948. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Eine Frau, die in einer Feierstunde den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennimmt, bedankt sich dafür mit einer Rede, in der sie zur Lieferung von mehr Waffen und Munition in die Ukraine auffordert. Wohlgemerkt beim Friedenspreis. Da fragt sich manch einer: Ist das naiv oder nur absurd? Und andere antworten: Wenn die Faust dem Auge zu nahe kommt, drückt man reflexartig ein Auge zu.

Auf dem Schild einer bayerischen Arztpraxis gelesen: Facharzt für Traumatisierte, Frustrierte, Labile, Timide und Knirscher. Das heißt, den kleinen Rest der Bevölkerung, müssen sich all die übrigen Ärzte teilen. Die Ärmsten!

Bücher lesen? Wozu? – Wissenschaftler der Yale-Universität haben in einer Studie festgestellt, dass dreieinhalb Stunden Lesen pro Woche das Sterberisiko um 23 Prozent verringert. Das bringt mich ans Rechnen, sehe ich doch die Chance, schon mit einigen Stunden Lesen pro Tag unsterblich zu werden. Und ich Dummkopf bemühe mich bisher um dieses Traumergebnis mit einigen Stunden Schreiben pro Tag – was bekanntlich viel anstrengender ist.

Und wieder hat der Bund der Steuerzahler sein Schwarzbuch der öffentlichen Verschwendung herausgebracht. Hundert Fälle krasser Fehlentscheidungen bei Investitionen, die Millionen und sogar Milliarden Euro in den Sand gesetzt haben. Eine haarsträubende Lektüre. Ein Glück nur, dass man sich ein ganzes Jahr lang von diesem Schock erholen kann, bis zuverlässig das nächste Schwarzbuch der öffentlichen Verschwendung erscheint, das dreiundfünfzigste.

In unserer geldgeilen Gesellschaft werden uralte Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf gestellt. Für Erspartes kriegte man bis vor zwei Jahren keine Zinsen mehr, stattdessen wurden einem Strafzinsen vom Kapital abgezogen. Und neuerdings erlebt man immer öfter, dass Geschäfte kein Bargeld annehmen. Wissenschaftler bekommen kein Honorar mehr, wenn sie ihre neuesten Erkenntnisse in den zuständigen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen; sie müssen im Gegenteil dafür zahlen, dass sie aufklären dürfen. Und immer mehr Buchverlage kommen darauf, die Autoren dafür zur Kasse zu bitten, dass die Verleger mit den Arbeitsergebnissen der Schreiber gute Geschäfte machen dürfen. Offensichtlich ist die Balance von Angebot und Nachfrage gestört: Die Einen haben zu viel Geld, die anderen zu viele Erkenntnisse, und zu viele Leute meinen, Schriftsteller zu sein.

Ist das Wort launisch ein Musterbeispiel für krassen Bedeutungswandel? In dem berühmten Gedicht „Die Forelle“ von Christian Friedrich Daniel Schubart heißt es: „In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil’ die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil.“ Wobei launisch für gut gelaunt stehen sollte. Denn damit meinte Schubart sich selbst als freien Mann, der ahnungslos wie die Forelle dem Herzog Karl Eugen von Württemberg 1777 an den Haken ging, was ihm zehn Jahre Kerker ohne Anklage und ohne Verurteilung einbrachte. Kein Bedeutungswandel. Auch im 18. Jahrhundert hieß launisch so viel wie schlecht gelaunt. Daneben gab es damals bereits das positive Wort launig. Genau das hatte Schubart gemeint und nur versehentlich verpasst. Siehe https://www.netzine.de/idee-fur-ersteinsteiger/schubart/

Von 2002 bis 2014 gab es den „Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis“, einen Bund von über 100 Schreibern. Er zerbrach an der Streitfrage, ob man E-Literatur mache oder U-Literatur. Man hatte übersehen, dass diese Zweiteilung bereits überwunden war. Weil Unterhaltung inzwischen als ein ernstzunehmendes Bedürfnis gesehen wurde, das durch besondere Inhalte und Gestaltung auch niveauvoll geboten werden kann. Heute gilt in der Literaturwissenschaft die Dreiheit von Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur. In der ersten Kategorie wenden sich Verlage vor allem an Berufsrezensenten. In der dritten Kategorie bedient man die Bedürfnisse und vorgefassten Meinungen der breiten Masse, vor allem mit Krimis und Schmonzetten. In der zweiten Kategorie sind meist kleinere Verlage mit sprachlicher Ambition, Information und Sinnvermittlung tätig. Das garantiert zwar keine hohen Umsätze, bringt jedoch den Lesern am meisten. Typisch dafür ist mein Roman „Die Sünderin. Wien 1683“. So aktuell wie ergreifend, so spannend wie informativ. Hier die näheren Informationen:

https://www.netzine.de/book/die-suenderin-wien-1683/?grid_referrer=4078

 

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