchaus was zu sagen. Seine Vorstellung von einer Republik mit Gelehrten an der Spitze und eingeschränktem Stimmrecht für den Pöbel würde heute wohl besser funktionieren als all die heutigen Republiken mit Milliardären an der Spitze und der von den Sozialen Medien manipulierten Stimme des Volkes.

Vor der Jahrtausendwende war die große Technikfrage: Wie werden unsere Alltagsgeräte Telefon, Uhr, Computer, Musikkassette und Kamera zu Kombinationen zusammenfinden, und was wird schließlich das Gerät sein, das übrig bleibt? Dann trat das Handy seinen großen Siegeszug an, und im Smartphone war endlich alles und noch viel mehr vereinigt. Aber was ist nun? Der Verkauf geht seit einigen Jahren zurück, weil wir unsere Handys immer länger benutzen. Da stellt sich die Technikfrage neu: Womit wird man uns morgen als Käufer auf Trab bringen?

Schon so oft erlebt, und doch immer wieder erregend. Denn daran gewöhnt man sich nicht: Ein Paket vom Verlag bekommen, es öffnen und das fertige neue Buch, an dem man jahrelang gearbeitet hat, in die Hand nehmen. Mit dem Daumennagel die Schutzfolie aufritzen, keine Zeit, erst ein Messerchen zu holen, und den Schutzumschlag betrachten. Dieses tiefe Purpurrot auf sich wirken lassen. Glück hat viele Gesichter, in dem Moment tritt das Glück als Buch auf. Also vervielfältigt. Jetzt überall im Buchhandel und auch direkt beim Verlag zu bestellen (info@salonliteraturverlag.de). Hier ein erster Blick auf und in das Buch: https://www.netzine.de/book/weinkumpane/?grid_referrer=4078

 

 

 

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